Pferd-08 - Klaffende Wunde

                                                        

 

                                                          Krankheitsbericht

 

 

1. Anamnese

 

Das Tier wurde am 27.04.98 wegen einer starken Verletzung an der linken Hinterextremität unterhalb des Sprunggelenks in der Tierklinik eingewiesen. Sämtliche Strecksehnenanteile dieser Gliedmaße waren durchtrennt und wurden in der Tierklinik operativ versorgt. Nach weitestgehender Abheilung der Wunde war ein weiterer Klinikaufenthalt nicht mehr notwendig und der Patient wurde am 18.05.98 entlassen.

Von der Tierklinik wurden für die weiterführende Behandlung folgende Maßnahmen vorgeschlagen: Einmal wöchentlich ein Verbandswechel, vier Wochen strenge Boxenruhe unter Verband, nach diesen vier Wochen dann zweimal 10 min pro Tag das Pferd bandagiert auf festem Boden im Schritt führen, Koppelauslauf frühestens in acht Wochen. Die Praxis z übernahm die weiterführenden Behandlungsmaßnahmen laut Empfehlung der Tierklinik .

Am 22.05.98 rutschte der Verband in den Wundbereich und verursachte dort eine Drucknekrose. x schlug vor, den Patienten zur weiteren Beobachtung in die Tierklinik einzuweisen. Hier erschien x am x

 

 

2. Signalement

 

Tierart:                                          Pferd

Rasse:                                           Araber

Geschlecht:                                   Stute

Gewicht:                                       ca. 380 kg

Widerristhöhe:                              ca. 150 cm

Geboren am:                                 01.08.96

Farbe:                                           Fuchsschimmel (kann Schimmel werden)

Erworbene Kennzeichen:              keine

Beschlag:                                      keiner

Eigentümerin:                               x

Name des Tieres:                          x

Einweisungsnummer:                   x

 

 

3. Status praesens

 

3.1 Allgemeine Untersuchung

Das Pferd isr aufmerksam, lebhaft und befindet sich in einem guten Pflege- und Ernährungszustand. Die Körpeerinnentemperatur beträgt 37,8°C. Der Körper fühlt sich mit Außnahme physiologischer Warm- und Kaltzonen gleichmäßig warm an. Die Pulsfrequenz, palpiert an der A. maxillaris ext. (bzw. A. facialis), beträgt 36/ min, die Atemfrequnz 14/ min.

 

 

3.2 Spezielle Untersuchung

Haut und Haarkleid: Das Haarkleid ist geschlossen, dicht,glatt anliegnd und besonders glänzend. Die Haut ist glatt und fest,eine aufgezogene Hautfalte verstreicht zügig und vollständig.

 

Schleimhäute: Die Schleimhäute von Maul und Nase sind blaßrosa, feucht, glatt und glänzend, die Conjunctiven blaßrosa, mäßig feucht und die Kapillaren fein injiziert.

 

Lymphknoten: Die oberflächlichen Lymphknoten sind adspektorisch unauffällig. Sämtliche palpierten Lymphknoten sind unter der Haut verschieblich, glatt, von prallelastischer Konsistenz und nicht schmerzhaft.

 

Zirkulationsapparat: Der Herzstoß ist bei der Palpation spürbar. Die Auskultation ergibt eine Herzfrequenz von 36 Schlägen pro Minute. Die Herztöne sind von starker Intensität, gleichmäßig, gut voneinander abgesetzt, es sind keine Herzgeräusche wahrzunehmen. Die Pulsfrequenz entspricht der Herzfrequenz. Der Puls ist regelmäßig, gleichmäßig, stark und kräftig, und die Gefäßwandspannung ist physiologisch. Die kapilläre Füllungszeit liegt unter 2 Sekunden. Die Vena jugularis externa läßt sich im Halsbereich anstauen und verstreicht bei lösen des Staus zügig.

 

Respirationsapparat: Bei einem costo-abdominalen Atemtyp hat das Pferd eine Atemfrequnz von 14 Zügen pro Minute. Die Atmung ist gleichmäßig und regelmäßig.

 

Digestionsapparat: Das Pferd hat einen guten Appetit und setzt geformten Kot ab. Der Lippenschluß der Maulhöhle ist vollständig. Die Zunge ist unverletzt und frei von Auflagerungen. Die Adspektion des Abdomens ist unauffällig, die Palpation ergibt eine physiologische Bauchdeckenspannung. Bei der Auskultation ist die Darmmotorik auf beiden Seiten gut hörbar.

