Rind-01 - Trächtig

           

                                   Krankheitsbericht

 

1. Anamnese

 

Der Patient wurde am 28.10.1998 zur Eutersanierung in die Tierklinik der FU Berlin eingewiesen. Das Tier hatte zuletzt am 15.06.1998 gekalbt, am 06.10.1998 ist es erneut besamt worden, es soll bei der Untersuchung festgestellt werden, ob diese erfolgreich war.

 

 

2. Signalement

 

Tierart:                         Rind

 

Rasse:                                     Deutsch Schwarzbunt

 

Geschlecht:                              Kuh

 

Gewicht:                                  ca. 600 kg

 

Widerristhöhe:             ca. 150 cm

 

Behornung:                              keine

 

Alter:                                       ca. 4 Jahre

 

Ohrmarkennummer:                 x

 

Halsbandnummer:                    5x

 

Besitzer:                                  x

 

Patientennummer:                     x

 

 

3. Status praesens

 

3.1 Allgemeine Untersuchung

 

Das Tier ist aufmerksam und nimmt mit Interesse an seiner Umwelt teil. Das Rind ist dem Alter gemäß entwickelt und befindet sich in einem guten Ernährungs- und Pflegezustand. Die Körperinnentemperatur, rektal gemessen, beträgt 39,0 °C, der Körper fühlt sich mit Ausnahme physiologischer Warm- und Kaltzonen gleichmäßig warm an. Die Pulsfrequenz, palpiert an der A. maxillaris ext. (bzw. A. facialis), beträgt 84/ min, die Atemfrequenz 32/ min.

 

3.2 Spezielle Untersuchung

 

Haut und Haarkleid: Das Haarkleid ist geschlossen, dicht, glatt anliegend und glänzend. Die Haut ist glatt und fest, eine aufgezogene Hautfalte verstreicht zügig und vollständig.

 

Schleimhäute: Die Schleimhäute von Maul und Nase sind blaßrosa, feucht, glatt, glänzend und ohne Auflagerungen. Die Conjunktiven sind blaßrosa, mäßig feucht und die Kapillaren fein injiziert.

 

Lymphknoten: Die Lymphknoten im Kopfbereich (Unterkieferlymphknoten / Lnn. mandibulares; Ohrgrundlymphknoten / Lnn. parotidei; innere Rachenlymphknoten / Lnn. retropharyngici med.) sind nicht palpierbar und haben somit eine physiologische Größe. Die Buglymphknoten (Lnn. cervicales superficiales) sind daumengroß und walzenförmig. Die Kniefaltenlymphknoten (Lnn. subiliaci) sind ca. 10 cm lang und fingerstark. Die Euterlymphknoten (Lnn. mammarii) sind ca. walnußgroß. Alle palpierten Lymphknoten sind unter der Haut verschieblich, von glatter Oberfläche, prallelastischer Konsistenz und nicht schmerzhaft.

 

Kreislaufapparat: Der Herzstoß ist bei der Palpation spürbar. Die Auskultation ergibt eine Herzfrequenz von 84 Schlägen pro Minute. Die Herztöne sind von starker Intensität, gleichmäßig, gut voneinander abgesetzt und es sind keine Herzgeräusche zu vernehmen. Die Pulsfrequenz entspricht der Herzfrequenz. Der Puls ist regelmäßig, gleichmäßig, stark und kräftig, die Gefäßwandspannung ist physiologisch. Die kapilläre Füllungszeit liegt unter zwei Sekunden. Die Vena jugularis ext. läßt sich im Halsbereich anstauen und verstreicht nach Lösen des Staus zügig.

 

Atmungsapparat: Bei einem costo-abdominalen Atmungstyp hat das Rind eine Atemfrequenz von 32 Zügen pro Minute. Die Atmung ist gleichmäßig und regelmäßig, bei der Auskultation der Lungen sind keine pathologischen Atemgeräusche zu hören.

 

Verdauungsapparat:.Das Tier hat einen guten Appetit, der abgesetzte Kot hat eine mittelbreiige Konsistenz. Die Zunge ist unverletzt und frei von Auflagerungen. Die Adspektion des Abdomens ist unauffällig, die Palpation der Bauchdecke ergibt eine leichte Spannung. Bei der Auskultation des Pansens sind drei Pansengeräusche in zwei Minuten zu hören, die Wiederkautätigkeit konnte beobachtet werden. Bei der rektalen Untersuchung zeigt sich eine gute Füllung und Schichtung des Pansens, der Kot fühlt sich im Darm weich und geformt an. Sowohl die Fremdkörperproben der Haube als auch die Labmagenproben sind negativ. Bei der Perkussion der Leber zeigt sich ein handtellergroßes Dämpfungsfeld, der Lebergriff ist ohne besonderen Befund

 

