Vogel-01 - Graupapagai: Kallus

Patient zugewiesen am 04.05.98 durch Herrn Dr. x

 

 

Krankheitsbericht

 

1. Signalement

Bei dem vorgestellten Patienten handelt es sich um einen Vogel der Art Kongo Graupapagei (P.erithacus erithacus), TgNr.: x, Rö-Nrx. x ist 22 Jahre alt, ist männlich (nicht kastriert) und gehört Frau x

 

 

2. Anamnese

Der Patient wurde am 22.04.98 in der Kleintierklinik vorgestellt, weil die Besitzerin ihm versehentlich auf das rechte Bein getreten war.

Das dadurch hervorgerufene Trauma verursachte eine abnorme Beweglichkeit im Bereich des rechten Tibiometatarsus. Es war ein Hämatom zu erkennen.

Der Patient wurde in der Kleintierklinik aufgenommen, geröngt und es wurde eine geschlossene Tibiometatarsalfraktur mit kleinen Splittern am rechten Bein festgestellt. Um einen OP-fähigen Zustand festzustellen, wurde Blut an der V.ulnaris mit einer 0,7 Kanüle entnommen; bei der Blutuntersuchung ergaben sich folgende Werte:

Hkt: 43 Vol %, Hb: 18,12 g/dl, HŽstoff: 3,5 mg/dl, Krea: 0,16 mg/dl,Ca: 2,3 mval/l,

P: 1,42 mg/dl, GPT: 7 U/l, GLDH: 4,2 U/l, AP: 18 U/l.

Der Vogel wurde daraufhin am 23.04.98 operiert (Isofluran-Inhalationsnarkose, Ketamin), es wurde ein Fixateur ext. angelegt. Die Röntgenaufnahme zeigte daraufhin eine gute Reposition.

 

Zusätzlich wurde bei der Konsultation des Patienten eine starke Erweiterung des rechten Nasenloches festgestellt. Nachdem das Röntgenbild Verdichtungen der Lunge und Verschattungen der Luftsäcke erkennen ließ, wurde eine Aspergillose diagnostiziert.

Der Patient wurde stationär aufgenommen und erhielt 1 ml Diflucan-Saft zweimal täglich,

0,2 ml Baytril (2,5%ig) zweimal täglich, 0,5 ml Stress Vit N einmal täglich, eine Inhalation täglich mit Imaverol sowie einmal täglich Diflucan nasal und einmal täglich Diflucan i.v..

 

 

3. Status praesens

Bei der Untersuchung zeigt der Vogel ein lebhaftes Verhalten. Die Pectoralismuskulatur läßt auf einen guten Ernährungszustand schließen, während das Federkleid eher stumpf erscheint. Das Gewicht des Vogels ist unbekannt, schätzungsweise liegt dies bei ca. 400g. Die Kloake ist sauber.

Schleimhäute und Lymphknoten sind ohne Befund.

Das Tier atmet ruhig (AF: 28/min.), es sind keine Atemgeräusche mehr zu vernehmen, jedoch ist das rechte Nasenloch immer noch etwas erweitert.

Es wurden zur Kontrolle zwei Röntgenbilder von Thorax, Abdomen und den Extremitäten angefertigt (Strahlengang v/d, Strahlengang l/l).

Die Verdichtung von Lunge sowie die Verschattungen der Luftsäcke haben deutlich abgenommen. Die Ventrodorsale Ansicht zeigt ein deutliches Auseinanderklaffen der beim letzten Röntgenbild noch gut repositionierten Fraktur. In der Laterolateralen Ansicht ist ein Kontakt der beiden Frakturelemente zu erkennen.

Bei der Palpation der rechten Hintergliedmaße wird deutlich, daß die beiden Frakturelemente miteinander in Verbindung stehen.

 

 

4. Diagnose

Röntgenbild und Palpationsbefund lassen darauf schließen, daß es sich um eine indirekte Knochenbruchheilung mit Bildung eines Ersatzgewebes handelt. Dieses langsam verknöchernde Ersatzgewebe bezeichnet man als Kallus.

 

 

 

 

5. Differentialdiagnose

Das Röntgenbild ließ noch die Möglichkeit offen, daß die Frakturelemente nicht miteinander verwachsen, sondern weiter auseinander getrieben sind. In diesem Falle müßte erneut operativ eingegriffen werden. Diese Möglichkeit konnte durch den Palpationsbefund widerlegt werden.

 

 

6. Therapie und Verlauf

Da das Röntgenbild deutlich macht, daß die Therapie gegen die Aspergillose angeschlagen hat, ist es empfehlenswert, die bereits begonnene Behandlung bis zur vollständigen Genesung des Patienten fortzuführen.

Aufgrund der Kallusbildung an der rechten Hintergliedmaße ist ein weiterer operativer Eingriff nicht erforderlich.

 

 

7. Prognose

Die Prognose für Koko ist günstig aufgrund der Kallusbildung und des erfolgversprechenden Verlaufs der Aspergillose-Therapie.

 

 

8. Epikrise

Es ist wichtig, regelmäßige Kontrollröntgenbilder zu erstellen, um den Verlauf der Kallusbildung zu verfolgen, damit nicht eine verfrühte Entfernung der Fixateur ext. erfolgt, da es sonst zu einer Refraktur kommen könnte.

Die Ansteckung der Aspergillose erfolgt meist durch verdorbenes und verschimmeltes Futter.

Für die Gesunderhaltung eines Papageien ist es daher wichtig, daß alle Bestandteile der Grundnahrung von bester Qualität sind, nicht zu lange gelagert wurden sowie weder verdorben noch verunreinigt sind. Zur Überprüfung der Nahrung empfielt es sich die Keimprobe durchzuführen. Kommt es während der Keimprobe bei ca. 50% der Samen nicht zur Schimmelbildung, ist die Nahrung einwandfrei.

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