 

Harn- und Geschlechtsapparat: Die Vulva des Tieres ist geschlossen und verläuft senkrecht. Die Schleimhaut des Vestibulums ist blaßrosa, feucht, glatt und glänzend. Der Harnabsatz wurde nicht beobachtet.

 

Bewegungsapparat: Nach Abnahme des Verbandes an der linken Hinterextremität ist dorsal unterhalb des Tarsalgelenkes eine klaffende Wunde (ca. 8 cm breit, 2 cm hoch) mit geringgradiger eitriger Sekretion zu erkennen. Die übrigen Gliedmaßen sind ohne besonderen Befund. Im Schritt zeigt Ayla eine geringgradige Lahmheit, aber kein Überköten.

 

 

4. Diagnose

 

Bei dieser umfangreichen Gewebszerstörung mit großer und weit klaffender Wundfläche hat sich hier eine Wundheilung per secundam intentionem eingestellt, diese wurde begünstigt durch das Verrutschen des Verbandes in den Wundbereich (Drucknekrose, s.o.). Derartige Wunden heilen langsamer ab, da für die Resorption der größeren Mengen abgestorbenen Gewebes und geronnenen Blutes ein längerer Zeitraum benötigt wird. Auch die Ausfüllung der größeren Defekte durch Granulationsgewebe dauert länger. Dabei wird die vom Granulationsgewebe gebildete Wundfläche nur langsam und verzögert vom regenerierendem Epithel überhäutet.

 

 

5. Differentialdiagnosen

 

Es gibt verschiedene Faktoren, die den Verlauf einer Wundheilung verzögern können. Z. B. kann es nach Durchtrennung größerer Gefäße zu Durchblutungsstörungen im Wundgebiet kommen, die die Heilung verzögern. Auch im schlechter durchbluteten Fettgewebe heilen Wunden infolge der geringeren Granulationsgewebsbildung und der Tendenz zu Fettgewebsnekrosen langsamer. Ebenso können systemische Faktoren die Wundheilung beeinflussen. Eine Hemmung oder Verminderung der Fibroblastenproliferation oder verminderte Synthese von Proteoglykanen und Fibrillen verzögern die Wundheilung. Ursachen hierfür können Senium, Hyperkortizismus, abzehrende Erkrankungen, Behandlungen mit Zytostatika, Diabetes mellitus u.a. sein.

All dies kann für den Patienten ausgeschlossen werden.

 

 

 

6. Therapie / Weiterer Verlauf

 

Bei der Aufnahme des Patienten wurde zunächst die Wunde gereinigt, eine Lebertran-Zinksalbe aufgetragen und ein Stützverband angelegt. Am 27.05.98 wurde ein weiterer Verbandswechsel vorgenommen, dabei war zu erkennen, daß die Wunde sich in Granulation befindet, es war eine geringgradige eitrige Exsudation vorhanden. Die Wunde wurde antibiotisch mit Furacin Solâ (Wirkstoff: Nitrofurazon) versorgt. Es war keine Lahmheit mehr im Schritt festzustellen. Am 30.05.98 bekam Ayla eine Packung Rintal Pelletsâ (Wirkstoff: Febantel) zur antiparasitären Prophylaxe. Am 01.06.98 wurde erneut ein Verbandswechsel vorgenommen. Dabei war eine mittelgradige eitrige Exsudation zu erkennen.

 

 

7. Prognose

 

Da sich zunächst die Exsudation verstärkte, und dies darauf hindeutet , daß humorale Abwehrstoffe des Blutes schnell und in großen Mengen an den Entzündungsherd gelangt sind, ist die Prognose für den Patienten günstig.

 

 

8. Komplikationen

 

Im Rahmen einer verzögerten Wundheilung ist das Entstehen von Wundinfektionen begünstigt. Infektionen mit Eitererregern bedingen eine eitrige Infektion im Wundgebiet und vor allem eine eitrige Einschmelzung des Granulationsgewebes, die die Epithelisierung verzögert. Dabei ist eine überschüssige Granulationsgewebsbildung (Caro luxurians) möglich. Auch der Einschluß von mit Flüssigkeit (nicht geronnenes Blut, Lymphe, Exsudat) gefüllten Hohlräumen (Serome) im Granulationsgewebe kann die Wundheilung verzögern.

 

 

9. Epikrise

 

Bei einer verzögerten Wundheilung ist es wichtig, auf besondere Wundhygiene zu achten, um einer eventuellen Wundinfektion vorzubeugen; daher ist es empfehlenswert, den Patienten solange stationär zu versorgen, bis die Epithelisierung vollständig vollzogen ist.

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