Obduktion-17 - Rind: Endocarditis valvularis thrombaticans

 

 

O B D U K T I O N S B E R I C H T

 

 

 

 

 

 

A. Nationale des Tieres

 

 

Bei dem zu untersuchenden Tier handelt es sich um ein verstorbenes fünfjähriges, schwarzbuntes Rind.  Am rechten Ohr trägt es die gelbe Ohrmarke der Klinik mit der Nummer x und am linken Ohr eine orange Marke mit der Nummer x. Der Körperbau ist rassespezifisch für eine DSB mittleren Rahmens.

 

 

Besitzer, Einsender Auftraggeber

 

.

 

Ort und Zeitpunkt der Obduktion

 

Die Sektion des Rindes wird am 06.05.1996 im Rahmen der Obduktionsübungen zwischen 11.00 und 13.00 Uhr  durchgeführt. Ort des Geschehens ist das Institut für Veterinärpathologie .

 

Untersucher

 

x

 

Zeugen

 

Als Zeugen sind anwesend x, x, x, x und x.

 

 

 

 

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Vorbericht

 

Das Rind ist seit 18.04.1996 in der Klauentierklinik eingestellt mit dem Verdacht auf Fremdkörper und Herzbeutelentzündung. Es leidet unter rezidivierendem Fieber und  zeigt Pansenatonie. Am 22.04. wird eine Probelaparatomie durchgeführt, bei dem ein leerer und atonischer Dickdarm vorgefunden wird. Kurz darauf wird am 02.05.1996 eine Rumentomie durchgeführt, bei der schaumiger Panseninhalt und ein Kunstlederstück im Pansen gefunden werden. In den nachfolgenden Tagen zeigt die Kuh Apathie, Anorexie, Festliegen, hochgradige Anämie und Mastdarmvorfall. Sie bekommt eine Dauertropfinfusion.

Weiterhin hatte die Kuh im sechsten Monat verkalbt.

Am 05.05.1996 gegen 14.30 wird das Rind tot aufgefunden.

 

 

 

B. Beschreibung

 

a) äußere Besichtigung

 

Todeszeitpunkt

 

Das Tier wird ungefähr 20 Stunden nach dem Tode zerlegt.

 

Lage und Zustand der Tierkörpers

 

Es liegt vollständig und in rechter Seitenlage vor.

 

Habitus

 

Sie wiegt 460 kg, zeigt einen stabilen Körperbau, aber einen schlechten Ernährungszustand.

 

Todeszeichen

 

Die Totenstarre ist in Auflösung. Sämtliche Gelenke lassen sich beugen, der Kiefer läßt sich ohne Schwierigkeiten öffnen. Die Augäpfel sind leicht eingesunken, eindrückbar und die Hornhaut ist leicht getrübt.

 

Körperoberfläche

 

Das Haarkleid ist vollständig, bis auf eine 50 mal 60 cm große, ausrasierte Fläche in der linken Flankengegend. Eine ca. 30 cm lange OP-Wunde liegt darin, die mit Nahtmaterial verschlossen ist.

Die Klauen sind alle vier unpigmentiert, zeigen ein hartes Horn und schnabelförmiges Aussehen. Die beiden hinteren Klauenschuhe sind länger als die vorderen.

Das Euter ist unpigmentiert und  besitzt vier Zitzen.

 

 

 

 

 

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Körperöffnungen

 

Am Flotzmaul ist die Schleimhaut teilweise pigmentiert, teilweise unpigmentiert. Sie ist feucht, glatt und glänzend. Aus der Nase entleert sich eine trübe, leicht flockige Flüssigkeit.

Im Maul zeigt sich eine porzellanfarbende Schleimhaut, ebenfalls feucht, glatt und glänzend.

Die Augen sind geöffnet, die Aufäpfel leicht eingesunken. Die Hornhaut ist leicht getrübt und das dritte Augenlid ist vorgefallen. Die Lidbindehäute sind beidseitig porzellanfarben.

