Obduktion-12 - Hund: metastasierende maligne Lymphome mit Folgeerscheinungen

Obduktionsbericht

 

 

 

Betreuer: x

 

 

1. Aufnahme

 

a)     Nationale des Tieres

Gattung, Rasse:                                                         Hund, Rottweiler

Geschlecht:                                                                weiblich kastriert

Alter:                                                                           12 Jahre

 

Einsender des Tieres:                                               x

Besitzer des Tieres:                                                   x

 

c)     Ort und Zeit der Zerlegung

Das am 30.4.1997 getötete Tier wurde am 2.5.97 von 1000 bis 1230 Uhr im Sektionssaal des Institutes für Veterinärpathologie der FU Berlin zerlegt und untersucht.

 

d)    Untersucher:     x

Zeugen:              x, xx, x

 

e)     Vorbericht

Lahmheiten seit 96 - Spondylosen. Frißt seit 1 Monat schlechter, seit 5 Tagen nicht mehr. Will sich kaum bewegen. Anämie, Hkt 34,6 %  (21.4.97), beschleunigte BSG.

Palpatorisch faustgroßer intraabdominaler Tumor am 21.4. ® am 29.5. flächig in mehrere Knoten aufgelöst. Sonographisch zahlreiche echoarme Bezirke in Milz und Netz.

Blutung in die vordere Augenkammer rechts.

Die Euthanasie wurde am 30.4.97 um 1900 Uhr mit Narcoren i.v. durchgeführt.

Die klinische Diagnose lautete Hämangiosarkom mit Metastasierung.

 

 

2. Beschreibung

 

a)     äußere Beschreibung

 

Das Tier ist vor ca. 39 Std. getötet worden und wird auf dem Rücken liegend vorgefunden. Der Tierkörper ist vollständig erhalten. Das Gewicht beträgt 31,3 kg. Der Ernährungszustand des Tieres ist mäßig bis schlecht, die Bemuskelung schwach ausgeprägt. Die Temperatur des Tierkörpers liegt etwas unter der  Raumtemperatur. Als Zeichen des Todes sind in sich eingefallene Augen und getrübte, sowie rechts eine in Falten gelegte Hornhaut festzustellen. Das rechte Augenlid ist eingefallen. Die 3. Augenlider sind vorgefallen - rechts etwa zur Hälfte, links zu einem Drittel. Die Lederhaut rechts ist feucht, glatt und glänzend, rotgelblich-grau und weist beidseitig eine verwaschene Gefäßzeichnung auf. Dabei “wölbt” sich das linke Auge im Vergleich zum rechten etwas weiter aus der Augenhöhle hervor. Weiterhin ist auch der Kopf asymmetrisch - die linke Seite scheint erhoben. Totenstarre liegt nicht vor. Beide Ohren sind trocken und frei von Auflagerungen. In der linken Nasenöffnung befindet sich eine rotschleimige Flüssigkeit, die sich auch verschmiert auf dem Nasenspiegel und der Oberlippe links findet. Dagegen ist die Nasenöffnung rechts ohne Ausfluß, feucht, glatt und glänzend. Ihre Schleimhaut stellt sich schwarz pigmentiert dar. Der Fang ist leicht geöffnet, die Zunge hängt aus dem linken Mundwinkel heraus. Die Zähne sind soweit einsehbar vollständig vorhanden und mit bräunlichen, kalkartig festen Belägen überzogen. Die sichtbare Maulschleimhaut ist gelblich-grau bis porzellanfarbig, feucht, glatt und glänzend. Der After ist rosettenartig geschlossen. Die Dammregion ist mit Kot verschmiert. Die Scham ist rosagrau, mäßig feucht, glatt und glänzend, in Falten gelegt. Das Haarkleid ist stumpf und struppig, aber dicht bis auf eine rhomboid geschorene Stelle (Kantenlängen: 10´2´10´5 cm) auf der Rückseite der linken Vordergliedmaße (Oberarm). Die Haare sind etwa 4, 5, 6 cm lang. Weiße Stichelhaare finden sich auf der Unterbauchseite. In Höhe etwa des linken thorakalen Mammarkomplexes findet sich eine etwa 0.5-1´2 cm große, pilzartig, warzig gestielte, schwarz pigmentierte mit der Haut verwachsene, nicht verschiebliche Umfangsvermehrung.

