Pferd-30 - chronisch-obstruktive Bronchitis

 

 

 

2. Vorbericht

Seit Januar 2000 zeigt der Patient Husten unter Belastung und in Ruhe mit erheblicher Leistungsminderung.

Des weiteren wurde diskontinuierlicher mukopurolenter Nasenausfluß beobachtet.

Die Vorbehandlung durch den Haustierarzt Dr. X (Art der Behandlung unbekannt) führte zu keiner Verbesserung der Symptome.

Der Patient wurde am 30. 12. 99 mit Resequin plus und am 29.12.98 gegen Tetanus geimpft, sowie im Frühjahr 2000 entwurmt.

Der Patient wurde am x vom Besitzer in der Klinik vorgestellt um eine Lungendiagnostik durchführen zu lassen.

 

3.     Signalement

Tierart:                         Pferd

Rasse:                          Warmblut, „x“

Farbe u. Abzeichen:      Fuchs; vorne rechts: Fessel halb weiß; hinten links: Fuß halb weiß;

Geschlecht:                  Wallach

Alter:                           8 Jahre

Körpergröße:                185 cm

Gewicht:                      730 kg

Verwendungszweck:     Hochleistungs-Voltigierpferd

 

4.     Allgemeine Untersuchungen

Körperhaltung:                         der Tierart entsprechend

Verhalten:                                ruhig und aufmerksam

Ernährungszustand:                   gut

Pflegezustand:                          gut

 

Haarkleid:                                glatt, glänzend, anliegend

Hautoberfläche:                        o.B.

Hautelastizität:                          erhalten

Hauttemperatur:                       regelmäßig verteilt

Innere Körpertemperatur:         37,8 °C

 

Lidbindehaut:                            ggr.-mgr. gerötet

Nase:                                       ggr. Sekretspuren

Nasenschleimhaut:                    rosarot

Nebenhöhlen:                           o.B.

Maulschleimhaut:                      blaßrosa, keine Blutungen an Zungenunterfläche           

Maulhöhle:                               o.B.

 

Futter-u. Getränkeaufnahme:     nicht gestört

 

Obere Halsgegend:                   durchtastbar, nicht schmerzhaft

Kehlkopf, Husten:                     Husten weder spontan noch auf Reiz auslösbar

Drosselrinne:                            Blutangebot prompt und Drosselrinne o.B.

 

Lymphknoten:                          gelappt und verschieblich

 

Puls:                                        36/min; kräftig, regelmäßig und gleichmäßig,

                                               die Arterie ist gut gefüllt, aber nur mäßig gespannt

 

Atmung:                                   18/min; Typus: kostoabdominal, ggr.-mgr. abdominal betont (Bauchpresse), regelmäßig, ggr. vertieft

 

Herzgegend:                             Herzstoß links fühlbar

 

Perkussion:                             

            Lunge:                         beiderseits heller und lauter Schall

mittlere Lungengrenzen im 11.-12. ICR

Herz:                           Herzdämpfung nachweisbar; 2 handtellergroßer Dämpfungsbezirk

 

Auskultation:

            Lunge:                         vesikuläres Atemgräusch,

tiefes Inspirium: mgr. verschärft vesikulär, kleinblasige

              Rasselgeräusche

            Herz:                           36/min; mittelkräftig, regelmäßig, Herztöne gut abgesetzt,

                                               keine Nebengeräusche 

 

Abdomen:                                o. B., Bauchdeckenspannung nicht erhöht,

Darmperistaltik rege und auslaufend

 

 

 

 

 

 

5.     Spezielle Untersuchungen

 

a)      Interpleuraldruckmessung: 2,1 cm Wassersäule (Normwert <5cm H2O)

 

b)      Venöses Blut

 

Parameter:

14. 06. 2000

Referenzbereiche

       Hb (mmol/l)

7,0

6,8- 11,8

Hk (l/l)

0,30

0,32- 0,48

Erythrozyten (T/l)

6,67

6,8- 12,9

Leukozyten (G/l)

10,9

5,4- 14,3

BSR

30/72

3-60/30-110

MCV (fl)

44,92

37- 58

MCH (fmol)

1,05

0,8- 1,2

MCHC (mmol/l)

23,33

19,2- 24

Thrombozyten (G/l)

109

100- 600

       Lymphozyten

15 %

17- 68%

      Basophilie

       Eosinophilie

/

1%

0- 0,29%

0- 1%

Monozyten

4 %

0- 7%

Anisozytose

Makrozytose

+

+

 

Gesamtbilirubin (mmol/l)

22,1

0- 45

Gesamteiweiß (g/l)

70,0

52- 77

 

c)      Arterielles Blut:

 

Parameter:

14. 06. 2000

Referenzbereiche

        pCO2 / kPa        

6,22

4,8- 6,1

        pO2 / kPa

11,23

12- 13,8

        O2-Sättigung

96,7%

> 97%

        arterio-alveoläre Druckdifferenz / kPa

2,22

< 1,35

 

 

 

 

d)      Belastungstest:

Als der Patient 20 min. in Schritt, Trab und etwas Galopp longiert wurde zeigte er deutliche Konditionsschwächen, d.h. Puls und Atemfrequenz stiegen rasch und stark an und er begann schon nach kurzer Zeit zu schwitzen. Da es sich hier um ein Hochleistungsvoltigierpferd handelt, dessen normales Training aus Longierarbeit im Galopp über längere Zeit besteht, wurde eine deutliche Leistungsminderung offenbar.

