Katze-04 - Abriß des linken M.serratus ventralis,FIP,Trächtig

Kleintierbericht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Krankheitsbericht

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Europäische Kurzhaarkatze x wurde am 11.05.2001 im Verlauf der klinischen Demonstration als Patient durch x ausgegeben.

 

 

 

Vorbericht

 

Die Katze x wird am 8.5 2001 auf Grund einer abstehenden Schulter in der Klinik und Poliklinik für kleine Haustiere vorgestellt. Aus der Anamnese geht hervor das der Besitzer die Katze in diesem Zustand vor 14 Tagen von einem Bauernhof in Bayern übernommen hat, weiterhin berichtete der Besitzer über epileptische Anfälle. In den letzten zwei Wochen bei dem neuen Besitzer zeigte die Katze nur einen Anfall, davor wurde über Anfälle alle drei bis vier Tage berichtet. Die Anfälle dauern etwa eine Minute, es zeigte sich generalisiertes Muskelzittern, Mydriasis und Harnabsatz. Das Tier ist nicht geimpft und nicht entwurmt.

 

 

 

Signalement

 

Rufname:               x

Tierart:                   Katze

Rasse:                    Europäisch Kurzhaar

Farbe:                    tricolor

Geschlecht:           weiblich, nicht kastriert

Geburtsdatum:     1.5.2000

Gewicht:                2,8 kg

Besitzer:                x

 

 

Status praesens

 

Allgemeinbefunde:

 

Die Katze ist im Allgemeinen ruhig und aufmerksam, die Körperinnentemperatur beträgt 38,6° C, die Pulsfrequenz 130 Schläge/min und die Atmung ist ruhig und regelmäßig. Die kapilläre Wiederfüllungszeit beträgt < 2 sec. Die Maulschleimhäute sind blaßrosa, feucht, glatt und glänzend, die Konjunktiven sind rosarot, feucht, glatt und glänzend. Der Ernährungszustand ist mäßig, der Allgemeinzustand ist als gut zu beurteilen.

 

 

 

 

spezielle Untersuchung

 

 

Haut und Haarkleid:

 

Das Haarkleid ist geschlossen, glatt, glänzend und eng anliegend..

Eine  aufgezogene Hautfalte verstreicht sofort.

 

 

Lymphsystem:

 

Die Lnn. mandibularis sind beidseitig etwa 1cm im Durchmesser groß, nicht schmerzhaft und unter der Haut verschieblich. Die Lnn. retropharyngeales und poplitei sind je ca. 0,3 cm im Durchmesser groß, nicht schmerzhaft und unter der Haut verschieblich. Andere Lymphknoten sind nicht tastbar.

 

 

Herz- und Kreislaufsystem

 

Die Pulsfrequenz an der A. femoralis beträgt 130 Schläge/min. Er ist gleichmäßig, regelmäßig und kräftig. Der auskultierte Pulsus cordis entspricht der palpierten Pulsfrequenz. Die Herztöne sind deutlich hörbar, gut voneinander abgesetzt und es sind keine Nebengeräusche zu hören.

Die kapilläre Wiederfüllungszeit ist kleiner 2 Sekunden, die feuchtglänzenden Schleimhäute sind blassrosa. Die Episkleralgefäße sind als feine Linien sichtbar.

 

 

Atmungsapparat:

 

Die Atmung ist ruhig und regelmäßig, die Atemfrequenz beträgt 36 Atemzüge pro Minute. Der Nasenspiegel ist deutlich feucht, es tropft zum Teil etwas klares, farbloses Sekret aus der Nase. Bei der Auskultation der Lunge sind keine Geräusche zu hören.

