Hund-01 - Discospondylitis

                                               Krankheitsbericht

 

 

 

1. Signalement

 

Tierart:                         Hund

Rasse:                                     Rottweiler

Rufname:                                 x

Geschlecht:                              männlich, nicht kastriert

Geburtsdatum:             10.08.1997

Aufn.- Gewicht:                       43 kg

TgNr.:                                     x

Rö.- Nr.:                                 x

Aufnehmender Tierarzt:            x

Aufnahmetag:                           x

 

 

 

 

 

 

2. Anamnese

 

Der Patient wurde am 28.05.1998 erstmalig in der Kleintierklinik vorgestellt. Zu diesem Zeitpunkt war x bereits mehrere Wochen durch den Haustierarzt aufgrund von unmotivierten Schmerzäußerungen mit Schmerzmitteln behandelt worden, wobei es zu keiner deutlichen Verbesserung der Symptome kam.

Laut Besitzerin traten die Schmerzen bevorzugt beim Hinlegen oder Aufstehen, beim Springen ins Auto oder beim Abwärtslaufen von Treppen auf, diese äußerten sich dann im Aufkrümmen der Wirbelsäule. Allerdings war der Patient zeitweise wieder völlig beschwerdefrei, dann traten die Schmerzäußerungen plötzlich wieder auf.

Bei der Aufnahmeuntersuchung konnte keine Lahmheit der Gliedmaßen festgestellt werden, ebenso waren  die Reflexe der Gliedmaßen ohne besonderen Befund. Auch Harn- und Kotabsatz waren ohne besonderen Befund. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Körperkerntemperatur, rektal gemessen, 39.1°C, der Patient war munter, dabei etwas aufgeregt und der Ernährungszustand war als gut zu bezeichnen. Die Schleimhäute waren blaßrosarot, die kapilläre Füllungszeit lag unter 2 sec. Nach Aussage der Besitzerin wurde x regelmäßig entwurmt und geimpft.

Es wurden nun Röntgenaufnahmen von Thorax und Abdomen (l/l) angefertigt. Auf diesen war zu erkennen, daß es im ventralen Bereich des 5. und 6. Brustwirbelkörpers zu Strukturveränderungen gekommen war, die zum Teil aus Auflösungserscheinungen des Knochens und teils aus Knochenzubildungen bestanden.

Die Therapie erfolgte durch eine 14tägige Antibiose mit Cefaseptinâ (Wirkstoff: Cephalexin); sollte es nach dieser Behandlung zu keiner Besserung gekommen sein, wurde eine Operation zur genaueren Abklärung der Diagnose und zur Entfernung der Knochenzubildung vorgeschlagen.

Nachdem sich während der Antibiose keine Besserung gezeigt hat, wurde x am 11.06.1998 in die Kleintierklinik x aufgenommen, um eine Operation durchzuführen.

 

 

 

 

Es wurde Blut, Harn und Liquor des Patienten untersucht, dabei ergaben sich folgende Werte:          


 

Blutbild

WBC:              8,44 109/l

RBC:               5,38 1012/l

HGB:               12,5 g/dl

HCT:               36,6 %

MCV:              68.0 fl

MCH:              23,3 pg

MCHC:           34,3 g/dl

ROW:              14,9 %

PLT:                345 109/l

MPV:              9,55 fl

 

Differntialblutbild

NEU:               62,1 %

LYM:              20,8 %

MONO:          8,86 %

EOS:               8,24 %

BASO:            0,069 %

NEU:               5,24 109/l

LYM:              1,75 109/l

MONO:          0,747 109/l

EOS:               0,695 109/l

BASO:            0,006 109/l

 

Blutchemie

Na:                  138 mval/l

K:                    3,9 mval/l

Ca:                  2,4 mval/l

P:                     2,55 mg/dl

H´stoff:42 mg/dl

BZ:                  125 mg/dl

GPT:                21 U/l

AP:                  179 U/l

GE:                  5,27 g/dl

Albumin:          2,7 g/dl

 

Harnstatus

Spez. Gew.:     1050

ph:                   6

Eiweiß:(+)

