Schwein-14 - Sarcoptesräude

                                                Krankheitsbericht

 

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1.   Anamnese:

Der Patient wurde wegen Juckreiz vorgestellt. Dies tritt auch bei anderen Tieren des

Bestandes auf und breitet sich aus. Außerdem kommt es bei den Tieren zu einer

Mastverzögerung

 

2.   Signalement:

Der Patient ist ein männlicher kastrierter Mastläufer im Landrassetyp. Haut und Haarkleid

sind weiß und  der Schwanz ist kupiert.

Er wiegt ca 30 kg und ist ca 3,5 - 4 Monate alt. Seine Ohrmarkennummer ist X und

rechts DE X.

 

3.   Status praesens

 

3.1. Allgemeine Untersuchung

Die Pulsfrequens beträgt am 28.11.00 84 Schläge pro Minute, die Atemfrequenz beträgt 

ca 20 Atemzüge pro Minute und die Rektaltemperatur ist 39°C. Das Schwein belastet alle

vier Gliedmaßen gleichmäßig und nimmt aufmerksam an seiner Umgebung teil, wobei es

sich ständig an den Wänden scheuert. Die Konjunktivalschleimhaut ist glatt, rosarot und

glänzend. Der Pflege- und Ernährungszustand ist gut.

 

3.2. Spezielle Untersuchung

 

3.2.1. Haut- und Haarkleid

     Die Haut ist schuppig und zeigt auf dem Rücken, am Kopf, an den Gliedmaßen sowie

     an den Schenkelinnenflächen rote, stecknadelkopfgroße leicht erhabene Pusteln und

     bräunliche schuppige Beläge, die sich ohne Substanzverlust ablösen lassen. In beiden

     Ohren sind braune schmierige Beläge. An den betroffenen Hautpartien ist Juckreiz

     auslösbar. Das Haarkleid ist weiß und nicht geschlossen, die Haare sind zum Teil

     abgescheuert.

     Kaudal des Präputiums ist eine derbe, nicht schmerzhafte, etwa walnussgroße

     Schwellung unter der Haut fühlbar. Sie ist von der Bauchwand abgrenzbar und an einer

     Stelle mit der Haut verbunden.

 

3.2.2. Lymphapparat

     Die Lymphknoten sind nicht tastbar.

 

 

 

3.2.3. Herz-Kreislaufsystem

     Der Herzspitzenstoß ist gut fühlbar. Die Herzfrequenz beträgt 84 Schläge pro Minute.

     Die Herztöne sind kräftig, regelmäßig, abgesetzt und es sind keine Nebengeräusche zu 

     hören. Der Puls an der A.coccygica ist kräftig, regelmäßig und gleichmäßig.

     Die Episkleralgefäße sind fein gezeichnet. Die Ohrvenen sind gut sichtbar, aber nicht

     vermehrt gefüllt.

 

3.2.4. Atmungsapparat

     Die Atemfrequenz beträgt 20 Atemzüge pro Minute. Der Atmungstyp ist

     costoabdominal. Auskultatorisch ist währen der Inspiration ein leises Atemgeräusch zu

     hören.

 

3.2.5. Verdauungsapparat

      Die Futter- und Wasseraufnahme ist ungestört. Das Abdomen ist symmetrisch und die

      Bauchdecke ist entspannt. Der Kot ist geformt.

 

3.2.6. Harn-und Geschlechtsapparat

     Der Mastläufer ist männlich und kastriert. Er setzte während der Untersuchung keinen

     Harn ab.

 

3.2.7. Bewegungsapparat

     Der Patient steht aufrecht und belastet alle vier Gliedmaßen gleichmäßig.

     Der Bewegungsablauf ist ungestört.

 

3.2.8. Nervensystem

     Der Patient nimmt aufmerksam an seiner Umgebung teil.

 

3.2.9. Hilfsuntersuchungen

       Hautgeschabsel im Ohr: Die Untersuchung auf Sarcoptesmilben ist positiv.