 

 

Gastointestinaltrakt:

 

Die Adspektion von Maulhöhle und Rachen zeigen keine Veränderungen, die Zähne sind vollständig vorhanden, es ist etwas Zahnstein auf den hinteren Backenzähnen zu sehen. Das Abdomen ist relativ prall, die Bauchdecke ist weich und die Palpation ist gut durchführbar. Der Magen ist wenig gefüllt, vor dem Beckeneingang sind zwei ca. 3 cm große Umfangsvermehrungen zu fühlen. Die Darmschlingen sind ohne Inhalt. Der Kot ist geformt, braungrau und riecht tierartspezifisch.

 

 

Harn- und Geschlechtsapparat:

 

Die äußere Adspektion ist unauffällig. Bei der Palpation sind beide Nieren und Blase deutlich abgrenzbar. Der Harn des Tieres ist unverändert. Die beim Gastrointestinaltrakt erwähnten Umfangsvermehrungen könnten sich auch im Bereich des Uterus befinden.

 

 

Bewegungsapparat: 

 

Das linke Schulterblatt klappt seitlich vom Thorax ab und überragt diesen deutlich nach dorsal. Das Gelenk ist bei der Palpation nicht schmerzhaft. Bug- Ellenbogen- und Carpalgelenke sind beiderseits normal beweglich und nicht schmerzhaft. An den Hintergliedmaßen sind ebenfalls keine Veränderungen festzustellen.

 

 

Nervensystem:

 

Während des stationären Aufenthaltes des Tieres in der Klinik sind keine weiteren epileptischen Anfälle beobachtet worden. Die Augen des Tieres sind leicht verklebt, beidseits ist gelblicher Ausfluß vorhanden. Drohreflex und Pupillarreflex sind beidseits positiv, links ist eine nukleäre Katarakt zu sehen, der Augenfundus ist beidseits ohne besonderen Befund. Die Lidbindehäute sind leicht ödematisiert, rosarot und feucht. Zwischenzehenreflex und Stellreflex sind an allen Gliedmaßen positiv. Der Analreflex ist vorhanden.

Spezielle Hilfsuntersuchungen:

 

Blutuntersuchung:

 

Parameter

Werte 08.05.01

Werte 15.05.01

Referenzbereich

 

Blutbild:

 

 

 

Hämoglobin g/dl:

 

9,78

8-17

Hämatokrit %:

 

27,2

25-45

Erythrozyten 1012/l:

 

6,97

5-10

Leukozyten 109/l:

 

11,0

6-12

Thrombozyten

 

295000

180000-400000

 

 

 

 

klinische Chemie

 

 

 

GPT (U/l):

34

38

bis 50

Bilirubin (mg/dl):

0,19

 

bis 0,2

Harnstoff (mg/dl):

45

44

20-70

Ges. Protein (g/dl):

8,5£

8,2£

5,5-7,5

Albumin (g/dl)

2,6

1,7 ¤

2,1-3,3

AP (U/l)

18

12

bis 70

Kreatinin (mg/dl)

0,82

0,92

bis 1,6

Glucose (mg/dl)

81

78

55-130

 

 

 

 

Elektrolyte:

 

 

 

Ca (mmol/l):

 

2,1

2,1-3,0

Na (mmol/l):

156

152

145-158

K (mmol/l):

4,7

4,3

3,0-4,8

 

Der Leukose- Antigen- Test (FeLV) ist negativ, der FIV- Antikörper- Test ebenso.

Der Toxoplasmose-Titer ist  < 1:32. Die  IgG- und die IgM- Bewertung waren negativ, es besteht also kein Hinweis für eine Toxoplasmose.

Der FIP-Antikörpertiter ist 1:100. Im Zusammenhang mit folgenden Laborwerten:

-          Ges. Eiweiß erhöht

-          g-Globulinfraktion erhöht

-          Bilirubin grenzwertig

-          Hämatokrit grenzwertig niedrig

ist eine Infektion mit FIP nicht definitiv auszuschließen.

 

Röntgenuntersuchung:

 

Von Thorax und Abdomen wird eine laterolaterale Aufnahme angefertigt. Die Thoraxaufnahme ist unauffällig. Die Aufnahme des Abdomens ist nicht eindeutig beurteilbar, da der Darm stark kotgefüllt ist, Leber, Magen und Blase sind abgrenzbar. Die Nieren sind nur zu erahnen. Die Umfangsvermehrungen im kaudalen Abdomen sind hier nicht beurteilbar.

