Obduktion-09 - Katze: Polyserositis

Sektionsbericht

 

 

 

A.

 

Nationale des Tieres

 

Tierart:                         Katze  

Rasse:                                     Britisch Kurzhaar

Geschlecht:                              männlich, nicht kastriert

Alter:                                       ca. 9 Monate

Kennzeichen:                           dunkelbraunes Haarkleid,

Tgb./Sektions-Nr.:                   x

 

 

Besitzer, Einsender, Auftraggeber

 

Besitzer:                                  x                     

Einsender / Auftraggeber:         x

 

 

 

Die Obduktion wurde am 07.03.2000 zwischen 0700 und 1300 im Obduktionssaal des Instituts für Veterinärpathologie der FU-Berlin, Straße 518 Nr. 15, 14163 Berlin, von der Untersucherin x durchgeführt. Anwesende Zeugen waren x, x, x und Herr x, der auch den Bericht ausgab.

 

 

Vorbericht

 

Der vorliegende Kater war immer korrekt geimpft. Am 06.01.2000 wurde er mit Leukocell geimpft. Am 28.02.2000 wurde bei der Untersuchung eine Gelbfärbung festgestellt. Der vorgenommenen FIV- und  FeLV-Test ergab in beiden Fällen ein negatives Ergebnis. Bei einer Bauchhöhlenpunktion rechts unterhalb der Leber konnte bernsteingelbe Flüssigkeit abgezogen werden. Auf den Rat des Tierarztes hin stimmte der Besitzer einer Euthanasie des Tieres zu.

 

 

 

B. Beschreibung

 

Äußere Besichtigung

 

Die Zerlegung erfolgt 66 Stunden nach dem Tode des Tieres. Der Tierkörper ist vollständig erhalten und liegt auf der linken Seite. Das Körpergewicht des Tieres beträgt 3,44 kg, der Körperbau ist rassetypisch, altersgemäß, und der Ernährungszustand ist gut.

 

Die Körperoberflächentemperatur liegt deutlich unter der Raumtemperatur. Die Totenstarre ist nicht vollständig gelöst; Schulter-, Hüft- und Kniegelenke sind unbeweglich.

 

Die Augen sind beiderseits geöffnet, die Augäpfel sind auf beiden Seiten eindrückbar und in die Augenhöhlen eingesunken. Beide Hornhäute sind getrübt und beide Nickhäute vorgefallen.

 

Das Haarkleid ist matt glänzend und nicht vollständig geschlossen, an beiden Vorderbeinen befindet sich eine jeweils 2 x 4 cm große unbehaarte Stelle. Die Krallen sind dunkel pigmentiert. Die Ballen aller vier Pfoten sind dunkel pigmentiert. Die Haut ist an den  unbehaarten Stellen von gelber Farbe. Der Nabel ist unbehaart, unpigmentiert und hat eine Größe von ca. 0,5 x 0,2 cm.

Es sind 10 Zitzen mit einem Durchmesser von 0,1 cm vorhanden, alle Zitzen sind weich elastisch und dunkel pigmentiert.

 

Beide Augäpfel sind in die Augenhöhlen zurückgefallen. Die Lidbindehäute sind feucht, glatt, glänzend und gelb. An beiden Augen ist der freie Rand des dritten Augenlides ca. 0,1 cm dunkel pigmentiert.

Der Nasenspiegel ist dunkel pigmentiert, trocken und matt. Die Nasenöffnungen haben beiderseits einen Durchmesser von ca. 0,2 cm und die Schleimhaut in der Tiefe ist dunkel pigmentiert, feucht, glatt und glänzend.

 

Die Maulhöhle ist geschlossen, die Schleimhaut ist teils unpigmentiert, teils dunkel pigmentiert

Der äußere Gehörgang beider Ohren ist ca. 0,5 cm im Durchmesser geöffnet. Die Haut ist von graugelber Farbe, matt, trocken und unbehaart.

Der After ist ca. 0,2 x 0,3 cm weit geöffnet.

 

 

Innere Besichtigung

 

I. Zustand nach Eröffnung der Haut

 

Das Unterhautgewebe ist gelb, feucht und gleichmäßig ausgebildet, die maximale Dicke beträgt ca. 1 cm, es ist elfenbeinfarbenes, festes Fett eingelagert.

 

Die Muskulatur ist symmetrisch ausgebildet, blaßrot-braun, mäßig feucht und weich-elastisch.

