Fleisch-04 - Schwein

Fleischuntersuchungsbericht

 

 

Am 01.12199 wurde von x und x im Beisein von Frau x im Demonstrationsraum des Institutes für Fleischhygiene an einem Schwein die Fleischuntersuchung durchgeführt. Das Schwein war am 01.12.1999 nach Schlachterlaubnis im Schlachthof regulär geschlachtet worden. Es handelt sich um eine Nachuntersuchung. Die Zugehörigkeit der Nebenprodukte zum Tierkörper ist anzunehmen. Die Trichinenuntersuchung ist laut Vorbericht negativ.

 

I.                   Signalement

Der untersuchte Tierkörper ist ein Schwein. Das Tier ist männlich, da sich Reste des Penisschwellkörpers am inneren knöchernen Becken befinden und Kastrationsnarben erkennbar sind. Es ist ca. 5-6 Monate alt, der erste Molare ist zur Hälfte zu sehen. Das Gewicht des Tierkörpers beträgt in etwa 75 kg.

Kennzeichnung:    Ohrmarke, gelb: x

                           Schlachtnummer des Tages: x

 

II.                Herrichtung

Der untersuchte Tierkörper wurde vorschriftsmäßig entblutet, gebrüht und bis auf die rechte Hinterkeule vollständig entborstet. Die Augen, die Klauen und die inneren knorpeligen Anteile des äußeren Gehörganges wurden abgetrennt. Das Schwein wurde innerhalb 45 Minuten nach dem Betäuben ausgeweidet. Die Wirbelsäule wurde kaudal leicht paramedian gespalten.

Die Nieren und das Flomenfett sind nicht mehr am Tierkörper vorhanden, die Nieren wurden aber beigelegt.

 

III.             Kontrolle über Vorliegen aller untersuchungspflichtigen Teile

Es fehlen:

Flomenfett

freiliegende Körperlymphknoten

Gallenblase

Stichstelle zum Entbluten

Gehirn

Rückenmark

Nierenlymphknoten

 

IV.              Betrachtung des Schlachttierkörpers

a) Außenteile

Farbveränderungen von Haut und Unterhaut:

Die Haut ist gelblich bis dunkelrosa. Über den ganzen Tierkörper sind weiße unscharf begrenzte, feuchte und weichere Bezirke verteilt. Die Akren und der Kopf stellen sich dunkler dar. An beiden Hinterkeulen in Höhe des Schwanzansatzes befinden sich scharf begrenzte dunkle 2 – 4 cm große Bezirke im Bereich der stärksten Gefäßinjektion. An Keule, Rücken und Nacken sind mehrere unscharf begrenzte dunkle Bezirke, und an der rechten Lende, Schulter und Nacken sind mehrere parallel verlaufende Striche mit dunklerem Rand zu sehen. Die Bauchunterseite ist unregelmäßig rot gefärbt.

 

Füllungszustand der Gefäße:

Der untersuchte Tierkörper zeigt an beiden Vorder- und Hintergliedmaßen, Ohren und an der rechten Bauchseite und der Brust eine deutliche Gefäßzeichnung.

 

Umfangsvermehrungen:

An beiden Hintergliedmaßen ist im Bereich der Beugesehne zwischen Sprunggelenk und Fesselgelenk eine ca. 5 cm große, feste und auf der Unterlage nicht verschiebbare Umfangsvermehrung vorhanden. An der rechten Hintergliedmaße ihre Oberfläche leicht uneben.

 

Substantielle Veränderungen an Haut und Unterhaut:

Am vorderen rechten Bein befindet sich rechts unter dem Ellbogen ein 14 cm x 7 cm großer Substanzverlust von Haut und Unterhaut. Die Ränder sind glatt und zeigen keine Farbveränderungen.

 

b) Innenteile

Muskulatur

Das Schwein ist gut bemuskelt. Im Anschnitt des M. gracilis ist die Muskulatur blaß-rosa, sehr feucht, weich und elastisch. Die Mm. longissimus dorsi auf beiden Seiten sind ebenfalls sehr feucht und weich, außerdem noch grob-faserig und sehen aus wie gekocht.

 

Fettgewebe

Das Fettgewebe ist elfenbeinfarben. Die Rückenfettdicke beträgt 2,5 cm.

 

Seröse Häute, Schleimhäute:

Das Peritonaeum am Zwerchfell ist durchsichtig und trocken.

