Obduktion-31 - Katze: chronische Herzinsuffizienz

 

 

 

OBDUKTIONSBERICHT

 

 

 

 

 

 

Ausführlicher Bericht über die Zerlegung einer Katze

 

 

 

Die Sektion fand statt am 24. Oktober 2000 in der Zeit von 10.30 bis 13.15 Uhr im Sektionssaal des Instituts für Veterinärpathologie der Freien Universität Berlin,.

Der Bericht wurde ausgegeben von X; außer X waren A, B, C und D als Zeugen bei der Sektion zugegen.

Das zu sezierende Tier trägt die Sektionsnummer x und wurde eingesandt am 23.10.2000 von der Kleintierpraxis Y. Das Tier war im Besitz von Z. Ob das Tier gestorben ist oder getötet wurde, ist nicht bekannt.

 

 

1.    Vorbericht und klinische Diagnose

 

 

Das Tier wurde dem einsendenden Tierarzt x erstmalig am 20.10.2000 vorgestellt, nachdem es nach einem Sprung aus ca. 1,5m gestürzt und mit dem Kopf voran gelandet war. Als Folge davon wurden eine Verstauchung des rechten Vorderfußwurzelgelenkes und gleichzeitig Apathie, Anorexie und leichte Somnolenz festgestellt. Eine Röntgenuntersuchung zeigte keine Auffälligkeiten; eine Blutuntersuchung ergab einen von der Norm abweichenden AST-Wert von 73 U/l  und einen Glucose-Wert von 9,57 mmol/l. Der Tierarzt vermutet Hirnerschütterung oder Vergiftung.

 

2.    Befundbeschreibung

 

 

2.1 Äußere Besichtigung

 

 

2.1.1 Signalement:

 

Bei dem zu untersuchenden Tier handelt es sich um einen kastrierten Kater der Rasse Europäisch-Kurzhaar, der nach Angaben des einsendenden Tierarztes 12 Jahre alt ist. Der Kater ist bis auf das weiße Kinn braungestromt. Das Gewicht beträgt 7,18 kg, der Kater ist in sehr gutem Ernährungszustand. Der Pflegezustand ist gut. Bei Vorstellung liegt das Tier in rechter Seitenlage; die Lidspalten sind beidseitig geschlossen.

 

2.1.2 Zeichen des Todes:

 

An den Hintergliedmaßen zeigt sich eine deutliche, an den Vordergliedmaßen eine leichte Totenstarre; der Kiefer ist nicht zu öffnen.     

Die Augäpfel beiderseits sind geringgradig eingefallen und der Turgor jeweils gering reduziert; die Linsen sind jeweils nur sehr gering getrübt.

Die Temperatur des Körpers liegt deutlich unter der Umgebungstemperatur.

An der Zungenspitze zeigen sich Eintrocknungserscheinungen; Totenflecken sind nicht zu sehen.

 

2.1.3 Natürliche Körperöffnungen:

 

2.1.3.1 Ohren: Die Haut in der Ohrmuschel ist bläulich-porzellanfarben und an den Ohrrändern braunschwarz pigmentiert. Im äußeren Drittel der Ohrinnenfläche zeigen sich weiße und schwarze, ca. 4cm lange Haare. Beiderseits liegen in den Ohren geringgradige gelbbraune, schwer abstreifbare Beläge in der Nähe des Gehörganges vor, ansonsten sind die Ohrinnenflächen trocken.

 

2.1.3.2 Augen: Die Lidspalten sind geschlossen. Beidseitig sind die Nickhäute vorgefallen, die am freien Rand braun pigmentiert sind. An der Unterfläche der Nickhaut des rechten Auges lassen sich zwei Erhebungen von ungefähr 1mm Durchmesser erkennen. Die Augenbindehäute sind beidseitig porzellanweiß bis rosafarben, feucht, glatt und glänzend und von feinen roten Linien durchzogen. An beiden Augen findet sich eine hellgelblich-durchsichtige ölige Flüssigkeit; im nasenseitigen Augenwinkel des linken Auges ist eingetrocknetes hellgelbliches Sekret zu sehen.    

 

2.1.3.3 Nase: Die Nasenoberfläche ist hellbraun bis rosa pigmentiert und an den Randbereichen braunschwarz begrenzt.  Oberflächlich ist die Nase trocken, rauh und von weich-elastischer Konsistenz. Im rechten Nasenloch zeigt sich eine geringe Menge an schmierig-dickflüssigem Sekret. Die Nasenschleimhaut ist schwarzpigmentiert, stumpf, trocken und weitgehend glatt.

 

2.1.3.4 Maulspalte: Im Maul findet sich blaßrosafarbene, z.T. schwarzbraun pigmentierte, feuchte, glatte, geringgradig stumpfe Schleimhaut. Die Zungenspitze ist bläulich-braun verfärbt und trocken. 

 

2.1.3.5 After: Die Afteröffnung ist vollständig geschlossen und weist eine rosettenartige Fältelung auf. Die äußere Haut und die Afterschleimhaut sind porzellanweiß bis rosa und trocken; die Afterschleimhaut erscheint höckerig. An der Öffnung finden sich geringe Mengen von dunklen, abreibbaren Auflagerungen.

 

2.1.3.6 Vorhaut: Der Vorhautausgang ist geschlossen und mit blaßrosafarbener Haut umgeben. Der Penis ist nur schwer vorzulagern; die Schleimhaut von Penis und Vorhaut ist blaßrosafarben, mäßig feucht, glatt und mattglänzend. Die Penisspitze ist purpurrot und trocken.

 

2.1.4 Haare und Haut:

 

Das Haarkleid ist dicht und anliegend, mattglänzend und ca. 1cm lang. Die Haare der rechten Körperseite sind feucht-verklebt.

Die Haut ist bläulich-rosa-hellgrau-farben, glatt, weitgehend trocken und von weicher Konsistenz. 

Sowohl Sohlen- als auch Zehenballen sind vollständig braun pigmentiert, überwiegend trocken und weichelastisch; die Oberfläche ist weitgehend glatt mit einigen dezenten bis stecknadelkopfgroßen Einziehungen vermehrt an den Ballen der Hinterbeine.  

Die Krallen aller vier Beine sind hart, bernsteinfarben, unpigmentiert, spitz zulaufend und bis zu 15mm lang.

