Obduktion-42 - Katze: Rhinitis katarrhalis

 

Sektionsbericht über eine Katze

 

 

Sektionsleitung: Dr. XXX

 

 

1.)  Einleitung:

 

Die Sektion fand XXX in der Zeit von 08.00 bis 10.00 Uhr im Institut für Tierpathologie der XXX

 

Sekanten waren die Gruppe XXX, unter Anleitung von Frau XXX

 

Eigentümer des Tieres ist Frau X. aus Y.; überwiesen wurde das Tier durch den dort zuständigen Tierarzt Z.

 

 

2.)  Vorbericht:

 

 

Die Katze wurde am 30. Juni zur Operation einer Hernia umbilicalis in der chirurgischen Tierklinik aufgenommen. Das Tier verstarb nach dem Eingriff während der Aufwachphase.

 

Da keine Veränderungen aufgefallen waren wurde die Sektion zur Feststellung der Todesursache beantragt.

Als klinische Diagnose besteht der Verdacht auf Kreislaufzusammenbruch in der Aufwachphase

 

Die Lagerung des Tierkörpers erfolgte bis zur Sektion in einem Kühlraum des Institutes für Tierpathologie.

 

 

3.)  Befundbeschreibung:

 

 

I.) Äußere Besichtigung:

 

 

a.) Signalement:                        Tierart: Katze

Rasse: Europäisch Kurzhaar

Farbe: schwarz-weiß

Geschlecht: weiblich

Alter: 3 Monate

Körpergewicht: 2,0 kg;

 

 

b.) Ernährungszustand:  gut

 

c.) Zeichen des Todes:  Totenaugen: Turgor reduziert; Cornea getrübt

Totenstarre: bereits gelöst

Totenkälte: (lag im Kühlraum)

 

d.) Körperöffnungen:     Augen: o.b.B.

                                    Nasenöffnung: gelblich-bräunlicher Ausfluß

                                    Maulhöhle: o.b.B.

                                    Äußerer Gehörgang: o.b.B.

                                    Vulva: o.b.B.

                                    Anus: o.b.B.

 

e.) Haarkleid, Unterhaut, Milchdrüse: ca. 5 cm lange Naht an der Linea alba im Bereich des Nabels; aluminiumfarbene Verfärbungen im Bereich des Nabels; starker Flohbefall.

 

f.) Lymphknoten der Körperoberfläche:             Lnn. Axillares: o.b.B.

                                                           Lnn. Poplitei: o.b.B.

 

g.) Skelettmuskulatur:    blaß

 

h.) Knochenmark:         rotes Knochenmark

     Knochen:                 das Skelett ist normal proportioniert; die Knochen sind nicht schneidbar

 

i.) Gelenke der Gliedmaßen:      o.b.B.

    Sehnenscheiden:                   o.b.B.

 

 

 

 

II.) Innere Besichtigung:

 

 

A. Bauchhöhle

 

 

a.)    Allgemeines

 

Inhalt:                     kein fremder Inhalt;

        

Lage der Organe:    normalanatomisch;

 

Stand Zwerchfell:    nach kranial gewölbt; straff;

 

Peritoneum:            weiße Auflagerungen an der OP-Wunde;

 

Gr. Netz:                gelbliche Verfärbung ca. 2 x 3 cm;

 

 

b.) Magen:                    Der Magen ist mäßig futtergefüllt; der Inhalt besteht aus einer zähen dunkelroten, zähen Masse;

 

 

 

 

 

 

c.) Darm:                     Die Länge des Darmes beträgt 95 cm, sein Durchmesser im Dünndarm 0,5 cm und im Dickdarm durchschnittlich 1,0 cm; das Darmlumen ist im Dünndarm mit einer schleimig-gelblichen Masse, der Dickdarm mit einer grünlich-braunen Masse und das Rektum mit geformten Kot gefüllt; die Darmschleimhaut ist blaß;

 

 

d.) Pankreas:                o.b.B.;

 

 

e.) Leber:                     Länge 3,5 cm, Breite 4,5 cm, Dicke 1 cm; Lappung normalanatomisch; Ränder scharf; Farbe der Leber dunkelbraun; Läppchenzeichnung nicht erkennbar; Konsistenz des Gewebes ist derb-elastisch; die Schnittfläche ist glatt und feucht-glänzend, geringe Mengen einer roten Flüssigkeit sind auspressbar; braune Verfärbung im Bereich der Gallenblase;

 

    Gallenblase:              o.b.B.