      Serologische Untersuchung auf  Sarcoptesmilben: positiv

      Blutuntersuchung: eosinophile Granulozyten: 0,42 G/l

                                    alkalische Phosphatase:   361 U/l

                                    restliche Werte: siehe beiliegende Kopie

 

4.   Zusammenfassung der Symptome

Der Mastläufer hat am Rücken, am Kopf, an den Gliedmaßen und an den

Schenkelinnenflächen papulöse, juckende, schuppige Hautveränderungen.

 

5.   Diagnose

Der Mastläufer hat eine papulöse Dermatitis, ausgelöst durch Sarcoptesräude, und einen

Hautabszess kaudal des Präutiums. Bei der Blutuntersuchung sind die eosinophilen

Granulozyten leicht erhöht.

 

6.   Differentialdiagnose

Differentialdiagnostisch abzugrenzen sind Infektionen mit Staphylokokkus hyicus,

Parakeratose, Biotinmangel, Sonnenbrand und Stiche von Mücken oder Stechfliegen.

 

7.   Prognose

Die Prognose ist günstig.

 

8.   Prophylaxe und Therapie

Zur Therapie wird zweimal im Abstand von 10 Tagen systemisch mit 0,3 mg/kg Ivermectin

behandelt. Da bereits eine Tendenz zur Ausbreitung im Bestand besteht, sollten alle Tiere

behandelt werden. Da Sarcoptesmilben auch außerhalb des Tieres einige Zeit

überlebensfähig sind, müssen zur erfolgreichen Behandlung die Ställe und Gerätschaften

mit Akariziden behandelt werden. Hierzu sind Phosphorsäureester geeignet. Da diese auch

zur Anwendung am Tier geeignet sind, muss der Stall nicht unbedingt leer sein.

Sarcoptesmilben sind ubiquitär vorhanden. Deshalb sollten alle Tiere eines Bestandes

regelmäßig behandelt werden und zwar jeweils zehn Tage lang oral mit Ivermectinen.

Zuchtsauen sollten 14 Tage ante partum behandelt werden. Eine Alternative zur oralen

Gabe ist bei Einzeltieren das spot oder pour on Verfahren, bei dem der Wirkstoff über die

Haut resorbiert wird. Äußerliche Behandlungen mit Tauchbädern sind nicht zu empfehlen,

da die Milben sich gerne in den Ohren aufhalten und sich dadurch der Behandlung

entziehen.

 

 

9.   Epikrise

Sarcoptesmilben sind ubiquitär in Schweineställen vorhanden. Durch den Befall mit diesen

Milben werden bei Mastschweinen die Zunahmen vermindert und die Futterverwertung

wirdbeeinflusst. Außerdem sind die Tiere durch den Juckreiz sehr unruhig.

Die älteren Tiere sind zwar meist immun, aber sie haben trotzdem häufig einen leichten

Räudebefall im äußeren Gehörgang und können dadurch Jungtiere anstecken. Besonders

Kümmerer, die häufig an einer allgemeinen Immunschwäche leiden, werden dann

hochgradig befallen. Aus diesen Gründen sollten regelmäßige Behandlungen des ganzen

Bestandes, auch der Zuchteber, gegen Sarcoptesmilben durchgeführt werden.

Da sich die Milben gerne im äußeren Gehörgang aufhalten, sind äußerliche Behandlungen

mit Tauchbädern nicht sinnvoll und die systemische Applikation von Ivermectinen per os,

über die Haut oder als Injektion ist vorzuziehen.

Zur Diagnostik ist zu sagen, daß bei Hautgeschabseln nur 5% der eindeutig erkrankten

Tiere ein positives Ergebnis liefern, bei Ohrgeschabseln sind es 32%. Eine negative Probe

heißt demnach  nicht, dass das Tier frei von Sarcoptesmilben ist. Deshalb sollten möglichst

mehrere Geschabsel genommen werden. Da sich Sarcoptesmilben bis in das Stratum

germinativum bohren, muss unbedingt geschabt werden bis es blutet.

Eine weitere Möglichkeit ist die serologische Untersuchung, mit der die Milben auch

sicherer nachgewiesen werden. Bei der Blutuntersuchung weist ein erhöhter Gehalt an

eosinophilen Granulozyten auf einen Befall mit Parasiten hin.

 

 

 

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