Z:                     Æ

B:                    Æ

Hb:                  Æ

Sed: Zyl:          Bakt +++

 

 

 

 

Liquor

Na:                  137 mmol/l

K:                    2,8 mmol/l

Glc:                  66 mg/dl

Lipopr.:            45,8 mg/dl

CK:                 9 U/l

Pandy:             Æ

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 


 Am selben Tag wurde die Operation vorgenommen. Zur Narkoseprämedikamentation wurde eine Kombination aus Diazepam und Polamivetâ (Wirkstoffe: Levomethadon u. Fenpipramid) verwendet, die Inhalationsnarkose wurde mit Isofluran, NO2, O2 durchgeführt.

Es wurde ein Schnitt über dem Rippenbogen der 6. linken Rippe angebracht, mit dem auf ca. 10 cm Länge Haut, Unterhaut und Muskulatur durchtrennt wurden. Es erfolgte die Präparation

bis zum Rippengelenk, dann wurden Rippenkopf und 2 cm der Rippe entfernt und Knochenstanzen aus dem Korpus des 6. Brustwirbels entnommen. Dabei wurde festgestellt, daß Rippenkopf und Brustwirbel weicher als normal bzw. zum Teil sogar schneidbar waren. Es wurden Proben für Bakteriologie, Histologie und Zytologie entnommen. Die Muskel-, Faszien- und Bindegewebsadaption wurde mit PDS 2/0, die Unterhautnaht mit PDS 3/0, die Hautnaht mit Seralon 3/0 durchgeführt. Es wurde eine Penrose- Drainage eingelegt.

Nach der Operation erhielt der Patient bis zum 15.06.1998 zwei mal täglich 1,3 ml Temgesicâ (Wirkstoff: Buprenorphin) s.c., drei mal täglich 1g Cefazolinâ (Wirkstoff: Gramaxin) i.v. am 12.06.1998, ab dem 13.06.1998 bis 15.06.1998 zwei mal täglich 1g Cefaseptinâ (Wirkstoff: Cephalexin) p.o.. Am 13.06.1998 wurde die Drainage gezogen.

 

 

 

3. Status praesens

 

3.1 Allgemeinuntersuchung

 

Bei der Untersuchung zeigt sich der Patient lebhaft und an seiner Umwelt interessiert. Der    Ernährungszustand ist als gut zu bezeichnen (Gewicht: 43 kg), Haut und Haarkleid sind bis auf die rasierte Fläche im linken Thoraxbereich und die dort sich befindende Operationswunde ohne besonderen Befund. Die Operationswunde ist etwa 10 cm lang, sauber und es zeigt sich kein Sekretausfluß.

Die Schleimhäute sind blaßrosarot, glänzend und ohne Auflagerungen, die palpierbaren Lymphknoten sind ohne besonderen Befund.

Die Atemfrequenz beträgt 26/ min, es sind keine Atemgeräusche zu vernehmen.

Die Herzfrequenz beträgt 92/ min, die Herztöne sind gleichmäßig, regelmäßig, gut abgesetzt, es sind keine Nebengeräusche zu hören. Die Pulsfrequenz entspricht der Herzfrequenz, der Puls ist kräftig, gleichmäßig und regelmäßig.

 

3. 2 Spezielle Untersuchung

 

Die neurologische Untersuchung ist ohne besonderen Befund. Eine Schmerzhaftigkeit im Bereich der Wirbelsäule oder der Gliedmaßen kann nicht festgestellt werden aufgrund der starken Analgetika (s.o.), die x zur Zeit erhält. Eine Lahmheit liegt nicht vor.

