Obduktion-21 - Hund: Endokardios

1. Einleitung

 

Die Sektion findet am 01. Dezember 2000 im Sektionssaal des Veterinärpathologischen Instituts der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig in der Zeit von 9:00  Uhr bis 11:20 Uhr statt. Ausführender Sekant ist Herr x, weiterhin sind folgende Personen anwesend: x. Auftraggeber der Sektion und Einsender des Tierkörpers ist x; der Besitzer ist nicht bekannt, die pathologische Untersuchung erfolgt aufgrund wissenschaftlichen Interesses. Bei dem eingesandten Untersuchungsobjekt handelt es sich um den vollständigen Körpers eines Hundes.

 

2. Vorbericht

 

Der Vorbericht wurde durch die Auftraggeberin Dr. x übermittelt. Das Tier litt unter einer hochgradigen Atemnot, woraufhin die Verdachtsdiagnose einer Kardiomyopathie gestellt wurde. Der Tod des Tieres trat am 29. November 2000 gegen 22:00 Uhr ein. Bis zur Untersuchung wurde der Tierkörper gekühlt gelagert. Die Fragestellung der Auftraggeberin der Sektion besteht in der eventuellen Bestätigung ihrer Verdachtsdiagnose und ger Frage nach der genauen Todesursache des Tieres.

 

3. Befundbeschreibung

 

3.1. Äußere Besichtigung

 

3.1.1. Signalement

 

Bei dem untersuchten Tier handelt es sich um einen Hund mit der Rassezugehörigkeit Pekinese. Die Farbe des Haarkleides ist schwarz, gelblich-braun bis grau. Es handelt sich laut Vorbericht um einen zehn Jahre alten Rüden. Das Gebiss ist dem Zahnalter entsprechend: jeweils beide Incisivi 1 und 2 fehlen im Unterkiefer, alle Incisivi des Oberkiefers sind ohne erkennbare Lappung und der Praemolare 3 fehlt rechts im Unterkiefer. Das Gewicht des Tieres beträgt 10,4 kg. In der linken Inguinalgegend befindet sich eine offensichtlich alte Tätowierung der Zahl „1035“.

 

3.1.2. Zustand der Tierleiche

 

Der Tierkörper liegt vollständig zur Untersuchung vor.

 

3.1.3. Lage

 

Der Hund befindet sich während der Sektion in Rückenlage.

 

3.1.4. Zeichen des Todes

 

Eine Totenstarre der Tierleiche liegt nicht vor, alle Gelenke sind passiv beweglich. Eine Totenkälte ist feststellbar, die Temperatur der Tierleiche beträgt circa 10°C. Weiterhin liegt ein Totenauge mit mittelgradig verringertem Tugor, geringgradig getrübter, feuchter Hornhaut und deutlichem beidseitigem rassetypischen Exophthalmus vor. Als Zeichen der Fäulnis befindet sich in der Unterhaut der rechten Bauchseite ein grünlicher, circa 10,0 cm mal 2,0 cm langer Streifen. In den Gefäßen des Tierkörpers lassen sich im Laufe der Sektion Zeichen einer mittelgradigen Blutgerinnung feststellen.

 

3.1.5. Ernährungszustand

 

Der Ernährungszustand des Hundes ist als sehr gut zu bezeichnen.

 

3.1.6. Körperöffnungen und deren Schleimhäute

 

Die Schleimhäute der Körperöffnungen sind weißlich. Die Maulschleimhaut ist schwarz pigmentiert, erscheint aber ebenfalls stellenweise weißlich.

 

3.2. Innere Besichtigung

 

3.2.1. Unterhaut inklusive Blutgefäße

 

Die Unterhaut und deren Blutgefäße sind ohne besonderen Befund. Lediglich der bereits unter „3.1.4. Zeichen des Todes“ beschriebene grünliche Streifen in der rechten Bauchseite ist zu erwähnen, ist jedoch auf postmortale Veränderngen zurückzuführen und stellt damit keinen zu beachtenden intravitalen Befund dar.

 

3.2.2. Muskulatur, Bänder, Sehnenscheiden

 

Die Muskulatur, Bänder und Sehnenscheiden sind ohne besonderen Befund.

 

3.2.3. Knochen, Knochenmark, Gelenke

 

Die Knochen, das Knochenmark und die Gelenke sind ohne besonderen Befund.

 

3.2.4. Lymphknoten, Lymphgefäße

 

Die Körperlymphknoten sind ohne besonderen Befund.

 

3.2.5. Bauch- und Beckenhöhle

 

Bei Eröffnung der Bauchhöhle befinden sich die Organe der Bauch- und Beckenhöhle in ihrer anatomischer Lage.