 

 

b.) innere Besichtigung

 

I. Zustand nach Eröffnen der Haut

 

Nach Eröffnen der Haut stellt sich das Unterhautfettgewebe als weißgelblich wenig dicke Schicht dar. Weiße  mandel- und kürbiskernartige Knoten liegen dem kopfseitigem Ende des Brustbeins (1´), dem Schwertfortsatz (1´), der Region des 8. Zwischenrippenraumes (2´) und des mittleren (1´) bzw. linken (1´) Leistenbereiches sowie der rechten Halsseite (1´) auf. Die Umfangsvermehrung am Hals mißt 0,5´0,5´1 cm, die  im mittleren Leistenbereich  2´1´1 cm und die davon links liegende 2´2´1 cm. Aus dieser tritt im Anschnitt eine rötliche Flüssigkeit punktartig aus. Die Muskulatur ist hellbraungrau und mäßig feucht. Im Anschnitt der Oberschenkelmuskulatur ist eine derbknotig, weiße Umfangsveränderung zu erblicken. Die Gelenkschmiere bildende “Membran” des linken Hüftgelenkes ist feucht, glatt und glänzend, porzellanfarbig mit leichten gelblichen Verfärbungen mittig der Gelenkpfanne. An den zur Mitte und seitlich gerichteten Rollkämmen beider Oberschenkelknochen sind entartete Veränderungen sichtbar, jedoch am linken Bein weniger stark als rechts. Zusätzlich finden sich am rechten Oberschenkel kniegelenksnah knorpelige Auflagerungen. Die Zwischenknorpel beider Kniegelenke stellen sich flachmandarinförmig, elfenbeinfarben, feucht, glatt und glänzend dar. Die Kreuzbänder sind porzellanfarben und glänzend. Im Schultergelenk der rechten Seite gibt es knorpelige Auflagerungen. Es tritt vermehrt gallertige Gelenkflüssigkeit aus. Auf dieser Seite ist auch der Streckknorren des Oberarmknochens verändert, die Gelenkrolle aber noch scharfrandig. Unter der Haut vor dem linken Ellbogengelenk liegt eine etwa hühnereigroße, grau, speckig, marmorierte, teilweise vielknotige Umfangsvermehrung. Ein kleiner, grau, speckig erscheinender Knoten liegt in dessen Nachbarschaft. Aus dem linken Ellbogengelenk tropft nach Eröffnung eine weißlich, hellbersteinfarbene Flüssigkeit. Auf dieser Seite ist der Beugeknorren des Oberarmknochens verändert. Das Knochenmark ist gallertartig, weißlich und feucht (® Fettmark).

Ein Achsellymphknoten ist 5´3´1,5 cm groß. Im Anschnitt quillt eine weiße, mäßig feuchte, derb elastische Substanz hervor.

 

 

II. Bauch- und Beckenhöhle.

 

Nach Eröffnen des Bauchraumes laufen ca. 200-300 ml einer dunkelroten, lackfarbig wässrigen Flüssigkeit aus.

 

In der Bauchhöhle befinden sich im

·       ersten Drittel:      Magen, Leber, Netzanteile, Milz

·       zweiten Drittel:    Magen, Milz, Dünndarm, Netzanteile, Pankreas

·       dritten Drittel:      Dünndarm, Netzanteile.

 

Das Netz ist im Bereich der linken Bauchwand mit dem Fettgewebe verwachsen. Es finden sich eine Verklebung an der rückenwärtigen Bauchwand und mehrere Verklebungsstellen entlang des Dünndarms. Das große Netz ist etwa 70´50 cm groß, von roter dunkelbräunlicher Farbe mit geringer Fetteinlagerung, feucht, glatt und glänzend. Auf dem Netz finden sich 6 etwa 1´2´1 cm große, runde, weißspeckig knotige Gebilde, die im Anschnitt feucht, glatt und glänzend, von dreckigweißer Farbe sind. Zusatzlich findet sich eine Vielzahl von Knoten im Gewebe rückseitig des Bauchfells.

 

Der sich am weitesten in Richtung Kopf vorwölbende Punkt der Zwerchfellkuppel befindet sich zwischen 5. und 6. Rippe. Das Zwerchfell ist gespannt.