Der After liegt in einem geöffneten Zustand von ungefähr 20 cm vor. Durch den Schließmuskel wölbt sich eine ca. 10 cm lange, glänzende, gallertige, kirschrote Masse hervor.

Die Vagina besitzt eine blaßrosarote, feuchte, glatte und glänzende Schleimhaut.

 

 

b) innere Besichtigung

 

 

I. Zustand nach Eröffnen der Haut

 

Unterhautgewebe

 

Das Unterhautfettgewebe stellt sich als eine diffus verteilte, sulzige, gallertige Masse dar, die teilweise punktförmige, stecknadelkopfgroße, rote Flecken aufweist. Am Triel erreicht dieses sulzige Gewebe ein Dicke von fünf Zentimeter.

Das noch feste bestehende Fett ist von talgiger Konsistenz, hellgelb und erreicht im Inguinalbereich eine Dicke von drei Zentimetern. Weiterhin ist eine diffus verteilte Gasansammlung in der Unterhaut fühl- und sichtbar.

 

Muskulatur, Sehnen

 

Die Muskulatur ist von rotbrauner Farbe, beim Anschneiden leicht feucht und in der Konsistenz plastisch eindrückbar.

 

Gelenke und Bänder

 

Bei Eröffnung des linken vorderen Handgelenkes fließt eine klare, gelbliche und fadenziehende Flüssigkeit ab. Die Gelenkoberfläche stellt sich zartrosa, feucht, glatt und glänzend dar.

 

Knochen

 

Die Knochen besitzen knochentypische Festigkeit und sind elfenbeinfarben.

 

Blutgerinnung

 

Die Blutgerinnung ist eingetreten. Beim Anschneiden der Gefäße quellen schwarzrote, geleeartige Massen mit gummiartiger Konsistenzen hervor. Im Herzen sind rote Gerinnsel.

 

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Milchdrüse

 

Aus allen vier Zitzen läßt sich ein weißliches Sekret ermelken; die Ausführungsgänge sind somit durchgängig. Die Sekretqualität ist milchartig. Die Konsistenz des Euters ist drüsenartig und von weiß-rot marmorierter Farbe.

 

 

II. Bauch- und Beckenhöhle

 

Inhalt

 

Als erstes bei der Eröffnung der Bauchhöhle fließen ungefähr zwei Liter einer hellen, klaren und leicht gelblichen Flüssigkeit ab, die mit gallertigen, zwischen fünf und zehn Zentimeter große, gallertige Massen durchsetzt ist. Nach dem Auffangen wird die Flüssigkeit geschüttelt. Es bildet sich spontan ein Schaum auf der Oberfläche, der jedoch instabil ist und rasch wieder verschwindet.

 

Zwerchfell

 

Das Zwerchfell wölbt sich gespannt und kuppelförmig bis zur sechsten Rippe vor. Der muskuläre Anteil ist dunkelrot-bräunlich.

 

Lage der Organe

 

Im kopfwärts liegenden Drittel der Bauchhöhle befinden sich die Leber, ein Teil des großen Netzes und Dünndarmschlingen; im mittleren Drittel ist neben dem großen Netz und Dünndarmschlingen der anfang der Vormägen zu sehen und im schwanzwärts gelegenen Drittel befinden sich außer dem großen Netz, Dünndarmschlingen und dem Rest des Magensystems Dickdarm und Harnblase.

 

Bauchfell

 

Das Bauchfell ist feucht, glatt, glänzend und perlmuttfarben. Es ist frei von fremden Auflagerungen. Es zeigt jedoch stellenweise punktförmige Rötungen, die schon ins Graue übergehen.

 

Netz, Milz

 

Das große Netz ist von fingerdicken, porzellanweißen Fettsträngen spinnennetzartig durchzogen. Es liegt im vorderen Drittel der Bauchhöhle.

Die Milz liegt im mittleren Drittel und fällt durch ihre zungenförmige Gestalt auf. Sie ist ungefähr 30 cm lang, weich-plastisch und wiegt 800 Gramm (=0,17%, welche auch dem physiologischen Gewicht eines gesunden Rindes entspricht). Die Ränder sind leicht abgerundet. Die Milzkapsel ist feucht, glatt, glänzend, von bläulich-grauer Farbe. Von der Anschnittstelle  läßt sich eine himbeerfarbende, dickflüssige Masse abstreichen. Es werden stecknadelkopfgroße Bläschen erkennbar.

