Hund-06 - Parasitose durch Flohbefall, Wurmbefall

 

Krankheitsbericht (Kleintier)

 

 

 

I.  Signalement

 

Rasse:                                       Jack Russel

Geschlecht:                              männlich

Alter:                                        1987, ca. 10 Jahre

Gewicht:                                   8 kg

Rufname:                                  x                         

Besitzer :                                  x

 

 

II.  Anamnese

 

Der Hund wurde vom Besitzer am 28.5.97 in der Klinik wegen Juckreizes, welcher seit 1 Jahr besteht, vorgestellt. Der Juckreiz begann in der Schwanzgegend und setzte sich auf der Kruppe fort. Es wurde keine Besserung nach Behandlung mit Shampoos bemerkt.

Im Haushalt befindet sich auch noch eine Hündin, die jedoch keinen Juckreiz aufweisen soll.

Die letzte Wurmkur ist nicht bekannt.

 

III.  Status praesens

 

Es wurden folgende Befunde erhoben:

 

 

Allgemeine Untersuchung:

 

Allgemeinzustand:            

 

Der Hund zeigt keine auffällige Veränderung an der Haltung.

Alle Gliedmaßen werden gleichmäßig belastet.

 

Nähr- und Kräftezustand:

 

Der Ernährungszustand ist gut.

 

Gesamteindruck:

 

Der Hund ist aufmerksam und sehr lebhaft. In seinem Verhalten zeigt sich nichts, was uns stärker beunruhigt hätte.

 

 

Spezielle Untersuchung:

 

·       Körperinnentemperatur:     39,3°C

·       Pulsfrequenz:                       100 Schläge / min.

·       Atemfrequenz:                     56 Atemzüge / min.      

                     

 

 

 

Haut, Haarkleid:

 

Die Elastizität der Haut ist erhalten, da die Haut sofort nach Abziehen einer Hautfalte wieder verstreicht. Das Haarkleid selbst ist an den übrigen Stellen mäßig lang, nicht ganz glatt - ein wenig ungepflegt. An der Kruppe und in der Schwanzgegend finden sich Stellen, die leichten Haarverlust aufweisen, sowie ein paar wenige Pusteln und Krusten. Beim Durchkämmen mit einem Flohkamm ist Flohkot nachzuweisen.

 

Lymphknoten:

 

Die Lnn. mandibulares, retropharyngeales, cervicales supff., axillares und poplitei waren für uns bei der Untersuchung von einer mäßigen Fühlbarkeit einiger Lymphknoten bis gar nicht palpabel.

 

Sichtbare Schleimhäute:

 

Die Konjunktiven sind blaßrot, glänzend ohne Auflagerungen.

Die kapilläre Füllungszeit liegt unter 2 Sekunden

 

Maulhöhle:

 

Die Schleimhaut ist rot.

Schleimhautveränderungen sind nicht ersichtlich.

Die Zähne sind adspektorisch o. b. B.

                      Das Maul ist bei Palpation schmerzfrei bei uneingeschränkter Beweglichkeit.

 

Magen, Darm, Niere, Leber, Milz, After, Perineum:   

 

Adspektorisch ist an der Bauchform nichts Auffälliges ersichtlich. Die Bauchdeckenspannung ist physiologisch. Die Palpation des Bauchraumes bereitet dem Hund keine Schmerzen. Milz, Nieren und Leber waren palpatorisch unauffällig. Der Magen-Darm-Trakt war mäßig gefüllt.  

Beim Durchtasten des hinteren Bauchraumes können verdickte Darmschlingen erfühlt werden.

Die Aftergegend ist gerötet. Weiterhin zeigte der Hund Schmerzen beim Hinsetzten.

Die Analbeutel sind mäßig gefüllt.

 

Atemapparat:

 

Die Atemfrequenz ist mit einer Frequenz von 56 Atemzügen / min. für einen Hund dieser Größe und bei Beachtung der Aufregung unauffällig. Die Atmung ist tief, regelmäßig und vom costoabdominalen Typ.