Bei der anschließenden Auskultation der Lunge waren mgr. großblasige Rasselgeräusche zu hören.

Er zeigte aber weder Husten noch Nasenausfluß.

 

e)      Endoskopie und BAL:

Bei der Endoskopie war ggr. Schleim in der Trachea und den Hauptbronchien sichtbar. Die Schleimhaut war unauffällig und das Septum scharf.

Bei der BAL wurden keine gramnegativen Keime, aber vereinzelt intrazelluläre Pilzsporen, sowie komplette Curshmann-Spiralen und zähe Sekretfäden gefunden. Auch war die Zellzahl ggr. erhöht (v.a. die Lymphozyten).

 

f)       parasitologische Kotuntersuchung:

Um den Befall mit Lungenwürmern auszuschließen wurde der Kot in der Parasitologie untersucht. Der Befund war negativ.

 

g)      Untersuchungen von Harn-, Bewegungs- und Geschlechtsapparat, sowie ein neurologischer

       Untersuchungsgang wurden nicht vorgenommen.

 

6.       Zusammenfassung der Symptome

  • ggr.-mgr. gerötete Konjunktiven

  • ggr. Nasenausfluß

  • mäßige Gefäßsspannung

  • kostoabdominaler Atmungstyp mit abdominaler Betonung

  • zwei handtellergroßer Herzdämpfungsbezirk (bei einem Hochleistungspferd dieser Größe als physiologisch anzusehen)

  • Auskultation der Lunge: bei tiefem Inspirium: mgr. verschärft vesikulär, kleinblasige

                       Rasselgeräusche

 nach Belastung: mgr. großblasige Rasselgeräusche

  • Auskultation Herz: mittelkräftig

·         venöse Blutuntersuchung: ggr. erniedrigter Hämatokrit, Erythrozyten- und Leukozytenzahl, ggr. Anisozytose und ggr. Makrozytose

·         arterielle Blutuntersuchung: ggr. Erhöhung von pCO2 und arterioalveolärer Druckdifferenz

       ggr. Erniedrigung von pO2 und O2-Sättigung

  • Belastungstest: Konditionsschwäche, starke Erhöhung der Atemfrequenz

  • Endoskopie: ggr. Sekret in Trachea und Hauptbronchien

  • BAL: Curshmann-Spiralen, Sekretfäden, erhöhte Zellzahl, vereinzelte intrazelluläre Pilzsporen

   

 

7. Differentialdiagnosen:

 

a)       akute Lungenerkrankungen können ausgeschlossen werden, da die Symptome bereits seit 6

Monaten bestehen

b)      chron. Pneumonie: auszuschließen, da weder Abgeschlagenheit noch Abmagerung erkennbar sind,

bei Auskultation und Perkussion der Lunge keine unbelüfteten bzw. ungenügend belüfteten Areale hörbar waren und bei der Blutuntersuchung weder eine Leukozytose mit Neutrophilie u. Linksverschiebung noch eine Verzögerung der BSR festgestellt wurden;

c)      Lungenbluten: auszuschließen, da bei der Tracheobronchioskopie weder Gefäßalterationen noch

freies Blut sichtbar waren und im Bronchialsekret weder Erythrozyten noch Hämosiderin gefunden wurden;

d)      intrathorakale Tumore o. Abszesse: da weder eine Pleurapunktion noch Ultraschall- oder

Röntgendiagnostik durchgeführt wurden nicht auszuschließen, aber aufgrund des extrem seltenen Auftretens eher unwahrscheinlich

 

8. Diagnose:

Anhand der Befunde der Untersuchungen wurde eine ggr.-mgr. chronisch-obstruktive Bronchitis diagnostiziert.

 

9. Prognose:

COB ist  i.d.R. unheilbar (außer bei einer Allergie: hier ist eine Kausaltherapie möglich), aber durch symptomatische Behandlung und Verbesserung der Haltungsbedingungen  (Außenbox, Grassilage statt Heu, Hobelspäne statt Stroheinstreu, Verminderung der Luftverunreinigung u.a.) können die Symptome vermindert bzw. sogar Symptomlosigkeit erreicht werden. Dies gilt besonders bei der nur ggr. bis mgr. Ausprägung der Symptome im vorliegenden Fall.

Ob der Patient jedoch weiterhin im Hochleistungssport eingesetzt werden kann ist fraglich. Auf jeden Fall sollte er zumindest in dieser Saison pausieren.

 

10. Therapie:

  • Inhalation:        -      2ml Pulmicord (Bronchiolytikum)

-          10 Tropfen Bronchioinhalat

-          3ml NaCl

à 4 x tgl.

  • 2 x 3 Packungen ACC 600 tgl. (Expektorantium)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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