Rind-10 - Strongyloidose, Chlamydieninfektion

Krankenbericht                                         

 

von x

 

 

 

Signalement

 

Tierart: Rind

Rasse: Uckermärker

Geschlecht: männlich, nicht kastriert

Farbe: blond

Ohrmarken

Alter: ca. 6-7 Monate (nach Zahnalter geschätzt)

Größe: 127 cm

Gewicht: ca. 160 kg (geschätzt)

 

 

Anamnese

 

Der Jungbulle wurde vorgestellt wegen chronischen Durchfalls und damit einhergehender Abmagerung. Das Problem tritt unter den Tieren des Bestands gehäuft auf. Die Tiere werden auf der Weide gehalten.

 

 

Klinische Untersuchung: Status praesens am 17.10 2000, untersucht im Rahmen der klinischen Demonstrationen

 

1)  Allgemeinuntersuchung:

 

  Allgemeinzustand: Das Tier ist insgesamt recht matt. Der Ernährungszustand ist schlecht, der Pflegezustand mäßig. Der Entwicklungszustand entspricht seinem     Alter. Es belastet alle vier Gliedmaßen gleichmäßig.

 

  Körperinnentemperatur: 39,4°C

 

  Korperoberflächentemperatur: gleichmäßig verteilt, nur im Bereich des Trieles leicht vermehrt warm

 

  Puls: 84/min

 

  Atmung: 22/min

 

  Pansenkontraktionen: 2 Kontraktionen in 3 Minuten

 

 

 

 

2)Spezielle Untersuchung: 

 

Haut und Haarkleid:

   Das Fell ist stumpf und glanzlos. Die Haare sind gesträubt und an Bauch und Beinen durch Kot verklebt und gelblich verfärbt. Die Haut ist im Bereich des Widerristes verdickt und schuppig, der Hautturgor ist herabgesetzt  (eine am kaudalen Rippenbogen aufgezogenen Hautfalte verstreicht nur stark verzögert). Im Triel ist eine etwa apfelsinengroße Umfangsvermehrung zu fühlen, sie ist vermehrt warm und bei Palpation schmerzhaft. Ihre Konsistenz ist derb-teigig.

 

Schleimhäute:

   Die Schleimhäute sind blaß und feucht, die Gefäßfüllung ist mäßig     ( Episkleralgefäße sind kaum injiziert).

 

Augen:

   Die Augäpfel sind eingesunken.

 

Lymphapparat:

  Die Kehlgangslymphknoten sind etwa haselnussgroß, leicht verschieblich, nicht schmerzhaft und nicht vermehrt warm. Die Buglymphknoten sind ca. 10 cm lang, daumenstark, leicht verschieblich, nicht schmerzhaft und nicht vermehrt warm. Die Kniefaltenlymphknoten sind ca. 8 cm lang, kleinfingerstark, leicht verschieblich und weder schmerzhaft noch vermehrt warm.

 

Zirkulationsapparat:

  Der Puls schlägt mit einer Frequenz von 84/min gleichmäßig und regelmäßig, ist jedoch nur schwach fühlbar. Die peripheren Gefäße sind schlecht gefüllt, die Schleimhäute blaß, die Episkleralgefäße nur schwach injiziert. Die kapilläre Wiederfüllungszeit liegt bei 2 sec. Der Herzstoß ist deutlich fühlbar. Die Herzperkussion blieb o.b.B.. Die Herzauskultation ergab eine Herzfrequenz von 92/min. Die Herztöne sind gut hörbar, regelmäßig und deutlich voneinander abgesetzt. Es sind keine Herzgeräusche feststellbar.

 

Atmungsapparat:

  Das Tier atmet mit einer Frequenz von 22/min. Die Atmung erfolgt tief und regelmäßig. Der Atmungstyp ist costoabdominal. Die Auskultation ergab ein geringgradig verstärktes vesikuläres Atemgeräusch über der Lunge, die restliche Untersuchung des Atmungsapparates blieb o.b.B.. Es wurde eine Nasentupferprobe genommen.

 

Verdauungsapparat:

  Das Abdomen ist symmetrisch. Die Bauchdecke ist leicht gespannt. Die linke Hungergrube ist stark eingefallen, die Pansentätigkeit herabgesetzt (2 Kontraktionen in 3 Minuten). Die Kontraktionen sind kräftig und sowohl bei aufgelegter Hand spürbar als auch sichtbar. Die Untersuchung von Netzmagen, Psalter und Labmagen war o.b.B.. Bei der Perkussion der Leber zeigt das Tier Abwehrbewegungen, es ist hier leicht schmerzhaft. After und Umgebung sind stark kotverschmiert. Der Kot ist dünnbreiig, braungrün und riecht aromatisch. Eine Kotprobe wurde zur Untersuchung gewonnen.

 

Harnapparat:

  Das Tier zeigt normalen Harnabsatz, der Harn ist gelb und klar. Es sind keine Veränderungen an den äußeren Genitalen festellbar.

 

Geschlechtsapparat:

 Adspektion und Palpation der äußeren Genitale blieben o. b.B..

 

Bewegungsapparat:

  Das Tier liegt beim Betreten der Box auf dem Boden, läßt sich aber ohne Probleme auftreiben. Es belastet alle vier Gliedmaßen gleichmäßig und zeigt beim Umtreiben keine Anzeichen einer Lahmheit. Adspektion und Palpation der Gliedmaßen blieben o. b. B..

 

Nervensystem/ Sinnesorgane:

  Das Tier zeigt herabgesetztes Interesse an der Umwelt. Oberflächen- und Tiefensensibilität sind vorhanden, Lid-, Schwanz- und Analreflex sind auslösbar. Der Gesichtssinn ist ungestört, ebenso ist Hörvermögen vorhanden.

