Obduktion-24 - Katze: Infektionsbedingte eitrige Entzündung der oberen Atemwege

OBDUKTIONSBERICHT

 

 

1. Allgemeines

           

Nationale des Tieres

            Gattung: Katze, EKH

            Geschlecht: männlich

            Geboren: nicht bekannt

            Gewicht: 3,3 kg

            Kennzeichen: schwarzweiss geflecktes Haarkleid

 

            Besitzer: x

 

 

             Ort und Zeit der Zerlegung: Institut für Veterinärpathologie FU Berlin am 26.11.99,

             in der Zeit von 10.00-11.30 Uhr        

  Sektionsnummer: x

 

            Untersucher: x

            Wissenschaftlicher Mitarbeiter: x

            Zeugen: x

 

 

 

 

2.Vorbericht

Bei dem Patienten handelt es sich um einen Findling, der mit                         Schnupfensymptomatik, Zungenläsionen, Stomatitis, stark herabgesetztem Turgor, starkem Flohbefall und einer Otits beider Ohren vorgestellt wurde. Therapieversuche mit Antibiotika und Antiparasitika blieben ohne Erfolg.

 

 

3.Beschreibung

 

Alle im Folgenden nicht aufgeführten Organe sind als o.b.B. anzusehen.

 

a) äußere Besichtigung

 

Der Tierkörper liegt vollständig und ohne Verletzungen zur Untersuchung vor. Als Zeichen des Todes sind der Augendruck herabgesetzt und die Todesstarre eingetreten.  Der Ernährungszustand ist gut. Das Haarkleid ist dünn und  an den Vorderpfoten  mit gelblichem Sekret verklebt. Flohkot ist nicht zu finden. Im linken Ohr finden sich grosse Massen an zähem gelbbraunen Ausfluss. Die Augen sind verklebt, besonders um das linken Auge ist viel graubraune zähe Masse am medialen Augenwinkel . Die Nickhaut zeigt sich gerötet mit einer höckrigen Oberfläche. Am Nasenspiegel zeigt sich gelblicher verkrusteter Ausfluss. Die Maulschleimhaut ist graurosa und mit einzelnen roten Arealen versehen. Der linke Caninus ist zur Hälfte abgebrochen, die Backenzähne weisen am Zahnhals eine feste braune Masse auf. Die Afterumgebung ist mit Katzenstreu verklebt.

 

 

 

b) innere Besichtigung

 

Zustand nach Eröffnen der Haut:

 

Unterhautgewebe:

Das Unterhautbindegewebe ist trocken, glänzend und elfenbeinfarben.. Das     Unterhautfettgewebe ist von weißlicher Farbe.

 

Muskulatur:

Die Farbe der Muskulatur ist rosarot. Sie ist mäßig feucht, glatt und glänzend. Ihre Konsistenz ist weich-elastisch und die Fasern zeigen einen gleichmäßigen Verlauf.

 

Gelenke:

Bei der Eröffnung der Hüftgelenke tritt jeweils eine geringe Menge klarer fadenziehender Flüssigkeit aus. Die Gelenkflächen sind feucht, glatt und glänzend.

 

Knochen:

Die Knochen sind fest, glatt und elfenbeinfarben. Bei der Eröffnung des Markraumes wird   braunrotes Knochenmark sichtbar.

 

Blutgerinnung:

Im ganzen Körper befindet sich schwarzrotes koaguliertes Blut, zum Teil auch ungeronnenes rotes.

 

Bauch und Beckenhöhle

Beim Eröffnen der Bauchhöhle läuft keine Flüssigkeit aus.

 

Stand des Zwerchfells:

Das Zwerchfell ist kuppelförmig vorgewölbt, reicht bis in den Bereich des 6. Interkostalraumes und ist gespannt.

 

Bauchfell:

Das Bauchfell ist von glatter, trockener und glänzender Beschaffenheit.

 

 

 

 

Lage der Organe:

Im vorderen Drittel der Bauchhöhle sind  die Leber, der  Magen und das Netz, im mittleren Drittel sind die Milz und das Netz, welches vollständig das Darmkonvolut bedeckt, zu sehen. Im hinteren Drittel sind ein Teil des Colons, die Harnblase und das Netz zu finden. Bauch- und Beckenhöhle werden durch die  Organe vollständig ausgefüllt.

