Pferd-20 - malignes Hämangiosarkom

 

Krankheitsbericht

 

                                                       ausgegeben von x

 

 

 

 

1.Anamnese

Der Patient wurde dem Haustierarzt wegen einer immer wieder blutenden Umfangsvermehrung im Bereich der rechten Kruppe im Mai diesen Jahres vorgestellt. Dieser exzipierte an dieser Stelle das veränderte Gewebe und sandte es zur pathologisch-histologischen Untersuchung ein. Die Diagnose Hämangiosarkom wurde gestellt. Die Wunde heilte nur schlecht und blutete noch nach 4 Wochen. Ende Juni wurde das Tier in die Klinik eingestellt und nochmals an der rechten Kruppe operiert, wobei sich das entfernte Gewebe als chronisch-fibroblastisches Entzündungsmaterial herausstellte und keine tumorösen Zellen gefunden werden konnten. Anfang Oktober wurde der Patient nochmals in die Klinik gebracht, erneut wurde Gewebe an der gleichen Stelle entfernt. Eine wiederholt schlechte Wundheilung mit wiederkehrenden Blutungen nach leichten mechanischen Reizen machten einen wiederholten Eingriff notwendig. Die Narkose erfolgte durch eine Braunüle mit einer Kombination aus Xylazin (6,5ml) und Ketamin (6,5ml), mit dem Muskelrelaxans Myolaxin 15% (250ml) und dem Analgetikum Diazepam (20mg). Nach der Exzirpation eines faustgrossen, makroskopisch veränderten, bis auf die Faszie reichenden Gewebes wurde die Wunde nicht verschlossen und mit einem Klebepad und Gaze verbunden. Der Besitzer fragt um eine Untersuchung möglicher Metastasenbildung.

 

 

 

2.Kennzeichnung des Tieres

Bei dem Patienten handelt es sich um eine zweijährige braune Traberstute mit dem Namen „x“. Die oberen und unteren vorderen Zähne bilden ein Zangengebiß, Kunden sind alle vorhanden. Am rechten Vorderbein trägt sie das Abzeichen Krone weiß mit schwarzen Flecken, am linken Hinterbein Fessel halb weiß mit schwarzen Flecken. Auf der Stirn befindet sich ein Wirbel. Das Körpergewicht beträgt 345 kg.

Der Besitzer des Pferdes ist x.

 

 

 

3.Untersuchungsbefunde

3.1.Allgemeinbefunde

Die Körperinnentemperatur beträgt 38,3°C, die Pulsfrequenz 48 Schläge pro Minute (an der A.mandibularis ermittelt). Die Pulswelle ist gleichmäßig stark, rhythmisch und deutlich zu spüren. Beide Halsvenen sind anstaubar, herzwärts unter dem Stau fließt das Blut rasch ab. Die Herzauskultation weist einen regelmäßigen Rhythmus, eine mittlere Intensität und deutlich voneinander abgesetzte Herztöne auf. Die Perkussion zeigt eine handtellergroße Dämpfung im Bereich zwischen dem 3. und 4. Interkostalraum in der ventralen Hälfte des Brustkorbes, das hell klingende Lungengewebe erstreckt sich auf die physiologischen Grenzen. Die Atemfrequenz beträgt 14 Atemzüge pro Minute, die Auskultation im Lungenbereich zeigt ein weiches vesikuläres Atemgeräusch bei der Inspiration, im Bereich der Trachea ein hauchendes Geräusch.

 

 

 

3.2.Relevante klinische Befunde aus dem Status praesens

Das Verhalten der Stute ist aufmerksam und ruhig. Sie belastet alle vier Gliedmaßen gleichmäßig. Der Appetit ist sehr gut, der Kot von fester Konsistenz und geballt. Die Schleimhäute im Maul und am Auge sind blaßrosa, die kapilläre Füllungszeit beträgt unter zwei Sekunden. Der Unterkieferlymphknoten ist leicht vergrößert die Ohrspeichel- und

Buglymphknoten sind nicht verändert. Die Konstitution entspricht einem noch wachsenden Pferd. Das Haarkleid ist bis auf eine 30x30 cm grosse Fläche auf der rechten Kruppe und einen kleinen Streifen auf der linken Vena jugularis geschlossen und dick, die Haut ist glatt ohne Auflagerungen. Juckreiz ist nicht auslösbar. An der Einstichstelle der Kanüle befindet sich eine vermehrt warme, fünfmarkstückgrosse, weiche Umfangsvermehrung. Im Bereich zwischen rechtem Hüfthöcker und rechtem Sitzbein ist eine 10x10cm große, blutende klaffende Wunde, die bis zur Faszie reicht.

 

 

 

3.3Spezielle klinische Befunde

Die Sonographie der rechten Kruppe zeigte vor der Operation aufgelockerte Strukturen bishin zur Faszie. Bei der Sonographie der Milz konnte keine Veränderung festgestellt werden, jedoch an der Bauchaorta kurz vor ihrer Endaufzweigung. Ein Röntgenbild der Lunge zeigte geringgradig verdichtete Strukturen. Bei der Blutuntersuchung zeigte sich keine Veränderung der Blutgerinnungswerte.

Die sonographische Verlaufskontrolle des veränderten Gewebes zwischen den operativen Eingriffen zeigte das gleiche Bild.

 

 

4.Diagnose

rezidivierendes malignes Hämangiosarkom

akutes entzündliches Ödem an der Einstichstelle in die linke Vena jugularis

 

 

5.Ätiologie

Die Ursache der immer wieder blutenden, schlecht heilenden Wunde ist eine rezidivierende Geschwulstneubildung von Blutgefäßen in der Unterhaut. Die wuchernden Blutgefäße zeigen eine nur zarte Wand auf, wodurch schon Blutungen durch Berührung entstehen. Die Ursache der Hämangiosarkome ist nicht eindeutig geklärt, möglich ist eine Infektion mit Onkoviren.

 

 

 

 

 

 

6.Differentialdiagnose

Haematom

Haemangiom cavernosum

Haemorrhagia traumatica

Chronische Entzündung mit Granulationsgewebe/Ulzera

 

 

 

7.Therapie

Die Wunde wird mit Sokatylsalbe abgedeckt und verbunden. Beim Verbandswechsel ist die Stelle mit Vorsicht zu behandeln um keine neuen Blutungen auszulösen.

Die linke Halsvene ist für einige Tage mit Dolobene-Salbe zu behandeln.

 

 

8.Prognose

Da das Hämangiosarkom rezidivierend wächst und zur Metastasierung in die Lunge neigt, ist die Prognose als vorsichtig zu stellen. Es ist kein Ursprung des Tumors ermittelt und auch aufgrund des infiltrativen Wachstums ist eine vollständige Entfernung nicht gesichert. Die postoperative Wundheilung ist aufgrund der Größe und der Lage der Wunde langwierig und kann nur durch ein Reparationsgewebe geschlossen werden.

 

 

 

9.Epikrise

Die pathologisch-histologische Untersuchung schließt die Differentialdiagnosen aus. Ein Hämatom wäre nicht von einem Endothel ausgekleidet und würde auch nicht bei leichter Berührung bluten. Das kavernöse Hämangiom zeigt im histologischem Bild deutliche blutgefüllte Höhlen , weiterhin ist es gutartig und somit nicht rezidivierend.

Durch das Wiederkehren des Tumors ist die Chance auf eine vollständige Entfernung stark gesunken, Metastasen können nicht ausgeschlossen werden. Die Lebenserwartung der Stute ist begrenzt.

 

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