Harn- und Geschlechtsapparat: Die Vulva des Tieres ist geschlossen und verläuft senkrecht. Die Schleimhaut des Vestibulums ist blaßrosa, feucht, glatt und glänzend. Bei der vaginalen Untersuchung ist die Portio vag. cerv. zapfenförmig (Z0), mäßig feucht und blaßrosa (BIII). Es ist ein Schleimfaden von der Cervix zur seitlichen Lendenwand zu sehen. Bei der  rektalen Untersuchung ist die Gebärmutter nicht mehr mit der Hand abzugrenzen, die Kurvatur befindet sich eindeutig außerhalb der Reichweite (GVI), die Cervix ist ca. 10 cm lang und fest, der Uterus fühlt sich schlaff und wenig kontraktil an (K1), die Uterushörner sind asymmetrisch (ASH). Es sind andeutungsweise Plazentome und die Frucht zu fühlen. Das Bauchfell fühlt sich glatt an, die rektal fühlbaren Lymphknoten (Darmbeinlymphknoten / Lnn. iliofemorales; Lymphknoten der Aortenteilung / Lnn. lumbales aortici; Pansenlymphknoten / Ln. ruminalis) sind ohne besonderen Befund. An der Niere sind die Renculi abgrenzbar, der Harnabsatz wurde nicht beobachtet.

 

Milchdrüse: Das Gesamteuter ist von seiner Form her als Stufeneuter zu bezeichnen, da die Hinterviertel etwas stärker ausgeprägt sind als die Vorderviertel. Die Euterhaut ist wenig behaart, von obeflächlichen Gefäßen durchzogen und läßt sich gut abziehen. Es handelt sich bei allen vier Zitzen um Tellerzitzen, beim Zitzenrollgriff ist die Schleimhaut andeutungsweise zu spüren, das Drüsengewebe ist beim Zisternengriff palpierbar. Die Palpation der Euterviertel ergibt vorne rechts eine feinkörnige, hinten rechts fein- bis grobkörnige und an den beiden linken Vierteln eine grobkörnige Konsistenz. Die Melkbarkeit ist auf allen vier Vierteln vorhanden, das Melksekret ist adspektorisch ohne besonderen Befund. Der California Mastitis Test zeigt beim vorderen rechten Euterviertel eine deutliche Schlierenbildung (2+), bei den anderen Eutervierteln eine leichte Schlierenbildung (1+).

 

Bewegungsapparat: Das Rind belastet alle vier Gliedmaßen gleichmäßig, die Gelenke sind ohne besonderen Befund. Die Klauen befinden sich in einem guten Pflegezustand.

 

 

4. Diagnose

 

Die Untersuchungen haben ergeben, daß das Tier im 6. Monat tragend ist, da die Absenkung des Uterus nach cranioventral schon erfolgt ist. Somit muß die Kuh direkt nach der letzten Kalbung erfolgreich besamt worden sein, die Besamung im Oktober 1998 wäre somit nicht mehr notwendig gewesen. Der CMT zeigt, daß eine geriggradige Mastitis vorliegt.

 

 

5. Differentialdiagnosen

 

Es besteht auch die Möglichkeit, daß eine Ascites oder eine Eihautwassersucht solche Ausmaße annehmen, daß sie mit einer Trächtigkeit in diesem Stadium verwechselt werden können, ebenso eine sehr stark gefüllte Harnblase oder ein zu weit in die Beckenhöhle reichender dorsaler Pansenblindsack. All dies kann aufgrund des Fühlens der Frucht ausgeschlossen werden, genauso, daß es sich um eine pathologische Uterusfüllung handelt.                  

 

 

 

 

6. Prognose

 

Da sich das Rind bis auf die geringfügigen Veränderungen an der Milchdrüse in einem gesunden Zustand befindet, ist die Prognose gut, daß die Kuh in absehbarer Zeit ein gesundes Kalb zur Welt bringen wird.

 

 

7. Therapie / Weiterer Verlauf

 

Zu behandeln ist in diesem Fall lediglich die Mastitis. Dies könnte mit Pen-Strepâ (Wirkstoffe: Benzylpenicillin-Procain und Dihydrostreptomycinsulfat), intrazisternal gegeben, erfolgen.

 

 

8. Epikrise

 

In diesem Fall konnte die Trächtigkeitsuntersuchung aufdecken, daß das Tier schon im           6. Monat tragend ist, und nicht erst im 2. Monat. Es besteht durchaus die Möglichkeit, daß eine schon bestehende Trächtigkeit nicht erkannt wird, gerade wenn die Tiere in einem großen Betrieb nicht intensiv beobachtet werden, und dabei die typischen Anzeichen einer Trächtigkeit, nämlich das Ausbleiben der Bulligkeit, Umfangszunahme am Rumpf und eine Appetitsteigerung, nicht bemerkt werden. 

 

 

 

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