 

 

 

 

Es wird eine Blutuntersuchung durchgeführt, dabei ergeben sich folgende Werte:

 


Blutbild

WBC:       5,64 109/ l

RBC:        6,01 1012/l

HGB:        14.1 g/dl

HCT:        40,5%

MCV:       67,4 fL

MCH:       23,6pg

MCHC:    34,8 g/dl

ROW:       15,7 %

PLT:         388 109/l

MPV:       9,76 fl

 

Differentialblutbild

NEU:        57,4 %

LYM:       21,4 %

MONO:   16,3 %

EOS:        4,27 %

BASO:     O,619 %

NEU:        3,24 109/l

LYM:       1,21 109/l

MONO:   0,921 109/l

EOS:        0,241 109/l

BASO:     0,035 109/l


Bei der histologischen Untersuchung des entnommenen Gewebes zeigte dieses Fibrinosierungstendenzen,hyaline Degenerationen des kollagenen Gewebes, sowie Metaplasien und dystrophische Verkalkungen und reaktive unspezifische reparative entzündliche Infiltrate. Ergebnisse über die Untersuchung des knöchernen Anteils des entnommenen Gewebes liegen noch nicht vor, ebenso fehlen die Untersuchungsergebnisse der Bakteriologie und Zytologie.

 

 

4. Diagnose

 

Aufgrund der vorliegenden Befunde handelt es sich bei den krankhaften Veränderungen an den Brustwirbelkörpern 5 und 6 um eine Discospondylitis. Es handelt sich dabei um eine hämatogene Infektion von Bandscheibe, Wirbelepiphyse und angrenzendem Wirbelkörper. Sie dehnt sich in der Sublumbalmuskulatur aus und ist mit Schmerzen verbunden. Häufig verläuft eine Discospondylitis chronisch. Sie kann hervorgerufen werden durch Fremdkörper oder Infektionen mit Staphylococcus intermedius, Nocardia-Arten, Brucella canis oder Pilzen.

 

 

5. Differentialdiagnosen

 

Es kann ausgeschlossen werden, daß es sich bei den Veränderungen im Bereich der Brustwirbelsäule um eine Diskopathie handelt, da bei dieser als typische Symptome neben Schmerzäußerungen in Form von Aufkrümmen der Wirbelsäule vor allem Paresen oder sogar Paralysen mit Nachschleifen der Hinterhand auftreten. Ebenso kommt es bei einer Diskopathie meist zur Harn- und Kotverhaltung, welches für den Patienten ausgeschlossen werden konnte.

Weitere Differentialdiagnosen wären das Kompressionssyndrom der caudalen Halswirbelsäule oder des Lumbosacralbereiches. Allerdings führt erstere zur Ataxie und Nachhandschwäche infolge chronisch progressiver Kompression des Rückenmarks im caudalen Halsbereich, durch die die spinalen Reflexe der Nachhand gesteigert wären. Letztere führt durch eine Verengung des Wirbelkanals (Stenosen) im Bereich des 6. Lendenwirbels und des 1. Kreuzwirbels oder durch Instabilität im Lumbosacralgelenk (dadurch Sekundärreaktionen in Bändern, Diskusapparat oder Wirbelkörper) zur Stützbeinlahmheit, eventuell mit Schleifen der Zehen, Schwäche beim Aufstehen, Rutenlähmung und Harn- und Kotabsatzstörungen. Diese Symptome treffen auf den Patienten nicht zu.

 

 

6. Therapie und weiterer Verlauf

 

Nachdem das überschüssige Gewebe entfernt wurde, ist es wichtig aus diesem Gewebe den Erreger zu isolieren und ein Antibiogramm zu erstellen. Da bislang kein Erregernachweis vorliegt, sollte der Patient zunächst weiterhin antibiotisch versorgt werden, z. B. mit Cloxacilin, Chloramphenicol, Tetracyclinen oder dem bislang schon verabreichten Cephalexin.

 

 

7. Prognose

 

Eine Prognose ist vorsichtig zu stellen, da der Heilungsprozess einer Discospondylitis sehr langwierig ist und häufig Rezidive auftreten.

 

 

 

8. Epikrise

 

Nachdem der Patient xaus der stationären Behandlung am 16.06.1998 wieder nach Hause entlassen wurde, erfolgte einige Wochen später die Euthanasie durch den Haustierarzt auf Wunsch der Besitzerin in einer perakuten Phase des Krankheitsverlaufs. Der Haustierarzt veranlasste eine pathlogische Nachuntersuchung des Leichnams von x im Institut für Veterinärpathologie der FU Berlin. Die Ergebnisse über diese Untersuchung liegen noch nicht vor.

 

 

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