An Zitzen sind auffindbar die linke und rechte Brustzitze sowie die rechte Lendenzitze, die alle hellbeige-rosa und weich- bis derbelastisch sind. Die Brustzitzen sind ca. 20mm, die Lendenzitze ist um die 30mm lang; letztere ist an der Basis braun pigmentiert.

Der Hautnabel ist nicht auffindbar; die Nabelgegend ist ebenso wie die umgebende Haut weichelastisch und von rosa-grauer Färbung.

 

2.1.5 Unterhaut:

 

In der Unterhaut zeigt sich ein Fettpolster von bis zu 25mm Dicke, weiß-porzellanfarben und weich-elastisch bis teigig. Die Oberfläche stellt sich als mäßig trocken bis klebrig dar. Vereinzelt ist die Unterhaut von hellroten, haarfeinen Linien durchzogen.

In der Unterhaut des rechten Vorderbeines nasenseitig in Höhe des Unterarmes zeigt sich eine ungefähr 7cm lange und 2 cm breite dunkelrotbraune, aufgelockerte Zone.

 

 

 

 

 

 

 

 

2.2 Innere Besichtigung

 

 

2.2.1 Organe der Bauch- und Beckenhöhle

 

 

2.2.1.1 Bauchhöhle:

 

Nach Eröffnung der Bauchhöhle sind oberflächlich folgende Anteile zu erkennen:

Im kopfseitigen Drittel liegen der größte Anteil der Leber, die Gallenblase, der Magen und Anteile des großen Netzes vor. Im mittleren Drittel sind neben großem Netz die Milz, Dünndarmschlingen, Anteile der rechten Leberlappen und die Nieren zu sehen. Im schwanzseitigen Drittel finden sich Harnblase, großes Netz und Dickdarmanteile.

Das Bauchfell ist feucht, glatt, glänzend und durchscheinend; der Faserverlauf der unterliegenden Muskulatur ist deutlich erkennbar.

Das Zwerchfell ist nach vorne gewölbt und gespannt und geht bis zur fünften Rippe vor.

 

2.2.1.2 Netz:

 

Das große Netz besteht aus gelblich-weißen Strängen, die bis zu 7mm breit und netzartig verspannt sind und viel Fett enthalten; ansonsten ist das Netz gleichmäßig dünn und durchscheinend. Das bauchseitige Lebergekröse (Ligamentum falciforme hepatis) ist stark verfettet.

Das kleine Netz ist großflächig mit der Leber verklebt.

 

2.2.1.3 Milz:

 

Die Milz ist zungenförmig,145mm hoch, an der breitesten Stelle 35mm breit und durchschnittlich 2mm hoch; das absolute Gewicht beträgt 12g, das relative Gewicht 0,17%. Die Farbe ist mittelrotbraun mit dunkelrot-schwärzlichen, 5 bis 10mm großen, punktförmigen, zum Teil zusammenlaufenden Verfärbungen und bis zu 2mm großen, hellgrauen erhabenen Knötchen. Die Milzoberfläche ist mattglänzend, mäßig feucht und mit dezenten, nicht verstreichenden Längsfalten versehen; die Konsistenz ist weich-elastisch. Die Milzränder sind geringgradig stumpf. Der Milzanschnitt ergibt eine mittel- bis dunkelrot marmorierte, leicht über die Schnittfläche hervorquellende Substanz, die von stecknadelspitzengroßen hellgrauen, nicht über die Oberfläche herausragenden Pünktchen besetzt ist.

 

2.2.1.4 Magen-Darm-Kanal:

 

·        Magen:

Die Magenschleimhaut ist weißlich-grau, auf einer Fläche von 120 x 60mm deutlich gerötet, feucht, glatt, glänzend und in verstreichbare Falten gelegt. In der Nähe des Mageneinganges zeigen sich punktförmige, bis zu 1mm große rote Flecken. Die Magenwand ist etwa 1mm dick. Der Mageninhalt stellt sich schleimig-beige dar.

 

·        Zwölffingerdarm:

Die Zwölffingerdarmschleimhaut ist gräulich, mäßig feucht und matt mit dezenten verstreichbaren Längsfalten. Auf einer Fläche von 110 x 50mm ist die Schleimhaut gerötet und zeigt rotblaue Flecken. Die Darmwand ist etwa 2mm dick und teigig. Der Inhalt entspricht dem Mageninhalt.

 

·        Leerdarm

Die Schleimhaut des magennahen Leerdarmes ist rosa-gelblich, leicht trocken, matt, teigig und geringgradig uneben. Die Wanddicke beträgt bis zu 3mm. Der Inhalt ist dickschleimig und gelblich.

Die Schleimhaut des afternahen Leerdarmes ist dunkelrosa, feucht, glatt und glänzend. Die Wanddicke beträgt 1 bis 2mm, der Inhalt ist helloliv- bis ockerfarben und breiig.

 

·        Hüftdarm:

Die Hüftdarmschleimhaut ist weißlich, längsgefaltet und mit feinen blauvioletten Linien gezeichnet, mäßig feucht und matt. Der Inhalt ist helloliv und dickbreiig.

 

·        Blinddarm:

Die Blinddarmschleimhaut stellt sich grau-rosa, mäßig trocken, mattglänzend und von unregelmäßiger Oberfläche dar. Die Wand ist 1mm dick, der Blinddarminhalt dunkeloliv und pastös bis krümelig.

 

·        Grimmdarm:

Die Schleimhaut ist grau-rosa, mäßig feucht, glatt und mäßig glänzend mit einer Wanddicke von 1mm. Der Grimmdarm enthält bereits geformten, dunkelolivfarbenen festen Kot.

 

2.2.1.5 Gekröse:  

 

Das Gekröse stellt sich weißlich-gelb bis hellrötlich-braun dar und ist von reichlich roten und blauen, bis zu bleistiftstarken, zum Teil verzweigten Linien durchzogen. Außer an Stellen, an denen Fett eingelagert ist, ist das Gekröse bis zu 1mm dünn und durchscheinend. Dem Gekröse eingelagert befinden sich – insbesondere im Bereich des Leerdarmes – massenhaft bis zu 2mm große, überwiegend ovoid geformte, feste, bräunlich-graue Lymphknoten, deren Anschnitt bräunlich-fest erscheint. 