 

 

f.) Milz:                        Länge 8 cm, Breite 2 cm, Höhe 1 cm; Ränder abgerundet; seröser Überzug glatt und glänzend, Farbe schwarz-rot; Schnittfläche feucht und glänzend, geringe Menge rote deckfarbene Flüssigkeit tritt an der Schnittfläche aus;

 

g.) Nebennieren:           o.b.B.

 

 

 

B. Beckenhöhle

 

 

a.) Allgemeines

 

         Lage der Organe:normalanatomisch

 

        

b.) Harnapparat

 

Nieren:             Größe beider Nieren: Länge 1,5 cm ; Breite 1,0 cm; Höhe 0,5 cm; Nierenkapsel ohne Substanzverlust ablösbar; sonst o.b.B.;

           

Nierenbecken:  Schleimhaut glatt und glänzend; rötlich gefärbt; Hilusfettgewebe kaum vorhanden;         

Harnleiter:        Länge 6 cm; strohhalmstark; Schleimhaut glatt und glänzend;

 

Harnblase:        stark gefüllt; Länge 4,5 cm; Durchmesser 3,5 cm; Serosa glatt, glänzend und durchscheinend; klarer gelblicher  Inhalt; Schleimhaut glatt und glänzend;

 

Harnröhre:        Länge 2,5 cm; Schleimhaut rötlich, glatt und glänzend;

 

 

 

c.) weibliche Geschlechtsorgane:

 

                                    wurden nicht näher untersucht und zusammenfassend als o.b.B. beurteilt;

 

 

C. Kopf- und Halsorgane

 

 

a.)    Maulhöhle: 

 

Zunge:              metallstecknadelgroße Substanzverluste;

 

            Zähne:              o.b.B.

 

            Speicheldrüsen:o.b.B.

 

Lymphknoten:   beidseits 2 x 1 x 1 cm; Mark und Rinde sind nur undeutlich abgrenzbar; Schnittfläche wölbt sich vor;

 

b.)    Nasenhöhle:                       Schleimhäute gerötet; schleimige, gelblich-braune Substanz;

 

Knochen:               o.b.B.

Septum                  o.b.B.

Nebenhöhlen:         o.b.B.

 

c.)    Pharynx:                o.b.B.

 

Tonsillen:                0,8 x 0,3 x 0,3 cm

 

 

d.)    Larynx:                  o.b.B.

 

 

e.)    Oesophagus:           o.b.B.

 

 

f.)     Trachea:                o.b.B.

 

 

g.)    Schilddrüsen:          o.b.B.

 

Nebenschilddrüsen:o.b.B.

 

 

h.)    Thymus (Halsteil):  8 x 3 x 1 cm

 

 

 

 

D. Brusthöhle

 

 

a.)    Allgemeines:

 

Lage der Organe:   normalanatomisch;

 

Inhalt:                    kein fremder Inhalt

 

Pleura costalis:       o.b.B.

 

Mediastinum:          o.b.B.

b.)    Lunge:                   nicht kollabiert; hellrote, erhabene Bereiche; dunkelrote Bereiche; schaumige

Flüssigkeit auspressbar;

 

 

c.)    Herzbeutel :                       o.b.B.

 

d.)    Herz:                     stumpfkegelförmig

 

Epikard:                 o.b.B.

 

Koronargefäße:      o.b.B.

 

Koronarfett:                       o.b.B.

 

Myokard:               o.b.B.

 

Endokard (incl. Klappen):    o.b.B.

 

Inhalt:                    schwarz-rote, flüssig-gallertige Substanz;

 

Große Gefäßabgänge:         o.b.B.

 

Sonstiges:               rechter Vorhof ausgeweitet; linke Kammer dilatiert

 

 

 

E. Nervensystem                      

               

 

a.)    Gehirn:                   o.b.B.