Die Untersuchung der Milz ist ohne besonderen Befund. Sie wiegt 11 Gramm; ist 13,5 cm lang, zwischen 1,5 bis 3,0 cm breit und 0,5 cm dick. Die Farbe ist braun, die Oberfläche erscheint leicht gefältelt. Der Serosaüberzug ist durchscheinend, mit geringgradig vermindertem Glanz und trocken. Das Organ ist scharfrandig und von weich-elastischer Konsistenz. Die Schnittfläche erscheint dunkelrot und feucht.

Der Magen erscheint ohne besonderen Befund. Er ist 9,0 cm breit, 8,0 cm lang und 1,0 cm dick. Die Farbe des Organs ist mittel- bis dunkelrot und es ist geringgradig mit einem hellbraunen Inhalt von schleimiger Konsistenz gefüllt. Die Schleimhaut des Magens ist rosa, feucht und glänzend.

Auch am Darm ist die Untersuchung ohne besonderen Befund. Er ist blassrosa; die Schleimhaut ist blassrosa, geringgradig feucht und glatt. Bis zur Mitte des Jejunums ist der Dünndarm geringgradig mit einem gelb-beigem, schleimigem Inhalt gefüllt. Im weiteren Verlauf des Dünndarms findet sich kein Inhalt. Das Caecum ist geringgradig mit einer braun-gräulichen, schleimigen Masse gefüllt. Im Dickdarm bis zum Rektum findet sich in gering- bis mittelgradigem Umfang eine grün-braune Masse mit breiiger Konsistenz.

Die Untersuchung von Leber, Gallenblase und Gallengängen ist ohne besonderen Befund. Die Leber hat ein Gewicht von 190 Gramm und ist 17,0 cm lang, 12,0 cm breit und 4,0 cm dick. Die Ränder des Organs sind scharf und seine Konsistenz ist lebertypisch. Es ist rötlich-braun und es sind dunkelrote bis schwarze multifokale Herde, die etwas unter die Oberfläche eingesunken sind, zu erkennen. Der Serosaüberzug der Leber ist ohne besonderen Befund. Die Schnittfläche erscheint dunkelrot und feucht; bei Druck erfolgt ein geringgradiger Abfluss einer rötlich-braunen Flüssigkeit. Die Wandung der Gallenblase ist ohne besonderen Befund, die Gallengänge sind durchgängig. Die Gallenblase ist mittelgradig mit einer rot-braunen Flüssigkeit gefüllt, die bis zu stecknadelkopfgroße, schwarze Konkremente und an der Oberfläche Fettaugen enthält.

Das Pankreas, das Gekröse einschließlich der Mesenteriallymphknoten, das Netz und die Blut- und Lymphgefäße sind ohne besonderen Befund.

Beide Nieren sind gleichgroß und haben eine Ausdehnung von circa 4,0 cm Länge, 3,0 cm Breite und 2,0 cm Dicke. Sie erscheinen dunkelrot und sind von derb-elastischer Konsistenz. Die Nierenkapsel ist ohne Substanzverlust ablösbar. Auf der Schnittfläche erscheint die Grenze zwischen Rinde und Mark verwaschen, sie erscheint insgesamt dunkelrot, während die radiäre Streifung erhalten ist. Das Nierenbecken ist mittelgradig gerötet.

Die Nebennieren sind ohne besonderen Befund.

Die Hoden befanden sich weder im Skrotum, noch sind sie in der Bauchhöhle zu finden: es ist davon auszugehen, dass es sich entgegen des Vorberichts um ein kastriertes Tier handelt. Alle weiteren Geschlechtsorgane sind ohne besonderen Befund.

 

3.2.6. Brusthöhle

 

Bei Eröffnung der Brusthöhle befinden sich deren Organe in anatomischer Lage.

Die Ränder der Lunge sind scharf. Die kaudalen Lappen sind dunkelrot und von weich-teigiger Konsistenz. Die kranialen Lungenlappen stellen sich im Vergleich hellrosa und mit knisternder Konsistenz dar. Die Bronchien sind mit einer hellroten, schaumigen Flüssigkeit gefüllt.

Bei der Untersuchung des Herzens ist der Herzbeutel durchscheinend, verschieblich, glänzend und feucht. Das Herz zeigt mittelgradige Fetteinlagerungen im Bereich der Kranzfurche und hat die Form eines Kugelherzens. Es erreicht eine Ausdehnung von 7,0 cm Länge, 2,0 cm Breite und 2,0 cm Tiefe; der Herzumfang beträgt 14,0 cm. Die rechte Vorkammer ist schwarz gefärbt, hochgradig erweitert und hochgradig mit schwarz-rotem Material gefüllt. Ebenso gefüllt sind die linke Vorkammer und beide Herzkammern, allerdings nur mittelgradig. Die linke Ventrikelwand ist 1,3 cm dick, die Wand der rechten Herzkammer 1,0 cm. Das Ventrikelseptum weist eine Dicke von 2,0 cm auf. Das Endokard ist glatt und ohne Auflagerungen. An der rechten AV-Klappe finden sich gering- bis mittelgradig noduläre, glatte Zubildungen. An der linken AV-Klappe sind mittelgradige noduläre, glatte Zubildungen zu sehen.

