Bericht ausgegeben am 25.06.1996
M i l c h b e r i c h t
1.) Beschreibung der Gemelkprobe - Sinnfällige Beschaffenheit
a) Milchprobe im Zentrifugenröhrchen
Die Milchprobe im Gläschen ist dreifach geschichtet; die oberste Phase ist etwa 5 mm dick, die mittlere Phase hat eine Dicke von ca. 7 mm und die unterste Phase ist ein senfkorngroßes Sediment.
Die oberste ("Rahm"-)Phase ist zähflüssig, wenig flockig und von weißer Farbe, die mittlere (Magermilchschicht) wäßrig und hellgrauweiß; das Sediment ist hellbeige.
Der Geruch der Probe ist unspezifisch.
2.) Mikroskopischer Befund
Die Proben für den Ausstrich wurden aus dem Sediment des Zentrifugats gewonnen und spiralförmig mit der Impföse auf die Objektträger aufgebracht.
a) Gramfärbung
Der Ausstrich zeigt zahlreiche grampositive Kokken, die teils in Ketten - teils in Haufenform vorliegen.
b) Zellbild in Giemsa-Färbung
In dieser Färbung zeigt der Ausstrich etwa 40 Zellen pro Gesichtsfeld, darunter zahlreiche Granulozyten, viele zum Teil phagozytierte Kokken, sowie einige Monozyten. Desweiteren sind im Ausstrich viele (etwa 2/3 der vorhandenen Zellen) Epithelzellen zu sehen.
3.) Kultureller Befund und mikroskopische Untersuchung
Bei den Kulturen handelt es sich um Verdünnungsausstriche vom Sediment des Zentrifugats auf ISO- bzw. Blutagarplatten, die 48 Stunden bei 37°C bebrütet wurden.
a) Kultureller Befund auf ISO-Agar:
Auf dem ISO-Agar sind 12 stecknadelkopfgroße, kreisrund, leicht erhabene, weißgelbliche Kolonien gewachsen. Diese Kolonien waren Katalase negativ.
b) Kultureller Befund auf Blutagar
Auf dem Blutagar finden sich die gleichen Kolonieformen wie auf dem ISO-Agar (9 Kolonien). Diese Kolonien machten eine unvollständige Hämolyse.
c) Mikroskopischer Befund:
Das mikroskopische Bild zeigt nach der Gramfärbung zahlreiche grampositive Kokken, die teils in Ketten - teils in Haufenform vorliegen und somit dem mikroskopischen Bild des Sedimentausstriches entsprechen.
4.) Diagnose
Im dem vorliegenden Falle handelt es sich um eine Streptokokkenmastitis, wofür folgende Kriterien sprechen:
· erhöhte Zellzahl mit mehr als 15 Zellen pro Gesichtsfeld
· verändertes Zellbild, das zahlreiche Entzündungszellen (Granulozyten und Monozyten) sowie sehr viele Epithelzellen enthält
· in der Giemsa-Färbung nachgewiesene Phagozytoseaktivität
· kultureller und mikroskopischer Nachweis von Streptokokken (gram+ und Katalase-)
Zwar entspricht die Anzahl der Kolonien nicht der nach dem mikroskopischen Bild zu erwartenden Menge, aber das könnte daran liegen, daß die Kuh, von der dieser Milchprobe stammt, antibiotisch vorbehandelt wurde.
5.) Differentialdiagnosen
a) Differentialdiagnostisch in Frage kommende Erreger:
· Streptococcus agalactiae
· Streptococcus dysgalactiae
· Streptococcus uberis
b) Weiterführende diagnostische Untersuchungen zur Abgrenzung:
· CAMP-Test
Im Bereich der schwachen Hämolyse eines Staphylococcus aureus Ausstrichs bewirkt Streptococcus agalactiae - Hämolysin eine vollständige Hämolyse.
· Zuckerverwertung
Eine weitere Differenzierungsmöglichkeit ist die Zuckerverwertung der einzelnen Streptokokkenspezies: Streptococcus dysgalactiae ist Sorbit+ und Streptococcus uberis ist Trehalose+.
6.) Beurteilung der Milch nach gesetzlichen Bestimmungen
Nach §8 des Lebensmittelgesetzes ist die untersuchte Milch gesundheitsschädlich (Vorliegen von pathogenen Streptokokken, die z.B. im Falle von Streptococcus agalactiae Neugeborenen-Meningitiden auslösen können), es ist daher verboten, sie in den Verkehr zu bringen.
Nach Anlage 1, Ziffer 1.2 zu §3 (1) 1. der Milchverordnung vom 24. April 1995 darf Milch als Lebensmittel nur von Kühen gewonnen werden, die nicht an einer erkennbaren Entzündung des Euters leiden. Nach §18 (1) 2. ist es verboten, Milch von Kühen in den Verkehr zu bringen, die den Anforderungen der Anlage 1 nicht entsprechen.
Björn Theise Berlin, den 03.07.1996
Argentinische Allee 235
14169 Berlin
Matr.-Nr. 2743489
Bericht ausgegeben am 25.06.1996