Hund-10 - Traumatische Zwerchfellhernie, Neurogener Schock

 

Krankheitsbericht (Kleintier)

 

 

 

I.   Signalement

 

Rasse:                            Rauhaarteckel

Geschlecht:                     weiblich kastriert

Alter:                              geb. 1.1.1990

Kennzeichen:                  keine

Rufname:                        x       

Besitzer :                       

                                     

II.                 Anamnese

 

Der Hund wird am 16.05  in Nachtdienst vorgestellt, laut Aussage des Besitzers wurde der Hund vor drei Stunden von einem Auto angefahren. Der Dackel zeigt Schmerzäußerungen durch jaulen bei Berührung.

III.       Status praesens

 

Es wurden folgende Befunde erhoben:

Allgemeine Untersuchung:

Allgemeinzustand:      

Der Hund zeigt eine gebeugte Haltung.

Alle Gliedmaßen werden gleichmäßig belastet.

 

Nähr- und Kräftezustand:

Der Ernährungszustand ist gut.

Gesamteindruck:

Der Hund ist ruhig, selbst Manipulationen läßt er sich gefallen , mit Ausnahme der        Berührung des Thorax, hierbei zeigt er deutliche Schmerzäußerungen.

 

Spezielle Untersuchung:

 

·       Körperinnentemperatur:         38,7°C

·       Puls:               kräftig, regelmäßig    

·       Atemfrequenz:            hechelnd, nicht auszählbar.    

                

Haut, Haarkleid:

Die Elastizität der Haut ist erhalten, da die Haut sofort nach Abziehen einer Hautfalte wieder verstreicht. Das Haarkleid ist der Rasse entsprechend lang und rauh.

Lymphknoten:

Die Lnn. mandibulares, cervicales supff., und poplitei waren von physiologischer Konsistenz und Größe und leicht auffindbar.

Sichtbare Schleimhäute:

Die Konjunktiven sind blaßrosa, glänzend ohne Auflagerungen.

Die kapilläre Füllungszeit ist verzögert.

Maulhöhle:

Die Schleimhaut ist graurot.

Schleimhautveränderungen sind nicht ersichtlich.

Das Maul ist bei Palpation schmerzfrei bei uneingeschränkter Beweglichkeit.

 

Magen, Darm, Niere, Leber, Milz, After, Perineum:  

Adspektorisch ist an der Bauchform nichts Auffälliges ersichtlich. Die Bauchdeckenspannung ist physiologisch. Die Palpation des Bauchraumes bereitet dem Hund  Schmerzen.

Atemapparat:

Die Atemfrequenz ist nicht zu beurteilen, da der Hund hechelt. Die Atmung ist stark abdominal. Bei der Auskultation ist ein verschärftes Atemgeräusch zu hören.

Herz, Kreislauf:

Der Puls ist fühlbar und als kräftig zu bezeichnen. Das Herz kann aufgrund der Lungengeräusche nicht auskultiert werden.

Harnapparat:

Bezüglich Harnabsatz und abgesetzter Menge liegen keine Angaben von seitens des Besitzers vor.

Geschlechtsorgane:

Die Geschlechtsorgane sind als physiologisch zu beurteilen.

Bewegungsapparat:

Alle vier Gliedmaßen werden gleichmäßig belastet. Die Bewegung wird nicht beurteilt.

Nervensystem:

Der Patient ist bei vollem Bewußtsein. Sein Sensorium ist unauffällig.

Reflexe wurden nicht geprüft.

Röntgenuntersuchung:

Das Abdomen und der Thorax werden geröntgt, der Hund zeigt hierbei verstärkte Atemnot.

Auf den Röntgenbildern ist keine klare Einteilung zwischen Thorax und Abdomen ersichtlich. Das hintere Drittel des Thorakalraumes ist verwaschen, und das Herz ist nicht eindeutig abgegrenzt.

Dem Hund wird Kontrastmittel per os eingegeben, und daraufhin werden Thorax und Abdomen nochmals geröntgt.

Hieraufhin zeigt sich, daß der Magen z.T. in den Brustraum verlagert ist, das Herz und die Lunge teilweise eingeengt  werden.

IV. Diagnose 

 

1.       Neurogener Schock:

Durch den Unfall kam es zu einem Versagen der zentralen Regulationsmechanismen. Die Mikrozirkulation versagte, das vorhandene Volumen versackte in der Peripherie, dadurch kam es zur verminderten kapillären Füllungszeit, der grauroten Farbe der Schleimhäute und zum ruhigen Verhalten des Hundes.

1.       Traumatische Zwerchfellhernie:

Beweisend hierfür sind die Kontrastmittelaufnahmen, die Dyspnoe in Seitenlage und das verschärfte Atemgeräusch.

Der Unfall bewirkte einen erhöhten Innendruck im Abdomen, dem das Zwerchfell nicht mehr Stand halten konnte, sich nach kranial vorwölbte und letztendlich einriß.

IV. Differentialdiagnosen

 

1.              Zum neurogenen Schock:

 

·       Hypovolämischer Schock

Er ensteht durch Blutverlust nach Trauma, Spontanruptur eines größeren Gefäßes, Blutplasmaverlust oder großflächigen Verbrennungen.

Die erste Sofortmaßnahme ist eine reflektorische Vasokonstriktion, daraus folgt die Zentralisation des Körperkreislaufes.