 

2.2.1.6 Leber und Gallenblase:   

 

Die Leber zeigt sich mittel- bis dunkelrot mit großflächigen hellgelblich-bräunlichen unregelmäßigen Flecken auf allen Leberlappen. Ihr absolutes Gewicht beträgt 191g, das relative Gewicht 2,66%; sie ist sehr weich-elastisch, glatt, feucht und glänzend.

Der Anschnitt erscheint oberflächig höckerig und weist vermehrt ca., 1 bis 2mm große Löcher auf. Die Farbe des Anschnittes ist dunkelrot-braun mit bis zu fünfmarkstückgroßen, gelblich-aufgehellten, vorwiegend in der Lappenmitte liegenden Arealen. In der Nähe der Gallenblase ist die Leberoberfläche grünlich-braun verfärbt. Die Konsistenz ist weich bis brüchig; auf leichten Druck entleert sich eine rote deckfarbene Flüssigkeit.

Die Gallenblase ist ca. 4 cm lang, weich, spärlich gefüllt und schlaff. Die Schleimhaut ist grünlich-grau, feucht, glänzend und geringfügig uneben. Die Wand ist im Durchschnitt 4mm dick. Auf Druck entleert sich wenig grünliche Flüssigkeit durch die Gallengänge in den Zwölffingerdarm.

2.2.1.7 Bauchspeicheldrüse:

 

Die Bauchspeicheldrüse ist rosafarben bis mittelrot, feucht, glänzend, weichelastisch mit gut erkennbarer Läppchenzeichnung. Der Magenschenkel ist 90mm lang, 20mm breit und 2mm hoch, der Schenkel des Zwölffingerdarmes ist 70mm lang, 16mm breit und 3mm hoch.

 

2.2.1.8 Harnapparat:

 

Die Nieren liegen in einem mächtigen Fettkissen.

 

Die linke Niere ist 50x40x30mm groß und 29g schwer, was einem relativen Organgewicht von 0,40% entspricht. Sie ist hell- bis mittelrot mit einer dunkelrot-blauen, fünfmarkstückgroßen Verfärbung an der dem Bauchinhalt zugewandten Seite. Die Oberfläche ist feucht, geringfügig höckerig und glänzend und von prall-elastischer Konsistenz; erkennbar sind feine rot-bläuliche Linien und Einziehungen.

Die Nierenkapsel ist leicht abziehbar und durchscheinend.

Im Anschnitt sind die Innenflächen eben.

Rinde und die verschiedenen Markzonen lassen sich gut voneinander unterscheiden; die Rindenzone ist mittelrotbraun und leicht gekörnt, die äußere Markregion dunkelrot und die innere Markregion ockerfarben. Das Verhältnis von Rinde zu Mark beträgt 1 zu 2,5.

Das Nierenbecken stellt sich hellrötlich und schlitzförmig dar.

 

Die rechte Niere ist 50x35x15mm groß und 25g schwer (relatives Organgewicht 0,35%), mittelrot, feucht, mäßig uneben, glänzend und prall mit feinen dunkelroten Linien und einer Einziehung nahe des vorderen Nierenpoles.

Die Nierenkapsel ist leicht abziehbar und durchscheinend.

Rinde und Mark sind voneinander unterscheidbar; die Rindenzone ist mittelrotbraun und leicht gekörnt, die äußere Markregion dunkelrot und die innere Markregion ockerfarben mit unregelmäßigen hellen streifenförmigen Arealen, die ins Nierenbecken ziehen.

Das Verhältnis von Rinde zu Mark beträgt 1 zu 2.

Das Nierenbecken ist gelblich-rot und schlitzförmig. Der Harnleiter ist weißlich, fest-elastisch und im Durchmesser 2mm dick.

 

Die Harnblase erscheint von außen rötlich-gelb, leicht durchscheinend und erweitert. Die Blasenwand ist mäßig verdickt und leicht teigig. Die Blasenschleimhaut ist porzellanweiß mit vereinzelten dunkelrotblau verfärbten Arealen in Richtung auf den Blasenhals. Die Schleimhautoberfläche ist feucht, glatt und matt.

Bei stärkerem Druck auf die Blase entleeren sich aus der Scham ca. 4ml hellgelblich-klaren Urins.

 

Wegen der Auffälligkeiten an Nieren und Harnblase wird der Harnstoffgehalt des Serums – stellvertretend des Augenkammerwassers – bestimmt. Die Schnellmethode - abgelesen nach 10min - ergibt 2mm entsprechend 50mg Harnstoff pro dl Serum.

Die genauere Standardmethode wird nach 30min abgelesen, Ergebnis hier 44mg Harnstoff pro dl Serum.

 

2.2.1.9 Nebennieren:

 

Die beiden Nebennieren sind annähernd symmetrisch.

Die linke Nebenniere ist 7x5x3mm groß, hellbräunlich, weich und uneben. Im Anschnitt sind Rinde und Mark deutlich voneinander abgrenzbar, die Rinde ist dunkelbeige, das Mark dunkelrotbraun gefärbt. Das Rinden-Mark-Verhältnis beträgt 1 zu 1,5.

Die rechte Nebenniere ist 10x5x3mm groß; das Verhältnis Rinde zu Mark ist 1 zu 2. Ansonsten entspricht sie der linken Nebenniere.

 

2.2.1.10 Große Gefäße der Bauchhöhle:

 

Der Bauchanteil der großen Körperschlagader stellt sich als fest-elastisches, biegsames Rohr von ca.10mm Durchmesser dar. An den Abzweigungen entstehen deutliche, scharfe Kanten. Die Farbe ist mittelrotbräunlich, sie ist reichlich mit bereits geronnenen Blut gefüllt.

Die bauchwärtige Hohlvene ist weichelastisch und um die 15mm durchmessend. Ihre Farbe ist bräunlich-rot, sie ist nur mäßig gefüllt.

Die Pfortader stellt sich dunkelrot-lila dar, ist fester als die Hohlvene, im Durchmesser 5mm stark und enthält reichlich geronnenes Blut.

 

 

2.2.2 Organe der Brusthöhle

 

 

2.2.2.1 Brusthöhle:

 

Die Brusthöhle ist von glänzendem, hellgräulich-rotem, durchscheinenden Brustfell bedeckt. Das Mittelfell scheint vollständig zu sein. In der Brusthöhle befinden sich das Herz im Herzbeutel mit den großen Gefäßen und der rechte und linke Anteil der Lunge mit der Luftröhre; außerdem läuft die Speiseröhre durch das Mittelfell und durch das Zwerchfell hindurch.