 

Hirnhäute               o.b.B.

 

Ventrikel und Plexus chorioidei: o.b.B.

 

 

b.)    Rückenmark:          wurde aus Zeitgründen nicht näher untersucht; Beurteilung als o.b.B.

 

 

 

F. Endokrinium                             wurde aus Zeitgründen nicht näher untersucht; Beurteilung als o.b.B.

 

 

a.)    Hypophyse:                        o.b.B.

 

b.)    Epiphyse:               wurde aus Zeitgründen nicht näher untersucht; Beurteilung als o.b.B.

 

c.)    Schildrüsen und Nebenschilddrüsen:            o.b.B. (s. o.)

 

d.)    Nebennieren:          o.b.B. (s.o.)

 

 

 

 

 

 

 

4.)  Pathologisch-anatomische Diagnosen:

 

 

I.)                 Rhinitis katarrhalis

 

II.)               Lunge:

 

-          Lungenödem

-          Hyperämie

-          Emphysem

-          Pneumonie

 

III.)            Herz:

-          Dilatation des rechten Vorhofes und der linken Hauptkammer

 

IV.)            Leber:

 

-          Hyperämie

 

V.)              Milz:

 

-          Hyperämie

 

VI.)            Nieren:

 

-          Hypostase

 

VII.)         Leber/gr. Netz:

 

-          gallige Inbibition

 

VIII.)       Verklebungen des Peritoneums nach der Nabel-Operation

 

 

 

 

5.) Histopathologische Diagnosen:

 

Histologische Untersuchungen der Lunge wurden eingeleitet

 

 

 

 

6.)  Spezialuntersuchungen:

 

Virologische Untersuchungen der Zunge wurden eingeleitet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

7.)  Gutachten:

 

 

Der makroskopische Befund spricht dafür, daß die Katze an Kreislaufversagen verendet ist, welches durch einen vorausgegangenen Infekt begünstigt wurde.

Vorausgegangen war eine akute Rhinitis katarrhalis – für einen chronischen Verlauf fehlen die Symptome (Rhinitis hypertrophicans bzw. Rhinitis atrophicans). Ursache hierfür kommen feline Calciviren, die im allgemeinen gutartig sind und meist auch symptomlos verlaufen. Aber auch eine Feline rhinotracheitis, die durch das feline Herpesvirus 1 verursacht wird, kommt für die vorliegenden Symptome in Frage. Auch hier erholen sich die Tiere in den meisten Fällen bereits in der zweiten Krankheitswoche.

Die genaue Diagnose wird durch den Befund der virologioschen Untersuchung ersichtlich werden.

Festzustellen ist jedoch, daß durch die Rhinitis katarrhalis und durch die entzündlichen Prozesse der Hernia umbilicalis, weswegen die Operation durchgeführt wurde, der Kreislauf deutlich geschädigt wurde und die Belastung durch die Narkose das Kreislaufversagen hervorrief.

Die pathologischen Befunde, die die Rhinitis katarrhalis stützen sind die Lymphadenitis simplex der Lnn. mandibulares und die Tonsilitis.

 

Die vorgefundenen Lungenveränderungen lasen sich wie folgt erklären:

Ein Lungenemphysem entsteht meist durch Erkrankungen der Bronchioli und oder des Lungenparenchyms. Durch Sekretmassen, Spasmen, Verklebungen oder dauerhaft überanstrengtes Atmen kann die in den Alveolen gefangene Luft nicht mehr entweichen und wird so bei jedem Atemzug komprimiert und gedehnt, was wiederum einen enormen Druck auf das umgebende Bronchioligewebe ausübt. Dadurch kommt es zur Überdehnung, Ruptur und Konfluktion der Alveolen, so daß größere Lufträume mit Erhöhung des Residualvolumens entstehen. Die Lungenerweiterung kann sowohl reversibel als auch irreversibel sein. Da durch die Rhinitis katarrhalis eine akute Infektion vorliegt, wäre das Emphysem eines der reversiblen Art.