 

Magen, Darm

 

Aufgrund der am 02.05.1996 durchgeführten Rumentomie ist noch eine Narbe an der  Pansenwand wahrnehmbar. Die Narbe stellt sich ruhig dar, d.h. sie ist frei von Blutver-

klebungen, o.ä.

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Die Pansenschleimhaut ist grünlich verfärbt und weist ungefähr ein Zentimeter große Zotten auf. Er ist zu Zweidrittel mit Raufaserbestandteilen und bräunlich-schwarzer Flüssigkeit gefüllt.

Die Schleimhaut des sich anschließenden Blättermagens ist von grauer Farbe und mit Hornzapfen besetzt. Zwischen den einzelnen Blätter liegen gut ausgewrungene, grünliche

Futterbestandteile, die als “löser Dürre” bezeichnet werden und Hinweis auf einen schon länger andauernden Fieberprozess geben.

Die Netzmagenschleimhaut ist bienenwabenartig und ebenfalls von grauer Farbe. Ihr Inhalt ist sandig, von schaumiger Konsistenz und braun-roter Farbe.

Im Labmagen tritt eine aufgedunsene Magenschleimhaut zum Vorschein, von grau-bläulicher Farbe und sulziger Konsistenz. Der Inhalt ist von brauner Farbe, flüssiger Konsistenz und teilweise mit Getreidekörnern durchsetzt.

Beim Darm fällt auf, daß er teilweise relativ stark aufgegast ist.

Der Zwölffingerdarm zeigt beim Aufschneiden eine feuchte, glatte und glänzende Schleimhautoberfläche. Sie ist in Falten gelegt. Der Inhalt ist wässrig und grünlich.

Der Leerdarm ist ein eher breiiger und milchig-trüber Inhalt auszumachen, und weist die gleiche Schleimhautoberflächenbeschaffenheit auf.

Im Hüftdarm stellten sich Inhalt und Schleimhaut ebenso dar.

Beim Anschnitt des Blinddarms entströmt ein übelriechendes Gas und ein cremiger, grünlich-schokoladenfarbener Inhalt ergießt sich auf den Sektionstisch.

Im Dickdarm findet sich ein schleimiger, teilweise rötlicher mit Flocken durchsetzter Inhalt. Auch hier ist die Schleimhaut in Falten gelegt.

Der Enddarm weist eine gelbliche, in Falten gelegte Schleimhaut auf. Sein Inhalt ist von schleimiger Farbe und beige-brauner Farbe. In Richtung nach außen befinden sich mehrere fest geformte, hühnereigroße Ballen im Darmkanal, die ebenfalls Hinweis auf eine Fieberphase geben.

 

Gekröse

 

Das Gekröe ist feucht, glatt, glänzend und rosa. Die eingebetteten Gefäße sind stark gefüllt.

 

Leber

 

Die Leber hat ein Gewicht von 15,88 kg (=3,45%; Leber eines gesunden Rindes liegt

zwischen 1,2 bis 1,9%) und liegt im vorderen Drittel der Bauchhöhle dirket hinter dem Zwerchfell. Auf der durchsichtigen Leberkapsel liegen gummiartige, abstreifbare Beläge. Unter ihr, im Lebergewebe, sind zahlreiche,diffus verteilte, bis zu stecknadelkopfgroße, rötlich-weiße Bezirke erkennbar, die im Aussehen einer Muskatnuß ähneln. (Die Läppchenzeichnung ist erkennbar:in der Mitte rot und in der Peripherie weiß). Die Leberränder sind abgestumpft.

Beim Anschnitt dieses Gewebes ist eine gelblich-bräunliche Farbe feststellbar und eine erhöhte Brüchigkeit. Die Anschnittstelle ist feucht und wölbt sich nur leicht über. Es fließt wenig Blut ab.

