KRANKENBERICHT
KLINIK FÜR FORTPFLANZUNG
PATIENT Nr. X
ANAMNESE : Die Kuh hat im Januar diesen Jahres gekalbt und soll nun erneut besamt werden. Sie
zeigte seit 2 Monaten keine deutliche Brunst.(hatte einen Tag zuvor Brunstanzeichen)
Untersuchung des Tieres auf Besamungstauglichkeit und Besamungswürdigkeit.
SIGNALEMENT
Rasse/Verwendungszweck : Braunvieh (Höhenrind), sog. 2-Nutzungsrind mit verstärktem Milchanteil
Geschlecht : weiblich
Farbzeichnung : Braun mit Rassetypisch unpigmentiertem Flotzmaul und Euter
Alter : über 10 Jahre (alle Zähne in Reibung mit erkennbaren
Zahnhälsen)
Körpergewicht : 500 kg
Ohrmarke : an beiden Ohren je eine mit Nr. XXX
Größe : 135cm
STATUS PRAESENS
1.Allgemeine Untersuchung :
Körperhaltung : die Kuh steht aufrecht und belastet alle vier Gliedmaßen gleichmäßig
Verhalten : ruhig und aufmerksam
Pflegezustand : gut (2)
Rektaltemp. : 38,9°C
Herzfrequenz : 60/min
Atmung : 31/min
2. Spezielle Untersuchung
Haut und Haarkleid
Haarkleid vollständig und glänzend
Elastizität der Haut ( Tugor ) ist unauffällig
Sichtbare Schleimhäute
Die Schleimhäute sind blaß-rosarot, feucht glatt und glänzend, sowie frei von Auf-
lagerungen .
Lymphapparat
Unterkiefer-, Ohrgrund- und innerer Rachenlymphknoten sind nicht palpierbar;
Buglymphnoten ist fingerlang und fingerstark
Kniefalten Lymphknoten ca. 12cm lang und fingerstark
Euterlymphnoten beidseitig palpierbar und ca. Taschenuhrgroß
====> Lymphapparat ist unauffällig
Zirkulationsapparat
KFZ beträgt 1-2 sek.
Episkleralgefäße sind deutlich konturiert und mäßig gefüllt
Herz :nach FIRAN: unauffällig
Venenstauprobe negativ
Respirationsapparat
Die Kuh zeigt eine ruhige costoabdominale Atmung
Die Perkussion des Lungenfeldes hat beidseitig einen vollen Lungenschall und zeigt
sich unauffällig
Verdauungstrakt
Futteraufnahme, Wiederkäuen, Kotabsatz unauffällig.
Pansenkontraktion : 3 in 2min
Leberperkussion unauffällig
Euter
leichtes Stufeneuter
alle 4 Striche handbreit lang und etwa 3 cm Durchmesser
keine Nebenzitzen
alle 4 Euterviertel ohne Befund
Euterhaut leicht abziehbar
3. GYNÄKOLOGISCHE UNTERSUCHUNG
äußere Untersuchung :
Duldungsreflex : positiv
Abdomen : symmetrisch leicht vergrößert aufgrund der Rassedisposition
Becken : Beckenbänder leicht erschlafft
Vulva : leicht nach kranial geneigt ( Disposition bei Höhenrindern )
ca. 10 cm lang, symmetrisch, Lippenschluß bis auf den letzten caudalen
Zentimeter vollständig, dort leicht geöffnet.
Die Vulva zeigt Querfalten die Längsfalten sind verstrichen; leichte
Ödematisierung.