 

 

 

 

 

II. Bauch- und Beckenhöhle

 

Nach der Eröffnung der Bauchhöhle tritt ca. 500 ml rötlich-gelbe, fadenziehende Flüssigkeit mit eidotterähnlichen Massen aus. Im ersten Drittel der Bauchhöhle sind die Leber und Anteile des großen Netzes, der Milz und des Darmes sichtbar. Im zweiten Drittel sind Milzanteile, Anteile des großen Netzes, Darmschlingen und die rechte Niere sichtbar. Im letzten Drittel sind Anteile des großen Netzes, Darmschlingen und die Harnblase zu sehen.

 

Das Bauchfell ist gelb-rot, pergamentpapier-dünn, feucht, rauh und mit gelblichen ablösbaren Auflagerungen versehen. Es spannen sich dünne, leicht zerreißende, gelbliche Stränge zwischen dem Bauchfell, das den einzelnen Organen aufliegt.

 

Das große Netz bedeckt vollständig die Darmschlingen. Es ist durchscheinend, pergamentpapier-stark, von bis zu ca. 1 cm breiten, gelblich-rosa Strängen durchzogen und mit dünnen, gelblichen, leicht zerreißenden Strängen mit den umliegenden Geweben verbunden.

 

Die Milz ist unregelmäßig zungenförmig, von dunkelrot-brauner Farbe, ca. 17 cm lang, an der dicksten Stelle ca. 3 cm und an der dünnsten ca. 1 cm breit und ca. 0,7 cm dick. Die Milz wiegt 12 g (rel. Organgewicht: 0,35 %), ihre Ränder sind scharf und die Konsistenz derb-elastisch. Die Kapsel ist gefältet. Im Anschnitt ist die Milz brombeerfarben, feucht, glänzend und mit sehr kleinen Erhebungen durchsetzt, es tritt wenig brombeerfarbene Flüssigkeit aus.

 

Der Magen ist äußerlich hellrot-bräunlich, hat eine Größe von ca. 10 x 5 x 5 cm und eine Wanddicke von ca. 0,2 cm. Er ist wenig gefüllt, sein Inhalt besteht aus einer grün-braunen Masse. Die Schleimhaut ist gelb-rot, feucht, glatt und matt. Sie ist in manuell verstreichbare Falten gelegt.

Der Zwölffingerdarm ist äußerlich beige-rosa, ca. 10 cm lang, hat einen Durchmesser von ca. 1 cm und eine Wanddicke von ca. 0,2 cm. Der Zwölffingerdarm ist mäßig mit einem milchig-beigen, pastösen Inhalt gefüllt. Die Schleimhaut ist gelblich-rosa, feucht, samtartig  und matt.

Der Leerdarm ist äußerlich beige-rosa bis, ca. 50 cm lang, hat einen Durchmesser von ca. 0,5 cm und eine Wanddicke von ca. 0,2 cm. Der Leerdarm ist mäßig mit einem milchig-beigen, pastösen Inhalt gefüllt. Die Schleimhaut ist gelb-rosa, feucht, glatt und glänzend.

Der Hüftdarm ist äußerlich beige-rosa bis, ca. 15 cm lang, hat einen Durchmesser von ca. 0,5 cm und eine Wanddicke von ca. 0,2 cm. Der Hüftdarm ist mäßig mit einem milchig-beigen, pastösen Inhalt gefüllt. Die Schleimhaut ist gelb-rosa, feucht, glatt und glänzend.

Der Blinddarm ist äußerlich grün-braun, hat eine Größe von ca. 2 x 0,5 x 0,5 cm und eine Wanddicke von ca. 0,2 cm. Der Blinddarm ist mäßig mit einem grün-braunen, schleimigen Inhalt gefüllt. Die Schleimhaut ist gelblich-bräunlich, feucht, glatt und glänzend.

Der Grimmdarm ist äußerlich grün-braun, ca. 10 cm lang, 2 cm im Durchmesser und hat eine Wanddicke von ca. 0,2 cm. Der Grimmdarm ist stark mit einem grün-braunen, faserig-festen Inhalt gefüllt. Die Schleimhaut ist beige-gelb, feucht, glatt, glänzend und in manuell verstreichbare Falten gelegt.

 

Das Darmgekröse ist durchscheinend, feucht, von ca. 1 cm breiten gelblichen Strängen durchzogen und zeigt gelblich, leicht zerreißende Verbindungen zum Bauchfell auf. Die Darmlymphknoten in der Nähe der Bauchspeichledrüse haben einen Durchmesser von jeweils ca. 1 cm, sind derb-elastisch und im Anschnitt mäßig feucht mit einem braunen Mark und beiger Rinde.

