Krankenbericht
Signalement:
Art: Kleinpferd
Rasse: unbekannt (Brandzeichen nicht erkennbar)
Geschlecht: Stute
Besitzer: x
Stockmaß: ca. 135 cm
Gewicht: ca. 250 kg
Farbe: Brauner
Abzeichen: breite Blesse, vorne links unregelmäßig weiß gefesselt, hinten links halbhoch
weiß, hinten rechts halbhoch weiß
Alter: ca. 12 Jahre (Zahnalter)
Anamnese/ Vorbericht:
Die Stute wurde bisher nicht in der Zucht genutzt, es sind auch keine Deckversuche vorgenommen worden. In der kommenden Saison soll die Stute gedeckt werden und wurde deshalb zur Untersuchung auf Zuchttauglichkeit vorgestellt.
Allgemeinuntersuchung ( Status praesens am 07.11.2000)
Allgemeinzustand:
Verhalten: ruhig und aufmerksam
Körperhaltung: physiologisch
Ernährungszustand: sehr gut
Pflegezustand: sehr gut
Körperinnentemperatur: 39,1°C
Körperoberflächentemperatur: physiologisch verteilt, zu den Extremitäten hin
abfallend
Atmung: 13 AZ/min
Puls: 32/min
KFZ < 2 sec
Haut und Haarkleid:
Das Haarkleid ist vollständig, geschlossen glatt und glänzend. Der Hautturgor ist
erhalten, aufgezogene Hautfalten verstreichen sofort.
Schleimhäute:
Maulschleimhaut und Konjunktiven sind blaß-rosa, feucht, glatt und glänzend.
Lymphknoten:
Die Palpation der Lymphknoten blieb o.b.B.
Kreislaufapparat:
Der Puls ist beiderseits gleich deutlich fühlbar. Die Pulsfrequenz beträgt 32/min, die
Pulswellen sind regelmäßig, gleichmäßig und in ihrer Intensität mittelstark.
Die Herzfrequenz beträgt 34/min, die Herztöne sind regelmäßig, gleichmäßig,
mittelstark und gut voneinander abgesetzt. Es sind keine Nebengeräusche
hörbar.
Die kapilläre Wiederfüllung erfolgt prompt, die peripheren Gefäße sind gut gefüllt
(Episkleralgefäße injiziert), die Stauproben sind negativ.
Atmungsapparat:
Die Atemfrequenz beträgt 13/min. Die Auskultation von Trachea und Lunge blieb
o.b.B., Husten war nicht auslösbar. Die Perkussion der Stirnhöhlen blieb ebenfalls
o.b.B..
Verdauungsapparat:
Bei der Adspektion der Maulhöhle wird eine Zahnspitze an P1 der rechten Seite
festgestellt. Die Darmgeräusche sind deutlich und von mittlerer Lautstärke. Der Kot
ist von grün-bräunlicher Farbe, strukturiert und zu Ballen geformt.
Harn- und Geschlechtsapparat:
Harnabsatz konnte nicht beobachtet werden. Das Euter ist jungfräulich. Die
Schamspalte ist senkrecht, geschlossen, Ausfluß ist nicht feststellbar. Die
Vaginalschleimhaut ist rosarot, glatt, feucht und glänzend.
Bewegungsapparat:
Die Stute belastet alle vier Gliedmaßen gleichmäßig. Sie steht hinten links
geringradig bodenweit. Beim Herumführen wurden keine Beeinträchtigungen des
Bewegungsablaufes festgestellt. Die Hufe sind gut gepflegt und ohne Eisen.
Sehnen und Knochenpunkte der Gliedmaßen sind gut tastbar.
Nervensystem und Sinnesorgane:
Oberflächen und Tiefensensibilität sind vorhanden. Lid-, Ohr-, Anal-, Droh- und
Kronrandreflex sind auslösbar. Seh- und Hörvermögen sind ungestört.
Spezielle Untersuchung:
Untersuchung auf Erbgesundheit:
Phänotypisch konnten keine Anzeichen auf eine gestörte Erbgesundheit festgestellt
werden. Weitere Untersuchungen wurden hier nicht vorgenommen.
Untersuchung auf Geschlechtsgesundheit:
Spezielle äußere Untersuchung:
Die Stute befand sich zum Zeitpunkt der Untersuchung nicht in der Rosse. Sie
zeigte sich aber einem vorbeigeführten Hengst gegenüber aufmerksam interessiert.
Die Milchdrüsen sind noch nicht voll entwickelt, da die Stute noch jungfräulich ist.
Das Euter ist symmetrisch, die Untersuchung der Zitzen war o.b.B..