Abb.1.   Milz

 

Die Milz (Abb.1.) ist 25´10´1.5 cm groß und 276 g schwer (= 0,88% relatives Organgewicht), rotbraun z.T. schwarz gefärbt und von sehr weicher Konsistenz. Ihre Kanten sind stumpf. Auf der zur Bauchwand gerichteten Fläche der Milz finden sich 2 Umfangsveränderungen. Die erste - am rückenwärts gerichteten Pol gelegen - ist kreisrund mit einem Durchmesser von ca. 8 cm und einer Höhe von etwa 1 cm - von weichgallertiger Konsistenz und heller Farbe (hellrotgrau). Bei Eröffnung fließt eine gelblich-rot, zähflüssig, übelriechende Masse ab. Die zweite Umfangsvermehrung liegt am bauchseitigen Pol. Sie ist braunschwarz, derbelastisch mit einem Durchmesser von etwa 5 cm. Die Schnittfläche der Milz ist dunkelrot und feucht. Eine brombeerrote Masse ist abstreichbar.

 

 

Nach Eröffnung des Magens stellt sich eine bräunlich trübe Flüssigkeit mit Grasbeimengungen dar. In der Magenwand sind zwei knotige Veränderungen zu finden, die im Anschnitt die Magenschleimhaut nicht erreichen. Vielfach finden sich knotige Veränderungen im Gekröseansatz, vor allem im Bereich des Dünndarms,  akzeptieren jedoch nicht die Darmwand. Die Schleimhäute von Zwölffingerdarm, Leerdarm, Hüftdarm, Blinddarm, Grimmdarm und Enddarm wurden aus Gründen der fortgeschrittenen hochgradigen Autolyse aller inneren Organe und des eindeutigen Befundes (s.u.) nicht weitergehend beurteilt. Die Mesenteriallymphknoten sind weichelastisch, im Durchmesser bis zu 4 cm groß von grauweißlicher Farbe, nicht mehr in Mark und Rinde zu unterteilen.

Die Bauchspeicheldrüse ist 15 cm lang und 1,5 cm breit, rosagraubraun, hakenförmig, weichelastisch bis breiig, ihre lappige Struktur ist noch erkenbar, nach dem Anschnitt zerfließend.

 

Die Leber wiegt 777 g (= 2,48% relatives Organgewicht), ist von braunschwarzroter Farbe. Ihre Konsistenz ist festelastisch, und ihre Ränder abgerundet. Ihre Lappen sind mit Bläschen überzogen und im Bereich des Zwerchfells haben sie eine puffige Konsistenz. Die Leber laßt sich leicht zerdrücken. Die Anschnittfläche ist feucht, glatt und glänzend. Die Läppchenzeichnung ist nicht mehr deutlich erkennbar. Im Fettgewebe der Leber finden sich ebenfalls knotige Veränderungen. Die Gallenblase ist 10´5´3 cm groß und mäßig gefüllt. Ihre Farbe ist grünlich-olivfarben bis braun..

 

Die rechte Niere wiegt 82 g (= 0,26% relatives Organgewicht), die linke 83 g (= 0,27% relatives Organgewicht). Beide Nieren lassen sich ohne Substanzverlust aus ihrer Kapsel lösen. Die Farbe der Oberfläche ist fleckig bräunlich - rötlich, feucht, glatt und glänzend, die Konsistenz derbelastisch. Im Anschnitt sind beide Nieren sehr feucht, glatt und glänzend. Mark und Rinde sind abgrenzbar, wobei die Rinde von bräunlichroter bis schwarzer Farbe und das Mark rotgrau und zur Mitte hin grauweißlich gefärbt ist. Die Harnblase ist feucht, glatt und glänzend. Die Schleimhaut der Harnröhre ist in Längsfalten gelegt, feucht, glatt und glänzend.

 

 

III. Brusthöhle

 

Bei der Eröffnung der Brusthöhle werden die Lunge und das Herz sichtbar. In ihr befinden sich etwa 100 ml derselben Flüssigkeit wie im Bauchraum. Die Brusthöhlenorgane füllen den Brustkorb zu ca. 60% aus. Das Brustfell stellt sich feucht, glatt, glänzend und durchscheinend dar. Der Versuch, eine  Rippe zu brechen, scheiterte auch unter erheblichem Kraftaufwand.