 

2.2.2.2 Zwerchfell:

 

Das Zwerchfell ist mittel- bis dunkelrotbraun, feucht, glatt und glänzend; in Richtung der Bauchhöhle ist es mit dem verfetteten Lig. falciforme verwachsen. Die Faserstruktur der zentralen Sehnen ist deutlich erkennbar.

 

2.2.2.3 Luftröhre und Lunge:

 

Luftröhre und Hauptbronchien haben rosafarbene, feuchte, glatte und glänzende Schleimhaut und fest-elastische Knorpelspangen.

Die Lunge ist schlecht kollabiert, außen unregelmäßig mittel- bis dunkelrotbraun mit aufgehellten Rändern an allen Lappen. Rechter und linker Spitzenlappen sowie linker Mittellappen weisen hellrote Spitzen und leicht erhabene Ränder auf.

Aus den Bronchien tritt wenig schaumige Flüssigkeit aus.

 

 

 

2.2.2.4 Herzbeutel und Herz:

 

Das Herz ist frei im Herzbeutel verschieblich. Im Herzbeutel findet sich etwa 1ml einer dünnflüssigen, klaren, hellbernsteinfarbenen Flüssigkeit.

Die Herzform ist eher stumpfkegelig; die Herzspitze wird vom linken Ventrikel gebildet

Das absolute Herzgewicht beträgt 23g, die relative Herzmasse 0,32%.

Das Verhältnis von rechter Ventrikelwand zum Septum zur linken Ventrikelwand ist gleich 1 zu 6 zu 4. Das Lumen der linken Kammer ist hochgradig eingeschränkt und mit einem Innendurchmesser um die 5mm kaum noch durchlässig. Die rechte Kammer weist ein erweitertes, zu großes Lumen auf, wodurch das Herz stumpfkegelig wird.

Rechter und linker Vorhof sind jeweils sehr weit und stark erschlafft.

Segelklappen: Die linke Vorkammer-Kammer-Klappe ist aufspannbar und zum Teil durchscheinend. Die nicht durchscheinenden Zonen sind schließrandnah, hier ist die Klappendicke deutlich über seidenpapierstark bis zu 2mm dick und von weißlicher Farbe.

Die rechte Vorkammer-Kammer-Klappe ist aufspannbar, durchscheinend und seidenpapierstark.

Taschenklappen: Sowohl die Aorten- als auch die Pulmonalklappen sind aufspannbar, durchscheinend und seidenpapierstark.

 

2.2.2.5 Speiseröhre:

 

Die Schleimhaut der Speiseröhre ist rosa, feucht, glatt und glänzend. Im oberen Bereich ist sie längsgefältelt, im unteren, magenwärtsgerichteten Teil ist sie fischgrätenähnlich gefältelt.

 

 

2.2.3 Kopf- und Halsorgane

 

 

2.2.3.1 Mund- und Rachenhöhle:

 

Die Schleimhaut der Mund- und Rachenhöhle ist rosa bis bläulich gefärbt und nahe der Gaumenstaffeln bräunlich-schwarz pigmentiert; die Oberfläche ist glatt, matt und trocken.

 

2.2.3.2 Zunge:

 

Die Zunge ist dunkelrotbraun, rauh und derbelastisch, ca. 10cm lang, 3cm breit und 0,8cm dick. Die Zungenspitze zeigt Eintrocknungserscheinungen und bläulich-violette Farbe.

 

2.2.3.3 Mandeln:

 

Die Tonsillen sind gerötet und nicht vollständig in ihre Taschen verlagerbar und links 8x4x1mm, rechts 7x3x1mm groß.

 

 

2.2.3.4 Kehlkopf:

 

Der Kehldeckel ist porzellanweiß bis rosa, glatt, trocken und glänzend und frei beweglich. Die Kehldeckelfalte ist beidseitig gut dargestellt.

 

2.2.3.5 Schilddrüse und Nebenschilddrüse:

 

Die Schilddrüse ist beiderseits ca. 10mm lang und dunkelrotbraun, im Anschnitt dunkelbeige. Mittig liegt ihr ein hellgrau-braunes sesamkorngroßes Körperchen, die Nebenschilddrüse, auf, die sich im Anschnitt hellbraun-grau zeigt.

 

 

2.2.4 Zentralnervensystem

 

 

Die Vertiefungen und Erhebungen des Gehirns sind gut dargestellt und abgrenzbar mit deutlichen, regelmäßigen rot- bis blauen bis 2mm breiten Linien. Das Gehirn ist zum großen Teil fest-elastisch, trocken, matt und hell.

Oben an der rechten großen Hemisphäre zeigt sich unter der harten Hirnhaut eine ca. 0,5 cm umfassende flächige Zone mit dunkelrot-schwarzer Verfärbung, die in der Hirnhöhle in der Hirnhaut , die sonst weißlich-feucht ist, eine Entsprechung findet.

Im Bereich des Vorderhirnes bzw. des Riechhirnes erscheint das Gehirn sulzig-matschig, zerfließend und weich.

Im Anschnitt zeigt sich das Gehirn fest und deutlich strukturiert in porzellanfarbenes Mark und bräunliche Rinde. Im Vorderhirnbereich ist die Textur verwaschen-matschig und zerfließend.

Die sichtbaren Hirnkammern sind scharf spaltförmig mit glattem Rand.

Das Kleinhirn hat ungefähr die Größe wie ein Drittel einer Großhirnhemisphäre. Im Anschnitt zeigt sich das Mark porzellanfarben-weißlich und die Rinde hellbraun und regelmäßig.

Knöcherne Schädelhöhle und Wirbelsäule fühlen sich gleichmäßig fest und geschlossen an.

 

 

2.2.5 Bewegungsapparat

 

 

Der Faserverlauf der Muskulatur ist erkennbar; die Muskelfarbe variiert von mittel- bis dunkelrotbraun. Die Muskeln sind mäßig feucht und geringgradig klebrig.

Rechter Unterarm- und Oberschenkelknochen sind porzellanfarben, fest bis spröde und splittern beim Durchtrennen auf. Die Kompakta hat jeweils eine Dicke von durchschnittlich 2mm. In der Markhöhle befindet sich weiches, mittelbraunes Material.

