Krankheitsbericht
Anamnese
Der Patient wurde wegen einer Umfangsvermehrung im Präputial-/ Nabelbereich eingestellt.
Signalement
Bei dem Tier handelt es sich um ein Mastschwein der Deutschen Landrasse, es ist weiß, männlich und kastriert. Das Gewicht beträgt ca. 100 kg, was einem Alter von 5-6 Monaten entspricht. Das Tier trägt die Ohrmarken-Nummer X.
Status praesens
Allgemeine Untersuchung
Das Tier steht aufrecht und belastet alle vier Gliedmaßen gleichmäßig. Es verhält sich ruhig und weniger interessiert als seine beiden Boxgenossen, nimmt aber an seiner Umgebung teil. Sowohl Pflege- als auch Ernährungszustand sind gut.
Die Körperoberflächentemperatur nimmt physiologisch zu den Extremitäten hin ab, die Körperinnentemperatur betrug rektal gemessen 38,6°C und stieg während der Untersuchung auf 39,2°C an ( physiologisch: 38,0-39,0°C ).
Spezielle Untersuchung
Haarkleid und Haut
Das Haarkleid des Tieres ist dünn, kurz und glatt anliegend. Die Haut ist glatt, unbeschädigt und frei von Juckreiz. Der Hautturgor ist gut, eine aufgezogene Hautfalte verstreicht sofort.
Lymphknoten
Lymphknoten sind bei dem Schwein nicht palpierbar.
Zirkulationsapparat
Die KFZ liegt unter zwei Sekunden, die Herzfrequenz beträgt 104 Schläge in der Minute
( physiologisch: 60-80 Schläge/min.). Das Herz schlägt regelmäßig, die einzelnen Schläge sind deutlich abgesetzt und die Intensität ist deutlich. Nebengeräusche werden nicht gehört.
Die Konjunktiven sind rosa, die Skleralgefäße sind deutlich sichtbar, scharf begrenzt und nicht injiziert.
Respirationsapparat
Die Atemfrequenz liegt bei 36 Zügen in der Minute ( physiologisch: 8-18 Züge / min.), bei costo-abdominalem Atemtyp.
Digestionsapparat
Während der Untersuchung nimmt das Schwein ohne Anzeichen von Schmerz geringe Mengen Stroh auf, das Abdomen ist palpatorisch weich und schmerzfrei. Es wird mehrfach Kot von physiologischer Farbe und Konsistenz abgesetzt.
Bewegungsapparat
Während der Untersuchung läuft das Tier zügig und beschwerdefrei in seiner Box umher, in ruhigen Momenten liegt es viel. Die Gelenke sind trocken und die Klauen in gutem Zustand.
Urogenitaltrakt
Zur Zeit der Adspektion wird im Sitzen und während der Untersuchung auch im Stehen stoßweise Harn von physiologischer Menge und Farbe abgesetzt. Dabei zeigt das Tier keine Anzeichen von Schmerz. Die Umfangsvermehrung im Präputialbereich ist weich, schmerz-frei, fluktuierend, und es lässt sich Harn ausdrücken. Die Präputialwand ist von unveränderter Dicke und Konsistenz, und auch die Oberflächentemperatur entspricht dem physiologischen Wert. Der Nabel ist von der Umfangsvermehrung nicht mitbetroffen.
Nervensystem
Das Schwein verfolgt die Untersuchung ruhig und wenig interessiert, lässt sich aber gut mobilisieren und nimmt seine Umwelt optisch und akustisch wahr.
Zusammenfassung der Symptome
Das Schwein hat eine Umfangsvermehrung des Präputiums, die sich durch Ausdrücken von Harn kurzzeitig beseitigen lässt. Das Tier verhält sich ruhig und liegt viel. Atem- und Herz-frequenz sind während der Untersuchung erhöht.
Diagnose
Das Schwein leidet an einer Divertikeldilatation mit Harnretention.
Differentialdiagnose
ŸPosthitis mit Phimose
kann aufgrund fehlender Anzeichen von Schmerz, Rötung, vermehrter Wärme oder
Funktionsverlust ausgeschlossen werden.
ŸPräputialödem nach Kastration
kann ausgeschlossen werden, da die Kastration dieses Mastschweines schon längere Zeit
zurückliegt.
ŸTrauma
kann aufgrund fehlender Anzeichen von Schmerz, Rötung, vermehrter Wärme oder
Funktionsverlust ausgeschlossen werden.
ŸNabelabszess
kann ausgeschlossen werden, da der Nabel gesund verwachsen und von der Umfangs-
vermehrung nicht mitbetroffen ist
Prognose
Da die häufige Komplikation eines Präputialbeutelgeschwüres nicht eingetreten ist, ist die Prognose für das Leben des Tieres günstig. Da es sich um ein Mastschwein handelt, bei dem mögliche Probleme des Ausschachtens nicht die gleiche Relevanz wie bei einem Deckeber einnehmen, ist auch die Prognose der Nutzung gut.
Prophylaxe und Therapie
Da die Ursache dieser Erkrankung noch nicht bekannt ist, ist eine Prophylaxe nicht möglich. Für die Behandlung kommt, soweit überhaupt erforderlich, die Exstirpation des Präputial-beutels in Frage.
Epikrise
Das Mastschwein weist neben Tachykardie und Tachypnoe eine Umfangsvermehrung im Präputialbereich auf, die als Divertikeldilatation diagnostiziert wurde. Da das Allgemeinbe-finden des Schweins dadurch nicht beeinträchtigt wird und auch keine Komplikationen ent-standen sind, ist eine Therapie nicht notwendig. Das Schwein kann ohne Beeinträchtigung sein Schlachtgewicht erreichen und seinem Verwendungszweck zugeführt werden.