Pferd-21 - Spinale Ataxie verursacht durch Spondylarthrosen an der Halswirbelsäule

 

 

 

Krankheitsbericht

 

 

 

 

 

 

1. Anamnese

 

Vorbericht:

Es wurden Nasenausfluß und regurgitieren der Milch beschrieben.  Außerdem waren deutliche pharyngeale Stenosengeräusche zu hören. Der Haustierarzt diagnostizierte eine Luftsackerkrankung mit Vereiterung, das Tier wurde wegen Husten und Schnupfen behandelt.

 

Aufnahmebefund:

Das Fohlen wurde am 4.11.1999 in die Pferdeklinik aufgenommen. Die Aufnahmeuntersuchung ergab einen Puls von 60 Pulswellen in der Minute und eine Atemfrequenz von 36 Atemzügen in der Minute. Pharyngeale und laryngeale Stenosegeräusche waren deutlich hörbar, die obere Halsgegend war beiderseits tympanisch ausgebuchtet. Endoskopisch war beidseitig eine Luftsacktympanie zu sehen, das Rachendach hing symmetrisch herab.

 

Verlauf:

Das Fohlen wurde am 8.11.1999 operiert:

Der rechte Luftsack wurde stumpf eröffnet und es konnten 20-30 ml weißlich-milchiges Sekret entleert werden. Es wurde ein Foley-Katheter eingesetzt, durch den der Luftsack mit Wasser gespült wurde.

Bei dem linken Luftsack war eine Eröffnung nicht möglich.

Die Narkose wurde mit 2,5 ml Sedivet i.v. und 10 ml Xylonest s.c. durchgeführt, weiterhin wurden 10 ml Penstrep i.m. verabreicht.

In der folgenden Wochen wurde der rechte Luftsack über den Katheter täglich gespült. In einer endoskopische Untersuchung am 16.11.1999 war im linken Luftsack ein Milchsee zu sehen, es wurde mit 100 ml Braunol gespült. Am 18.11.1999 waren kaum noch Stenosengeräusche hörbar. Am 24.11.1999 wurde der linke Luftsack nochmals mit Braunol gespült, der Foley-Katheter im rechten Luftsack wurde gezogen.

Seit dem 25.11.1999 wurde nicht mehr gespült.

 

 

 

2. Kennzeichnung des Tieres

 

Name: x

Rasse: x

Farbe: brauner Schecke

Geschlecht: männlich

Alter: *x

Abzeichen: durchgängige, auf der Stirn S-förmige Blesse; Unterlippe weiß; Gliedmaßen: vorne rechts Fessel unregelmäßig hoch weiß mit Kronflecken, vorne links Kronfleck weiß, hinten rechts und links Fuß unregelmäßig halbweiß mit Kronflecken und mehreren verstreuten schwarzen Flecken

Besitzer: Dirk Peil

 

 

 

3. Untersuchungsbefunde

 

Allgemeinbefunde:

 

Innere Körpertemperatur: 38,3°C

Pulsfrequenz: 60 Pulswellen in der Minute

Atemfrequenz: 46 Atemzüge in der Minute

 

Status praesens:

 

Das Fohlen liegt als wir an seine Box treten, es steht jedoch schnell auf und nimmt aufmerksam an seiner Umgebung teil. Die Körperhaltung ist normal, es belastet alle vier Gliedmaßen gleichmäßig. Der Appetit ist gut, ab und zu trinkt es bei seiner Mutter. Das Haarkleid des Fohlens ist dicht und geschlossen. Kaudal der Ganaschen ist auf der rechten Seite die Haut über dem oberen Drittel der Fossa jugularis, auf der linken Seite über der gesamten Fossa geschoren. Direkt caudal des Unterkieferastes ist beidseitig eine leichte Schwellung sichtbar. Sie ist weich, eindrückbar und nicht schmerzhaft.

Die Schleimhäute des Kopfes sind blaßrosa, feucht, glatt und glänzend. Von den oberflächlichen Lymphknoten sind nur die Mandibularlymphknoten tastbar, sie sind ca. erbsengroß, derb-elastisch und unter der Haut verschieblich. Die Atmung ist costoabdominal. Die Herzfrequenz ist der Pulsfrequenz äquivalent, die Herztöne sind deutlich hörbar, regelmäßig und voneinander abgesetzt. Die kapilläre Füllungszeit liegt unter zwei Sekunden.