Die Gelenkflächen des rechten Hüft- und Kniegelenks sind glatt und mit bläulich-weißlichem Knorpel überzogen. Die Sehnen sind weißlich-perlmutfarben-schimmernd, derb und mit feiner Längsstreifung

 

Knochen, Muskulatur und Gelenke der Beine und des Stammes sind bei Betrachtung und Betastung symmetrisch und harmonisch.

 

 

2.2.6 Blut

 

In den Gefäßen befindet sich eine dunkelrote bis schwarze, glänzende, dickflüssige bis gelartige  Substanz, die nach Eröffnung langsam austritt. Im Anschnitt ist der Blutkuchen homogen-glänzend und gelartig.

 

 

2.2.7 Lymphknoten

 

 

Der linke Achsellymphknoten ist 5mm lang, 3mm breit und 1mm hoch, hellrötlichbraunfarben und weich- bis derbelastisch. Die Anschnittsfläche entspricht der Außenseite.

Die Maße des rechten Achsellymphknotens sind 5x3x2mm, ebenfalls rötlich, aber heller als der linke Achsellymphknoten. Er ist von prallelastischer Konsistenz und glatter Oberfläche. Im hellbraunen Anschnitt zeigen sich vereinzelt dunkelrote, punktförmige Verfärbungen, auf Druck tritt eine bräunlichgelbe, leicht trübe Flüssigkeit aus.

Der linke Buglymphknoten ist 6mm lang, 3mm breit und 1,5mm hoch, hellrot und weichelastisch.

Der rechte Buglymphknoten ist mit den Maßen 17x6x3mm vergrößert, sehr hell rotfarben, glatt und prallelastisch. Beim Anschnitt tritt eine mittelrot-deckfarbene Flüssigkeit aus, die Anschnittsfläche ist ockerfarben mit reichlich dunkelroten punktförmigen Verfärbungen.

 

Der Komplex der Unterkieferlymphknoten rechts und links ist jeweils ungefähr 10x10x3mm groß, hellrötlich, glatt und prall. Im Anschnitt zeigen sich die Lymphknoten einheitlich bräunlich-rosa. 

 

 

3.    Pathologisch-anatomische Diagnose

 

 

3.1 Organdiagnosen

 

 1. Hypertrophia cordis ventriculi sinistri concentrica 

 2. Dilatatio cordis ventriculi dextri et atriae dextri et sinistri chronica

  3. Endocardosis valvae bicuspidaliae fibrosa nodosa

  4. Congestio, oedema et emphysema pulmonalis

  5. Contusio enzephali cum haemorrhagia durae mater

  6. Degeneratio et malazia telenzephali

  7. Congestio, hyperaemia et degeneratio hepatis

  8. Hyperaemia et hyperplasia lienis follicularis chronica

  9. Tubulonephrosis ischaemia generalisata acuta

10. Cystitis haemorrhagia diffusa acuta

11. Gastroenteritis (Gastritis, Duodenitis et Jejunitis) haemorrhagica diffusa acuta

12. Tonsillitis katarrhalis superficialis et hyperplasia tonsillaris

13. Lymphadenitis haemorrhagica simplex

14. Haematoma subcuti antebrachii dextri

15. Osteoporosis senilis generalisata

16. Adipositas  

17. Exsikosis   (mittelgradig)

 

 

3.2 Gesamtdiagnosen

 

1. chronische Herzinsuffizienz

2. neurogener oder kardiogener Schock

 

 

4. Gutachten

 

Zur Sektion wurde ein 12-jähriger, kastrierter Kater eingeschickt.

Im vorliegenden  Fall war das Tier nach einem Sprung kopfvoran gestürzt und seitdem auffällig. AST- und Glucosewerte im Serum waren erhöht.

Der einsendende Tierarzt diagnostizierte Apathie, Anorexie, leichte Somnolenz und eine Verstauchung des rechten Vorderfußwurzelgelenkes.

 

Bei der Sektion ergaben sich folgende Auffälligkeiten:

 

·        Das Tier ist fettleibig, wodurch die im folgenden errechneten relativen Organgewichte mit Vorsicht betrachtet werden müssen, da sie im Verhältnis zu niedrig sind, das Organ aber unter Umständen absolut zu schwer ist.

 

·        Das Tier ist mittelgradig ausgetrocknet; unter Umständen müssen trockene Organschleimhäute deshalb unter Vorbehalt betrachtet werden.

 

·        Altersbedingt zeigt sich ein Sprödewerden der Knochen, das für das vorliegende Krankheitsbild aber ohne Bedeutung ist.

Die Osteoporosis senilis generalisata ist eine systemische oder lokale sekundäre Verminderung der Knochensubstanz durch ein gestörtes Gleichgewicht zwischen Auf- und Abbau der Knochensubstanz, wobei der Abbau überwiegt. Dadurch zeigt sich die Knochenkompakta verschmälert, Knochenbälkchen schwinden, was zu porösen, leicht brechenden Knochen führt. Bei diesem Kater, der 12 Jahre alt ist, liegt vermutlich die senile Form vor; als weitere Ursachen kommen chronisch-auszehrende Krankheiten in Verbindung mit einer gallertiger Atrophie des Knochenmarks und des Fettes in Frage, wie sie z.B. durch Magendarmparasiten, generelle Unterernährung (negative Stoffwechselbilanz) oder Malabsorption verursacht werden können. Außerdem können Mangelzustände an bestimmten Mineralien (insbesondere Calcium und Phosphat), Spurenelementen oder Vitaminen, Vergiftungen, längerfristige Gaben von Glucokortikoiden oder Schilddrüsenüberfunktionen eine Osteoporose bedingen, wobei hier aber keine Anzeichen dafür vorliegen.