 

Gallenblase und -gänge

 

Die Gallenblase ist ungefähr 17 mal 12 cm groß und besitzt ca. 500 ml dickflüssigen Inhalt. Bei manuellem Druck ergießt sich dieser Inhalt in den Zölffingerdarm über die dafür vorgesehene Papillenöffnung. Er ist von sojasaucenähnlicher Konsistenz und Farbe. Die Schleimhaut der Gallenblase ist feucht, fältelig und samtartig, von blaßrosa Farbe.

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Nieren

 

Die Nieren liegen als 1,44 bzw. 1,22 kg schwere (= 0,31 bzw. 0,27%; physiologisches Gewichtzwischen um 0,11%), von gelblichem Nierenfett umgebende, bohnenförmig aussehende und traubenartig gelappte Organe im mittleren Teil der Bauchhöhle. Ihre Kapsel ist feucht, glatt und glänzend und läßt sich ohne Substanzverlust von der Nierenoberfläche lösen. Auf der Oberfläche werden schon erste Anzeichen der einsetzenden Verwesung sichtbar: Sulfmethämoglobinbildung, grünliche Verfärbungen durch Hämoglobinzersetzung.

Beim Aufschneiden der Rinde in paramedianer Richtung sind Rinde, Mark und Nierenbecken gut voneinander zu trennen. Der Anschnitt ist feucht und blutleer.

Die Rinde zeigt unregelmäßige beige-rote Farbe, die sich als Streifung entlang der Tubuli zieht. Das Mark stellt sich mit dunkelbraunrot verwaschener Farbe dar, mit radiärer Streifung. Das Nierenbecken ist spaltförmig geöffent, porzellanweiß, feucht, glatt, glänzend und frei von fremden Inhalt.

 

Harnblase

 

Die Schleimhaut der Harnblase ist feucht, in verstreichbare Falten gelegt, glänzend, durchscheinend und fußballgroß. Es werden, sowohl von außen als auch von innen, haarfeine, punktförmige rötliche Verfärbungen sichtbar. Ihr Inhalt beläuft sich auf etwa zwei Liter, ist strohgelb, wässrig und mit sandartigen, feinsten Schwebestoffen durchsetzt.

 

Weibliche Geschlechtsorgane

 

Die Gebärmutter ist sehr klein und paßt zu einem Rind, das noch nicht gekalbt hat. Jedoch läßt sich, wie schon erwähnt, aus dem Euter Milch ermelken undes kommt die Tatsache hinzu, daß das Rind laut Vorbericht im sechsten Monat verkalbt hat.

Die Gebärmutterhörner weisen einen Durchschitt von ungefähr drei Zentimeter auf. Die Schleimhaut ist teilweise beige, teilweise rötlich und mit ungefähr ein Zentimeter großen Noppen besetzt.

Im Corpus uteri ist ein gelblicher, fadenziehender Schleim zu finden.

Der eine der beiden Eierstöcke zeigt einen ockergelben, etwa bohnengroßen Gelbkörper auf. In dem anderen ist ein Follikel in Anbildung.

Die Schleimhaut der Scheide ist blaßrosarot, feucht, glatt und glänzend. Die Scheide zeigt einen Schamschluß, und eine Länge von ungefähr 15 cm.

 

 

III. Brusthöhle

 

Inhalt

 

In der Brusthöhle wird ungefähr ein Liter einer gelbliche, durchsichtigen und wässrigen Flüssigkeit aufgefangen, die ebenfalls mit gallertigen Massen zwischen fünf und zehn Zentimeter Länge durchsetzt ist.

 

Brustfell

 

Das Brustfell ist feucht, rosa und zeigt stellenweise nicht abziehbare gelblich-weiße Auflagerungen.

 

 

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Herzbeutel

 

Das Herz ist im Herzbeutel frei verschieblich. Seine Oberfläche ist feucht, glatt, glänzend und durchscheinend. Beim Anschnitt findet man ungefähr 400 ml gelblich, klare Flüssigkeit, die mit gallertigen Massen durchsetzt ist.

