Pferd-01 - Fohlen,Schlundverstopfung

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Matr.- Nr.: x

 

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Matr.- Nr.: x

 

 

Der Patient wurde am 20.10.1998 durch Herrn x zugewiesen

 

           

                                       Krankheitsbericht

 

1. Anamnese

 

Das vorgestellte Fohlen wurde am 09.08.1998 erstmals wegen einer Schlundverstopfung durch den Haustierarzt mit homöopathischen Mitteln behandelt, ebenso die 10 Tage später auftretende Pneumonie. Diese Behandlung war zunächst erfolgreich.

Am 02.09.1998 hatte das Tier erneut Symptome einer Schlundverstopfung, sprich überstreckter Hals, Regurgitation, Dysphagie, Husten und Hypersalivation. Die von dem Haustierarzt wiederum vorgenommene homöopathische Behandlung zeigte diesmal keinen Erfolg, woraufhin das Fohlen am 05.09.1998 in der Tierklinik der x  vorgestellt wurde.

Bei der Aufnahme war der Allgemeinzustand des Tieres ruhig und der Ernährungszustand als gut zu bezeichnen, seine Temperatur betrug 38,7°C, der Puls war bei einer Frequenz von 56/min gleichmäßig, regelmäßig und mittelstark. Es war beidseitig Nasenausfluß zu erkennen, der aus mit Futterpartikeln vermengtem Speichel bestand. Die Palpation des Halses ergab, daß der Oesophagus direkt kaudal des Kehlkopfes obstipiert war. Bei der Auskultation der Lunge konnten hochgradige, feuchte Rasselgeräusche festgestellt werden. Zur Beseitigung der Schlundverstopfung wurde eine Nasenschlundsonde mit Druckluft bis in den Magen geschoben und gespült; zur Analgesie und Relaxation des Oesophagus wurden 1,5 ml Rompunâ (Wirkstoff: Xylazin) und 5 ml Buscopan comp.â (Wirkstoffe: Butylscopolamin und Metamizol) i.v. appliziert. Zur Antibiose wurde 5 ml Pen-Strepâ (Wirkstoffe: Benzylpenicillin-Procain, Dihydrostreptomycinsulfat) i.m. verabreicht.

Bei der Endoskopie am 07.09.1998 waren sowohl Rachen als auch der Oesophagus ohne besonderen Befund, weil dabei nur die Schleimhaut beurteilt werden konnte, und diese unauffällig war. Am 14.09.1998 wurde röntgenologisch eine Stenose des Oesophagus ca. 10 cm kaudal des Larynx festgestellt; bei diesen Aufnahmen handelte es sich um Negativ-Kontrast-Aufnahmen, bei denen der Oesophagus mit Luft gefüllt wird, um Passagestörungen sichtbar zu machen.

Für die nun folgende OP wurde am 15.09.1998 ein Blutbild erstellt, das folgende Werte ergab:           Þ Hb: 10,7 ; Ery´s: 8,2 ; Leuko´s: 9100; Hkt: 30%

            Þ Basophile                :   1%

                 Eosinophile             :   1%

                 Stabkernige            :   2%

                 Segmentkernige      : 73%

                 Lymphozyten          : 17%

                 Monozyten :   6% 

Bei der OP-Voruntersuchung war der Allgemeinzustand munter und der Ernährungszustand gut, die Schleimhäute waren blaßrosa, die kapilläre Füllungszeit betrug 1 sec., der Puls hatte eine Frequenz von 56/min und war gleichmäßig, regelmäßig und mittelstark, die Auskultation des Herzens ergab keinen besonderen Befund. Die Atemfrequenz betrug 24/min, es waren geringgradige, verschärfte, bronchiale Geräusche bei der Auskultation der Lunge zu hören. Die Temperatur, rektal gemessen, betrug 38,4°C. Die palpierbaren Lymphknoten waren unauffällig, die Kotkonsistenz entsprach einem typischen Milchkot. Daraufhin wurde folgender Eingriff vorgenommen: Mit einem Oesophagusdilatationskatheter wurde eine mechanische Erweiterung der Speiseröhre herbeigeführt. Die Narkose wurde eingeleitet mit 4,4 ml Rompunâ (Wirkstoff: Xylazin), 2 ml Diazepam, 1,76 ml Ketamin, die Inhalationsnarkose erfolgte mit 15 ml Isofluran, zusätzlich erhielt der Patient eine Infusion von 1 Liter           NaCl- Lösung.