Brunstschleim ist nicht an äußerer Scham und an Schwanzunterseite zu
erkennen
Die Haare am ventralen Schamwinkel sind durch schleimiges Sekret
verklebt . ( kein fadenziehender seröser Brunstschleim !!!! )
innere Untersuchung
vaginale Untersuchung :
Vestibulum / Vagina : - Schleimhaut des Scheidenvorhofs ist feucht, stark gerötet und weist
große Falten mit weißen Auflagerungen auf
Cervix : - Cervix ist Bleistiftstark geöffnet, und die 3 Burdiringe sind sichtbar
- durchsichtiger Schleim mit geringem Anteil weißer Flocken
rektale Untersuchung :
Cervix : - Verschieblich
- 2-Fingerstark
Uterus : - mäßig kontraktil (bei Palpation)
- unter der Hand versammelbar
- Eihautgriff zur Zeit negativ ==> keine Gravidität über 4 Wochen
- Uterushörner symmetrisch
Ovar : - bei Palpation etwa Walnußgroß
- Funktionskörper palpatorisch nicht erfaßbar
spezielle innere Untersuchung
rektaler Ultraschall: Cervix: - verschieblich, homogen
Uterus: - homogener Uterus, zentrale dunklere Struktur ( Endometrium)
- Größe des Uterus G2-3, von teigiger Konsistenz, Kontraktilität
mittelgradig (K2)
Ovarien:- Rechts: Blasenförmiges Gebilde ca. 1cm Durchmesser
(Grafscher Follikel)
darunter weitere kleinere Follikel sichtbar
==>(Anbildungswelle)
-Links: Taubeneigroßer Hohlraum, glatt, 2,65cm , Fläche ist
grieselig und frei fluktuierend, daneben kleinere Follikel
4. Diagnose :
Follikel- Theka- Zyste ==> hohe Östrogenabgabe
==> daher Brunstsymptome
==> dadurch ständig geöffnete Cervix ==> katharralische Endometritis,
Vaginitis, Vestibulitis
Die mäßige Kontraktilität des Uterus ergibt sich trotz hoher Östrogenkonzentration im Blut
aus einer Down- Regulation der Rezeptoren.
5. Ätiologie:
Es kommen exogene und endogene Faktoren in Frage.
exogene: Fütterungmängel: - schlechte Grundfutterqualität, Energiemangel, K- Überschuß,
ß- Carotin Mangel
wenig Licht
endogene: angeborene Konstitutionsschwächen
hohe Milchleistung
Altersdisposition
==> Die Entstehung von Ovarialzysten liegt vermutlich ein nicht ausreichender präovulatorischer
LH-Peak zugrunde.
6. Differentialdiagnose:
- Azyklie( keine ausgeprägte Brunst) ausgebildet durch :
- Ovardystrophie, Ovarialzysten
- Corpus luteum pseudograviditatis
- Mißbildung des weiblichen Genitale
- Ovarialabszesse oder -Hämatome
- Tumoröse Entartung des Ovars
- Endometritis: - Infektionskrankheit: oft Mischinfektion
Bsp. : hämolysierende Streptokokken,
Staphylokokken
Mikrokopkken
koliforme Keime
Pseudomonas aeruginosa
- alimentär bedingt: ß-Carotin Mangel
7. Therapie :
Zyklusinduktion: a) Substitutionstherapie mit GnRH
==> Stimulus des LH-Peak (Zurückentwicklung der Zyste)
b) Substitutionstherapie mit gonadotropen Hormonen mit LH Wirkung (hCG)
c) Applikation von Gestagenen ( Progesteron freisetzende Intravaginalspirale,
Progesteronimplantate, orale Applikation syn-
thetischer Gestagene über 10-14 Tage)
==> Follikelwachstum, 3-4 Tage nach Therapieende Einsetzen der Brunst
In der durch Hormonbehandlung ausgelösten Brunst erfolgt häufig eine Ovulation. Die Fertilität
der Eizelle ist jedoch häufig reduziert. Die behandelten Tiere sollten deshalb erst in der folgenden
Brunst, d.h. 3 Wochen später besamt werden.
8. Prognose :
Günstige Prognose. Die Besamung kann nach Therapieende erfolgen.
9. Epikrise :
Die Kuh litt an einer Follikel- Theka- Zyste und an einer dadurch verursachten Endometritis.
Höchstwahrscheinlich liegt eine Altersdisposition zugrunde da keine alimentären Mängel ersicht-
lich waren. Nach vaginaler, rektaler und sonographischer Untersuchung konnte die Diagnose
bestätigt werden.