 

Netz:

Das große elfenbeinfarbene, durchscheinende Netz bedeckt die Dünndarmschlingen gleichmäßig. Es wird von bleistiftminen- bis zigarrenstarken Fettsträngen  spinnwebartig durchzogen. Haarfeine Gefäße mit mäßigen Füllungszustand sind zu erkennen. Die im Netz liegenden Darmlymphknoten sind braun und weisen eine Grösse von 1x1x0,5 cm auf.

 

Milz:

Die Milz ist schwarzrot mit scharfen Rändern und hat eine Grösse von 12x2,5x1 cm. Ihr Gewicht beträgt 7g. Im Anschnitt treten weisse Körnchen hervor.

 

Magen:

Der Magen ist mandarinengroß. Nach Herausnahme und Eröffnung erkennt man die bräunliche, in ca. 5 mm breit verstreichbare Längsfalten gelegte Schleimhaut des Magens. Sie ist feucht, glatt, glänzend und von einem dünnen gelblich-schleimigen Überzug bedeckt. Ansonsten ist kein Mageninhalt zu sehen..

 

Darmtrakt:

Der Darm zeigt sich gelbbraun, einzelne Abschnitte auch olivegrün. Im eröffnetem Dünndarm findet sich eine gelbliche schmierige Masse und Herde von 2mm langen zwirndünnen Würmern. Der Dickdarm wurde zwecks Einsendung in die Parasitologie nicht eröffnet.

 

Bauchspeicheldrüse:

Die Bauchspeicheldrüse ist von grauroter Farbe und 17x1x0,3 cm gross.

 

Leber und Gallenblase:

Die Leberränder sind    scharfkantig . Das feine gelbbraune Maschenwerk  weist eine dunkelrote Färbung um die Zentralvenen herum. Der Anschnitt stellt sich mit einer serösen dunkelroten Flüssigkeit dar. Die Konsistenz ist derb-elastisch. Die Grösse beträgt 10,5x10x1 cm, das Gewicht 5g.

Die Gallenblase ist grün-gelb und gut gefüllt. Die Durchgängigkeitsprobe zum Darm hin ist positiv. Die beim Anschnitt abfließende Flüssigkeit ist dunkelgrün. Die Schleimhaut ist samtartig, glänzend und olivgrün.

 

Nieren:

Die Nieren sind bohnenförmig und von geldbgrauer Farbe mit durchziehenden dunkelroten Gefässen. Beide Nieren messen 5x3,5x1,5 cm und wiegen 26g. Im Anschnitt ist ein violettfarbenes Mark deutlich abgesetzt von der gelbgrauen, leicht radiär gestreiften Rinde zu sehen. Die Nierenkapsel lässt sich ohne Substanzverlust ablösen. Die Nierenbecken sind ca. 2mm spaltbreit geöffnet und ohne Inhalt.

 

Harnblase:

Die Harnblase zeigt sich mässig gefüllt, die Wand ist porzellanfarben, glatt und glänzend. Der austretende Harn nach eröffnen ist wässrig und goldgelb.

 

Brusthöhle:

Nach Eröffnen ist eine gallertartige gelbe Flüssigkeit im Brustraum zu sehen.

Die Brusthöhle ist durch Herz und Lunge zu etwa 75 % ausgefüllt.

 

Brustfell:

Das Brustfell ist feucht, glatt, glänzend und durchscheinend.

 

Herzbeutel:

Das Herz ist im Herzbeutel zwischen Blutkoagula frei beweglich. Der Herzbeutel ist feucht, glatt, glänzend und durchscheinend. Nach Eröffnung  sind die Koagula ablösbar.

 

 

Herz:

Die linke Hauptkammer bildet die Spitze des stumpfkegeligen Herzens. Nach Anschnitt des Herzens zeigt sich ein Wandverhältnis von 1:3:2. In den Kammern befindet sich Speckgerinnsel. Das Gewicht beträgt 18g. Die Herzmuskulatur ist von rot-brauner Farbe, mäßig feucht und derb-elastisch.