Die Pleura ist durchsichtig und trocken. Die Oberfläche ist stumpf und hat deutliche rötliche Laufspuren, die feucht sind und glänzen. Die Pleura ist frei von Auflagerungen. Im Bereich der neunten Rippe besteht beidseits eine Zusammenhangstrennung mit glatten Rändern. Im Bereich der rechten dritten Rippe ist ebenfalls eine Zusammenhangstrennung, diese hat aber unregelmäßige, zerrissene Ränder.

Die Schleimhäute von Mund- und Nasenhöhle sowie des Siebbeins sind trocken, glatt und rosa-rot.

 

Bindegewebe, Faszien:

Das Bindegewebe ist weißlich-gelb, die Faszien sind durchsichtig und weiß.

 

Knochen:

Die gespaltenen Knochen der Wirbelsäule sind gleichmäßig rot. Im Lendenbereich existieren einige Splitterungen und Zerklüftungen. Der erste Halswirbel ist gebrochen. Ansonsten gibt es keine weiteren Hinweise für Knochenbrüche.

 

Freiliegende Körperlymphknoten:

Es sind keine freiliegenden Körperlymphknoten am Tierkörper vorhanden.

 

Ernährungszustand/ Entwicklungszustand:

Das Tier ist sehr gut genährt und dem Alter entsprechend gut entwickelt.

 

 

 

 

Ausblutungsgrad:

Der Füllungszustand der Interkostalgefäße ist schwach bis mäßig. Die Ohrvenen sind deutlich injiziert. Die Farbe der Muskulatur ist hell und die gespaltenen Knochen sind rot. Der Ausblutungsgrad ist folglich gut bis mäßig.

 

Es gibt keine Hinweise auf Injektionsstellen.

 

V.                 Untersuchung im Einzelnen

1.)    Einzeluntersuchungen am Tierkörper

1.1.     Zwerchfell

Der Zwerchfellmuskel ist auf der Bauchhöhlenseite mit Peritonaeum bedeckt.

 

1.2.     Nieren und Nierenlymphknoten

Die Nieren sind beigelegt worden und werden als zum Tierkörper zugehörig betrachtet. Die rechte Niere ist rotbraun, die linke ist graubraun, beide sind weich-elastisch und haben eine glatte Oberfläche. Am Pol der rechten Niere befindet sich ein hellerer Strich, der sich nach innen fortsetzt. Die Nierenlymphknoten fehlen.

 

1.3.     Mandeln

Die Mandeln wurden bereits vorschriftsmäßig entfernt.

 

1.4.     Lymphknoten des Kopfes

Die Lnn. mandibulares haben einen Durchmesser von ca. 2 cm und sind grau-braun. Die Schnittfläche ist feucht, glatt, weich-elastisch und erscheint homogen.

Die Lnn. retropharyngeales med. et lat. sind palpatorisch unauffällig.

 

2.)    Einzeluntersuchungen der Nebenprodukte

2.1.) Geschlinge

a)      Zunge

Die Zunge hat eine gräuliche Farbe, ist dick, stumpfrandig und ungeschmeidig. An der Zungenspitze und an beiden Seiten des Zungenkörpers fehlt die Schleimhaut.

 

b)      Kehlkopf

Der Kehlkopf ist weißlich-gelb und frei beweglich. Die Schleimhaut ist glatt, feucht, glänzend und ohne Auflagerungen.

 

c)      Schlund

Die Palpation des Schlundes ist ohne besonderen Befund.

 

d)      Luftröhre, Bronchien

Die Luftröhre ist durchgängig, die Schleimhaut ist glatt und ohne Auflagerungen. Im linken Hauptbronchus befindet sich ca. ein halber Teelöffel einer rotenschwarzen, schleimigen Masse.

 

e)      Lunge, Pleura pulmonalis

Die Lunge ist hellrot bis dunkelschwarz-rot marmoriert. Sie ist weich, leicht puffig und stark zusammengefallen. Im Anschnitt zeigt sie sich rot-braun und relativ homogen. Der rechte Spitzenlappen hat an der Spitze einen dunkelrot-braunen, festen, fleischigen Bezirk.

Der rechte Spitzenlappen ist mit dem Mediastinum, der rechte Hauptlappen mit dem Mediastinum und dem Zwerchfell verwachsen.

 

f)        Lungenlymphknoten

Die Lnn. bifurcationes sin., med. und dext. sind haselnußgroß. Ihre Schnittfläche ist feucht, graubraun und speckig.