 

Herz

 

Das Herzgewicht beträgt 3,16 kg (= 0,69 %; Herzgewicht eines gesunden Tieres liegt zwischen 0,4 bis 0,6%). Es hat eine stumpfkegelige Form, wobei auffällt, daß die rechte Herzseite ausgesackt erscheint.

Beim ersten Herzschnitt, der senkrecht zum Sulcus interventricularis geführt wird, werden die rechte und linke Herzkammer geöffnet. Das Myocard ist von grau-hellroter Farbe und sieht aus, als ob es gekocht sei. Rechts ist die Muskelschicht ungefähr zwei, links fünf und die Zwischenkammer ungefähr vier Zentimeter stark. Beide Kammern sind ungefähr vier Finger breit geöffnet.

In beiden Kammern befinden sich rote, geleeartige Massen. Die Innenauskleidung des Herzens ist feucht, glatt und glänzend.

Der zweite Herzschnitt wird dann in Richtung Aorta geführt, um Vorhof, Segel- und Taschenklappen zu eröffnen:

Die taschenförmigen Klappen der Aorta sind sind aufspannbar, feucht, glatt, glänzend und seidenpapierstark.

Die zweizipflige Segelklappe ist aufspannbar, ebenfalls feucht, glatt, glänzend, aber packpapierstark.

Der dritte Herzschnitt führt am Septum vorbei in Richtung Lungenarterie.

Die taschenförmigen Klappen der Lungenarterie sind so beschaffen, wie die der Aorta.

Anstelle der dreizipfligen Segelklappe findet sich ein blumenkohlartiges Gebilde mit mohrrübenähnlichen Ausläufern. Von der Konsistenz her fest und unelastisch, von weißlicher Farbe.

Die Innenauskleidung der Lungen- und Hauptschlagader schimmert wachsartig-weißlich. In ihnen befinden sich rote, geleeartige Massen.

 

Lunge

 

Der Lungenüberzug ist feucht, gefältet und glänzend.

Sie befindet sich in einem einigermaßen kolabierten Zustand

Die Lungenflügel sind ungleichmäßig rot gezeichnet. Die Lunge fällt durch ihre tiefrote Färbung auf, was sich beim Anschnitt als ein Zeichen der Blutfülle darstellt. Diffus über ihre Oberfläche verteilt sind gelbliche Herde wahrnehmbar, von bis zu handtellergroßen Ausmaßen.

Von der Konsistenz ist die Lunge weich-elastisch mit stellenweise bindegewebigen Strängen durchzogen. Die angeschnittenen Bronchien enthalten ein gelbliches, rahmiges Sekret, das teilweise knotig verklebt und verhärtet ist und Pfopfe bildet.

 

Luftröhrenäste und -gefäße

 

Die Schleimhautauskleidung der großen Bronchien ist feucht, glatt, glänzend, teilweise mit diesen gelblichen Pfröpfen verstopft.

 

 

 

 

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Brochiallymphknoten

 

Bei den Lungenlymphknoten sind Mark und Rinde voneinander abgrenzbar. Sie sind ungefähr sieben mal zwei Zentimeter groß und zeigen eine feuchte Anschnittfläche. Sie sind von braun-roter verwaschener Farbe und sulziger Konsistenz.

 

 

III. Maul- und Rachenhöhle

 

Die Maulschleimhaut ist porzellanfarben, feucht, glatt und glänzend und frei von Futterbestandteilen.

 

Zunge, Speiseröhre

 

Die Zunge ist feucht, weich-elastisch und bildet einen muskulösen Strang. Sie ist ca. 40 cm lang und zeigt schwanzwärts drei bis vier Zentimeter lange Hornzäpfchen auf der Oberfläche. Die Seiten sind glatt.

Die Speiseröhre ist feucht, in Falten gelegt und von blaß-beiger Farbe. Ihr Durchmesser beläuft sich auf ca. drei Zentimeter. Sie zeigt gummiartige, teiweise grün-gelblich verfärbte Auflagerungen.

 

Zähne

 

Die Altersbestimmung anhand der Zähne beläuft sich auf dreieinhalb Jahre.