 

 

Die Leber wiegt 108 g (rel. Organgewicht: 3,14 %), die Kapsel ist rauh, matt und mit gelben, ablösbaren Auflagerungen bedeckt. Die Farbe der Leber ist gelb-braun. Auf der Oberfläche sind zahlreiche stecknadelkopfgroße, rot-braune Pünktchen zuerkennen. Die Ränder der Leber sind scharf und teilweise eingezogen, die Konsistenz ist fest. Beim Anschneiden des Lebergewebes ist ein Widerstand zu spüren, das Lebergewebe ist im Anschnitt gelb-braun und es tritt an der Schnittfläche dunkelrote, wäßrige Flüssigkeit aus.

 

 

Die rechte und die linke Niere wiegen jeweils 20 g (rel. Organgewicht: 0,58 %) und haben eine Größe von jeweils ca. 7 x 3 x 5 cm. Die Nieren sind bohnenförmig, die Kapsel ist durchscheinend und ohne Substanzverlust ablösbar. Ihre Farbe ist bräunlich-rot, die oberflächlichen Blutgefäße sind deutlich zu erkennen. Die Oberfläche ist fein-gekörnt. Nach dem Anschnitt der Nieren sind Mark und Rinde gut voneinander abgrenzbar, die rotbraune Rinde ist ca. 0,8 cm breit, der äußere dunkelrot-braune Bereich des Markes ist ca. 0,2 cm, der innere beige Bereich des Markes ca. 1,5 cm breit. Das Nierenbecken ist spaltbreit geöffnet und die Schleimhaut von gelber Farbe, feucht, glatt und glänzend. Die Schnittfläche ist fein-gekörnt.

 

 

III. Brusthöhle

 

Beim Eröffnen der Brusthöhle tritt ca. 20 ml rote, klare, fadenziehende Flüssigkeit aus. Die inneren Organe füllen zu ca. 60% die Brusthöhle aus.

 

Das Brustfell ist durchscheinend, feucht, glatt und glänzend, nur im Bereich des Mittelfells mit gelben, leicht ablösbaren Belägen versehen.

 

Das Herz ist im Herzbeutel verschieblich. Der Herzbeutel ist durchscheinend, feucht, glatt und glänzend und mit vielen weißen Fetteinlagerungen versehen. Beim Eröffnen des Herzbeutels tritt ca. 3 ml hellrote geleeartige Flüssigkeit aus.

 

Das Herz wiegt 16 g (rel. Organgewicht: 0,46 %), die Form ist spitzkegelig und die Herzspitze wird nur von der linken Kammer gebildet. Das Herz ist ca. 5 x 3 x 3 cm groß und äußerlich grau-braun. Der Herzüberzug ist durchscheinend, feucht, samtartig und matt. Das Verhältnis von rechter Kammerwand zu Kammerscheidewand zu linker Kammerwand beträgt 1 : 2 : 3. Die rechte Herzkammer ist kaum geöffnet, die linke Herzkammer ist ca. 0,5 cm geöffnet. Beide Kammern sind mit einer gallertigen, brombeerfarbenen Masse gefüllt. Die Herzmuskulatur ist im Anschnitt grau-braun und trocken. Die Herzinnenauskleidung ist durchscheinend, feucht, glatt und glänzend. Die Taschenklappen sind halbmondförmig, seidenpapierstark, porzellanfarben, nicht durchscheinend, frei aufspannbar, ihre Oberfläche ist glatt und feucht. Die Segelklappen beider Kammern sind seidenpapierstark, durchscheinend, feucht, glatt und glänzend. Sie sind an ihren freien Rändern knotig aufgeworfen, die Knötchen sind hellrot und stecknadelkopfgroß. Die Papillarmuskeln sind an ihren oberen Enden mit zwirnfadenstarken, grauen, festen, fädigen Strukturen an den freien Rändern der Segelklappen befestigt.

 

Die Lungen sind nur wenig zusammengefallen und von dunkelroter Farbe, im Randbereich ist die Farbe hellrot. Die Konsistenz ist  teigig, im Randbereich knisternd. Die Schwimmprobe ist negativ. Beim Anschnitt der Zwerchfellslappen tritt eine große Menge hellrote, wäßrige Flüssigkeit aus, beim Anschnitt der Spitzenlappen tritt hellrote, schaumige Flüssigkeit aus.