 

Ultraschalluntersuchung:

 

Das Abdomen der Katze wurde sonographisch untersucht. Es wurden im Uterus des Tieres deutliche Herzschläge von mindestens drei Feten gesehen. Die anderen Organe der Bauchhöhle waren ohne besonderen Befund.

 

 

Diagnosen:

 

1.        Abriß des linken M. serratus ventralis

2.        Trächtigkeit ca. 4 Woche

3.        Verdacht auf FIP

4.        Schnupfen, Konjunktivitis

 

 

Differentialdiagnose:

 

Zu 2.      

-          Pyometra

-          Fremdkörper im Darm

-          Neoplasie

-          Abszess

Durch die sonographische Untersuchung sind diese Differentialdiagnosen aber klar auszuschließen.

 

       

Therapie:

 

Zu 1.

Die festgestellte Serratusabriß wird chirurgisch unter Vollnarkose behandelt. Die Narkose wird durch eine Injektionsnarkose mit Diazepam und Polamivet eingeleitet und durch eine Inhalationsnarkose mit Isofluran, Lachgas und Sauerstoff fortgesetzt. Der Zugang zum Schulterblatt wird durch einen Schnitt dorsal der Skapula geschaffen. Der kaudodorsale Schulterblattrand wird mit einer Drahtcerclage an einer Rippe fixiert. Durch Übernähen der Weichteilgewebe über den Schulterblattrand wird eine zusätzliche Stabilisierung geschaffen. Es folgt ein schichtweiser Wundverschluß und ein Schulterverband wird angelegt.  

Die Katze wird mehrere Tage stationär aufgenommen und systemisch mit einem Breitspektrumpenicillin (AugmentanÒ bzw. SynuloxÒ) sowie mit einem starken Analgetikum vom Morphintyp ( TemgesicÒ) behandelt. Zusätzlich wird sie zwei mal täglich mit 100ml Vollelektrolytlösung (SterofundinÒ) infundiert.

 

Zu 3.

Da eine FIP- Infektion nicht auszuschließen ist, sind dem Besitzer weitere Titerkontrollen anzuraten.

 

Zu 4.

Die Konjunktivitis wurde mit einer antibiotischen Augensalbe (ThilocanfolÒ) behandelt. Da die Tränenflüssigkeit und damit auch das Thilocanfol über den Tränen-Nasen-Kanal abfließt, ist eine weitere Behandlung der Rhinitis nicht erforderlich.

 

 

Prognose:

 

Die Prognosis quo ad vitam ist als günstig zu bewerten, da ein Abriß des M.serratus da Leben des Tieres nicht gefährdet. Sollte jedoch eine FIP- Infektion vorliegen, so ist die Prognose infaust, da es keine Therapiemöglichkeit gibt und die Erkrankung immer letal endet.

Die Prognosis quo ad functionem bezüglich des Serratusarbrisses ist mäßig, es werden geringe Bewegungsbeeinträchtigungen zu erwarten sein.

 

 

 

Epikrise:

 

Die Katze x wurde am 8.5.2001 wegen eines abstehenden Schulterblattes in der Klinik vorgestellt. Im Rahmen der Untersuchung wurde ein Serratusabriss, ein leichter Katzenschnupfen und eine Trächtigkeit diagnostiziert, die chirurgisch und systemisch behandelt wurden. Da die Katze nicht geimpft ist wurden zusätzlich Laboruntersuchungen bezüglich infektiöser Katzenkrankheiten durchgeführt. Hierbei ließ sich eine FIP-Infektion nicht eindeutig ausschließen, der gefundene Titer kann jedoch auch vom Katzenschnupfen herrühren. Die Katze konnte nach einigen Tagen entlassen werden.

 

 

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