Bei der Auskultation waren keine auffälligen Geräusche hörbar.

 

Herz, Kreislauf:

 

Die Herzfrequenz ist mit 100 Schlägen / min. unauffällig. Der Puls ist fühlbar und als kräftig zu bezeichnen. Neben den physiologischen Herztönen waren keine Herzgeräusche feststellbar. 

 

Harnapparat:

                     

Bezüglich Harnabsatz und abgesetzter Menge liegen keine Angaben von seitens des Besitzers vor.

                      Blase war fühlbar, aber unauffällig.          

 

Geschlechtsorgane:

 

Hoden, Präputium und Penis zeigen keine Auffälligkeiten.

 

 

 

 

 

Bewegungsapparat:

 

Die Palpation der Knochen sowie passive Beugung und Streckung der Gliedmaßen bleiben unauffällig. Alle vier Gliedmaßen werden gleichmäßig belastet. In der Bewegung ist keine Lahmheit feststellbar.

 

 

Nervensystem:

 

Der Patient ist bei vollem Bewußtsein. Sein Sensorium ist unauffällig.

Reflexe wurden nicht geprüft.

 

 

Spezielle Laboruntersuchungen:

 

                      Geschabsel: negativ

                      Pilzkultur: negativ

 

 

IV.  Diagnose 

                                

 

1.     Parasitose durch Flohbefall

 

Die Lokalisation und das durch die Juckattacken ausgelöste typische selbsttraumatisierende Verhalten lassen einen Befall des Tieres durch Flöhe annehmen. Ausschlaggebend für die Befunderhebung war aber der aus der Kruppenregion gkämmte Flohkot, der auf einem weißen Papier betrachtet von typisch schwarzer Farbe war und aus dem sich nach Anlösen mit Wasser rötlich braune Anteile darstellen ließen. Diese bluthaltigen Kotpartikel der adulten Flöhe dienen als Nahrung für die Flohlarven.

 

Flöhe sind kleine, braune, flügellose Insekten mit seitlich abgeflachtem Körper. Die Männchen sind kleiner als die Weibchen. Sie sind in der Regel durch ihren chitinbedeckten Kopf und die ebenso geschützten 3 Körpersegmente schwer zu “knacken” und durch den kräftigen Bau ihrer Beine zu den für ihre Wirte mit so unangenehmen Folgen endenden Sprüngen fähig. Sie durchlaufen eine vollständige Metamorphose.von weiß glänzenden Eiern über mehrere Larvenstadien, der Verpuppung zur sog. Imago, des erwachsenen Flohs.

Wichtig ist hierbei, daß sich die Flöhe nicht auf dem Wirtstier entwickeln, sondern die Eier meist in der Umgebung des Wirtstieres z.B. in Ritzen oder außerhalb auf feuchtem Boden abgelegt werden. Eier, die auf dem Wirtstier abgelegten werden, haften nur eine kurze Zeit an den Haaren und fallen dann in ein sog. “Nestbiotop” (z.B. in den Hundekorb), wo sich dann die Larven entwickeln. Die gesamte Entwicklung dauert etwa 30 Tage, ist aber temperaturabhängig.

 

 

2.     Wurmbefall

 

Eine Kotprobe wurde nicht genommen und untersucht, die zur sicheren Diagnose eines Wurmbefalls notwendig gewesen wäre.  Dennoch nehmen wir aufgrund des Verhaltens des Hundes (Reaktion auf die juckende und/oder wenig schmerzende Analregion), des laut Tierhalter weit entfernt liegenden letzten Entwurmungstermins und aufgrund des sicher diagnostizierten Flohbefalls einen Befall mit Würmern, in diesem Fall mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Hundebandwurm (Dipylidium caninum) an. Denn Flöhe können als mechanische Vektoren zahlreicher Erkrankungen fungieren. Pasteurellen lassen sich gerne durch Flöhe übertragen. Der sog. Menschenfloh (Pulex irritans) kann speziell den Erreger der Pest (Yersinia pestis) übertragen. Der Katzen- und der Hundefloh (Ctenocephalides canis et felis) ist Zwischenwirt des Hundebandwurms (s.o.).

