Ziege-02 - Hornfraktur

 

 

 

 

 

 

 

Krankheitsbericht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

           

I.                   Signalement:

 

 

Tierart:                         Ziege

Geschlecht:                   männlich

Alter:                            ca.4  Jahre

Gewicht:                       47 kg

Rasse:

Abzeichen:                   auf dem Rücken ist das Fell in einem  Strich vom Nacken bis zum  Schwanz       

                                   ansatz schwarz. Ebenso die Beine von der Klaue bis zum Sprunggelek.

 

 

II. Anamnese:

 

Der Ziegenbock wurde in die Klinik für Klauentiere gebracht. Des rechte Horn fehlt bis auf einen verbliebenen Stumpf von etwa 5cm Länge aus dessen Hohlraum in der Mitte Blut austritt. Das Umfeld des Hornstumpfes ist mit Blut und Dreck verklebt. Über sein Allgemeinbefinden ist desweiteren nichts bekannt, da es sich bei diesem Tier um ein erst vor kurzem in der Domäne Dahlem ausgesetztes Tier handelt.

 

 

 

III. Klinische Untersuchung (Status praesens)

 

 

1. Allgemeine Untersuchung:

 

Der Ziegenbock liegt vor der Untersuchung in seiner Box und zittert am ganzen Körper, springt jedoch bei Beginn der Untersuchung auf. Nachdem er aufgestanden ist belastet er alle vier Gliedmaßen gleichmäßig. Das Tier ist während der Untersuchug aufmerksam und relativ ruhig und umgänglich.. Der Ernährungszustand und auch der Pflegezustand sind als gut zu bezeichnen.

 

Alle Köperteile stehen in art- und rassetypischer, harmonischer Relation zueinander. Das Rechte Horn fehlt.

 

Während der Untersuchung kaut das Tier nicht wieder, nimmt allerdings ein wenig Futter zu sich. Beim Kotabsatz ist weder ein Pressen noch ein Drängen zu beobachten; ein Harnabsatz erfolgt während der Untersuchung nicht.

 

Die rektal gemessene Körperinnentemperatur beträgt               C. Die Atemfrequenz beträgt                                 pro min, die Pulsfrequenz liegt bei 88 Schläge pro min.

 

 

 

 

2. Spezielle Untersuchung:

 

 

Haarkleid und Haut

 

Das Haarkleid ist geschlossen, anliegend, dicht, glatt, glänzend und etwa 3cm lang. Hautfarbe- und Beschaffenheit, sowie der Hautgeruch sind physiologisch, ebenso der Hautturgor. Das heißt eine über dem Rippenbogen gezogene Hautfalte verstreicht sofort wieder.

 

Schleimhäute

 

 

Die Maul- und die Nasenschleimhaut sind blaßrosa, feucht, glatt, glänzend und ohne Auflagerungen. Die Conjunctiven sind blaßrosa und mäßig feucht, die Kapillaren sind fein injiziert. Die sichtbare Schleimhaut des Präputiums ist blaßrosa, feucht, glatt und glänzend.

 

Schwarz pigmentiert?....

 

Lymphapparat

 

 

Die oberflächlichen Lymphknoten sind adspektorisch unauffällig. Sämtliche palpierten Lymphknoten sind unter der Haut verschieblich, glatt, von prall-elastischer Konsistenz und nicht schmerzhaft.

 

 

Zirkulationsapparat

 

 

Der Herzstoß ist bei der Palpation spürbar. Die Auskultation des Herzens ergibt eine Herzfrequenz von 88 Schlägen pro Minute. Die Herztöne sind von starker Intensität, gleichmäßig und gut voneinander abgesetzt. Es sind keine Herzgeräusche wahrnehmbar.

Die Pulsfrequenz, palpiert an der A. facialis, entspricht der Herzfrequenz. Der Puls ist regelmäßig, gleichmäßig, stark und kräftig, die Gefäßwandspannung ist physiologisch. Die kapilläre Füllungszeit beträgt 2 Sekunden. Die Vena jugularis externa ist äußerlich nicht sichtbar und zeigt keine Undulation. Sie ist anstaubar und verstreicht bei Lösen des Staus zügig.