 

Das Herz ist im Herzbeutel frei verschieblich und der Herzbeutel enthält eine geringe Menge einer roten lackartigen Flüssigkeit. Das Herz ist von stumpfkegeliger Form und wiegt 217 g (= 0,69% relatives Organgewicht). Es findet sich eine starke Rechtsherzdilatation. Nach Durchführung der 5 Herzschnitte stellen sich die Aortenklappen feucht, glatt und glänzend, stärker als gewöhnlich - etwa papierstark - dar und sind nicht mehr durchscheinend. Die Pulmonalklappen  sind durchscheinend, feucht, glatt, glänzend, seidenpapierstark und aufspannbar. Das Kammerwand-Septumverhältnis beträgt 1:3:3. Die Segelklappen sind feucht, glatt, glänzend, pergamentpapierstark und aufspannbar.

 

Die Lunge ist mäßig kollabiert und vor allem linksseitig von puffiger Konsistenz. Die Bronchen der rechten Seite erscheinen stärker zusammengedrückt. Es findet sich Schleim in der Luftröhre und den Hauptbronchen, sowie eine schaumige Flüssigkeit in der Luftröhre. Multiple bis kleinhühnereigroße, fleischartige Umfangsveränderungen stellen sich im linken Spitzen- und Mittellappen, sowie am kopfseitigen Pol des Zwerchfellappens dar, die im Anschnitt grau-weiß, feucht, glatt und glänzend, vielknotig weich, zentral breiig  sind und keine Einziehungen der Oberfläche aufweisen.

 

 

IV. Maul- und Rachenhöhle, Halsorgane


Die Zunge ist zungenförmig, 20 cm lang, 6cm breit und weichelastisch.

Die Speiseröhre ist in Längsfalten gelegt. Die Schleimhaut ist feucht, glatt und glänzend, braunrot-gräulich..

 

 

V. Schädelhöhle und Rückenmarkskanal

 

Nach Abtrennen des Kopfes vom Rumpf und Abhäuten stellt sich der Schädel symmetrisch dar. Das linke Auge tritt aus der Augenhöhle hervor. Nach Entfernen des Auges und Eröffnung der Augenhöhle findet sich in der Tiefe eine fleischig weißgraue Umfangsvermehrung. Die Schädeldecke läßt sich vom Gehirn ohne Substanzverlust ablösen. Die Gehirnhälften sind symmetrisch und die leicht verstrichenen Windungen sowie eine feine Gefäßzeichnung sind zu erkennen. Die Oberfläche ist gering feucht.

 

Der Rückenmarkskanal wurde nicht eröffnet.

 

 

VI: Sonstiges

 

Auf eine Suche nach Brückenbildungen entlang der Wirbelsäule wird verzichtet.

 

 

3.) Pathologisch-anatomische Diagnosen

 

a.) Allgemeindiagnosen

 

·       Anaemia

·       Neoplasiae multiplices diffusae

·       Autolysis viscerum omnium

 

b.) Organdiagnosen

 

·       Arthropathia deformans humerorum et femorum chronica dextra et sinistra

·       Chondropathia humerorum et femorum dextra et sinistra

·       Splenomegalia

·       Emphysema hepatis

·       Bronchitis et Tracheitis kattarhalis chronica diffusa

·       Oedema pulmonum

·       Emphysema alveolaris sinistra

·       Haemohydropericardium

·       Dilatatio ventriculi dextri

·       Protrusio bulbi sinistri / Exophthalmus occuli sinister

·       Zahnstein

 

c.) Gesamtdiagnose

 

·       metastasierende maligne Lymphome mit Folgeerscheinungen

 

 

4.) Differentialdiagnosen

 

·       Hämangiosarkome

·       Lipome

·       Liposarkome

·       Mammarkarzinom

·       Plattenepithelkarzinom

 

 

5.) postmortale Veränderungen

 

Die an fast allen Schleimhäuten erkennbare Graufärbungen sind postmortale Veränderungen in Form einer Sulfmethämoglobinbildung. Alle inneren Organe sind hochgradig autolytisch.

 

 

6.) weiterführende Untersuchungen

 

Histologische Untersuchung der aus diversen Organen entnommenen Gewebsproben zur Abklärung ihrer histogenetischen Abstammung.

 

 

7.) Gutachten

 

Aufgrund der Untersuchung liegt eine ursächliche Erkrankung vor,  in deren Vordergrund das metastasierende maligne Lymphom mit dem Oberbegriff der Leukose steht. Weitere Befunde sind Erkrankungen des Bewegungsapparates, die aber im Vergleich zu erstgenannter Erkrankung eine wesentlich geringere Rolle spielen dürften.