 

 

 

 

 

 

 

V.  Differentialdiagnose

 

Wir betrachten hier vor allem die verschiedenen einen Juckreiz (Pruritus) auslösenden Faktoren:

 

·       Infektiöse Ursachen:

-  Pydermie (meist durch Staphylococcus intermedius und aureus)
-  Hautfaltendermatitis (in diesem Fall auszuschließen, da unzutreffende Lokalisation)
-  Oberflächliche Pyodermie (bakteriell bedingt)
-  Tiefe Pyodermie/Furunkulose

·       Parasitäre Ursachen

-  Dermatitis durch Flohallergie (wäre hier zu prüfen)
-  Sarkoptesräude
-  Notoedresräude
-  Cheletiellose (Raubmilben)

·       Allergische und immunologische Ursachen

-  Dermatitis durch Inhalationsallergene (Atopie)
-  Futtermittelallergie
-  Kontaktallergie
-  Arzneimittelallergie


·       Sonstige juckende Dermatosen

-  Psychogene Dermatose (bei nervösen und/oder gelangweilten ausgewachsenen Tieren)

 

 

VI.  Prognose

 

Die Prognose stellt sich sehr positiv dar in Fällen, wo keine Flohstichallergie vorliegt. Mit Einleitung der Therapie und Einhaltung derselben sollten in der Regel die Symptome verschwinden, obwohl z.T. Resistenzen gegen bestimmte Mittel beobachtet wurden.

Bei Tieren mit einer Überempfindlichkeit gegen antigene Bestandteile im Flohspeichel, muß man den Besitzer darüber aufklären, daß es bei einem Wiederauftreten von Flöhen zu allergischen Reaktionen von den Typen 1 (anaphylaktischer Schock) und 4 (Spättyp) kommen kann.

 

 

VII.  Therapie

 

In der Flohtherapie müssen sowohl das befallene Tier als auch in noch größerem Maße seine Umgebung behandelt werden. Vor allem feuchter, kühler Untergrund - vor allem lose Erde, Sand oder Beton - sowie Ritzen und Spalten sind bevorzugte Plätze der Flohentwicklung. Hierzu muß man in erster Linie den Teppich absaugen und das Lager mit Insktizidsprays behandeln. Auch der zweite Hund muß gegen Flohbefall behandelt werden, da sonst jederzeit ein überspringen der Flöhe möglich wäre.

Das Tier selbst kann mit verschieden Insktiziden behandelt werden:

·       Insektizidpuder (Pyrethroide, Propoxur) erreichen nicht alle Flöhe. Infolgedessen muß die Behandlung oft wiederholt werden.

·       Insektizidbäder (Phosphorsäureester, RagadanÒ)

·       TiguvonÒ gelegentlich Resistenzen

·       Flohhalsbänder (gegen Flöhe und Zecken)
-  Carbamate (PropoxurÒ, Carbyl) haben eine lange Wirksamkeit (6 Wochen), müssen ständig getragen             werden.
-  Phosphorsäureester (Diazinon, DDVP) “stinken”, sind wasserlöslich, mögliche Resorptionsintoxikation
-  HCH-Präparate
-  Amitraz und Pyrethroide(Permethrin, Flumethrin) Mittel der Wahl, da Schutz über 3 Monate ohne                 Resorption.

·       Insektizidsprays (FrontlineÒ,ProgramÒ)

 

 

In unserem Fall wurden folgende Mittel verschrieben:

 

FrontlineÒ

Dosierung / Anwendung

 

Damit das ganze Fell befeuchtet wird, je nach Länge des Fells 3-6 ml pro kg (7,5 bis 15 mg Aktivsubstanz pro kg Körpergewicht), d.h. 2-4 Pumpstösse pro kg Körpergewicht verabreichen. Das Produkt wirkt 3 bis 5 Wochen gegen Zecken und je nach Parasitendichte zwischen 1 bis 3 Monate gegen Flöhe.