Sowohl am 21.09.1998, als auch am 29.09.1998 und am 02.10.1998 wurden erneut Oesophagusdilatationen vorgenommen (selbe Bedingungen, außer der Infusionsmenge an NaCl-Lösung, die am 21.09. auf 500 ml reduziert, am 29.09. auf 1,5 l erhöht , am 02.10. wieder auf 500 ml herabgesetzt wurde, zusätzlich ist am 29.09. 500 ml 5%ige Glucose-Lösung verabreicht worden).


Desweiteren wurden am 05.10. und am 15.10.1998 folgende Blutbilder erstellt:

- Blutbild vom 05.10.1998

            Þ Hb: 11,3 ; Ery´s: 8,49 ; Leuko´s: 10200 ; Hkt: 30%

            Þ Basophile                :   0

                 Eosinophile:   1

                 Stabkernige            :   4

                 Segmentkernige      : 70

                 Lymphozyten          : 21

                 Monozyten             :   4

-Blutbild vom 15.10.1998

            Þ Hb: 11,8 ; Ery´s: 8,58 ; Leuko´s: 6200 ; Hkt: 30%

            Þ Basophile                :   0

                 Eosinophile:   1

                 Stabkernige:   1

                 Segmentkernige      : 59

                 Lymphozyten          : 38

                 Monozyten             :   1

 

 

2. Signalement

 

Tierart:                         Pferd

Rasse:                                     Kleinpferd

Geschlecht:                              Hengst

Gewicht:                                  80 kg

Widerristhöhe:             ca. 115 cm

Geboren am:                            19.07.1998

Farbe:                                     Fuchsschecke (durchgehende breite Blesse bis in die Oberlippe)

Erworbene Kennzeichen:         keine

Beschlag:                                 keiner

Eigentümerin:                           x

Name des Tieres:                     x

 

3. Status praesens

 

 

3.1 Allgemeine Untersuchung

 

Das Fohlen verhält sich aufmerksam, ist lebhaft und befindet sich in einem mäßigen Pflege- und Ernährungszustand. Die Körperinnentemperatur beträgt 38,9°C. Der Körper fühlt sich mit Ausnahme physiologischer Warm- und Kaltzonen gleichmäßig warm an. Die Pulsfrequenz, palpiert an der A. maxillaris ext. (bzw. A. facialis), beträgt 60/ min, die Atemfrequenz 20/ min.

 

 

3.2 Spezielle Untersuchung

 

Haut und Haarkleid:

Das Haarkleid ist struppig, stumpf und zeigt an den Ohren kahle Stellen. Die Haut ist stark schuppig, eine aufgezogene Hautfalte verstreicht zügig und vollständig.

 

Schleimhäute:

Die Schleimhäute von Maul und Nase sind blaßrosa, feucht, glatt und glänzend, die Conjunktiven blaßrosa, mäßig feucht und die Kapillaren fein injiziert.

 

Lymphknoten:

Die oberflächlichen Lymphknoten sind adspektorisch unauffällig. Sämtliche palpierten Lymphknoten sind unter der Haut verschieblich, glatt, von prallelastischer Konsistenz und nicht schmerzhaft.

 

Respirationsapparat:

Bei einem costo-abdominalen Atmungstyp hat das Fohlen eine Atemfrequenz von 20 Zügen pro Minute. Die Atmung ist gleichmäßig und regelmäßig, unterbrochen von unregelmäßig auftretendem Husten. Bei der Auskultation der Lunge sind geringgradige, feuchte Rasselgeräusche zu hören. An beiden Nüstern ist zähflüssiger, weißer Nasenausfluß zu erkennen.

