Pferd-44 - Colonobstipation durch Anschoppung, Sommerekzem
Bericht über die Untersuchung eines Pferdes im Rahmen des dritten Teils der tierärztlichen Prüfung am 24.09.2001

Datum:    24.09.2001

 

 

 

I. Signalement

 

Bei dem Patienten handelt es sich um einen braunen Warmbluthengst (     x    ) mit weißer Schnippe medial an der Nüster. Schwanz und Mähne sind schwarz.  Die hintere        Fessel ist ungleichmäßig halbweiß. Das Körpergewicht beträgt geschätzt ca.     kg. Als Geburtsdatum ist der                              angegeben. Der Rufname des Tieres ist "

 

 

II. Anamnese

 

Der aus der Karteikarte entnommene Vorbericht ergibt folgende Vorbehandlungen:

 

Das Pferd wurde am 22.09.2001 durch den Besitzer in die Klinik für Pferde gebracht. Das Tier zeigte seit ein paar Stunden eine gering- bis mittelgradige Kolik mit Kreislaufproblemen. Die Behandlung erfolgte zunächst mit krampflösenden Medikamenten, Glaubersalz in wässriger Lösung und Paraffinöl. Es wurde ein Maulkorb umgehängt, um das Tier an der Futteraufnahme zu hindern. Die Kotuntersuchung auf Sand war negativ. Das Datum der letzten Impfung ist                                                              und der letzten Entwurmung ist

Das Tier stand den ganzen Sommer über auf einer Koppel, im Winter im Stall und wird zusätzlich mit Hafer und Kraftfutterpellets gefüttert.

 

Die in der Klinik durchgeführte Rektaluntersuchung ergab harten, geformten Kot in der Ampulle und eine Colonobstipation. Ein Teil des entnommenen Kotes wurde zur parasitologischen Untersuchung in das Institut für Parasitologie eingesandt. Die Ergebnisse stehen noch aus.

 

 

 

 

Die Blutuntersuchung ergab folgenden Befund:

 

Haemoglobin                                                              Haematokrit  

Erythrozyten                                                               Leukozyten               

Lymphozyten                                                            Gesamteiweiß

Eosinophile Granulozyten                                        

Stabkernige, neutrophile Granulozyten                    

Segmentkernige, neutrophile Granulozyten              

 

 

III. Status praesens

 

1. Allgemeinzustand

 

Bei der Untersuchung am 24.09.2001 zeigt sich das Tier munter und aufmerksam. Der Pflegezustand ist als mäßig einzustufen, der Ernährungszustand ist ebenfalls mäßig (deutliches Vortreten der Rippen). Es belastet alle vier Gliedmaßen gleichmäßig und steht mit erhobenem Kopf. Der Körperbau ist feingliedrig.

 

Die Rektaltemperatur beträgt 37,5°C.

Die palpierten Lymphknoten (Lnn. mandibulares, parotidei, retropharyngeales) sind unauffällig.

Die sichtbaren Schleimhäute sind rosa bis hellrot, feucht, glatt und glänzend. Die kapillare Füllungszeit beträgt zwei Sekunden.

Das Haarkleid ist dicht, geschlossen und glänzend, die äußere Haut glatt, elastisch und trocken.

 

Die Herztöne sind deutlich hörbar, rein, gut voneinander abgesetzt und regelmäßig aufeinanderfolgend dar. Herzgeräusche lassen sich nicht feststellen.

 

Der Puls ist regelmäßig, gleichmäßig und mittelkräftig. Die Frequenz beträgt 30 Schläge pro Minute. Die A. maxillaris externa erscheint gut gefüllt.

 

Die Atmung ist costoabdominal, mäßig tief, ruhig und regelmäßig. Die Frequenz beträgt 12 Atemzüge pro Minute. Atemgeräusche lassen sich nicht feststellen.

 

Der Bauch ist beidseits weich und nicht druckempfindlich. Die Darmgeräusche sind in allen Vierteln gut hörbar. Der Kotabsatz ist ungestört, der Kot ist geballt und durch die Paraffinölgaben fettig glänzend.