Die rechten und die linken Taschen- und Segelklappen sind aufspannbar, durchscheinend, unversehrt, seidenpapierstark, glatt, feucht und glänzend.. Die Sehnenfäden in den Kammern sind zwirnfadenstark.

 

Lunge:

Die Lunge ist gut  kollabiert, insgesamt weich-elastisch und puffig. Der linke Lappen stellt sich hellrot mit weisslichen Arealen dar, der rechte weist eine dunkelrote Farbe auf. Die Lappen sind scharfrandig begrenzt. Im Anschnitt ist das Lungengewebe feucht, glatt, glänzend.

 

Zunge:

Auf der Zunge ist ein gelber, nicht ablösbarer Belag ersichtlich. Ebenso sind vereinzelt Läsionen zu sehen. Am Zungengrund befinden sich erkennbare Lymphfollikel. Die Rachenmandeln befinden sich in ihren Taschen.

 

Kehlkopf und Luftröhre:

Der Kehlkopf ist hellrot, symmetrisch, feucht, glatt und glänzend. Die Luftröhre ist       1 cm weit, mit  geröteter, glänzender, glatter Schleimhaut und gelblich schmierigem Inhalt.

 

Schädel:

In der rechten Stirnhöhle ist eine klare Flüssigkeit vorzufinden. Das Gehirn hat eine glatte , feuchtglänzende, gelblichgraue Oberfläche mit leicht gestauten Gefässen. Die Konsistenz ist weich, das Gewicht beträgt 31g, die Maße 6,5x4x2 cm. Nach Spaltung in der Medianen ist gelbliche schleimige Flüssigkeit in der linken Bulla tympanica festzustellen.

 

 

4.Pathologisch-anatomische Diagnosen

 

Organdiagnosen:

            Konjunktivitis peracuta

            Rhinitis purulenta peracuta

            Stomatitis acuta

            Laryngitis purulenta peracuta

Tracheitis purulenta peracuta

            Otitis media

            Sinusitis frontalis dextra purulenta peracuta

 

 Gesamtdiagnose:

Infektionsbedingte eitrige Entzündung der oberen Atemwege (wobei das dritte Augenlid mitbetroffen ist), des Mittelohrs und der rechten Stirnhöhle. Wurmbefall im Dünndarm.

 

5.Gutachten

 

Die Findlingskatze ist mit den verschiedenen Keimen des Katzenschnupfens infiziert. Die Infektion könnte aufgrund der Resistenzminderung durch den Flohbefall aus dem Vorbericht und dem jetzigem Wurmbefall des Dünndarms angegangen sein. Die eitrige Stirnhöhlenentzündung entstand aufgrund die Verbindung der Nasenhöhle mit den Nasennebenhöhlen. Ebenso aufgrund der Resistenzminderung konnten sich Keime im Ohr ansiedeln (hier werden häufig Pasteurella multocida angetroffen), die bis in das Innenohr vorgedrungen sind. Das sruppige Fell ist eine Folge der parasitären Erkrankungen, ebenso die leicht veränderte Leber sowie die leicht vergrösserten Gekröselymphknoten und die leichte follikuläre Hyperplasie der weissen Milzpulpa. Unklar ist die Ursache der zu grossen Nieren. Eine eindeutige Aussage über das Knochenmark ist aufgrund des unbekannten Alters nicht zu machen.

 

 

 

 

6.Differentialdiagnosen

Eine Entzündung der oberen Atemwege könnte ebenso durch feline Calici- oder Herpesviren 1 verursacht sein, die durch sekundäre bakterielle Infektionen ganz ähnliche klinische Bilder hervorrufen. Auch können sich diese Viren zu den Erregern des Katzenschnupfens dazugesellen und in einer Mischinfektion das Krankheitsbild weiter verwischen.

 

7.Postmortale Veränderungen

An der Lunge zeigt sich eine Hypostase im rechten Lungenlappen. Dass sich neben geronnenem Blut im Körper auch ungeronnenes befindet, ist aufgrund der postmortalen Fibrinolyse erklären.

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