 

 

Atmungsapparat

 

 

Adspektorisch ist eine rhythmische, vermehrt costale Atmung feststellbar, die Frequenz beträgt         Atemzüge pro Minute. Die Bewegung des Brustkorbes ist symmetrisch, die Ausatmungsluft strömt aus beiden Nasenlöchern gleichmäßig aus und ist geruchlos. Die Umgebung der Nasenlöcher ist trocken und sauber.

Bei der Perkussion des Lungenfeldes ist ein voller Lungenschall hörbar. Die Auskultation ist ohne besonderen Befund.

Der Kehlkopf ist symmetrisch, ein Hustenreflex läßt sich nicht auslösen.

 

 

 

Verdauungsapparat

 

Das Tier nimmt während der Untersuchung weder Futter noch Wasser auf. Eine Wiederkautätigkeit ist während der Untersuchung nicht zu beobachten.

Der Lippenschluß ist vollständig, die Umgebung der Maulhöhle ist sauber. Beim Öffnen der Maulhöhle zeigt sich ein vollständiges Dauergebiß. Die Zunge ist unverletzt und frei von Auflagerungen. Das Abdomen ist symmetrisch. Die Bauchdecke ist kräftig- elastisch gespannt.

 

 

 

In der linken Hungergrube lassen sich innerhalb von 2 Minuten 3 Kontraktionen des Pansens zählen; während der Kontraktion ist ein knisterndes Rauschen hörbar. Dorsal ist bei der Perkussion ein tympanischer Schall wahrnehmbar, der nach ventral gedämpft wird.

 

Die am Patienten durchgeführten Fremdkörperproben wie Rückengriff, Druckpalpation und Schmerzperkussion fallen negativ aus. Auch die Proben auf eine Labmagenverlagerung wie Doppel-, Schwing- und Perkussionsauskultation erweisen sich als nicht positiv.

 

Die Auskultation des Darmes in der rechten Hungergrube ergibt unregelmäßige schwache Gurgelgeräusche.

 

Das Leberdämpfungsfeld liegt im 10. - 11. rechten Interkostalraum ca. zwei Handbreiten unterhalb der Wirbelsäule. Eine Schmerzperkussion verläuft negativ.

 

Während der Untersuchung konnte Kotabsatz beobachtet werden. Die normale Menge des abgesetzten Kotes weist eine trocken-faserige Konsistenz auf, ist von dunkelgrünbrauner Farbe und vom Geruch unauffällig.

 

 

Harn- und Geschlechtsapparat

.

Harnabsatz wurde während der Untersuchung nicht beobachtet. Penis und Präputium zeigen keine Besonderheiten, auch die weitere Untersuchung des Harn- und Geschlechtsapparates ist ohne besonderen Befund.

 

 

 

 

 

 

Bewegungsapparat

 

Das Tier liegt zu Beginn der Untersuchung in Brustseitenlage. Nachdem es aufgestande ist steht es aufrecht und belastet alle vier Gliedmaßen gleichmäßig. Die Stellung der Extremitiäten zueinander ist regelmäig. Die Klauen sind in einem  guten Pflegezustand. Es sind weder an den Gelenken, noch an den Sehnen oder an der Muskulatur Umfangsvermehrungen oder Verletzungen festzustellen.

 

 

Nervensystem

 

Der Ziegenbock verhält sich ruhig und zeigt Interesse an der Umwelt. Die Motorik ist nicht gesteigert, man erkennt keine Anzeichen, die auf eine Lähmung, Übererregbarkeit, Ataxie oder Zwangsbewegung des Patienten hinweisen. Oberflächen- und Tiefensensibilität sind nachweisbar. Hornhaut-, Lid-, Ohr-blase-, Schwanz- und Analreflex sind auslösbar.

 

???Zittern...

 

Sinnesorgane

 

Die Augenstellung ist symmetrisch.Öffnung und Schluß beider Augenlider erfolgt gleichzeitig. Es sind keine Veränderungen auf der Cornea, im Kammerwasser und an der Linse zu erkennen. Das Hörvermögen scheint ungetrübt, denn das Tier wendet seinen Kopf in Richtung eines provozierten Geräusches.

 

 

 

IV. Diagnose

 

Es handelt sich hierbei um eine Fraktur des rechten Hornes.