Das in diesem Fall vorgefundene akute, partielle, alveoläre Emphysem kann wohl durch die Luftnot der Katze, die durch Verschluß der Bronchien oder Bronchiolen durch Schleim oder entzündliche Exsudate entstand, erklärt werden. Diese Verlegung der Atemwege kann nur durch forcierte Atmung überwunden werden.

Durch angestrengte Inspiration gelangte noch etwas Luft in die hintersten Alveolarräume. Da der exspiratorische Druck aber deutlich schwächer ist, konnte die Luft nicht wieder vollständig abgeatmet werden, zumal der Luftweg ja auch noch stark verengt war (Obstruktionsemphysem). So kommt es zu einem zunehmenden Luftstau mit Erweiterung von respiratorischen Bronchiolen und Alveolen bis zu einer Ruptur der Septen.

Die Lungenstauung ist die Folge eines gestörten Abflusses des Blutes aus der Lunge in die linke Herzvorkammer.

Das Lungenödem entsteht durch Austritt von Blutflüssigkeit in Alveolarräume oder interstitielles Gewebe. Durch die Vermischung mit Luft wird sie schaumig und kann bis in die oberen Luftwege vordringen. Lungenödeme wie das vorliegende treten  sehr häufig infolge von Euthanasieverfahren und sehr tiefen Narkosen auf. Durch Behinderung des Gasaustausches und des Luftwechsels kann dies zum Tod führen.

 

Die vorgefundenen Herzdilatationen sind auf den Zustand des Kreislaufversagens zurückzuführen. Die akute Herzdilatation kam durch Überanstrengung des Organismus zustande. Durch die Infektion der Atemwege, die entzündlichen Vorgänge in der Nabelgegend und die weitere Schwächung des Kreislaufes durch die Narkose war der Körper am Ende überlastet. Die Katze hatte vor allem auch durch die von der Rhinitis bedingten Schäden am Atmungsapparat mit Atemnot zu kämpfen, kam in hypoxischen Zustand. So kam es schließlich zu einem totalen Herzversagen und Kreislaufversagen.

 

Die gefundenen Stauungshyperämien in Leber und Milz lassen sich durch das zentrales Kreislaufversagen erklären, durch das es im finalen Stadium zu einem Versacken des Blutes in den gut durchbluteten Organen gekommen ist.

 

Hypostatische Blutfülle wie in der linken Niere gefunden wurde, entsteht postmortal bei noch flüssigem Blut bei einseitiger Lagerung in den am tiefsten liegenden Regionen und Organen des Körpers, wenn das Blut der Schwerkraft folgt, hier in der rechten Niere und Lunge.

 

Die Verfärbungen an der Leber und am großen Netz in der direkten Umgebung der Gallenblase sind einer postmortalen galligen Inbibition zuzuschreiben und somit nicht dem pathologischen Prozeß zugehörig, der zum Tod führte. Als Ätiologie hierfür sind Permeabilitätsveränderungen der Membranen zu erklären, so daß es zu Verfärbung des Netzes mit Gallenfarbstoffen an den Berührungsstellen kommen kann.

 

Die weißen Auflagerungen am Peritoneum im Bereich der Operationswunde sind durch Verklebungen  hervorgerufen worden, die durch den Nabelbruch entstanden sind. Sie spielen bei dem entzündlichen Prozeß eine Rolle, der durch die Hernie zwangsläufig entsteht und an der Schwächung des Kreislaufes mitgewirkt hat.

 

Abschließend ist somit als Todesursache ein Ersticken des Tieres anzunehmen. Als weitere Hauptdiagnosen sind das Lungenemphysem und die Rechtsherzdilatation zu nennen, die aber allein wohl nicht zum Tod des Tieres geführt hätten, ebensowenig wie die Infektion, die die Rhinitis katarrhalis bewirkt hat und die Auswirkungen der Narkose auf den schon stark belasteten Kreislauf. Nur durch das Zusammenspiel dieser vielen Faktoren war es möglich, daß das Tier mit seiner Körperabwehr sich nicht mehr den im Einzelnen schwachen Einflüssen erwehren konnte.

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