Die Schamspalte steht senkrecht und ist geschlossen, es sind keine Verletzungen
oder Narben sichtbar. Die Schleimhaut im Vestibulum vaginae ist rosarot, feucht,
glatt und glänzend.
Spezielle innere Untersuchung:
1) Transrektale Palpation:
Uterus: GI, ZZ, S, KII
Zervix: C1
Ovarien: links W-, rechts W
2) Vaginale Untersuchung:
Z2BIII
Weitergehende Untersuchungen:
Transrektale Ultrasonographie:
Im Uterus ist eine Flüssigkeitsansammlung sichtbar. Das rechte Ovar ist ca. 3,5 cm
lang und trägt einen Gelbkörper und mehrere Follikel. Das linke Ovar ist ca. 3 cm
lang und trägt ebenfalls mehrere Follikel.
Uterustupferprobe:
Es wurden ß-hämolysierende Streptokokken nachgewiesen.
Differentialdiagnosen:
Für die Flüssigkeitsansammlung im Uterus kommen folgende Ursachen in Frage:
Übermäßige Sekretprodduktion, entweder physiologisch oder als Folge einer
Schleimhautreizung, wobei im letzteren Falle jedoch die Vaginalschleimhaut
gerötet wäre.
Endometritis durch Befall mit verschiedenen Keimen, z.B. Escherischia coli,
Streptokokken, Staphylokokken, Pseudomonas aeruginosa, Hefen, Pilzen,
Klebsiella pneumoniae oder Haemophilus equogenitalis. Mit Hilfe der Tupferprobe
konnten hier nur Streptokokken nachgewiesen werden, so daß die anderen Keime
als Verursacher ausscheiden.
Diagnose:
Es wurde eine geringradige Endometritis durch Befall mit ß-hämolysierenden
Streptokokken festgestellt. Die Diagnose wurde anhand des Befundes der
Tupferprobe gestellt.
Diese Keime sind sehr häufig Verursacher von Endometritiden bei Stuten und wird
meist beim Deckakt übertragen. Da diese Stute jedoch noch nie gedeckt wurde, ist
dieser Weg als Infektionsweg auszuschließen. Möglicherweise wurde sie durch
mangelnde Hygiene bzw. Unachtsamkeit bei einer Vaginaluntersuchung mit dem
Erreger infiziert, da der Keim auch häufig im vorderen Bereich der Vagina
vorkommt, könnte er von hier verschleppt worden sein. Eine Infektion tritt meist nur
dann auf, wenn die Selbstreinigungsprozesse im Uterus gestört sind.
Bei der Geburt eines Fohlens, deren Mutter mit
diesem Keim infiziert ist, kann es zu einer Übertragung auf das Fohlen kommen,
es kann zur Fohlenlähme oder zum Tod des Fohlens kommen. Außerdem ist
sporadisch auch die Auslösung von Aborten möglich, so daß die Behandlung einer
solchen Infektion bei einer Zuchtstute dringend notwendig erscheint, obwohl eine
Konzeption selbst prinzipiell auch ohne Behandlung möglich wäre.
Prognose:
Quo ad vitam: sehr gut
Quo ad functionem: sehr gut
Quo ad restitutionem: sehr gut
Ökonomisch: sehr gut, nach erfolgreicher Behandlung ist die Stute wieder voll
zuchttauglich
Therapie:
Spülung des Uterus mit Rivanollösung und lokale Behandlung mit Antibiotika zur
Beseitigung des Keimbefalls (Benzathiazin bis 10 000 I.E./kg)
Nach 3 Wochen erneute Tupferprobe nehmen, um den Therapieerfolg zu
kontrollieren. Eine weitere Tupferprobe im Februar (nach der Frühjahrsrosse) ist
ebenfalls durchzuführen, bevor die Stute gedeckt wird.
Prophylaxe:
Untersuchungen im Vaginalbereich sind möglichst steril durchzuführen, um eine
Kontamination zu verhindern. Es sollte allgemein auf gute hygienische Verhältnisse
geachtet werden. Ein eventueller Deckhengst sollte ebenfalls auf Keimbefall
untersucht werden, bevor der Deckakt durchgeführt wird. Ebenso kann eine
Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte ein derartiges Krankheitsbild verhindern.
Epikrise:
Bei der Stute wurde eine Infektion des Uterus mit ß-hämolysierenden Streptokokken
festgestellt, diese hatte eine Gebärmutterentzündung zur Folge. Dieser Erreger ist
häufig bei Stuten nachzuweisen, die Stute sollte nicht vor erfolgreicher Therapie
gedeckt werden.
Nach Therapieende kann die Stute in der Zucht eingesetzt werden, die
Konzeptionsrate bei Stuten dieses Alters liegt bei ca. 60%.