Fortpflanzung-06 - Stute: Endometritis durch Befall mit ß-hämolysierenden Streptokokken

Krankenbericht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Signalement:

 

 Art: Kleinpferd

Rasse: unbekannt (Brandzeichen nicht erkennbar)

Geschlecht: Stute

Besitzer: x

Stockmaß: ca. 135 cm

Gewicht: ca. 250 kg

Farbe: Brauner

Abzeichen: breite Blesse, vorne links unregelmäßig weiß gefesselt, hinten links halbhoch

       weiß, hinten rechts halbhoch weiß

Alter: ca. 12 Jahre (Zahnalter)

 

 

 

 

Anamnese/ Vorbericht:

 

Die Stute wurde bisher nicht in der Zucht genutzt, es sind auch keine Deckversuche vorgenommen worden. In der kommenden Saison soll die Stute gedeckt werden und wurde deshalb zur Untersuchung auf Zuchttauglichkeit vorgestellt.

 

 

 

 

Allgemeinuntersuchung ( Status praesens am 07.11.2000)

 

Allgemeinzustand:

        Verhalten: ruhig und aufmerksam

        Körperhaltung: physiologisch

        Ernährungszustand: sehr gut

        Pflegezustand: sehr gut

        Körperinnentemperatur: 39,1°C

        Körperoberflächentemperatur: physiologisch verteilt, zu den Extremitäten hin  

                        abfallend        

        Atmung: 13 AZ/min

        Puls: 32/min

        KFZ < 2 sec

 

Haut und Haarkleid:

 

       Das Haarkleid ist vollständig, geschlossen glatt und glänzend. Der Hautturgor ist  

       erhalten, aufgezogene Hautfalten verstreichen sofort.

 

Schleimhäute:

 

       Maulschleimhaut und Konjunktiven sind blaß-rosa, feucht, glatt und glänzend.

 

Lymphknoten:

 

       Die Palpation der Lymphknoten blieb o.b.B.

 

 

 

 

 

Kreislaufapparat:

 

       Der Puls ist beiderseits gleich deutlich fühlbar. Die Pulsfrequenz beträgt 32/min, die

             Pulswellen sind regelmäßig, gleichmäßig und in ihrer Intensität mittelstark.

        Die Herzfrequenz beträgt 34/min, die Herztöne sind regelmäßig, gleichmäßig,

             mittelstark und gut voneinander abgesetzt. Es sind keine Nebengeräusche

             hörbar.

       Die kapilläre Wiederfüllung erfolgt prompt, die peripheren Gefäße sind gut gefüllt

            (Episkleralgefäße injiziert), die Stauproben sind negativ.

 

Atmungsapparat:

 

       Die Atemfrequenz beträgt 13/min. Die Auskultation von Trachea und Lunge blieb

       o.b.B., Husten war nicht auslösbar. Die Perkussion der Stirnhöhlen blieb ebenfalls

       o.b.B..

 

Verdauungsapparat:

 

        Bei der Adspektion der Maulhöhle wird eine Zahnspitze an P1 der rechten Seite

        festgestellt. Die Darmgeräusche sind deutlich und von mittlerer Lautstärke. Der Kot

        ist von grün-bräunlicher Farbe, strukturiert und zu Ballen geformt.

 

Harn- und Geschlechtsapparat:

 

        Harnabsatz konnte nicht beobachtet werden. Das Euter ist jungfräulich. Die

        Schamspalte ist senkrecht, geschlossen, Ausfluß ist nicht feststellbar. Die

        Vaginalschleimhaut ist rosarot, glatt, feucht und glänzend.

 

Bewegungsapparat:

 

        Die Stute belastet alle vier Gliedmaßen gleichmäßig. Sie steht hinten links

        geringradig bodenweit. Beim Herumführen wurden keine Beeinträchtigungen des

        Bewegungsablaufes festgestellt. Die Hufe sind gut gepflegt und ohne Eisen.

        Sehnen und Knochenpunkte der Gliedmaßen sind gut tastbar.

 

Nervensystem und Sinnesorgane:

 

        Oberflächen und Tiefensensibilität sind vorhanden. Lid-, Ohr-, Anal-, Droh- und

        Kronrandreflex sind auslösbar. Seh- und Hörvermögen sind ungestört.

 

 

 

Spezielle Untersuchung:

 

Untersuchung auf Erbgesundheit:

 

         Phänotypisch konnten keine Anzeichen auf eine gestörte Erbgesundheit festgestellt

         werden. Weitere Untersuchungen wurden hier nicht vorgenommen.

 

 

Untersuchung auf Geschlechtsgesundheit:

 

Spezielle äußere Untersuchung:

        Die Stute befand sich zum Zeitpunkt der Untersuchung nicht in der Rosse. Sie

        zeigte sich aber einem vorbeigeführten Hengst gegenüber aufmerksam interessiert.

        Die Milchdrüsen sind noch nicht voll entwickelt, da die Stute noch jungfräulich ist.

        Das Euter ist symmetrisch, die Untersuchung der Zitzen war o.b.B..