 

Kehlkopf, Luftröhre

 

Die Epiglottis ist blaurot und feucht. Die Ränder sind geschwollen und zeigen feine Erhabenheiten. Im Kehlkopfbereich ist schaumiger Inhalt zu finden.

Die Schleimhaut der Trachea ist elfenbeinartig, feucht, glatt, glänzend und durchscheinend. Sie zeigt schaumigen, farblosen Inhalt, der sich ohne Substanzverlust abstreifen läßt und aspiriertes Futter.

 

 

 

C. Pathologisch-anatomische Diagnosen

 

Allgemeindiagnosen

 

- Kachexie

- Fiebersymptomatik

- Unterhautödem

- Trübe Schwellung der großen Parenchyme

 

Organdiagnosen

 

- Hydrops ascites, Hydrothorax und Hydropericard

- Kreislaufinsuffizienz durch Herzinsuffizienz

- Steatosis hepatis acuta diffusa

- Hydropische Schwellung der Leber

- Hydropische Degeneration der Niere

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- Polyserositis fibrinosa

- Pleuritits fibrinosa acuta diffusa

- Schocklunge, -herz und -niere

- Oedema pulmonum alveolaris et bronchiales acuta

- Pneumonia purulenta subacuta

- Futteraspiration

- Myodegenratio et Dilatatio cordis dextra

- Endocarditis valvularis thromboticans;

- pulpöse, teilweise follikuläre Milzhyperplasie

- katharralische Jejunitits

- Prolaps recti

 

Gesamtdiagnose

 

Hier liegt eine Endocarditis valvularis thrombaticans vor.

 

 

 

D. Differentialdiagnosen

 

a) morphologisch

 

1., Das in den serösen Höhlen gefundene Transsudat kann wegen der Instabilität des Schaumbildes von Exsudat abgegrenzt werden (äthiologisch auch durch den Eiweißgehalt: Exsudat weist mehr Proteine als Transsudat).

 

2., Als Differentialdiagnose für das makroskopische Bild der Stoffwechselstörung der Leber sei auch an die Ketose im Rahmen der Trächtigkeit zu denken.

 

3., Petechialen Blutungen kommen auch bei zahlreiche Infektionskrankheiten, Intoxikationen und hämorrhagischen Diathesen vor. Beispiele sind Enterotoxämie, Salmonellose, Dicumarolvergiftungen. Die letzten beiden sind vom Vorbericht und vom Krankheitsverlauf her auszuschließen.

 

4., Eine Amyloidose müßte histiologisch abgegrenzt werden

Die Konsistenz ist teilweise weich bis brüchig. Makroskopisch ist auf der Schnittfläche die Läppchenzeichnung zunächst deutlich. Erst bei massiver Einlagerung kommt es zur sogenannten Speckleber.

 

 

b) äthiologisch

 

1., Steatosis hepatis

- durch alimentäre Ursachen

Ein erhöhtes Angebot an Nahrungsfett und Kohlenhydraten führt zu einer Anreicherung von Triacylglyceriden in den Leberzellen. Der Ernährungszustanddes Rindes ist jedoch als schlecht zu bezeichnen, so daß dieser Fall hier nicht zutrifft.

- durch metabolische Störungen

Ein vermehrtes Angebot an Fettsäuren kann ebenfalls infolge gesteigerter Lipolyse nach unzureichender Kohlenhydrat-Aufnahme bei Hunger oder endokriner Störung auftreten.

 

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Dies trifft eher zu, da eine Zirkulationsstörung im kleinen Kreislauf wegen der  Endocarditis valvularis vorliegt, und somit die Leber unterversorgt wird. Es kommt

zu Funktionsstörungen mit gestörtem Fettstoffwechsel. Das Fett ist makroskopisch schon erkennbar.

- durch toxische Einflüsse

1. exogene

Über die Aufnahme von verdorbenem Futter, Giftpflanzen oder giftigen Chemkalien ist laut Vorbericht nichts bekannt.