 

SonstigeUntersuchungen:

  Bei der parasitologischen Untersuchung der Kotprobe konnten Strongyloides-Eier nachgewiesen werden. Die bakteriologische und virologische Untersuchung der Kotprobe blieb ohne Befund. Auch die Untersuchung der Nasentupferprobe ergab keinen Befund. Eine Blutuntersuchung ergab folgende Befunde:

 

Blutbild:

  HGB:  8,6 mmol/l

  HCT:  0,26

  RBC:  5,98 T/l

  WBC  8,1 G/l

  PLT 448 000 /µl

  MCV:  44 µ3

  MCH:  14 pg

  MCHC: 32,2 g/l

 

Differentialblutbild:

  Stabkernige  1 %

  Segmentkernige  55 %

  Eosinophile  3 %

  Lymphozyten  42 %

 

Elektrolyte:

   Mg  0,86 mmol/l

   Ca  2,69 mmol/l

   P  1,81 mmol/l

   Na  130 mmol/l

   K  2,37 mmol/l

   Cl 82 mmol/l

   Cu  12,6 µmol/l

   Fe  24,1 µmol/l

   Zn  19,7 µmol/l

 

Klinische Chemie:

   AST  21 U/l

   Bilirubin  2,9 µmol/l

   Harnstoff  4 mmol/l

 

Interpretation:

Anämie, eventuell durch Blutungen, die von den Würmern verursacht wurden.  Hypokaliämie durch den anhaltenden Durchfall.

 

Bakterielle und virologische Untersuchung des Blutes:

Es konnten keine Antikörper gegen BVD/MD, BHV1 oder Mycoplasmen nachgewiesen werden, jedoch wurde mittels ELISA-Verfahren eine geringgradige Infektion mit Chlamydia psittaci festgestellt.

 

 

 

Diagnose

 

Strongyloidose, Chlamydieninfektion

Die Larven von Strongylus papillosus gelangen perkutan und dann über die Blutbahn in die Lunge und verursachen hier kleine Läsionen, die die Ausbildung einer Pneumonie und einer Sekundärinfektion (hier mit Chlamydien) begünstigen.

Ob die Lungensymptomatik durch die von den Würmern verursachten Läsionen oder von der Infektion mit Chlamydien herrührt, kann nicht genau gesagt werden. Von der Lunge aus gelangen sie über Trachea und Schlund in den Darm, wo die adulten Formen Darmepithelschäden verursachen und somit das klinische Bild der Enteritis catarrhalis chronica auslösen. Die Diagnose wurde gestellt durch den Nachweis der Eier im Kot mittels Flotationsverfahren.

Bei der Umfangsvermehrung im Triel handelt es sich um ein Ödem.

 

Differentialdiagnose

 

Als weitere spezifische Ursachen für eine Diarrhoe kommen Infektionen mit Viren, Bakterien oder Befall mit anderen Parasiten in Frage. An Virusinfektionen sind zu nennen das BVD/MD-Virus, für das hier jedoch der Erregernachweis nicht gelang, und eine Infektion mit Rota- oder Corona-Viren. Letzter tritt jedoch meist bei jungen  Tieren einige Tage nach der Geburt auf und ist durch hellgelben oder graugrünen Kot charakterisiert, so daß diese Möglichkeit hier ausgeschlossen wurde.

Bakterielle Erreger könnten sein: Salmonellen oder Escherischia coli. Jedoch ist auch bei der Salmonellose der Kot eher hell und stinkend. Zudem konnte für beide Erreger kein Nachweis stattfinden.

Auch ein Befall mit anderen Parasiten konnte in der Kotprobe nicht nachgewiesen werden, in Betracht kämen hier z.B. Kryptosporidien, Kokzidien und Trichostrongyliden.

Eine weitere sehr häufige Ursache für Durchfallerkrankungen sind Fehler in der Fütterung, z.B. durch zu plötzlichen Futterwechsel, verdorbenes Futter. oder Überfütterung. Hier war keine ausführliche Befragung des Besitzers in diese Richtung möglich, so daß dies als zusätzlich Ursache nicht völlig ausgeschlossen werden kann.

 

 

Prognose

 

Die Prognose  quo ad vitam ist günstig. 

 

 

Therapievorschlag

 

Entwurmen mit Ivermectin (Ivomec) 0,2 ug/kg subkutan einmalig. Zur Behandlung der Chlamydieninfektion empfiehlt sich eine antibiotische Therapie mit Oxytetracyclin (Terramycin) 5 mg/kg parenteral 2x täglich über mindestens 10 Tage. Zusätzlich ist eine Fütterungsdiät mit viel qualitativ hochwertigen und reizlosen Futtermitteln zu empfehlen. Da die Pansenfunktion schon länger gestört ist, erscheint es als sehr wahrscheinlich, daß auch die Pansenflora nicht mehr optimal ist, so daß die Gabe von frischem Pansensaft zur Belebung der Pansenflora angezeigt erscheint(ca. 3 l oral einmalig, eventuell wiederholen). Da das Tier Elektrolytimbalanzen (Hypokaliämie) im Blutbild aufweist ist eine Infusionstherapie mit einer Vollelektrolytlösung mit hohem Kaliumgehalt nötig.

 

 

Epikrise

 

Der Befall mit Strongyliden ist regelmäßig bei allen Rindern, die auf der Weide stehen, festzustellen. Es sind jedoch nur Kälber und Jungrinder, bei denen ein starker Befall mit klinischen Symptomen einhergeht. Dies kann zu wirtschaftlichen Schäden führen, so daß dieses Problem nicht unterschätzt werden sollte. Eine regelmäßige prophylaktische Entwurmung, besonders vor Aufstallung, sollte durchgeführt werden. Das hier untersuchte Tier konnte erfolg

>