 

·        Das beherrschende Krankheitsbild dieses Katers kann den Symptomen eines Schocks zugerechnet werden. Als Schock wird ein akutes generalisiertes Kreislaufversagen mit Mangeldurchblutung der Endstrombahnen und fortschreitenden ischämischen Hypoxidosen lebenswichtiger Organe bezeichnet, da das Blutvolumen im Körper nicht ausreicht, um das außer Kontrolle geratene Kreislaufsystem ausreichend zu versorgen. Als Ursachen für einen Schock kommen Blut- oder Flüsigkeitsverlust, mangelhafte Herzfunktion oder Regulationsstörungen der Endstrombahn in Frage. Die resultierenden Organschäden sind Folge der Unterversorgung des Gewebes mit Sauerstoff, wodurch sich bei fehlender Kompensation durch Ausfall der Regulationsmechanismen in den früh betroffenen Organen wie Nieren, Leber, Lunge und Gehirn, der Gesamtzustand schnell verschlechtert. Im vorliegenden Fall kann von einem kardiogenen Schock, verursacht durch ein reduziertes Herzminutenvolumen nach Herzmuskelschaden, oder von einem neurogenen Schock, bei dem das Versagen der Mikrozirkulation durch Schädigung der zentralen Regulationsmechanismen z.B. infolge Trauma, Angst oder Schmerz, verursacht wird und daher das Blutvolumen in die Körperperipherie versackt, ausgegangen werden. Für den Schock bei dem untersuchten Kater sprechen folgende typische Veränderungen an Lunge, Magen und Darm, Leber, Nieren und Gehirn:

 

·        Die Lunge des Katers ist mittel-bis dunkelrot, was auf einen Blutstau schließen lässt. Die Lunge ist teigig-schlaff,  in den Bronchien findet sich wenig schaumige Flüssigkeit, sie ist mangelhaft retrahiert; hier liegt ein Lungenödem vor. Randständig finden sich Emphyseme. Allerdings muß angemerkt werden, daß ein Lungenödem auch durch eine Linksherzhypertrophie, auf die im folgenden noch eingegangen wird, verursacht werden kann.

 

·        Magen-, Zwölffingerdarm- und Leerdarm-Schleimhaut sind an einigen Stellen deutlich gerötet, ansonsten blaß und ödematös mit ca. 1mm großen Blutaustritten in das Magen- bzw. Darmlumen. Magen- und Zwölffingerdarminhalt sind beigefarben-dünnflüssig bis breiig und ungeformt. In diesem Fall liegt eine hämorrhagische Magen- und Darmentzündung vor.

Die Ursache für diese Veränderungen kann im Versacken des Blutes in das Splanchnikusgebiet nach Gefäßerweiterung infolge einer Schockreaktion bestehen, aber auch durch Ausscheidung toxischer Stoffe durch schockbedingte Entgiftungsstörungen von Leber und Nieren bedingt sein. Differentialdiagnostisch kann eine Hyperämie physiologisch bedingt sein (Verdauungsrötung); da das Tier aber anorektisch war, kann diese Möglichkeit ausgeschlossen werden. Auch postmortal können entsprechende Veränderungen hervorgerufen werden, insbesondere bei euthanasierten Tieren; allerdings wird das Schockgeschehen als Ursache durch die spezifischen Veränderungen an anderen typischen Organen gestützt.

 

·        In der Leber kommt es durch die schockbedingte Venenverengung zur Blutdruckerhöhung in der Pfortader und zur Blutstase in Leber und Darm. Die Leber ist geschwollen mit stumpfen Rändern, von weicher bis brüchiger Konsistenz und dunkelrot-bläulicher Farbe, beim Anschnitt tritt Blut aus, es zeigen sich dilatierte Lebergefäße von ca. 1 bis 2mm Durchmesser.

Durch mangelhafte Sauerstoffversorgung werden Leberzellen geschädigt und somit die Entgiftungsfunktion der Leber gestört, was zusätzlich zu Vergiftungserscheinungen führen kann.

Im vorliegenden Fall zeigt die Leber fünfmarkstückgroße und gelblich-aufgehellte degenerierte, im Anschnitt hervortretend-höckerige Bereiche. In der Nähe der Gallenblase ist die Leberoberfläche grünlich-braun verfärbt. Hierbei handelt es sich um postmortale Prozesse: durch Autolyse und Fäulnis kommt es zur Ausbildung heller, um Gefäßen liegenden Flecken; zusätzlich wird durch Autolyse die Gallenblasenwand durchgängig für Gallenfarbstoffe, was zu einer galligen Imbibition des Lebergewebes führt.

 

·        Auf beiden Nieren zeigen sich Unebenheiten und Einziehungen. Das relative Gewicht liegt jeweils im Grenzbereich, was angesichts des hohen Gewichtes des Tieres eine leichte Vergrößerung der Nieren bedeutet. Die Farbe ist hell- bis mittelrotbraun und leicht gekörnt. Im Anschnitt zeigen sich unregelmäßige, helle streifenförmige Areale, die ins Nierenbecken ziehen, und eine feuchte Schnittfläche.

Durch den Schock kommt es zu einer Zentralisierung des Kreislaufs, verbunden mit einem Blutdruckabfall und nachfolgender Ischämie. Infolge dessen entsteht eine vorwiegend tubuläre Schädigung: ischämische Tubulonephrose. Durch die durch die Schädigung der Leber und Niere bewirkte Intoxikation kommt es zu einer streifigen Verkalkung. Klinisch zeigt sich ein akutes Nierenversagen, anfangs mit Oligurie infolge einer reduzierten Filtrationsrate, später durch mangelnde Harnkonzentration mit Polyurie.

In Verbindung mit einer renalen Gefäßverengung kommt es zu einer Mangeldurchblutung. Durch Entstehung von hyalinen Thromben in Arteriolen und Glomerula werden beidseitig Nekrosen der Nierenrinde verursacht.

Differentialdiagnostisch könnte auch eine interstitielle diffuse, nichteitrige subakute bis chronische Nephritis vorliegen, die häufig beidseitig auftritt und über Narben ausheilt, was zu Einziehungen auf der Oberfläche und bindegewebiger Streifung führt. Voraussetzung hierfür ist eine bakterielle Infektion, die z.B. aufsteigend nach Harnstau vorliegen kann. Eine bakterielle Untersuchung des aufgefangenen Urins kann über das Vorliegen einer Infektion Auskunft geben, wenn sich nicht durch zu lange Lagerung des toten Tieres die Begleitkeime artifiziell stark vermehrt haben.

Da nicht bekannt ist, ob die Katze verstorben ist oder eingeschläfert wurde, kann eine weitere Erklärung für die Veränderungen an den Nieren nur unter Vorbehalt gegeben werden, weil bei einer Euthanasierung einer Katze mit der Wirkstoffkombination Natrium-Pentobarbital und Ketaminhydrochlorid eine künstliche nekrotische Glomerulopathie indiziert wird.  