 

Auf der Hautoberfläche fallen an Mähne, dem dorsalen Halsbereich, Kruppe und Schweif etwa pfenniggroße teilweise ineinanderfließende, haarlose Stellen mit verdickter, dunkelgrauer Haut und trockenen Krusten (vor allem in Schweif und Mähne) auf. Mehrere zusammenfließende, stecknadelkopfgroße, haarlose Stellen fanden sich auch im Fesselbereich der Vordergliedmaße. Ein knotiges, erhabenes, dunkelgraues, verschiebliches Gebilde findet sich in der vorderen Sternumgegend.

 

 

 

IV. Diagnose

 

·          Colonobstipation durch Anschoppung, Sommerekzem

 

 

V. Differentialdiagnosen

Colonobstipation

Differentialdiagnostisch lassen sich einerseits Erkrankungen, die ebenfalls zu kolikartigen Symptomen führen, sowie andererseits unterschiedliche Ursachen, die zur Ausbildung einer Obstipation führen, abgrenzen:

 

1.     Krampfkolik (Colica spastica)

Eine Krampfkolik führt im allgemeinen zu plötzlich auftretenden, kurzzeitigen, äußerst schmerzhaften Kolikanfällen, häufig mit Absatz von breiigem bis flüssigem Kot. Die peristaltischen Darmgeräusche sind zunächst verstärkt. Im weiteren Verlauf kommt es zu einem tonischen Dauerkrampf, der die Darmbewegungen unterdrückt, sodass dann keine oder nur sehr geringe Darmgeräusche zu hören sind.

 

2.    Windkolik (Meteorismus intestini)

Die Aufnahme von blähenden Futtermitteln wie z.B. Klee oder Luzerne führt zu einem exzessiven Gärungsprozess im Darm und zu dessen übermäßiger Ausdehnung. Diese bewirkt u.a. eine Behinderung der Atmung und der Blutzirkulation sowie eine sichtbare Vergrößerung des Bauchumfanges. Die Darmgeräusche sind zunächst verstärkt, später unterdrückt. Der Kot ist weich und mit Gasblasen durchsetzt.

 

3.    Embolisch-thrombotische Kolik

Grundlage dieser Kolikform sind Motilitätsstörungen und hypoxämische Krämpfe des Darmes als Folge einer Verstopfung der Darmarterien durch Strongylidenlarven und den daraus resultierenden Durchblutungsstörungen. Die dadurch bedingten Kolikanfälle treten häufig ohne jeden äußeren Anlass und unabhängig von der Futteraufnahme auf. Bei der rektalen Untersuchung sind zunächst keine Veränderungen festzustellen.

 

4.    Innere Verlegung des Darmes (Obturation)

Beim Fohlen kann das Darmlumen durch pflanzliche Konkremente, Fremdkörper, Parasiten (v.a. Spulwürmer) oder Entzündungsprodukte (Fibrinpfropf) stark verengt oder ganz verschlossen werden. Hierbei kommt es zu plötzlich auftretenden, andauernden Kolikanfällen mit meist fehlendem Kotabsatz. Bei der rektalen Untersuchung sind der Mastdarm und das kleine Kolon meist leer, oft kann auch die Ursache des Darmverschlusses in den Endabschnitten des großen Kolons ertastet werden.

 

5.    Lageveränderung des Darmes

Erworbene Lageveränderungen des Darmes wie Torsion, Rotation, Flexion, Volvulus, Invagination, Inkarzeration, etc. führen ebenfalls zu einem teilweisen oder vollständigen Verschluss des Darmlumens. Die Folge sind mechanische Kompression, Durchblutungsstörungen und Hypoxämie. Je nach Ausmaß und Ort der Verlagerung kommt es zu wenig bis sehr schmerzhaften Kolikanfällen mit plötzlichen und anhaltenden Schweißausbrüchen und fehlendem Kotabsatz. Das Allgemeinbefinden ist stark verändert, Temperatur, Puls- und Atemfrequenz steigen an. Bei der Blutuntersuchung zeigt sich eine Erhöhung der Erythrozyten- und Leukozytenzahl sowie ein Anstieg des Hämatokrites.