2. exogene

Aufgrund der diffus verteilten Entzündungen an den Serosen und im Darm kann es zu einer metabolisch-toxischen Leberzellverfettung gekommen sein.

 

 

2., Ödeme

- Stauungsödem

Sie sind Folge mangelnder Herzfunktion (cardiogen bedingt), wie bei diesem Rind, oder auf Störungen des Blutdruckes oder Verlegung größerer Venen inklusive der Vena portae bzw. auf Schädigungen im Druchströmungsbereich des funktionellen Leberblutes zurückzuführen. Aufgrund der Endocarditis rechts kam es zum Rückstau ins linke Herz, somit kam es zum Flüssigkeitsaustritt sowohl in die Bauch- als auch Brusthöhle.

- Ödeme bei Verminderung des kolloidosmotischen Druckes

Sind generalisierte Ödeme im Körper als Folge des verminderten Gehaltes an Plasmaproteinen, die den kolloidosmotischen Druck regulieren. Bei chronischen Blutverlusten, Leber- und Nierenerkrankung und mangelnder Nahrungsaufnahme anzutreffen. Das letztgenannte wird auch als Oedema ex vacuo oder seröse Atrophie bezeichnet, was bei diesem Rinde auch vorliegt

- Ödeme infolge von Permeabilitätsstörungen

Sie entstehen, wenn Schädigung der Endstrombahn vorliegen, die zum Austritt von Flüssigkeit oder Blutbestandteilen führen. Ursachen sind allergische Reaktionen und hormonelle Dysregulation, was hier nicht zutrifft, sowie Entzündungsgeschehen und toxische Schädigung, z.B. metabolischer Art, was bei diesem Rind denkbar wäre.

Diese toxischen Kapillarschäden können auch gleichzeitig Ursachen für ein Schockgeschehen sein.

Abzugrenzen wäre ein Oedema pulmonum acuta diffusa.

 

 

3., Beim Schock liegt ein akutes generalisiertes Kreislaufversagen mit kritischer Mangeldurchblutung der terminalen Strombahn lebenswichtiger Organe vor mit fortschreitender Hypoxidose.

 

- Hypovolämischer Schock

Durch Blutplasmaverlust entstanden, z.B. infolge langanhaltender Diarrhoe, nach Gewebsquetschungen oder großflächigen Verbrennungen, was laut Vorbericht jedoch nicht zutrifft.

 

- Septikämischer Schock

Durch Bakterientoxinfreisetzung hervorgerufen. Müßte durch nähere histologische und bakeriologische Untersuchungen abgegrenzt werden.

 

 

 

 

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- Kardiogener Schock

Es liegt ein reduziertes Herzminutenvolumen zugrunde. Hier gegeben durch rechtsseitige Endocarditis, die die Lunge und somit auch den großen Kreislauf unterversorgt.

 

- Neurogener Schock

Er ist auf ein Versagen der Mirkozirkulation zurückzuführen. Das vorhandene Blutvolumen versackt in die Körperperipherie.

 

- Anaphylaktischer Schock

Bei diesem Typ handelt sich um ein immunologisch induziertes Kreislaufversagen.

 

 

4., Die Myodegeneratio cordis ist eine Ausdrucksform von Stoffwechselstörungen die verschiedene Ursachen haben können:

- wegen Hypoxie

- aufgrund von Infektionen und Vergiftungen

- oder durch Avitaminosen oder Mangelerscheinungen.

 

 

5., Als Differentialdiagnosen für die Jejunitits sind alle anderen Entzündungsformen auszuschließen.

 

 

 

E. Postmortale Veränderungen

 

Postmortal traten Totenkälte und -starre ein, die zum Zeitpunkt der Sektion schon wieder in Auflösung begriffen waren. Die Bulbi sind eingefallen aufgrund des verminderten Augeninnendruckes und die Cornaea sind getrübt.

Weiterhin ist roter Cruor in Herz und Gefäßen nachweisbar.

 

 

 

 

F. Weiterführende Untersuchungen

 

Um sicherzustellen, welche Bakterien Urheber dieser Rechtsherzklappenentzündung sowie auch der Pneumonie sind, sollten sowohl Histologie als auch Bakteriologie zu Rate gezogen werden.

