Obduktion-40 - Klein-Kantschil: Obduration der Mundhöhle durch Futtermittel

 

Sektionsbericht über einen Klein-Kantschil

 

 

Sektionsleitung: Dr. XXX

 

 

1.)    Einleitung:

 

Die Sektion fand am XXX in der Zeit von 08.00 bis 10.00 Uhr im Institut für Tierpathologie XXX

 

Sekant war Dr. med. vet. XXX; als Zeugen waren Studenten der Gruppen XXX aus dem X. Semester anwesend.

 

Eigentümer des Tieres ist der XXX; überwiesen wurde das Tier durch den dort zuständigen Tierarzt.

 

 

2.)    Vorbericht:

 

Die Klein-Kantschil-Kuh wurde am 22. November 1998 tot in ihrem Gehege im Tierpark XXX aufgefunden.

 

Da keine Veränderungen aufgefallen waren wurde die Sektion zur Feststellung der Todesursache beantragt.

 

Die Lagerung des Tierkörpers erfolgte bis zur Sektion in einem Kühlraum des Institutes für Tierpathologie.

 

 

3.)  Befundbeschreibung:

 

I.) Äußere Besichtigung:

 

a.) Signalement:                   Klein-Kautschil, braun, weiblich, adult, Körpergewicht 1,5 kg;

 

b.) Ernährungszustand:      gut;

 

c.) Zeichen des Todes:       Totenaugen prall, Bulbus-Innendruck erhalten, rechte Cornea leicht getrübt, keine Totenstarre feststellbar;

 

d.) Körperöffnungen:          alle Körperöffnungen o.b.B.;

 

e.) Haarkleid:                        glatt, anliegend, glanzlos und trocken;

     Unterhaut:                       geringgradige Fetteinlagerungen; Grünverfärbung;

     Milchdrüse:                     Milchdrüse und die vier Zitzen sehr gut ausgeprägt;

 

f.) Skelettmuskulatur:          Grünverfärbung;

 

g.) Knochen:                        im Femur dunkelrotes Mark

 

h.) Weitere Unters.:             Ikterus, Anämie, Exsikkose: negativ.

 

 

II.) Innere Besichtigung:

 

A. Bauchhöhle

 

a.) Allgemeines

          

         Inhalt:                           kein fremder Inhalt

        

         Lage der Organe:        normalanatomisch

 

         Stand Zwerchfell:       nach kranial gewölbt; straff

 

b.) Magen:                            Der Magen ist mäßig futtergefüllt; der Inhalt ist fein gemahlen und durch Magensaft eingedickt;

 

c.) Darm:                                Intestinum tenue und Rektum o.b.B.; Intestinum crassum mit gut geformten Kot gefüllt;

 

d.) Pankreas:                         heterolytisch bereits fast völlig zersetzt;

 

e.) Leber:                               Länge 10 cm, Breite 6,2 cm, Dicke 2 cm; Lappung normalanatomisch; Farbe der Leber dunkelbraun; Leberserosa ist fleckig aufgehellt; Konsistenz des Gewebes ist sehr weich;

 

    Gallenblase:                      fehlt (Cervidae)

 

f.) Milz:                                  leicht vergrößert; schlaffer und flacher als im physiologischen Zustand;

 

g.) Nebennieren:                  o.b.B.

 

 

B. Beckenhöhle

 

a.) Allgemeines

 

         Lage der Organe:        normalanatomisch

 

         Peritoneum:                 o.b.B.

 

b.) Harnapparat

 

         Nieren:                          Größe beider Nieren: Länge 3,5 cm ; Breite 2,2 cm; Höhe 0,7 cm; sonst o.b.B.;

 

         Harnleiter:                    Länge 10 cm; strohhalmstark; Schleimhaut glatt und glänzend;

 

         Harnblase:                   stark gefüllt; Länge 7 cm; Durchmesser 5 cm; Serosa glatt, glänzend und durchscheinend; klarer Inhalt;

 

         Harnröhre:                   Länge 3 cm;

 

c.) weibliche Geschlechtsorgane:

 

                                               Das für diese Tierart charakteristische Euter mit vier Zitzen ist sehr gut ausgebildet; der Uterus ist einseitig stark aufgetrieben (Durchmesser 6 cm); der Inhalt ist fluktuierend und enthält einen Embryo von 1,8 cm Länge;

 

 

 

 

 

 

 

C. Kopf- und Halsorgane

 

a.) Maulhöhle:                      mit Futterresten gefüllt;

 

b.) Nasenhöhle:                   o.b.B.

 

c.) Pharynx:                           Verbindung mit Larynx durch Futtermittel verstopft;

 

d.) Larynx:                             siehe c.);

 

e.) Oesophagus:                  Eingang zur Speiseröhre durch reiskorngroßes Futterteil verstopft;

 

f.) Trachea:                           Futtermittel in der Speiseröhre;

 

 

D. Brusthöhle

 

a.)      Allgemeines

 

         Lage der Organe:        normalanatomisch;

 

b.) Hauptbronchien:           feinblasiger Schaum;

 

c.) Lunge:                             Lunge gut kollabiert; Ränder scharfrandig; Farbe des Organs: dunkelrot;

 

d.) Herzbeutel :                    o.b.B.

 

e.) Herz:                                 rechtes Herz leicht vergrößert

 

 

E. Nervensystem                 wurde aus Zeitgründen nicht näher untersucht; Beurteilung als o.b.B.

               

F. Endokrinium                    wurde aus Zeitgründen nicht näher untersucht; Beurteilung als o.b.B.

 

 

4.)    Pathologisch-anatomische Diagnosen:

 

1.                   Obduration der Mundhöhle durch Futtermittel;

 

2.                   Dilatatis cordis dexter;

 

3.                   Hyperämie der Milz;

Hyperämie der Nieren;

Hyperämie der Lunge;

 

4.                   Lungenödem;

Alveoläres Emphysem der Lunge;

 

5.                   Zeitpunkt des Todes vermutlich vor 60 bis 72 Stunden.

 

 

5.) Histopathologische Diagnosen:

 

Untersuchungen wurden nicht durchgeführt.

 

 

6.)    Spezialuntersuchungen:

 

Wurden nicht durchgeführt.

 

 

7.)    Gutachten:

 

Der makroskopische Befund spricht dafür, daß das Klein-Kautschil-Weibchen an Herz-Kreislauf-Versagen durch Ersticken verendet ist. Für diese Diagnose charakteristisch ist der Befund in den Hals- und Kopforganen. Es liegen große unverdaute Futtermenge in der Mundhöhle, vor dem Oesophagus und in der Trachea vor, die sich deutlich von dem verdauten Futterbestandteilen im Magen unterscheiden.

 

Die an Leber, Milz, Nieren und Lungen auftretende Hyperämie ist als Folge der Herz-Kreislaufbelastung durch die mangelnde Sauerstoffversorgung zu erklären.

 

Durch Heterolyse sind Organe wie Leber, Milz und Pankreas stark verändert und für weitere pathologischen Befunde nicht mehr zu gebrauchen.

 

Die fleckig aufgehellte Leber hat ihren Ursprung in der benachbarten Lage zu dem Magen. Durch postmortalen druck durch den Magen entstanden diese Flecken durch Blutverdrängung.

 

 

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