Fortpflanzung-14 - Schaf:Deckunfähigkeit

 

Bericht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Untersuchungsauftrag: Untersuchung eines Schafbocks auf Deckfähigkeit

 

Stammnummer

Behandelnder Arzt:

Besitzer: XXX

 

Nationale

Tierart:                Schaf

Rasse:                  Kärntner Brillenschaf

Geschlecht:          Bock

Alter:                    1 Jahr

Farbe/Abzeichen: Weiss mit schwarzer "Brille"

           

                  

Anamnese

 

 Nach Synchronisation einer Schafherde von 15 Tieren mittels Gestagen- Schwämmchen und einmaliger PMSG Injektion, wurde der betreffende Schafbock zur Herde gelassen. Bei der Trächtigkeits-Untersuchnung nach 4 Wo waren alle Tiere der Herde nicht trächtig (einschließlich des Schafbocks). Aufsprung wurde beobachtet.

 

 

Allg. klinische Untersuchung

 

Haltung/ Verhalten: alle 4 Gliedmaßen belastend, ruhig, aufmerksam

Ernährungszustand: gut

Atmung/Temperatur/Puls: innerhalb physiologischer Grenzen

Libido: o.b.B.

 

Spezielle klinische Untersuchung

 

Adspektion und Palpation des  äußerern Genitale:

Adspektorisch handelt es sich um zwei gleichgrosse Hoden mit leicht abgesetztem Nebenhoden-Schwanz am caudalen Pol des Skrotums.. Bei der Palpation läßt sich beidseits ein auf etwa 3-4 cm im Durchmesser vergrößerter Nebenhoden-Kopf darstellen, mit Verhärtungen im Gewebe. Es ist keine Schmerzhaftigkeit vorhanden. Der Penis läßt sich nach manueller Vorverlagerung als unauffällig beschreiben

 

 

 

Sonographie des Hodens:

Die Sonographie ergibt eine anechogene Struktur im Rete testis, die als Flüssigkeit angesprochen werden kann. Im umgebenden Hodenparenchym lassen sich "radspeichenartige" echogene Strukturen erkennen. Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um dystrophische Kalkeinlagerungen. Im Nebenhoden-Kopf erscheinen zahlreiche Kavernen mit anechogenem, flüssigem Inhalt und stark verdickten echogenen Wänden. Diese Strukturen sind als Spermatozelen aufzufassen.

Samengewinnung:

Hierbei kam nur Sekret der akkzesorischen Geschlechtsdrüsen

Diagnose

Vermutlich anlagebedingte Deckunfähigkeit aufgrund eines Verschlusses der Ductulli efferentes mit der Folge einer Spermatozele in beiden Nebenhoden-Köpfen.

 

 

Differentialdiagnose

Infektionsbedingte Obstruction des Nebenhodes (Spermagranulom)

durch:

·     Brucella ovis

·     Actinomyces pyogenes

·     Actinobacillus seminis

·     Chlamydium psittaci

·     Corynebakterium pseudotubercularis

·     Histophilus ovis

·     Brucella melitensis

·     Brucella bovis

 

·     Nicht infektiöse Ursachen:

·     Hämatom

·     Quetschung

·     Tumor

 

 

zur Brucella ovis Infektion beim Schaf (ansteckende Epididymiditis der Schafböcke)

           Es handelt sich um eine enzootisch in Australien und Neuseeland, fast weltweit verbreitete chronische bis latent verlaufende NH-Entzündung. In Deutschland v.a. bei Landrassen regional auftretend.

          B. ovis ist nicht humanpathogen (im Geggensatz zu B. melitensis, siehe dort) kommt aber vereinzelt auch mit entsprechendem Bild bei der Ziege vor.

          Die Ansteckung erfolgt oral durch Genitalsekrete und Urin, hauptsächlich aber genital durch den Deckakt. Auch Jungböcke können durch gegenseitiges Aufreiten die Infektion weiterreichen. Eine Ansteckung zwischen weiblichen Tieren und zwischen Mutter und Lamm spielen keine Rolle.