 

6.    Lebererkrankungen

7.    Peritonitis

8.    Pleuropneumonie

 

Sommerekzem

Entscheidend für diese Diagnose war das Aussehen und die Lokalisation der Hautveränderungen, die Jahreszeit, die Weidehaltung, das Alter des Pferdes. Das Ekzem war im Abheilen begriffen. Differentialdiagnosen:

1.      Dermatophytosen

Microsporum: leicht schuppende, kreisrunde Läsionen, die solitär bevorzugt an Hals, Schultern und Flanken lokalisiert sind. Ansteckung über Kontakt zu infizierten Pferden.

Trichophyton

Epidermophyton

2.      andere parasitäre Erkrankungen

3.      andere allergische Dermatiden

 

 

 

VI. Ätiologie/Pathogenese

Colonobstipation

Als Obstipation bezeichnet man die Anhäufung und Eindickung der Ingesta in dem sich gleichzeitig erweiternden Darm, der dadurch zumindest für den Durchgang fester Futtermassen verschlossen wird. Sie stellt eine der häufigsten Kolikformen des Pferdes dar und wird stark von Haltung und Fütterung beeinflusst.

Man kann Dickdarmobstruktionen in einfache, nicht strangulierende und Obstruktionen mit Strangulation unterteilen.

Ursachen für einfache Obstruktionen sind meist: Anschoppungen, Fremdkörper, Enterolithen oder Verlagerungen.

Aufgrund des hier vorhandenen Vorberichts, der klinischen Untersuchung und des Erfolgs der Behandlung mit Öl und Hungernlassen ist in diesem Fall von einer Obstipation durch Anschoppung auszugehen.

Primäre (selbständige) Anschoppungen entwickeln sich bei länger dauernder Aufnahme von rohfaserreichem, zur Verfilzung neigendem Futter wie hartfaserigem Klee- und Luzerneheu, Stroh, Sand oder Erde. Unterstützend wirken ungenügendes Kauen und Einspeicheln, Zahnfehler, ungenügende Bewegung oder träge Peristaltik bei älteren Pferden, Stress, Futterwechsel, Parasiten – welche im Extremfall auch als primäre Ursachen fungieren können - oder auch vermehrte Wasseraufnahme. Prädilektionsstellen für die Anschoppung sind besonders die Übergangsbereiche von weit- zu englumigen Darmabschnitten, als da beispielweise wären: Flexura Pelvina des Colons, Übergang von Colon ascendens zu Colon transversum und Transversum zu  Colon descendens.

Meist entstehen Anschoppungen im großen Kolon.

Sekundäre Verstopfungen entstehen vor anderen Hindernissen (Stenosen, mechanischer Ileus) und bei Darmlähmungen. Pathogenetisch unterscheidet man dabei zwei verschiedene Motilitätsstörungen, die Hypertonie (Spasmus) oder die Atonie eines Darmabschnittes.

Ist in den magenwärts gelegenen Darmabschnitten noch Peristaltik vorhanden, wirkt die Engstelle wie ein Sieb. Gasförmige und flüssige Bestandteile können passieren, die festen werden zurückgehalten und sammeln sich allmählich in größeren Mengen an. Die Ausdehnung der Darmwand bewirkt einen lokalen Darmkrampf und durch den Druck wird weiter Flüssigkeit ausgepresst. In Verbindung mit der resorptiven Tätigkeit der Schleimhaut führt dies zu einer zunehmenden Eindickung des Darminhaltes, und es entsteht ein immer fester werdender Pfropf.

 

Die Kolikerscheinungen sind bei den Dünndarm-Obstipationen in der Regel hochgradig, und der Verlauf ist stürmisch mit ausgeprägten Störungen des Allgemeinbefindens und des Kreislaufes.

Die Obstipation in den Blind- und Dickdarmabschnitten verläuft meist mit gering- bis mittelgradigen und oft von Pausen unterbrochenen Kolikanfällen. In Zusammenhang mit der Futteraufnahme oder der rektalen Untersuchung können allerdings auch heftigere Kolikerscheinungen auftreten.