 

3.2.7. Hals-, Rachen- und Maulhöhle

 

Die Trachea ist in den unteren zwei Dritteln mittelgradig mit einer hellroten, schaumigen Flüssigkeit gefüllt.

Alle weiteren Organe und Gewebe im Bereich der Hals-, Rachen- und Maulhöhle sind ohne besonderen Befund.

 

 

3.2.8. Nasen- und Nasennebenhöhlen

 

Die Nasen- und Nasennebenhöhlen sind ohne besonderen Befund.

 

3.2.9. Schädel, Schädelhöhle und Wirbelsäule

 

Der Schädel und die Wirbelsäule mit den enthaltenen Organen sind ebenfalls ohne besonderen Befund.

Die Hirnhaut ist durchscheinend, feucht, glänzend und ohne Auflagerungen. In ihr sind die Gefäße mittelgradig injiziert.

 

4. Pathologisch-anatomische Diagnosen/Verdachtsdiagnosen

 

Allgemeindiagnostisch ist eine Adipositas des Tieres festzustellen.

Am Herzen ist eine gering- bis mittelgradige Endokardiose der rechten und linken AV-Klappe zu diagnostizieren. Außerdem liegt eine konzentrische Rechtsherzhypertrophie vor.

In den kranialen Spitzenlappen der Lunge findet sich ein akutes geringgradiges alveoläres Lungenemphysem. In den kaudalen Lungenlappen ist ein akutes mittelgradiges alveoläres Lungenödem festzustellen.

Weiterhin besteht eine Hyperämie des Nierenbeckens.

Differentialdiagnostisch ist bei den nodulären Zubildungen an den AV-Klappen an eine Endokarditis valvularis zu denken.

 

5. Histopathologische Diagnosen

 

Es wurden keine histopathologischen Untersuchungen durchgeführt.

 

6. Ergebnisse weiterführender Untersuchungen

 

Es wurden keine weiterführenden Untersuchungen durchgeführt.

 

7. Epikrise

 

An dem zu untersuchenden Tierkörper kann eine Endokardiose diagnostiziert werden. Ursächlich ist das Alter der betroffenen Tiere mit der damit verbundenen Bindegewebsschwäche. Diese nichtentzündliche Endokardveränderung in Form einer Herzklappenfibrose kommt deshalb typischerweise beim älteren Hund, wie ein zehnjähriger Rüde in diesem Fall, vor. Dadurch kommt es zu einer Retraktion der Herzklappen und durch den resultierenden unvollständigen Schluss während der Herzaktion zu einer Atrioventrikularklappen-Insuffiziens. Erkrankungstypisch ist auch in diesem Fall die Mitalklappe stärker als die rechte AV-Klappe betroffen. Die befundeten nodulären Zubildungen an den Klappen bestimmen hauptsächlich das pathologisch-anatomische Bild der Endokardiose, auch bleibt typischerweise das Endothel primär zunächst intakt. Ein weiterer, auch in diesem Fall festzustellender Befund bei der Endokardiose ist die Erweiterung der betroffenen Vorkammer.

Die weiter gestellten Organdiagnosen sind als Folgeerscheinungen der Endokardiose zu interpretieren. Die durch die strukturellen Veränderungen der Mitralis entstehende Klappeninsuffiziens bewirkt die Entstehung eines Cor pulmonale, gekennzeichnet durch die auch in diesem Fall feststellbaren Rechtsherzhypertrophie mit der deutlich verdickten rechten Ventrikelwand. Weiterhin führen die AV-Klappeninsuffiziensen zu Stauungszuständen in der Lunge. Diese zeigen sich in diesem Fall in dem akuten alveolären Lungenödem. Dieses Lungenödem behindert die Atmung des Patienten stark; vorberichtlich konnte deshalb auch eine starke Dyspnoe beobachtet werden.

Die vorliegende Hyperämie des Nierenbeckens mit der Verwaschung der Nierenrinden-Mark-Grenze ist Anzeichen für einen Blutstau in der Agonie.

Postmortale Veränderungen liegen nur in Form der oben beschriebenen Todeszeichen vor. Der in der Unterhaut der rechten Bauchseite zu erkennende grünliche Streifen ist ein Anzeichen für die beginnende Fäulnis der Tierleiche.

Die primäre Todesursache war im vorliegenden Fall mit Sicherheit ein akutes Herz-Kreislaufversagen infolge einer Endokardiose mit ihren Folgeerscheinungen

Gegen die differentialdiagnostisch in Frage kommende Endokarditis valvularis sprechen die Zubildungen an den AV-Klappen, die in diesem Fall nodulär und glatt, ohne Anzeichen einer vermehrten Durchblutung sind und damit keine Hinweise eines entzündlichen Prozesses aufweisen.

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