          Die Klinik beschränkt sich v.a. auf die Erkrankung der Böcke nach 6- 16 Wochen Inkubation. Es kommt zu Epididymitis, evtl. mit schmerzhafter Skrotal-Schwellung, sowie Rückgang von Libido und Spermaqualität. Im Sperma finden sich neben dem Erreger Leukozyten und abnorme Spermien. Bei infizierten Mutterschafen können Aborte, erhöhte Lämmersterblichkeit und Endometritiden vorkommen.

 

zur Brucella melitensis Infektion (Schafbrucellose)

          B. melitensis kommt vorwiegend im Mittelmeer-Raum, sowie in vielen subtropische-tropischen Gebieten, ausser Australien, vor. In Deutschland geht die Infektion meist von importierten Tieren aus.

          Weiterhin empfänglich sind Ziegen, aber auch die meisten Haussäugetiere inklusive der Mensch können erkranken. Als "Maltafieber" bezeichnete Zoonose verdient sie besondere Beachtung. Es handelt sich um eine anzeigepflichtige Erkrankung, bei der sowohl Therapieversuche, als auch Impfprophylaxe verboten sind.

          Die Ansteckung kann über vielerlei Wege, wie Geschlechtssekrete, Milch, aber auch Staub und Trinkwasser erfolgen.

          Neben subklinischen Verläufen beim Schaf sind häufig Aborte, Euter- Gelenks- und gelegentlich Nebenhodenentzündungen zu beobachten.

          Die Inkubationszeit beträgt mehrere Monate

 

zu Corynebakterium pseudotuberkulosis

Dieses grampositive Stäbchen ist der Erreger der Pseudotuberkulose bei Schaf und Ziege, eine Erkrankung, die weltweit verbreitet ist, jedoch in Deutschland selten vorkommt. Die Erreger werden über Fäces oder Sekret abszedierender Lymphknoten bereits erkrankter Tiere ausgeschieden. Als Eintrittspforte kommen vor allem Hautläsionen (z.B. vom Scheren) in Frage, ferner der orale und aerogene Weg. Es sind überwiegend Lungenlymphknoten betroffen, die hämatogen infiziert werden. Eine weitere hämatogene Aussaat in andere Organe ist möglich, was bei Schafböcken zu Hoden- oder Nebenhodenentzündung führen kann.

 

zu Actinobacillus seminis

Hierbei handelt es sich um ein fakultativ pathogenes gramnegatives Stäbchen. Als Verursacher von Nebenhodenentzündungen bei Schafböcken wurde der Keim zuerst in Australien, mittlerweile aber unter anderem auch in Europa (Ungarn, Schottland) diagnostiziert. Bei Infektion weiblicher Schafe kann der Erreger Aborte und Mastitiden auslösen.

 

zu Actinomyces pyogenes (Syn. Corynebakterium pyogenes)

Actinomyceten gehören der Gruppe der grampositiven Stäbchen an, wobei A. pyogenes den wichtigsten Krankheitserreger der Gattung darstellt. Dieser Keim verursacht eitrige Entzündungen verschiedener Organe und Schleimhäute. Besonders betroffen sind Klauentiere, bei denen wiederum die Neigung zur Abszeßbildung kennzeichnend ist. Die Erreger nutzen als Eintrittspforte sowohl die Schleimhäute des Respirationstrakts als auch Hautverletzungen, wird von dort aus hämatogen in diverse Organe verstreut und verursacht multiple Abszesse. Beim Schafbock kann es unter anderem zu einer Entzündung der Nebenhoden kommen.

 

Ätiologie/Pathogenese

Im  Falle der anlagebedingten Deckunfähigkeit finden die Ductulli efferentes keinen Anschluß an das Gewebe des Nebenhoden-Kopfes oder eine Fehlbildung des Ductus epidedymidis besteht, wodurch eine Obstruktion/Obturation des betreffenden Gewebes entsteht. Die Folge ist eine Samenstauung, die sich durch Kavernenbildung Platz verschafft. Durch Ruptur kann eine Vergrösserung nicht nur des Nebenhodens, sondern des gesammten Hodens auftreten.

 

Prophylaxe

Entfällt

Therapie

Entfällt

Prognose

Infaust, die Fruchtbarkeit betreffend

Epikrise

     Da es sich um ein schönes Exemplar einer seltenen Rasse handelt, kann das Tier als Anschauungsobjekt für Studenten dienen. Daher ist, trotz der Unbrauchbarkeit für die Zucht,  von einer Abschaffung abzuraten.

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