 

Es liegen 2 Milztumoren vor, wobei eine makroskopische Beurteilung des Parenchyms durch die fortschreitende Autolyse nicht möglich ist. Auffallend sind helle Gewebe - wiederholt in allen Lymphknotenlokalisationen, der Haut, Unterhaut fast aller Körperregionen insbesondere im Bauchraum, Aufhängeapparat der inneren Organe und retroperitoneal zu finden. Weiterhin gibt es multiple Knoten in der Lunge. Besonders prominent ist die Umfangsvermehrung in der Unterhaut über dem linken Ellbogengelenk.

 

Histogenetisch könnten die Umfangsvermehrungen einem Hämangiosarkom, Liposarkom, malignen Lymphom und / oder Plattenepithelkarzinom entspringen. Die Knötchen in der Unterhaut könnte man als Lipome diagnostizieren, da sich einige im Anschnitt “fettig” darstellen, was aber aufgrund der multipel diffusen Versprengung der Knoten von geringer Wahrscheinlichkeit sein dürfte. Auch das Hämangiosarkom ist unwahrscheinlich, da  in den Anschnitten der Knoten makroskopisch keine starke Durchblutung bzw. keine Gefäßbildungen festzustellen sind. Zwar gibt es im Fall eines stark enddifferenzierten Wachstums auch blutarme Knotenbildungen, Knoten mit überhaupt keinem Blut kommen aber nicht vor. Bei der Milz ist ein Hämangiosarkom aber nicht auszuschließen. Ein Liposarkom wäre möglich, aber die Verteilung der Veränderungen vor allem auf Körperlymphknoten spricht eher für ein malignes Lyphom (“Lymphosarkom”). Dafür spricht auch, daß zwar die Lunge und lymphatische Organe betroffen sind, andere Organe aber keine Metastasen im Parenchym, sondern nur im Aufhängeapparat aufweisen. Weiterhin erfolgt die Metastasierung der Lunge aus der Haut peripher von axillar und inguinal sehr schnell, quasi schrankenlos, auf lymphogenem Weg. Es ist nachträglich nicht mehr zu sagen wo das primäre Wachstum bzw. die Streuung begonnen hat. Die Veränderungen der Milz sind beachtlich, aber auch Hautlymphknoten und Lunge sind prominent verändert. Die Frage, ob die Veränderungen primär multipel oder erst lokal aufgetreten sind, laßt sich anhand folgenden Gedankenganges klären. Wenn wir annehmen, daß die Milz der primäre Entstehungsort wäre, ist eine Metastasierung der Lunge anzunehmen. Eine lymphogene Ausbreitung aus der Lunge findet nicht statt. Das heißt es müßten weitere Organe hämatogen betroffen sein - Herzohr, Filterorgane wie Leber und vor allem die Niere, wenn man die peripheren Veränderungen über eine hämatogene Verschleppung erklären will.. Diese sind in unserem Fall zwar zum Teil verändert, es sind aber keine Metastasen nachzuweisen. Selbes gilt auch für eine primär lokale Entstehung an diversen Darmabschnitten. Die Theorie einer multiplen Enstehung ist also wahrscheinlicher. Zu prüfen ist auch weiterhin die Möglichkeit, ob vielleicht verschiedene der genannten Ursachen gleichzeitig zutreffen.

 

Die neoplastischen Erkrankungen des hämatopoetischen Systems lassen sich in 6 Hauptgruppen einteilen:

1.     Leukämien (Syn.: Leukosen)

2.    

M. Hogkin (Syn.: Lymphogranulomatose)

Nicht-Hodgkin-Lymphome (Lymphosarkome)

Lymphome (Syn.: Lymphadenosen, “malignant lymphoma”)



3.     Polycythaemia vera (Syn.: Vaquezsche Krankheit)

4.     Myelofibrose

5.     seltene Neoplasien

6.     immunglobulinsezernierende Neoplasmen,

 

von denen in diesem Fall nur die ersten beiden relevant sind. Als Auslöser für diese Erkrankungen werden Oncornaviren, Strahlenschädigungen, Expositionen mit kanzerogenen Stoffen und hormonale Faktoren genannt.