 

Frische Obstipationen können bei entsprechender Behandlung innerhalb einiger Tage geheilt werden. Bei längerer Krankheitsdauer (über 14 Tage) oder drastischer Therapie kann sich infolge der Durchblutungsstörungen eine Nekrose der Darmwand und ein damit verbundener Austritt von Darminhalt entwickeln. Das Allgemeinbefinden verschlechtert sich, und es kommt zur tödlich verlaufenden Kotperitonitis

Sommerekzem, Culicoides Hypersensibilität

 

Als Sommerekzem bezeichnet man eine bei manchen Pferden in der warmen Jahreszeit auftretende und jährlich wiederkehrende Dermatose, die auf eine Sensibilisierung durch Insekten (Culicoides oder Simulium spp.) zurückgeführt wird. Es ist eine Erkrankung der Weidepferde ab dem 2-3 Lebensjahr. Entweder manifestieren sich die Hautveränderungen auf dem dorsalen Bereich, oder es kommt zur ventralen Form (ventral midline disease)

Der Speichel der blutsaugenden weiblichen Insekten wird für die Sensibilisierung verantwortlich gemacht. Offensichtlich handelt es sich nicht um eine reine Kontaktallergie vom Typ IV – (Nachweis von IgE im Blut bei betroffenen Pferden und Gelingen der passiven Sensibilisierung).

Eine direkte toxische Schadwirkung des Insektenspeichels kann ausgeschlossen werden, da trotz gleicher Belästigung jeweils nur einzelne oder wenige Tiere erkranken und Fohlen gewöhnlich nicht betroffen sind. Eine genetische Disposition wird angenommen, da vergleichsweise Kleinpferde (Isländer) besonders häufig erkranken. Ferner werden Hormonstörung und eine übermäßige Fütterung oder das fehlen bestimmter Mineralien/Spurenelemente vermutet

 

VI. THERAPIE

Colonobstipation

Bei den leichten Formen der Anschoppung in den linken Kolonlagen genügen oft die ein- bis zweimalige Gabe von Glaubersalz (300 g) als isotone wässrige Lösung und einige Liter (3-5) Paraffinöl per Nasenschlundsonde. Zur Bekämpfung der Schmerzen und zur Verhinderung eines tonisch-klonischen Krampfes im Bereich der Obstipation werden Spasmoanalgetika gegeben: Novalgin®                  und Spasmolytika : Buscopan®                      

Liegt eine Dehydratation vor (verminderte Hautelastizität, erhöhte Werte von Hämatokrit und Gesamteiweißgehalt) so wird diese durch eine entsprechende Infusionstherapie mit 0,9% NaCl-Lösung oder Vollelektrolytlösung ausgeglichen. Diese Behandlung war in diesem Fall nicht notwendig.

Nur wenn nach einigen Tagen intensiver konservativer Behandlung die Obstipation nicht abgeheilt ist und sich das Allgemeinbefinden zusehends verschlechtert, stellt sich die Indikation für eine Laparatomie.

Sommerekzem

Vor allem sind Überlegungen anzustellen, ob und wie durch Standortveränderungen, Verlegung der Weidezeit, Insektengitter an den Stallfenstern die Insekten von den Pferden ferngehalten werden können. Die tägliche Behandlung mit Repellents ist zwar möglich, aber nicht immer erfolgreich da die Präparate nur wenige Stunden wirksam sind.

Glucocorticoide (oral Prednisolon 1mg/kg) wirken symptomatisch, bessern das Wohlbefinden des Tieres nicht sichtlich. Stufenweise sollte die Dosierung nach 7-10 Tagen reduziert werden, bis auf eine Tagesdosis, die den Juckreiz und Entzündungsprozeß gerade noch zu unterdrücken vermag.

Phytopharmaka, Alternativmedizin und Homöopathie sind in letzter Zeit verstärkt angewandt worden, vereinzelt auch mit Erfolg. Konkrete klinische Studien mit bestätigten Resultaten stehen noch aus.

Eine Hyposensibilisierung mit Floh-Allergenen ist möglich, findet aber nur selten Anwendung.

 

 

 

 

 

 

VII. PROGNOSE

Colonobstipation

Die Prognose bezüglich des Lebens, der Genesung und der Wiederherstellung ist als günstig einzustufen.