Die Lnn. tracheobronchiales haben einen Durchmesser von ca. 1 cm und sind scheibenförmig.

Andere Lymphknoten sind nicht vorhanden.

 

g)      Herzbeutel

Der Herzbeutel ist durchscheinend, glatt, glänzend, feucht und zeigt Fetteinlagerungen. Es ist teilweise mit der Lunge verwachsen.

 

h)      Herz

Die Herzoberfläche ist glatt und glänzend. Der Muskel ist rotbraun und fest. Die Klappen sind hauchdünn, durchscheinend und haben glatte Ränder.

 

                        2.2.) Blut

                        Das Blut ist dunkelschwarz-rot und geronnen. Es sind keine Beimengungen

erkennbar.

 

                        2.3.) Leber, Leberlymphknoten, Gallenblase und Gallengänge

Die Leber ist dunkelrot-braun, zu den Spitzen hin wird die Farbe dunkler. Die Lappen sind erkennbar und scharfrandig. Die Oberfläche ist leicht gefältet und hat zwei unscharf begrenzte, hellere, ca. 1 cm große Flecken. Die Schnittfläche ist hellbraun, feucht, glatt, glänzend und blutgefüllt.

Die Leberlymphknoten liegen zusammen mit den Lnn. gastrici in einem Paket in der Nähe des Magenausganges. Sie sind wie auch die Lnn. pancreatico duodenales grau-braun und leicht geschwollen.

 

2.4.) Magen-Darm-Trakt

Der Magen-Darm-Trakt ist mäßig gefüllt und schlaff. Der Magen ist ein stark gebogener Sack und grau-braun. Cardia und Pylorus liegen nahe beisammen. Das Duodenum und das Jejunum sind etwas heller als der Magen, leicht gerötet und aufgegast. Die Muskulatur ist schlaff. Der Blinddarm ist grau-grünlich. Der Dickdarm ist grünlich-braun und stark aufgegast.

Die Lnn. gastrici, jejunales, ileocolici, colici und mesenterici caudales sind leicht geschwollen. Ihre Schnittfläche ist hellgrau, speckig, glänzend und quillt leicht vor.

 

2.5.) Milz

Die Milz ist rot, zungenförmig und hat einen dreieckigen Querschnitt. Die Oberfläche ist gefältet und die Ränder sind scharf.

 

2.6.) Harn- und Geschlechtsorgane

Die Harnblase ist dickwandig und kontrahiert.

Am rechten Schinken ist eine Kastrationsnarbe vorhanden.

 

 

VI.              Weitergehende Untersuchungen

Laut Vorbericht war die Trichinenuntersuchung ohne Befund.

Weitere Untersuchungen wurden nicht eingeleitet.

 

VII.           Pathologisch-anatomische Befunde

Die Muskulatur ist sehr feucht, faserig und sieht aus wie gekocht. Der rechte Spitzenlappen der Lunge hat an der Spitze einen dunkelrot-braunen, festen, fleischigen Bezirk. Er ist mit dem Mediastinum und der rechte Hauptlappen mit dem Mediastinum und dem Zwerchfell verwachsen. Das Tier ist mäßig ausgeblutet und zeigt stark injizierte Venen, besonders an den Ohren. Beide Hintergliedmaßen sind im Bereich der Beugesehnen geschwollen.

 

VIII.        Diagnosen

1. PSE

2. alveoläre, fibrinöse Spitzenlappenpneumonie der rechten Lunge

3. chronische adhäsive Pleuritis

4. mangelhafte Ausblutung aufgrund einer Kreislaufschwäche

5. chron. Beugesehnenentzündung

 

IX.              Differentialdiagnosen

zu 1. -

zu 2. -

zu 3. akute Pleuritis – bei einer akuten Entzündung würde man vergrößerte

         Lymphknoten im Brustraum finden

zu 4. technologisch bedingte mangelhafte Ausblutung – die recht starke Blutfülle

         der Venen weist auf eine Kreislaufschwäche hin

zu 5. akute Beugesehnenentzündung – die Umfangsvermehrung an den beiden

         Hintergliedmaßen ist schon sehr groß und besitzt eine feste Konsistenz,

         dies weist auf einen länger andauernden Prozeß hin

 

X.                 Beurteilung mit Begründung anhand des Fleischhygienerechts

Nach Anlage 1, Kapitel IV, Absatz 11.11 ist das geschlachtete Tier nicht geeignet zum Genuß für Menschen.

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