Leukosen fallen durch blasse Schleimhäute, Apathie, Schwächezustände und Gewichtsverlust auf. Fieberschübe, Spleno-, Hepatomegalie und Infektionsanfälligkeit sind nicht selten zu finden. Es werden auch Hautulzerationen, Abzeßbildungen und hämorrhagische Diathesen beobachtet. Hier sind Lymphknotenveränderungen aber nur geringgradig und palpatorisch nicht feststellbar, wohl aber histologisch. Typisch sind auch refraktäre Anämien bei minimaler oder fehlender, regenerativer Reaktion des Knochenmarks.

Lymphome führen dagegen meist zu einer generalisierten Hyperplasie der Lymphknoten und zu Hepasplenomegalien. Die sog. Nicht-Hodgkin-Lymphome (Lymphosarkome) gehören zu den häufigsten beim Hund vorkommenden Neoplasien. Lymphadenosen treten vorwiegend im mittleren Lebesalter auf. Eine Geschlechtsdisposition konnte bisher nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden. In einer Studie fanden van Pelt und Conner (1968) folgende Organveränderungen. Demnach sind Mandibular-, Thorakal-, Abdominal- sowie andere Lymphknoten zu 100% betroffen, wie auch die Milz, Thymus und Tonsillen. Die Leber zu 84%, das Knochenmark zu 83% sowie weitere Organe in abnehmender Häufigkeit. Pathognomonisch sind die mittels Palpation und Röntgenaufnahmen gut feststellbaren Lymphknoten-, Milz- und Lebervergrößerungen. Bei einer starken Beeinträchtigung der retropharyngealen und mediastinalen Lymphknoten neigen die Tiere zum Würgen, Husten, zu Dyspnoe und Dysphagie. Veränderungen im Mesenterialbereich und Gastrointestinaltrakt (Peyersche Platten) zeigen sich in Vomitus, Obstruktionen, Diarrhoe und Malabsorption. Häufig sind auch Anorexie, Mattigkeit und starke Ermüdbarkeit, weniger häufig Aszites, Hydrothorax und Ödeme. Die Prognose bei dieser Art von Erkrankung ist stets ungünstig. Die Therapie kann nur das Ziel einer Verlängerung der Lebenszeit haben.

 

Da es sich in diesem Fall um eine Hündin handelt, darf man das Mammarkarzinom als weitere Ursache nicht vergessen. Es waren aber keine Umfangsvermehrung im Bereich der Mammarkomplexe zu fühlen. Wohlmöglich wäre  hier die Kenntnis z.B. des Kastrationszeitpunkt eine wertvolle Hilfe.

 

Anzeichen einer Massenblutung, aus der sich die Anämie ableiten ließe, wurden nicht gefunden. Dennoch ist nicht sicher, ob die Farbe der Organe durch autolytische Prozesse oder möglicherweise durch eine Haemosiderose eine  in Wirklichkeit nicht vorhandene Blutfülle vortäuscht. Möglich wären auch Sickerblutungen in den Bauchraum, z.B. aufgrund einer durch die Tumoren ausgelösten Gerinnungsstörung.

 

Das Lungenoedem und das alveoläre Emphysem traten einerseits durch die mit der Neoplasie vergesellschaftete Bronchitis und Tracheitis andererseits agonal durch die reflektorische “Schnappatmung” auf.

 

Die Pathogenese der Erkrankung des Knie- und Ellbogengelenkes kann hier nicht mehr erhoben werden. Anzeichen für eine traumatische Einwirkung liegen nicht vor. Anzeichen für eine Überbeanspruchung des Gelenkes sind nicht vorhanden, aber auch nicht auszuschließen, da es sich um eine chronische Erkrankung handelt. Auch eine Lahmheit aufgrund von Metastasen im Muskelgewebe bzw, von größeren Umfangsvermehrungen im Bereich der Gelenke ist denkbar.

 

Das linke Auge tritt aufgrund einer reinen Verdrängung durch eine Umfangsvermehrung im Schädelinneren, die weder knöcherne Strukturen noch Muskelgewebe infiltriert, hervor.

 

 

 

 

x

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Literatur

P. Keller und U. Freudiger (1993): Neoplastische

Veränderungen des hämatopoetischen Sytems (S.852-857)

In: Freudiger, U. (Hrsg.): Klinik der Hundekrankheiten. Fischer, Jena.

 

>