        Die Schamspalte steht senkrecht und ist geschlossen, es sind keine Verletzungen

        oder Narben sichtbar. Die Schleimhaut im Vestibulum vaginae ist rosarot, feucht,

        glatt und glänzend.

 

Spezielle innere Untersuchung:

      1) Transrektale Palpation:

               Uterus: GI, ZZ, S, KII

               Zervix: C1

               Ovarien: links W-, rechts W

      2) Vaginale Untersuchung:

               Z2BIII

 

 

 

Weitergehende Untersuchungen:

 

Transrektale Ultrasonographie:

 

        Im Uterus ist eine Flüssigkeitsansammlung sichtbar. Das rechte Ovar ist ca. 3,5 cm

        lang und trägt einen Gelbkörper und mehrere Follikel. Das linke Ovar ist ca. 3 cm

        lang und trägt ebenfalls mehrere Follikel.

 

 

Uterustupferprobe:

       Es wurden ß-hämolysierende Streptokokken nachgewiesen.

 

 

 

 

Differentialdiagnosen:

 

      Für die Flüssigkeitsansammlung im Uterus kommen folgende Ursachen in Frage:

         Übermäßige Sekretprodduktion, entweder physiologisch oder als Folge einer

           Schleimhautreizung, wobei im letzteren Falle jedoch die Vaginalschleimhaut 

           gerötet wäre.

         Endometritis durch Befall mit verschiedenen Keimen, z.B. Escherischia coli,

           Streptokokken, Staphylokokken, Pseudomonas aeruginosa, Hefen, Pilzen,

           Klebsiella pneumoniae oder Haemophilus equogenitalis. Mit Hilfe der Tupferprobe

           konnten hier nur Streptokokken nachgewiesen werden, so daß die anderen Keime

           als Verursacher ausscheiden.

 

 

 

Diagnose:

 

         Es wurde eine geringradige Endometritis durch Befall mit ß-hämolysierenden

         Streptokokken festgestellt. Die Diagnose wurde anhand des Befundes der

         Tupferprobe gestellt.

         Diese Keime sind sehr häufig Verursacher von Endometritiden bei Stuten und wird

         meist beim Deckakt übertragen. Da diese Stute jedoch noch nie gedeckt wurde, ist

         dieser Weg als Infektionsweg auszuschließen. Möglicherweise wurde sie durch

         mangelnde Hygiene bzw. Unachtsamkeit bei einer Vaginaluntersuchung mit dem

         Erreger infiziert, da der Keim auch häufig im vorderen Bereich der Vagina

         vorkommt, könnte er von hier verschleppt worden sein. Eine Infektion tritt meist nur

         dann auf, wenn die Selbstreinigungsprozesse im Uterus gestört sind.

                                                            Bei der Geburt eines Fohlens, deren Mutter mit

         diesem Keim infiziert ist, kann es zu einer Übertragung auf das Fohlen kommen,

         es kann zur Fohlenlähme oder zum Tod des Fohlens kommen. Außerdem ist

         sporadisch auch die Auslösung von Aborten möglich, so daß die Behandlung einer

         solchen Infektion bei einer Zuchtstute dringend notwendig erscheint, obwohl eine

         Konzeption selbst prinzipiell auch ohne Behandlung möglich wäre.

 

 

 

 

 

 

Prognose:

 

       Quo ad vitam: sehr gut

       Quo ad functionem: sehr gut

       Quo ad restitutionem: sehr gut

       Ökonomisch: sehr gut, nach erfolgreicher Behandlung ist die Stute wieder voll

               zuchttauglich

 

 

Therapie:

 

       Spülung des Uterus mit Rivanollösung und lokale Behandlung mit Antibiotika zur

       Beseitigung des Keimbefalls (Benzathiazin bis 10 000 I.E./kg)

       Nach 3 Wochen erneute Tupferprobe nehmen, um den Therapieerfolg zu

       kontrollieren. Eine weitere Tupferprobe im Februar (nach der Frühjahrsrosse) ist

       ebenfalls durchzuführen, bevor die Stute gedeckt wird.

 

 

Prophylaxe:

 

        Untersuchungen im Vaginalbereich sind möglichst steril durchzuführen, um eine

        Kontamination zu verhindern. Es sollte allgemein auf gute hygienische Verhältnisse

        geachtet werden. Ein eventueller Deckhengst sollte ebenfalls auf Keimbefall

        untersucht werden, bevor der Deckakt durchgeführt wird. Ebenso kann eine

        Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte ein derartiges Krankheitsbild verhindern.

 

 

Epikrise:

 

        Bei der Stute wurde eine Infektion des Uterus mit ß-hämolysierenden Streptokokken 

        festgestellt, diese hatte eine Gebärmutterentzündung zur Folge. Dieser Erreger ist

        häufig bei Stuten nachzuweisen, die Stute sollte nicht vor erfolgreicher Therapie

        gedeckt werden.

        Nach Therapieende kann die Stute in der Zucht eingesetzt werden, die

        Konzeptionsrate bei Stuten dieses Alters liegt bei ca. 60%.

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