 

 

G. Gutachten

 

Bei dieser Kuh liegt eine Endocarditits valvularis thromboticans vor, die mit 77% am häufigsten bei Rindern auftritt und entweder in fibrinösen oder nekrotisierenden Erscheinungsformen vorkommt. Damit so eine Klappenveränderung entstehen kann, muß in der Peripherie eine Infektion vorgelegen haben, bei der sich infektiöse Emboli abgetrennt und per Blutweg ins Herz angespült worden sind. Welche Art der Infektion

 

hier letztenendes vorgelegen haben, ist nicht mehr nachvollziehbar. Es kann ein Panaritium, eine Herzbeutelentzündung, Gebärmutterverädnerungen, o.ä. gewesen sein. 

Für eine solche Infektion kämen folgende Erreger in Bertracht:

zu 45% Actimomyces pyogenes

zu 20% Streptokokken

zu 35% Sonstige (Mischinfektionen...)

 

Im Rahmen dieses bereits abgeklungen Infektionsgeschehen kann man die Milzhyperplasie berwerten. Die Zellzahlvermehrung ist ein morphologischer Ausdruck der Leistung der Milz bzgl. einer humoralen und zellulären Immunreaktion.

 

Das Herz ist immer wieder Ausganspunkt für sämtliche Erscheinungen anderer Organe.

Wegen des “verstopften” rechten Herzens, staute sich das Blut in der Leber zurück und die Lunge bekommt zu wenig Blut.

Für die  Leber bedeutet das, das ihr Stoffwechselprogramm außer Kontrolle gerät. Es kommt zu einer Bilanzstörung, indem mehr Fettsäuren und Triacylglyceride anfallen, als abtransportiert werden. Ein verminderter oxydativer Abbau von Neutralfetten in den Leberzellen trägt ebenfalls dazu bei. Es folgt eine Leberverfettung.

Für die Lunge bedeutet das eine Mangeldurchblutung. Sie kann an das linke Herz, das den Körperkrauslauf versorgen soll, nicht mehr die ausreichende Menge liefern, so daß sich auch sämtliche zu speisende Organe verändern. In Niere, Herz und Lunge führt dies zur Schocksymptomatik.

In der Schockniere finden sich histologisch in den Glomerula als Ausdruck der disseminierten intravasalen Gerinnung (Verbrauchkoagulopathie) hyaline Kapillarthromben.

Bei eine Schocklunge handelt es sich um Veränderungen, die sich von Kreislaufstörungen mit Ödembildung bis zur Fibrose entwickeln können.

Aufgrund des Volumenmangelschockes und des Sauerstoffmangels kann man die Herzdilatation erklären.

 

Durch den Sauerstoffmangel

1) werden Kapillaren und Gefäße durchlässig, so daß auch größere Stoffe, wie Plasmaproteine, austreten können. Flüssigkeit sammelt sich in den serösen Höhlen und bildet Ödeme.

2) wird nicht mehr genug ATP bereitgestellt, um die Na+K+-Pumpe aufrecht zu erhalten. Na+ verbleibt in den Zellen und zieht per Osmose Gewebsflüssigkeit an, womit man die trübe Schwellung der großen Parechyme (Niere, etc.) erkären kann.

 

Aufgrund der immer noch nicht besiegten Infektion im Tierkörper und einem evtuell bereits geschwächten Immunsystem, lassen sich auch die anderen Entzündungen auf der Schleimhaut des Darmes, sowie auf den Serosen von Thorax und Abdomen erklären. Sie können alle durch den gleichen Errger verusacht worden sein, müssen aber nicht. Das wäre bakteriologisch noch abzuklären.

 

Daß der Körper immer noch dabei war, sich mit irgendetwas auseinanderzusetzen, sieht man an dem Fieber.

 

Als Ergenbis der pathologischen Untersuchung muß bei der am 05.05.1996 tot aufgefunden Kuh von einem akuten Herzversagen ausgegangen werden.

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