 

Klinische Hilfsuntersuchungen:

 

Labor:

 

 

 

05.11.99

16.11.99

24.11.99

30.11.99

Erythrozyten (106/µl):

 

9,52

9,34

10,07

9,18

Hämoglobin (g/dl):

 

12,5

12,5

12

11,9

Hämatokrit (%):

 

35

35

37

34

Leukozyten (G/l):

 

13,1

17,1

16,1

17,2

Lymphozyten (%):

 

55

49

68

62

Granulozyten (%):

 

 

 

 

 

   stabkernige

 

11

3

4

1

   segmentkernige

 

29

43

25

37

Eosinophile (%):

 

1

1

2

 

Monozyten (%):

 

4

4

1

 

         

 

 

 

 

Endoskopie:

In beiden Luftsäcken ist noch ein Milchsee am Boden zu sehen. Der Inhalt im rechten Luftsack enthält wenige Flocken und ist mehr flüssig, im linken Luftsack sind vermehrt weiße Flocken enthalten, der Inhalt ist mehr eitrig. Beide Seiten wurden mit ca. 100 ml angewärmter Kochsalzlösung gespült, wobei die Flocken mit ausgespült werden. Es handelt sich um schleimig-käsiges eitriges Exsudat.

 

 

 

4. Diagnose

 

Luftsacktympanie mit sekundärer eitriger Entzündung

 

 

 

5. Ätiologie

 

Die Luftsacktympanie, auch Luftsackmeteorismus genannt, ist vorwiegend eine Erkrankung der Saugfohlen. Es wird davon ausgegangen, daß es sich um eine kongenitale Erkrankung handelt, bei der es durch Faltenbildung in der Tuba auditiva zu einer Ventilwirkung der Luftsackmündung kommt. Es kann aber auch bei älteren Tiere zu diesem Zustand kommen, hier verursacht durch die Schleimhautschwellung an der Mündung der Tuba auditiva, z.B. durch eine Pharyngitis.

Die erkrankten Fohlen weisen meist eine einseitige Schwellung in der Parotisgegend auf, die primär nicht schmerzhaft ist. Die Perkussion ergibt einen tympanischen Schall. Die betroffenen Luftsäcke sind jedoch sehr anfällig für Sekundärinfektionen. Es kann dann zu einem Empyem mit nachweisbarer Fluktuation kommen, die Schwellung wird zunehmend schmerzhafter. Die Diagnose ist anhand des klinischen Bildes und mit Hilfe einer endoskopischen und röntgenologischen Untersuchung zu stellen.

 

 

 

6. Differentialdiagnose

 

Differentialdiagnostisch zu dem regurgitieren der Milch muß die angeborene Palatoschisis abgegrenzt werden. Ursachen für ein Stenosengeräusch können eine Lähmung des Nervus reccurens und dadurch bedingter Larynxlähmung, Retentionszysten im Rachenraum oder eine Dislokation des Gaumensegels sein. Diese Diagnosen lassen sich teilweise durch eine klinische Untersuchung stellen, wie z.B. die palpierbare asymmetrische Atrophie der dorsalen Kehlkopfmuskulatur bei einer einseitigen Larynxlähmung, eine eindeutige Abklärung kann jedoch erst durch das endoskopische Bild vorgenommen werden.

 

 

 

 

 

7. Therapie

 

Die Therapie des Luftsackmeteorismus kann operativ oder durch einlegen eines Katheters und regelmäßige Spülungen erfolgen. Bei der operativen Versorgung wird die überflüssige Schleimhaut an der Mündung der Tuba auditiva resiziert. Es ist nicht geklärt, ob diese Methode zu guten Ergebnissen führt. Auch eine Fenestrierung des Septums zwischen linkem und rechtem Luftsack ist bei einseitiger Tympanie beschrieben.

Eine chirurgische Eröffnung des Luftsacks mit Spülung und Einlegen eines Foleykatheters ermöglicht die tägliche Spülung und erleichtert die Applikation von Medikamenten direkt in den Luftsack. Zusätzlich zu den Spülungen sollte eine antibiotische Therapie durchgeführt werden.

 

 

 

8. Prognose

 

Die Prognose einer angeborenen Luftsacktympanie ist günstig, da die Fehlbildung später durch das Längenwachstum verschwinden kann.

 

 

 

9. Epikrise

 

Die Luftsacktympanie bei diesem Patienten liegt einer angeborenen Faltenbildung in der Tuba auditiva. Sie war beiderseits ausgeprägt und war gut von außen sichtbar. Als das Tier in die Klinik überwiesen wurde, waren die Luftsäcke bereits sekundär infiziert, was die häufigste Komplikation bei Luftsackmeteorismen ist. Die Hauptaufgabe der Therapie war dadurch, die Infektion zu bekämpfen, da sich die Fehlbildung durch das Längenwachstum des Fohlens zurückbilden kann. Durch das tägliche Spülen und initiale Chemotherapie konnte man die Infektion eindämmen. Eventuell hätte man durch längeres Spülen ein Wiederaufflammen der Erkrankung verhindern können. Bei weiterer Therapie ist eine vollständige Genesung zu erwarten.

Da diese Verän

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