 

ProgramÒ

Dosierung / Anwendung

 

Die minimal empfohlene Dosierung von PROGRAM bei Hunden beträgt 10 mg Lufenuron pro kg Körpergewicht pro Monat.

 

Praktische Dosierungsanleitung pro Monat:

 

Gewicht des Hundes

bis 2.5 kg           1 gelbe Tablette

                     (= 23.1 mg Lufenuron)

über 2.5 bis 7.0 kg  1 rote Tablette

                     (= 67.8 mg Lufenuron)

über 7.0 bis 20 kg   1 graue Tablette

                     (= 204.9 mg Lufenuron)

über 20 bis 40 kg    1 weisse Tablette

                     (= 409.8 mg Lufenuron)

über 40 kg           Kombination verschiedener

                     Tabletten nach Gewicht

                     des Hundes, mindestens

                     aber 10 mg pro kg Körper-

                     gewicht pro Monat.

 

PROGRAM kann vorbeugend vor Beginn der Flohsaison (beginnend je nach Klima etwa März bis Mai) oder nach erfolgter Diagnose eines Flohbefalls eingesetzt werden. PROGRAM soll während mindestens sechs Monaten verabreicht werden.

PROGRAM-Tabletten sollen mit oder unmittelbar nach einer vollen Mahlzeit (in einem Leckerbissen versteckt) oder durch direkte Eingabe verabreicht werden. Es ist wichtig, daß alle Hunde und Katzen, die in einem Haushalt zusammenleben, mit PROGRAM behandelt werden.

 

Drontal plusÒ

Dosierung / Anwendung

 

So weit nichts anderes verordnet, werden zur vollständigen Entwurmung DRONTAL PLUS Tabletten in der Dosierung von 1 Tablette pro 10 kg KGW verabreicht.

Dauer der Behandlung: Das Präparat wird einmalig verabreicht. Bei diagnostiziertem Wurmbefall ist immer eine sofortige Entwurmung mit einer Wiederbehandlung nach 2 Wochen durchzuführen.

 

Die Tabletten werden dem Tier direkt verabreicht. Am besten versteckt man sie in einem Stück Fleisch, Wurst oder Käse. Diätmaßnahmen sind weder bei erwachsenen Hunden noch bei Welpen erforderlich.

HexocilÒ

 

Um den Juckreiz zu stillen wurde PrednisolonÒ 5mg Tabl. verschrieben.

Dosierung / Anwendung

 

                       Antiphlo-                      Immunsup-    Appl.

                       gistisch                          pressiv            oral

 

Hund            0,25-1 mg/kg                  1-4 mg/kg   morgens

 

Die Anfangsdosis wird hoch gewählt und einige (2-5) Tage lang täglich verabreicht. Mit der derselben Dosierung wird dann auf die intermittierende Behandlung

(jeder 2. Tag behandlungsfrei) übergegangen, wobei nach einigen Tagen die Dosis allmählich bis zur kleinsten noch wirksamen Dosis zu verringern ist. Es ist in

jedem Fall besser, alle 2 Tage eine höhere Dosis zu verabreichen als täglich eine kleinere. Die Beendigung der Therapie muss ausschleichend erfolgen, da bei plötzlichem Absetzen von Prednisolon eine akute NNR-Insuffizienz eintreten kann.

 

 

VIII.Verlauf

 

Der Verlauf konnte leider nicht kontrolliert werden, da die Patientenbesitzer den Patienten nicht wieder in der Klinik vorstellten.

 

 

IX. Epikrise

 

Abschließend sei gesagt, daß es für den Hund eine reelle Chance gibt, den Juckreiz loszuwerden. Problematisch ist dabei aber die Tatsache, daß den Patientenbesitzern die Arzneimittel zur Therapie einerseits zu teuer erschienen, andererseits  die Besitzerin aus dem englischsprachigen Raum kommt und man den Eindruck hatte, daß sie die Therapieanweisungen nicht genau verstanden hat.

Weiterhin erfolgte die empfohlene Wiedervorstellung nicht.

 

 

 

 

>