IV. Maul- und Rachenhöhle, Halsorgane

 

Der Kehlkopf ist symmetrisch, der Kehldeckel ist dreieckig, fest, ca. 0,2 cm dick, hellgelb; die Ränder sind wulstig aufgeworfen und von hellroter Farbe. Die Oberfläche des Kehldeckels ist feucht, glatt und glänzend.

 

 

Die Luftröhre ist ca. 14 cm lang. Die Schleimhaut ist blaßrosa-gelb mit haarfeiner Gefäßzeichnung, feucht, glatt und glänzend. In der Luftröhre befindet sich viel rötlicher, schleimig-flüssiger Inhalt.

 

 

 

C. Pathologisch-anatomische Diagnosen

 

I. Allgemeindiagnosen

 

Ikterus

Anämie

 

II. Organdiagnosen

 

Peritonitis fibrinosa subacuta diffusa

Ascites fibrohaemorrhagica subacuta diffusa

 

Pleuritis mediastinalis subacuta diffusa

Hydrohaemothorax subacuta diffusa

 

Haemopericard acuta diffusa

Hypertrophia cordis ventriculi sinistri subacuta diffusa

Myodegeneratio cordis subacuta diffusa 

Dilatatio cordis ventriculi sinistri acuta diffusa

 

Oedema pulmonum acuta diffusa

Emphysema pulmonum acuta multiplex

 

Hepatitis granulomatosa subacuta diffusa

Steatosis hepatis subacuta diffusa

 

Hyperplasia lienalis pulposa subacuta diffusa

 

Nephritis granulomatosa subacuta diffusa

 

Lymphadenitis lymphonodi pancreaticoduodenales subacuta diffusa

 

Gastritis catarrhalis subacuta diffusa

Enteritis catarrhalis subacuta diffusa

Koprostase

 

Laryngitis hyperaemica acuta circumscripta

 

III. Gesamtdiagnose   

 

Polyserositis aufgrund einer Superinfektion mit felinen infektiösen Peritonitits-Viren.

 

 

D. Differentialdiagnosen

 

Leukose           - Bei der Leukose handelt es sich um eine systemische neoplastische

Proliferation der Blutzellen bzw. deren Vorstufen. Sie kann unter anderem mit einer Lymphknotenschwellung einhergehen und ist erst durch die histologische Untersuchung auszuschließen.

Tuberkulose     - Bei der Katze kommt vor allem die durch den Menschen übertragene

 Tuberkulose durch Mycobakterium tuberculosis, bei der aufgebrochene

 Lymphknoten und eine exsudativ-nekrotische Pleuritis bzw. Peritonitis zu

 sehen sind.

Yersiniose        - Sie wird verursacht durch Yersinia pseudotuberculosis. Hier zeigen sich

(Pseudo-             miliare und bis erbsengroße Knötchen an Hüft- und Blinddarm, die ulzerieren

tuberkulose)       oder konfluieren können. Ähnliches ist auch in den regionären

   Lymphknoten, in Leber und in der Milz zu sehen.

 

 

 

E. Postmortale Veränderungen

 

Die rauhe Oberfläche des Herzens und die Flüssigkeit im Herzbeutel sind vermutlich die Folge der intrakardialen Euthanasie. Bei den Herzkammerinhalten handelt es sich um postmortale Blutagglutinate. Auch bei der im Bereich der linken Flanke vorgefundenen gelblich-sulzigen Flüssigkeit handelt es sich um eine postmortale Veränderung, die durch die linke Seitenlage des Tieres hervorgerufen wurde.

 

 

F. Weiterführende Untersuchungen

 

Eine differentialdiagnostische Abgrenzung der Leukose kann durch eine histologische Untersuchung der Lnn. pancreaticoduodenales vorgenommen werden.

 

 

G. Gutachten

 

Die Veränderungen am Tierkörper sind zurückzuführen auf eine Superinfektion mit einem Coronavirus, dem Felinen infektiösen Peritonitis-Virus (FIP-V), der eine Infektion mit dem Felinen enteralen Corona-Virus (FEC-V) vorrausgeht.

90% der Katzen weisen einen Antikörper-Titer gegen FEC-V auf, wobei es nicht zur Erkrankung kommt. Diese erfolgt entweder durch eine Mutation des FEC-V, die ihm die Vermehrung in den Makrophagen ermöglicht, oder durch eine Superinfektion mit dem FIP-V.  