·         Septikämischer und/oder toxischer Schock

Durch Toxine wird das Kinin-, Komplement- und Gerinnungssystem aktiviert. Weiterhin werden Prostaglandine und Leukotriene durch Endothelschädigungen frei.

Vasodilatation mit Hämostase, reduzierte Gewebsperfusion und Aktivierung des Gerinnungssystems mit intravasaler Koagulation ist die Folge. Diese Schockform kann verhindert werden, wenn therapeutisch der Blutdruck hochgehalten wird und durch Flüssigkeitsersatz dem Volumenmangel vorgebeugt wird.

·         Kardiogener Schock

Dem kardiogenen Schock liegt ein reduziertes Herzminutenvolumen nach direkter  Myokardschädigung, Herzinfarkt, Herztamponade oder die Ruptur eines großen Gefäßstammes zugrunde.

·         Anaphylaktischer Schock

Der anaphylaktische Schock basiert auf einem immunologisch induziertem Kreislaufversagen.

1.             Zur traumatischen  Zwerchfellhernie:

 

·       Tumoren in der Brusthöhle

Tumore in der Brusthöhle könnten einen ähnlichen ersten Röntgenbefund und die Dyspnoe verursachen, würden aber keine solch akuten Symptome hervorrufen, sondern eher sleichend eintreten.

·       Kongenitale Zwerchfellhernie

Die angeborenen Zwerchfellhernien sind meist ohne klinische Symptome und werden nur zufällig diagnostiziert.

VI.       Prognose

 

Die Behebung einer Zwerchfellhernie ist nur auf operativem Wege möglich, wobei die Erfolgsaussichten als gut zu beschreiben sind, wenn der Schock sich noch nicht manifestiert hat.

VII.      Therapie

 

1.        Schocktherapie

Die Therapie des Schocks besteht darinn, den Volumenmangel zu substituieren und wasserllösliches Glukokortikosteroide zu verabreichen. Dem Hund wird eine Braunüle gelegt, um den venösen Zugang zu gewährleisten. Hierüber wird 100mg Solu-Decortinâ (Prednisolon) und 250ml Sterofundinâ (Vollelektrolytlösung, Na-Gehalt >120mmol/l) i.v. appliziert.

1.        Operation

Der  Operationsverlauf ist wie folgt:

VIII.    Verlauf

 

Ein Tag nach der Operation wird erneut mit Kontrastmittel geröntgt und es ist festzustellen, daß der Magen durchgängig ist, das Zwerchfell seine normale Lage hält und eine klare Trennung zwischen Thorax und Abdomen besteht.

IX. Epikrise

 

Abschließend noch einige Ausführungen zu dem Impfplan bzw. zu Impfungen allgemein:

Die Impfungen werden unterteilt in

1.    aktive Schutzimpfungen

2.    passive Schutzimpfungen

 

zu 1.)    Bei der aktiven Schutzimpfung (im Folgenden SI bezeichnet) werden Antigene (im Folgenden AG bezeichnet) appliziert. D. h., daß der Erreger oder Teile des Erregers (sogenannte Epitope)  in die Blutbahn des Patienten gelangen. Der Körper produziert daraufhin selbständig Antikörper (AK). Bei dieser Art der SI können folgende AG-Arten appliziert werden:

1.    Der gesamte Erreger wird gespritzt, entweder in Form von Lebendimpfstoff oder in Form von Totimpfstoff

2.    AG werden in die Blutbahn eingebracht (Toxoide, Antiideotypen, isolierte Immunogene)

Vorteile bestehen darin, daß eine stärkere, vom eigenen Körper produzierte Immunität aufgebaut wird. Der Körper bildet Gedächniszellen, die bei einem erneutem Eindringen von Erregern die spezifischen Abwehr schneller einleiten. Dieses erneute Eindringen von Erregern oder Erregeranteilen wird bei den Wiederholungsimpfungen durchgeführt, sogenannte Boosterung. Diese Form der Immunisierung ist billiger, da die Industrie eher darauf eingestellt ist, diese Impfstoffe in Mengen herzustellen.

Nachteile bestehen darin, daß es zu Erregerausscheidungen kommen kann und nicht geimpfte Tiere erkranken können. Auch immunschwache Tiere sind gefährdet, daher sollte vor jeder Impfung die Gesundheit des Probanden geprüft werden.

zu 2.)    Bei der passiven SI werden Antikörper (AK) geimpft. Dies kann über zwei Wege erfolgen: entweder gelangen die AK diaplazentar über den fötalen Kreislauf in den ungeborenen Fötus oder ein Tierarzt spritzt die AK in die Blutbahn.

            Vorteilesind darin zu sehen, daß der Körper direkt einen Schutz erhält und Zeit bis zur Bildung der eigenen AK überbrückt werden kann. Welpen sind weiterhin noch nicht in der Lage eigene AK zu produzieren.

            Nachteile liegen darin, daß gegen die Immunseren AK gebildet werden können. Auch kann es zu allergischen Reaktionen kommen und somit zu lebensbedrohlichen Situationen. Ein weiterer Nachteil liegt in der Haltbarkeit der Immunität, die passive SI ist bei Weitem nicht so lange von Wirkung, wie die aktive SI.

 

Weiterhin möchten wir hier noch die sogenannten Paraimmunitätsinducer erwähnen, welche allgemein und unspezifisch das Immunsystem stimulieren sollen. Bewirkt werden soll: Aktivierung des Komplimentsystems, Steigerung der Phagozytoseaktivität, Lymphozytenproliferation und Interferonproduktion.

 

 

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