Zirkulationsapparat:

Der Herzstoß ist bei der Palpation spürbar. Die Auskultation ergibt eine Herzfrequenz von 60/ min. Die Herztöne sind von starker Intensität, gleichmäßig, gut voneinander abgesetzt, es sind keine Herzgeräusche wahrzunehmen. Die Pulsfrequenz entspricht der Herzfrequenz. Der Puls ist regelmäßig, gleichmäßig und mittelstark, die Gefäßwandspannung ist physiologisch. Die kapilläre Füllungszeit liegt unter 2 Sekunden. Die Vena jugularis externa läßt sich im Halsbereich anstauen und verstreicht bei Lösen des Staus zügig.

 

Digestionsapparat: 

Das Pferd hat einen guten Appetit und setzt ernährungsbedingt ausschließlich Milchkot ab. Der Lippenschluß der Maulhöhle ist vollständig. Die Zunge ist unverletzt und frei von Auflagerungen. Die röntgenologische Untersuchung zeigte eine Stenose des Oesophagus ca. 10 cm kaudal des Larynx. Die Endoskopie des Oesophagus ergab, daß keine Veränderungen der Schleimhaut in diesem Bereich vorliegen. Die Adspektion des Abdomens ist unauffällig, die Palpation ergibt eine physiologische Bauchdeckenspannung.

 

Harn- und Geschlechtsapparat:

Penis und Präputium zeigen keine Besonderheiten, der Descensus testis ist komplett vollzogen. Der beobachtete Harnabsatz war unauffällig.

Der Nabel ist gut abgeheilt.

 

Bewegungsapparat:

Das Fohlen belastet alle vier Gliedmaßen gleichmäßig, auf der Hinterhand zeigt es eine geringgradige Durchtrittigkeit.

 

 

4. Diagnose

 

Die Schlundverstopfungen des Fohlens sind zurückzuführen auf eine Obstructio oesophagei, die bedingt ist durch eine Oesophageal stricture. Da es sich bei Carlos um eine angeborene Stenose handelt, trat die erste Schlundverstopfung kurz nach der ersten Aufnahme von fester Nahrung (am 09.08.1998), die mit ca. 2-3 Wochen beginnen sollte, auf.

Der Husten, der Nasenausfluß und die feuchten Rasselgeräusche entstehen durch Aspiration der flüssigen Nahrung (Milch), die nicht abgeschluckt werden kann (Aspirationspneumonie).

 

 

5. Differentialdiagnosen

 

Eine Obstructio oesophagei kann außerdem hervorgerufen werden durch:

- retropharyngeale Abszesse

- mediastinale Abszesse

- Persistent right aortic arch

- Megaoesophagus

- durch Verletzungen hervorgerufene Narbenbildung in der Tunica muscularis des Oesophagus

 

 

6. Therapie / Weiterer Verlauf

 

Aufgrund der Ergebnisse der vorangegangenen vier Oesophagusdilatationen, die zu keinem Erfolg geführt haben, ist es nicht empfehlenswert, diese Therapie fortzusetzen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, eine Myotomie vorzunehmen, bei der Längsschnitte in der Tunica muscularis im Bereich der Stenose angebracht werden. Angesichts der Tatsache, daß es sich bei dem Patienten um ein sehr junges Fohlen handelt, das sich also noch im Wachstum befindet, ist auch eine Euthanasie in Betracht zu ziehen.

 

 

7. Komplikationen

 

Sollte eine Myotomie vorgenommen werden, muß damit gerechnet werden, daß aufgrund der Narbenbildung an diesen Stellen erneut Stenosen auftreten können. Diese Stenosen können dann wiederum zu Oesophagusverlegungen führen, da sich x noch im Wachstum befindet (Circulus vitiosus).

 

 


8. Prognose

 

Aufgrund der bisherigen Ergebnisse und des Alters des Tieres, welches, wie unter “Komplikationen” beschrieben, erschwerte Bedingungen für die Genesung darstellt, ist die Prognose für den Patienten eher ungünstig.

 

 

9. Epikrise

 

Wie aus den Therapievorschlägen hervorgeht, und aufgrund der sehr ungünstigen Prognose, ist die Möglichkeit der Euthanasie sicherlich die vernünftigste und dem Wohl des Patienten dienlichste Maßnahme.

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