Die Infektion mit FIP-V (bzw. dem mutierten FEC-V) erfolgt naso-pharyngeal über den Kot anderer Katzen. Das Virus wird von den Makrophagen aufgenommen und vermehrt sich in diesen in den Mesenteriallymphknoten, die dadurch wie in diesem Fall vergrößert sein können. Die Makrophagen gehen dadurch zugrunde, es werden zahlreiche Virionen freigesetzt, die ihrerseits wieder von Makrophagen phagozytiert und mit diesen auf lympho-hämatogenem Wege in andere Organe verschleppt werden. Durch die Antigenpräsentation der Makrophagen werden Antikörper gebildet, die mit den Antigenen Komplexe bilden. Außerdem sind durch die vorangegangene Infektion mit dem FEC-V bereits zahlreich Antikörper vorhanden. Einerseits ist die Anzahl der gebildeten Antigen- Antikörper-Komplexe sehr hoch, andererseits die Anzahl der Makrophagen durch die Zerstörung durch das Virus vermindert, so daß die Antigen-Antikörper-Komplexe nicht in ausreichendem Maße phagozytiert werden können und als Aggregate im Bereich der kleineren Blutgefäße abgelagert werden und dort Entzündungserscheinungen auslösen. Desweiteren wird durch die Antigen-Antikörper-Komplexe das Komplementsystem aktiviert, welches zu einer gesteigerten Gefäßpermeabilität mit daraus resultierendem Flüssigkeitsaustritt aus den Blutgefäßen führt. Außerdem kommt es zur Einwanderung polymorphkerniger Leukozyten, die die Antigen-Antikörper-Komplexe phagozytieren und dadurch zerstört werden; dabei werden proteolytische Enzyme frei, die zu einer zusätzlichen Zerstörung und damit erhöhten Permeabilität der Blutgefäße führen. Hieraus erklären sich die serofibrinösen Höhlenergüsse mit hohem Proteingehalt und auch die Entzündungserscheinungen an Kapillaren, die granulären Infiltrate und lokalen Nekrosen.

Hierbei handelt es sich um eine Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ III. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Formen der Felinen infektiösen Peritonitis, eine feuchte (exsudative) und eine trockene (parenchymatöse) Form. Bei der parenchymatösen Form kommt es zur lokalen Ablagerung von Immunkomplexen in Geweben, die man als ARTHUS-Reaktion bezeichnet. Bei der exsudativen Form zirkulieren große Mengen von Immunkomplexen im Blut und lagern sich an den Gefäßwänden der kleineren Gefäße ab, was als Serumkrankheit bezeichnet wird.

Bei dem vorliegenden Fall handelt es sich um eine Mischform, bei der Körperhöhlenergüsse neben granulomatösen Entzündungen der Leber und der Niere vorkommen. Die pulpöse Hyperplasie der Milz ist eine Folge der zahlreichen akuten bis subakuten Entzündungen. Die katarrhalische Enteritis ist durch die starke Vermehrung des Virus in den Enterozyten des Dünndarmes, die zu deren Zerstörung führt, bedingt, wobei die beginnende Koprostase dadurch zu erklären ist, daß der Organismus darum bemüht war, keine weitere Flüssigkeit auszuscheiden.

Durch den Flüssigkeitsverlust in die Körperhöhlen, der eine Folge der exsudativen Form der FIP ist, kommt es zunächst zu einem Blutdruckabfall und dadurch zu einer Ausschüttung von Renin aus der Niere. Das Renin spaltet in der Leber gebildetes und im Blut zirkulierendes Angiotensinogen zu Angiotensin I, dieses wird dann von dem Angiotensin-Converting-Enzyme (ACE), das in der Lunge und anderen Geweben vorkommt, überführt in Angiotensin II. Das Angiotensin II bewirkt eine Vasokonstriktion und führt zur Sekretion von Aldosteron aus der Nebennierenrinde, welches zu einer verstärkten Rückresorption von Natrium und damit auch von Wasser an der Niere führt. Dadurch kommt es zu einem Anstieg des Blutdrucks. Durch diese renale Hypertonie arbeitet das linke Herz gegen einen erhöhten peripheren Widerstand, was zunächst zu einer Linksherzhypertrophie mit folgender Degeneration und Dilatation führt. Diese Linksherzschwäche ist die Ursache für den Rückstau in die Lungen, also dem Lungenödem, welcher Emphyseme in den Randbereichen zur Folge hat.

Wäre nicht eine Euthanasie vorgenommen worden, kämen als mögliche Todesursachen das durch die Herz-Kreislaufstörung verursachte Lungenödem oder eine hypovolämischer Schock infolge des starken Flüssigkeitsverlustes in Frage.

      

 

>