Die dunkelrot-blauen, fünfmarkstückgroßen Verfärbungen sind postmortal durch Hypostase entstanden.

Der Harnstoffgehalt, der während der Obduktion ermittelt wurde, ist mit 44mg /dl Serum (Normalwert für Katzen 20 bis 40mg pro dl Serum) also nur äußerst geringgradig erhöht, was ein Anzeichen für eine beginnende Niereninsuffizienz sein kann.

 

·        Am Gehirn zeigt sich oben an der rechten großen Hemisphäre unter der harten Hirnhaut eine ca. 0,5 cm umfassende Blutung, die in der Hirnhöhle in der Hirnhaut , die ansonsten weißlich-feucht ist, eine Entsprechung findet.

Hier liegt neben einer Hirnerschütterung eine Kontusion, eine schwerere Gewebsläsion, z.T. mit  meningealen Blutungen, und Gewebsödemen vor; denkbar ist das Vorliegen eines Contre-coup-effekt: der dem Ort der traumatischen Einwirkung diagonale Bereich ist am meisten geschädigt (Impulsfortpflanzung in Massen unterschiedlicher Dichte und Plastizitäten). Flächige Blutungen in der Leptomeninx sind i.a. Folgen traumatisch-mechanischer Einwirkung, aber können auch Ausdruck des Schockgeschehens selbst sein, das Ringblutungen meist im Hirnstamm bedingt.

Im Bereich des Vorderhirnes bzw. des Riechhirnes erscheint das Gehirn sulzig-matschig, zerfließend und weich. Hier liegt eine Kolliquationsnekrose des Telenzephalons, genauer des Rhinenzephalons vor, die zu Degeneration und Malazien führt. Differentialdiagnostisch kann die Malazie auch neoplastisch bedingt sein; eine histologische Untersuchung kann darüber Klarheit geben.

Allerdings kann eine Gehirnveränderung auch postmortal bedingt sein: durch Hypostase und Autolyse und Fäulnis kommt es zur Hämolyse und verbunden damit zu hämolytischen Imbibitionen; dazu kommt es zu Quellung, Zerfließlichkeit und gasiger Zersetzung des Gewebes mit grüngrauer Verfärbung; da die Katze bei der Obduktion aber erst knapp einen Tag tot ist und gekühlt aufbewahrt wurde, ist das Vorliegen von ausschließlich postmortalen Veränderungen nicht sehr wahrscheinlich.

 

·        Die Milz des Katers ist sehr groß, wenngleich das relative Organgewicht eher niedrig liegt, was durch das hohe Körpergewicht der Katze erklärbar ist. In der Milz finden sich dunkelrot-schwärzliche, 5 bis 10mm große, punktförmige, zum Teil zusammenlaufende Verfärbungen und bis zu 2mm große, hellgraue erhabene Knötchen Im Anschnitt fließt reichlich Blut ab. Hierbei handelt es sich um eine akute Stauungsmilz, wie sie im vorliegenden Fall durch eine Blutabflußstörung durch Stase in der Pfortader verursacht werden kann; die multiplen bohnengroßen Verfärbungen unter der Kapsel sind lokale Stauungen. Bei den hellgrauen erhabenen Knötchen handelt es sich um die sonst kaum sichtbaren Lymphfollikel; hier liegt eine follikuläre Milzhyperplasie vor.

Weitere Ursachen für diese Symptome können Splanchnikuslähmungen oder zentrale Stauungen durch Versagen des rechten Herzens (kardiale Stauungsmilz), häufig mit einer chronischen Stauungsleber verbunden, sein.

Bei Euthanasierung kann eine Stauungsmilz durch Vasomotoren- bzw. Splanchnikuslähmung entstehen.

 

·        Es liegt eine diffuse Harnblasenentzündung mit kleinen Blutungen vor. Die Harnblasenschleimhaut ist mäßig verdickt und teigig mit vereinzeltenBlutungen in Richtung auf den Blasenhals, wie sie bei Kreislaufstörungen, wie z.B. einem Schock, aber auch bei septikämischen (Infektion, u.a. im Zusammenhang mit den Nierenbefunden) und toxikämischen Prozessen, beispielsweise durch gestörte Entgiftungsfunktion von Leber und Nieren, entstehen kann. Die Harnröhre ist nur schwer durchgängig; hier könnte eine Harnstauung vorgelegen haben, die prädisponierend für eine Cystitis sein kann; eine extreme Ausweitung kann zu einer Zerreißung der intramuralen Blutgefäße und somit zur blutigen Durchtränkung der Blasenwand führen.

 

·        Das Herz zeigt diverse Veränderungen: so ist das Herzgewicht mit 23g absolut zu hoch, allerdings relativ eher niedrig, was aber vernachlässigt werden kann, da das Tier insgesamt zu schwer ist. Die Herzform ist stumpfkegelig, das Verhältnis Verhältnis von rechter Ventrikelwand zum Septum zur linken Ventrikelwand ist gleich 1 zu 6 zu 4. Das Lumen der linken Kammer ist hochgradig eingeschränkt und mit einem Innendurchmesser um die 5mm kaum noch durchlässig. Die rechte Kammer weist ein erweitertes, zu großes Lumen auf, wodurch das Herz stumpfkegelig wird.

Rechter und linker Vorhof sind jeweils sehr weit und stark erschlafft.

Die Bicuspidalisklappe ist zeigt schließrandnah nicht durchscheinende Zonen, in denen die Klappe deutlich über seidenpapierstark bis zu 2mm dick und von weißlicher Farbe ist.

Bei der obduzierten Katze liegen also folgende Herzbefunde vor:

a)     eine Hypertrophie der Muskulatur der linken Herzkammer

b)     erweiterte und erschlaffte Vorkammern und rechte Kammer

c)      eine Endocardiose der Bicuspidalklappe.

 

Eine Hypertrophie ist das Resultat einer Leistungssteigerung des Herzmuskels, die im vorliegenden Fall auf den linken Ventrikel beschränkt ist.