Sommerekzem

Das Ekzem ist bei unveränderter Sommeraufstallung rezidivierend.

 

 

IX. Epikrisis

Kolikprophylaxe

Kolikerkrankungen entwickeln sich in den meisten Fälle aus einem multikausalen Zusammenhang. Nur äußerst selten lassen sich die Ursachen eindeutig und schlüssig herleiten.

Die kolikauslösenden Faktoren reichen von Witterungsänderungen über familiäre Dispositionen bis hin zu Futter- und Haltungswechsel und Wurmbefall.

Gerade der regelmäßigen und wirksamen Entwurmung kommt eine entscheidende Rolle in der Prophylaxe von Kolikerkrankungen zu. Regelmäßig bedeutet mindestens 6-mal im Jahr d.h. alle zwei Monate, wobei vor bzw. nach der Weideperiode jeweils eine Doppelentwurmung in 14-tägigem Abstand stattfinden sollte. Diese Wurmkuren sollten in Kombination mit erfolgskontrollierenden Kotuntersuchungen geschehen; weide- bzw. stallhygienische Maßnahmen erniedrigen ebenfalls den Infektionsdruck der Tiere. Die Laienmedikation mit Wurmpasten – heutzutage in der Regel – garantiert keinesfalls immer die sichere und ausreichende Applikation des Mittels, ferner führen zu spät erkannte Resistenzen immer wieder zum Versagen der Entwurmungen. Bei hartnäckigen Bestandsproblemen kann die frequente, hochdosierte Reihenentwurmung per Nasenschlundsonde erforderlich werden.

Die Voraussetzungen an eine haltungs- und artgerechte Fütterung der Pferde ist in vielen Ställen nur schwer zu erreichen. Einerseits wird das Angebot von industriegefertigten Alleinfuttermitteln und Futtermittelzusätzen täglich umfangreicher und unübersichtlicher, andererseits sind qualifizierte fütterungstechnische und personelle Voraussetzungen nur noch schwer zu erfüllen. "Stehtage” sind keine Erfindung der Pferde, um einen Tag “frei” zu haben, sie sind allzu oft Ausdruck einer unzureichenden, dünnen Personaldecke.

Die Ansprüche an Kraftfutter und Raufutter sind besonders hoch, qualitative Abstriche sollten nicht eingegangen werden. Schlechte, minderwertige, verdorbene Futtermittel lassen den prozentualen Anteil der Kolikerkrankungen in einem Betrieb sprunghaft ansteigen. Gleiches gilt für die Unregelmäßigkeiten im technischen Fütterungsablauf. Pferde kennen keine gesetzlichen Feiertage, sie wollen und müssen tagaus, tagein zum selben Zeitpunkt gefüttert werden.

Dieses gilt insbesondere für kolikempfängliche Pferde. Für derartige Pferde empfiehlt es sich, einen individuellen, vielseitigen Futterplan aufzustellen. Die Kombination von leichtverdaulichen Saftfuttermitteln mit Futtermitteln, die einen hohen Anteil an natürlichen Schleimstoffen enthalten, und der Verzicht auf pelletiertes Futter kann in einigen Fällen die Kolikhäufigkeit wirksam reduzieren. In Anbetracht der schon erwähnten vielfach dünnen Personaldecke kann hier auch auf bereits gebrauchsfertiges Mash-Futter zurückgegriffen werden.

Die Zufütterung von Paraffinöl (eine Tasse pro Mahlzeit) oder Glaubersalz (einen Esslöffel pro Mahlzeit) zur Passageerleichterung wird leider nicht von allen Pferden toleriert. Eine besondere Problematik stellt die rezidivierende Blinddarmobstipation des älteren Pferdes dar. Diese sehr hartnäckigen, langanhaltenden Verdauungsstörungen sind häufig nur mit milden Koliksymptomen kombiniert. Sie werden allzu oft in ihrer Gefährlichkeit unterschätzt. Die Darmwand fibrosiert, sukzessive treten spontane Rupturen auf. Eine Reduktion der Raufutteraufnahme in Form von Stroh und die Verfütterung von fermentiertem Getreide erleichtert die kritische Blinddarmverdauung.

>