 

 

V. Differentialdiagnose

 

Keine

 

VI.Ätiologie

 

 

Abgebrochene Hörner oder Hornteile sind bei Ziegenböcken oft auf  Rang- oder Revierkämpfe mit Artgenossen, meist anderen männlichen Tieren,  zurückzuführen welche in diesem Ausmaß vor allem zu Beginn der Geschlechtsreife oder zur Brunstzeit zu beobachten sind. Diese Kämpfe regeln die Stellung des Tieres  in der Herde und sind somit für das soziale Leben des Tieres von besonderer Bedeutung, so daß sie unter Umständen mit genügender Wucht ausgeführt werden um den Bruch eines oder beider Hörner herbeizuführen.

Desweiteren sind Hornbrüche auf Unfälle in der Umgebung der Tiere zurückzuführen, oder passieren beim spielerischen Kampftraining, z.B. mit dem Weidezaun.

 

 

VII. Therapie

 

Die Therapie besteht in der vollständigen chirurgischen Entfernung des rechten Hornes, wobei auch das linke Horn entfernt wird um weitere Unfälle zu verhindern.

Die Enthornung des erwachsenen Ziegenbockes wird unter Narkose durchgeführt, da Ziegen im allgemeinen Schmerz auch bei kleinen chirurgischen Eingriffen nicht tolerieren und bei ungenügender Analgesie an einem Schock sterben können. Da die Hörner bereits vollständig ausgebildet sind und eine breite Basis besitzen kommt es in diesem Fall auch so zu großen Öffnungen in der Stirnhöhle.

Zur Vorbereitung auf die Operation wird das Tier nüchtern gehalten, d.h. 12- 24 Stunden vor der Operation nicht mehr gefüttert um Pansentympanie, Regurgitieren und eine mögliche Aspirationspneumonie während der Anästhesie zu vermeiden.

Die Operation wurde am 20.07.00 durchgeführt:

Zunächst wird das Tier mit einer Narkose aus Ketamin und Rompun abgelegt und auf dem Operationstisch auf der Seite liegend fixiert.

Anschließend wird die Sedierung des Tieres mit einer Lokalanästhesie der Hörner ergänzt, wozu zunächst die Gegend um die Hörner geschoren und desinfiziert wird. Die Innervation der Ziegenhörner erfolgt sowohl durch Zweige des N. Lacrimalis als auch durch Zweige des N. infratrochlearis, weshalb beide  blockiert werden müssen. Dies ist bei größeren Tieren wie in diesem Falle nur durch einen Ringblock möglich, wobei der gesamte Bereich um die Hörner mit mehreren  Depots eines Lokalanästhetikums (Procasel 2%) umspritzt wird. Während sich die Anästhesie  ausbreitet  wird die Gegend um das Horn zur aseptischen Operation vorbereitet.

Schließlich wird die Haut in einer diastanz von 1 cm von der Hornbasis entfernt eingeschnitten. Während ein Assistent den Kopf des Ziegenbockes hält wird am kaudo- medialen Ende des Hautschnitts eine Embryotomdrahtsäge angesetzt und das Horn inn kranio- lateraler Richtung abgesägt. Gleiches mit dem linken Horn. Bei der durchgeführten Enthornung sind die Sinus frontales beider Seiten eröffnet worden. Kleinere Blutungen sind durch den Gebrauch eines Elektrokauters zum Erliegen gekommen.

Nach der Operaton wird der Kopf bandagiert, um dem Eindringen von Parasiten und Fremdmaterial vorzubeugen.

Zusätzliche, unterstützende Maßnahmen der chirurgischen Therapie sind eine fortlaufende klinische Kontrolle, das Verbringen des Tieres in einen Stall mit gutem Stallklima (saubere Einstreu, gute Belüftung, opt. Termperatur  etc.). Begleitend wird ebenfalls eine über mindestens 5 Tage andauernde Antibiose  ( z.B. mit Streptocombin) durchgeführt um eine Infektion zu vermeiden.

 

VIII. Prognose

 

 

Die Prognose ist als gut zu bewerten, da die Operation ohne Komplikationen verlaufen ist und das Tier sich in einem guten Allgemeinzustand befindet.

 

 

>