Ursachen der Hypertrophie können unter anderem Klappenstenosen oder Insuffizienzen, Einengungen der nachgeschalteten Arterien, systemischer oder pulmonaler Hochdruck, chronischer O2-Mangel oder Anämien sein. Hypertrophie kann funktionell eine Kompensation darstellen (konzentrische Hypertrophie) oder aber gleichzeitig mit einer Dilatation bestehen (exzentrische Hypertrophie); bei dieser Katze liegt die konzentrische Form vor. Hypertrophie kann unter Umständen auch durch Totenstarre vorgetäuscht werden; da die Starre bei dem obduzierten Tier aber nicht so stark entwickelt war, kann dieses ausgeschlossen werden.

 

Bei einer Herzdilatation ist der dilatierte Ventrikel funktionell nicht in der Lage, sein gesamtes Blutvolumen in der Systole auszustoßen, so daß eine Restblutmenge verbleibt, die sich mit dem diastolisch zuströmenden Blut vermischt. Es können verschiedene Formen unterschieden werden, wobei die kompensatorisch-tonogene Form eine zeitlich schnelle Anpassung an die Bewältigung großer Blutmengen darstellt und für die dekompensatorisch-myogene Form v.a. degenerative Herzmuskelveränderungen und Atrophien verantwortlich sind.

Über längere Zeit bestehende Herzdilatationen ziehen chronische, i.d.R. irreversible Stauungsfolgen, insbesondere in Form der Gerüstsklerose in Lunge oder Leber und im weiteren periphere Ödeme und Höhlenergüsse nach sich.

Eine akute Dilatation zeigt sich bei septischen und toxischen Erkrankungen und Überanstrengung und gegebenenfalls Schockgeschehen.

Chronisch zeigt sich ein allmählich zur Insuffizienz führendes schlaffes, sackförmiges Herz mit stumpfer Spitze und flacher Trabekelzeichnung; was mit allen Erscheinungen chronischer Stauungszustände gesehen wird.

Sekundär treten Dilatationen nach Stenosen und/oder Insuffizienzen der Herzklappen, Überschreiten des kritischen Herzgewichtes, ferner nach vaskulären Kreislaufhindernissen, chronischen Hypoxidosen (Höhenkrankheit) und bei verschiedenen Vergiftungen auf.

     

Eine Klappenendocardose bzw. Fibrose der Mitralisklappe führt zu wulstigen bis knotigen Verdickungen der Schließungsränder und Retraktion des gesamten Klappengewebes (Endocardosis nodosa). Dieses wird ergänzt durch Ausweitung des entsprechenden Atriums – in diesem Fall des linken - und gegebenenfalls durch Endocardrisse bzw. –narben. 

Beobachtbare Insuffizienzerscheinungen einer Mitralisinsuffizienz sind chronische Stauungszustände in der Lunge mit den entsprechenden Organveränderungen.

 

Da die Dilatationen und Hypertrophie chronisch zu sein scheinen, können sie nicht direkt Ursache des Schockgeschehens sein, wohl aber durch dieses verstärkt worden sein. Die eigentliche Ursache für die Erkrankung des Herzens kann in der Klappeninsuffizienz der Bicuspidalklappe gesehen werden, die wiederum altersbedingt in Erscheinung treten kann. Bei dem Komplex der Herzsymptome handelt es sich also um Erscheinungen, die zwar mit dem eigentlichen Krankheitsbild „Schock“ nicht korrelieren, aber letztlich dennoch in Verbindung mit diesem zum Tod des Tieres geführt haben können, indem sie den Schock erst ausgelöst haben (kardiogener Schock).

 

·        Die beobachteten Blutungen in der Unterhaut des rechten Unterschenkels können einerseits durch einen venösen Zugang, der an dieser Stelle gelegen hat, bedingt sein, auch wenn die Haut an dieser Stelle nicht rasiert ist. Andererseits zeigte der Kater nach dem Sturz vorne rechts Auffälligkeiten, weshalb der einsendende Tierarzt eine Verstauchung vermutete. Obgleich bei Obduktion das Karpalgelenk unauffällig erscheint, kann es doch bei kurzfristiger Verlagerung korrespondierender Gelenkflächen dabei zu Dehnungen und partiellen Zerreißungen der Gelenkkapsel, zu Bänderrissen und Blutergüssen kommen.

 

·        Achsel- und Buglymphknoten der rechten Körperseite sind geschwollen und prall mit punktförmigen Blutungen im Anschnitt. Es liegt eine Lymphadenitis haemorrhagica simplex verbunden mit einer Hyperplasie vor, was auf entzündliche Prozesse in ihrem Einzugsgebiet hindeutet. Zum Einzugsgebiet der beiden Lymphkomplexe zählt unter anderem die rechte Vordergliedmaße, was die Diagnose einer Verstauchung stützen kann.

 

·        Der vom einsendenden Tierarzt erhobene AST-Wert ist mit 73 U/l um einiges zu hoch (Normalwert bei der Katze bis zu 30 U/l). Eine Erhöhung kann auf Hepatopathien, Vergiftungen, nichtdilatative oder nicht hypertrophe Myocardiopathien oder eine Skelettmuskelerkrankung hindeuten. Eine genaue Interpretation des Wertes scheitert am Fehlen der anderen Blutparameter, wie insbesondere des CK-Wertes.

 

·        Auch der in vivo erhobene Glucosebefund, der mit 9,57 mmol/l (Normalwert bei Katzen 3,1 bis 6,9 mmol/l) erhöht ist, kann nicht von den anderen Werten getrennt beurteilt werden. Im allgemeinen ist der Glucosewert u.a. bei Diabetes mellitus, Pankreatitis, Morbus Cushing, Streß oder Agonie erhöht; auch iatrogen durch  kohlenhydratreiche Nahrung, Gaben von Cortison oder ACTH bzw. durch Glucoseinfusionen kann der Glucosewert erhöht sein. Auch einige Gehirnerkrankungen können den Wert ansteigen lassen.

 

Abschließend lassen sich als Todesursachen bzw. als Gründe für eine Euthanasie das Herzversagen und die schweren Schocksymptome nach dem verunglückten Sprung angeben. Allerdings muß die Tatsache, daß die Katze nach einem Sprung von nur 1,5m mit dem Kopf voran gelandet sein soll, zumindest stark angezweifelt werden; eventuell war die Katze aber schon vor dem Sprung auf irgendeine Art gehandicapt , leider ist über den Zustand der Katze vor dem Fall nichts bekannt.

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