Milch-07 - Staphylococcus aureus

 

 

M i l c h b e r i c h t

ausgegeben am 30.05.2000

 

 

1. Beschreibung

Die Gemelkprobe 74 setzt sich aus 3 Phasen zusammen: Die obere Schicht umfaßt ca. 1,5 ml, ist elfenbeinfarben und von rahmig-fester Konsistenz. Sie setzt sich wahrscheinlich aus Milchfett zusammen. Die mittlere Phase besteht aus ca. 8,5 ml trüber, weiß-gräulicher, wässriger Flüssigkeit. Die untere Phase, das Sediment, stellt sich homogen weiß am Boden des Reagenzglases dar und umfaßt ca. 0,2 ml. Der Geruch der Gemelkprobe ist säuerlich bis hefeartig.

 

 

2. mikroskopischer Befund

Vom Sediment werden Ausstriche auf einem Objektträger angefertigt und nach GIEMSA und GRAM gefärbt.

 

a) GIEMSA-Färbung           
Im Überblick sind sehr wenig Zellen erkennbar. Es zeigen einige wenige Lymphozyten, Kokken, sowie phagozytierende Zellen, in denen Kokken sichtbar sind. Es konnten keinerlei Epithelzellen differenziert werden.

 

b) GRAM-Färbung des Sediments 
In dieser Färbung befinden sich grampositive Kokken, die vereinzelt vorliegen und deren Form und Anordnung in diesem Präparat nicht genauer differenziert werden kann.

 

 


3. kultureller Befund

Von dem Sediment der Milchprobe 74 wird je ein Ausstrich auf einem Iso-Agar sowie auf einem Blutagar angefertigt. Diese werden 48 Stunden bei 37 °C unter aeroben Verhältnissen bebrütet.

 

a) Iso-Agar    
Der erste Impfstrich des Iso-Agars ist durchgehend bewachsen, auf ihm sind ca. 1 mm große, weiß bis elfenbeinfarbene, runde Kolonien sichtbar, deren Rand und Oberfläche glatt ist und die sich leicht konvex vom Agar abheben. Der mit diesem Koloniematerial durchgeführte Katalasetest fällt positiv aus.

 

b) Blut-Agar  
Der erste Impfstrich ist zu ¾ durchgehend mit 2-3 mm großen, runden, konvexen Kolonien bewachsen. Sie sind weiß, im Zentrum eher gelblich gefärbt und haben einen glatten Rand sowie eine glatte Oberfläche. Um die Kolonien herum ist eine vollständige Hämolyse erkennbar.

 

c) GRAM-Färbung des Koloniematerials

Nach Anzüchtung der Bakterien wird ein weiterer Ausstrich des Koloniematerials des Isoagars angefertigt und nach GRAM gefärbt. Hier sind deutlich grampositive Kokken sichtbar, welche in Haufen über den gesamten Ausstrich verteilt sind.

 

 

4. Diagnose

Das Milchsekret erscheint bis auf den Geruch grobsinnlich unverändert, allerdings konnten in der GIEMSA-Färbung eindeutig phagozytierende Zellen, Lymphozyten und Kokken nachgewiesen werden, weswegen davon ausgegangen werden kann, daß es sich hier um die Milch einer an Mastitis erkrankten Kuh handelt. Aufgrund der GRAM-Färbung, des Katalase-Tests und des Hämolyseverhaltens auf dem Blutagar kann der Verdacht geäußert werden, daß es sich bei dem Erreger um Staphylokokken handelt. Der bedeutsamste Erreger dieser Gattung ist bei Rindermastitiden unter den Bedingungen einer intensiven Milchproduktion der Staphylococcus aureus.

 

 


5. Differentialdiagnose

Durch das positive Ergebnis bei der Gramfärbung können Escherichia coli und Salmonellen als Erreger ausgeschlossen werden. Weiterhin kommen Actinomyces pyogenes und Bacillus cereus als Mastitiserreger in Frage, diese würden sich aber mikroskopisch als grampositive Stäbchen darstellen. Um sicher zugehen, kann eine Eigelbreaktion durchgeführt werden, die bei Bacillus cereus positiv ausfallen würde. Actinomyces pyogenes wäre genauso wie die grampositiven Streptokokken Katalase negativ. Eine Hefenmastitis kann aufgrund ihrer typischen Erscheinung bei der mikroskopischen Untersuchung ausgeschlossen werden.

 

Zur Bestätigung der Diagnose sind weitere Tests zu empfehlen: Wenn ein Wachstum unter anaerober Bebrütung stattfindet und der Koagulasetest sowie der Clumping-Faktor positiv ausfallen, kann die Diagnose der Staphylokokkenmastitis (S. aureus) als bewiesen angesehen werden.

 

Da auf den Nährböden jeweils nur der erste Impfstrich bewachsen ist, liegt die Vermutung nahe, daß es sich um die Milch einer Kuh handelt, die mit Antibiotika vorbehandelt wurde. Um dies zu bestätigen, muß ein mikrobieller Hemmstofftest (Brillantschwarz-Reduktionstest) durchgeführt werden, damit die Qualität der Milch gewährleistet werden kann. Der Hemmstofftest fällt positiv aus, wenn es zu keinem Farbumschlag kommt (blau). Bei einem negativen Ergebnis vermehren sich die Bakterien, es erfolgt dann ein Farbumschlag von blau nach gelb. In diesem Falle ist ein positiver Hemmstofftest zu erwarten, da die Kuh vermutlich schon mit Antibiotika vorbehandelt wurde.

 

 

6. Beurteilung der Milch

Aufgrund des abweichenden Geruchs liegt ein verändertes Eutersekret vor, daß nach $2, Satz 1 der Milch-VO nicht der Begriffsbestimmung ”Milch” entspricht. Im Sediment konnten pathogene Mastitiserreger, Entzündungszellen, sowie phagozytierte Erreger nachgewiesen werden, weshalb der Befund der Mastitis zu erheben ist. Gemäß §3, Absatz 1, Satz 1 der Milch-VO vom 28.07.98 darf von dem erkrankten Tier kein Sekret gewonnen und gemäß $18, Absatz 1, Satz 2 der Milch-VO als Lebensmittel in den Verkehr gebracht werden.

 

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