Katze-03 - Fenstersturz

Krankheitsbericht

 

 

1.      Vorbericht

 

Die Katze wurde am 13.12.2000 nach einen Fenstersturz aus dem vierten Stock vorgestellt.

Es bestand eine Dyspnoe. Am rechten Hinterbein befindet sich über dem Knie eine ca 5 cm mal 3 cm große Wunde. Es wurde kein Harn abgesetzt. Die Patientin war nicht stehfähig.

Das Tier wird in der Wohnung gehalten, ist regelmäßig geimpft und entwurmt.

 

2.      Signalement

 

Es handelt sich um eine weiß-gefleckte EKH Katze, die im Mai 2000 geboren wurde.

Der Name ist x

Das Gewicht beträgt 2,5 kg.

Das Geschlecht ist weiblich, sie ist nicht kastriert.

Die Kliniktagesnummer ist x                  

 

3.      Status präsens

 

3.1. allgemeine Untersuchung

Der Ernährungs- und Pflegezustand ist gut. Das Fell ist glatt, glänzend und anliegend.

Über dem rechten Knie befindet sich eine 5 cm mal 3cm große Hautwunde. Die Haut in diesem Bereich ist eröffnet (Durchmesser ca 1 cm) und leicht bläulich verfärbt.

Die Schleimhäute sind rosa.

Die Rektaltemperatur beträgt 38,3°C.

Es besteht eine Dyspnoe.

Das Tier befindet sich im Schock.

 

3.2. Untersuchung der Lymphknoten

Die Lymphknoten sind unauffällig.

 

3.3. Untersuchung des Kreislaufapparates

Die kapilläre Füllungszeit beträgt 2 – 3 Sekunden.

Der Puls ist regelmäßig.

 

3.4. Untersuchung der Schleimhäute

Die Maulschleimhaut ist rosa.

 

3.5 Untersuchung des Atmungstraktes

Es besteht eine Dyspnoe.

Auskultatorisch läßt sich ein verschärftes Atemgeräusch feststellen.

 

3.6. Untersuchung des Verdauungstraktes

Die Palpation des Abdomens ist unauffällig.

 

 

3.7. Untersuchung des Harnaparates

Die Katze setzt unblutigen Harn ab. Die Blase ist zu palpieren.

 

3.8. Untersuchung des Bewegungsapparates

Die Katze ist nicht stehfähig, das rechte Hinterbein wird nicht belastet und angezogen. Über dem rechten Knie befindet sich eine ca 5 cm mal 3 cm große Wunde, die in einem Bereich von ca        1 cm Durchmesser eröffnet ist. Dieser Bereich ist hoch schmerzhaft. Bei der Palpation läßt sich eine Krepitation feststellen.

 

4. Laborbefunde

 

Auffällige Laborbefunde sind :

Leukocyten         42,9      / µm

Hämatokrit         26,2          %

Natrium              146        mval/l

Kalium                3,5         mval/ml

Blutzucker          169       mg/dl

GOT                    156        U/l

GPT                     535       U/l

GLDH                 11,5       U/l

AP                       84         U/l

Gesamteiweiß   5,32      g/dl

 

5. Röntgenuntersuchung

 

Die laterolateral Aufnahme des Thorax zeigt Verschattungen im kranialen und kaudalen Bereich der Lunge. Das Herz ist nicht klar abgrenzbar.

Die Blase stellt sich gut dar. Das Darmkonvolut ist aufgegast.

Auf der Ventrodorsalaufnahme der Hintergliedmaßen sieht man eine Trümmerfraktur des rechten Femur.

 

6. Diagnose

 

6.1. Schock

Die leicht verlängerte kapilläre Füllungszeit, die Hyperglykämie, die Leukocytose, sowie der erniedrigte Kaliumwert deuten auf einen Schock hin.

 

6.2. Lungenkontusion

Sie ist erkennbar an den Verschattungen der Lunge auf dem Röntgenbild.

 

6.3. Leberkontusion

Die zum Teil stark erhöhten Leberenzymwerte lassen auf eine Leberkontusion schließen.

 

6.4. Femurfraktur rechts

Die Fraktur konnte durch die Palpation eindeutig festgestellt werden. Im Frakturbereich hat sich ein starkes Hämatom gebildet. Zudem ist die alkalische Phosphatase erhöht.

 

7. Prognose

 

Die Prognose quo ad vitam ist gut.

 

 

 

 

8. Therapie

 

8.1. Behandlung des Schocks

8.1.1. Soludecortin zur Membranstabilisation, die Wirkung ist allerdings in der Schockbehandlung umstritten.

8.1.2. Sterofundin plus Kalium zur Stabilisation des Flüssigkeitshaushaltes

8.1.3. Analgetikum, günstig wäre ein nicht morphinhaltiges (Atemdepression), hier wurde allerdings Temgesic verabreicht.

 

8.2. Versorgung der Fraktur

8.2.1. Antibiose mit einem knochengängigen Antibiotikum, z.B. Cefalosporin

8.2.2. Analgetikum, z.B. Temgesic

8.2.3. Osteosynthese

 

8.3. Dyspnoe

8.3.1. Sauerstoffgabe

 

9. Prophylaxe

 

Prophylaktisch wäre es gut ein Netz vor den der Katze zugänglichen Fenstern bzw. vor dem Balkon anzubringen, um einen weiteren Sturz zu verhindern.

 

10. Epikrise

 

Die Patientin wurde am 13.12.2000 nach einem Fenstersturz mit einem hochgradigen Schock, einer offenen Femurfraktur rechts sowie einer Lungen- und Leberkontusion vorgestellt

Es erfolgte zunächst eine Behandlung des Schocks.

Die offene Fraktur wäre eine Indikation zur sofortigen Operation gewesen, diese wurde aber auf Grund des schlechten Allgemeinzustandes der Katze verschoben.

Nach Stabilisation des Kreislaufes wurde die Operation am 15.12.2000 durchgeführt. Der Bruch wurde mit einer Osteosyntheseplatte versorgt. Auf Grund der starken Splitterung konnte der Femur nicht mehr in seiner ganzen Länge wiederhergestellt werden. Das verkürzte Bein dürfte aber später keine großen Schwierigkeiten bereiten.

Die Laborwerte haben sich am 15.12.2000  im Vergleich zum 13.12. nicht stark verändert.

Eine erneute laterolateral Aufnahme des Thorax zeigte eine weiter bestehende Lungenkontusion.

Die Wundheilung verläuft ohne Störungen.

Falls keine weiteren Probleme auftreten, kann x entlassen werden.

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