Rind-15 - Endocarditis valvularis

 

     KRANKHEITSBERICHT

                 in der Klinik für Klauentiere 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

          

 

          

          

          

          

 

 

 

I. Anamnese

 

- Mastitiden treten gehäuft im Bestand auf.

- Kuh hat rezidivierende Mastitis und zeigt Abgeschlagenheit.

- Hoftierarzt hat Verdacht auf Perikarditis.

 

II. Signalement

 

Tierart:                       Rind

Rasse:                        SMR-HF

Geschlecht:               weiblich

Farbzeichnung:         Schnippe, Keilstern, durchgehender handbreiter Kehlfleck,

                                  schmale durchgehende unregelmässige Schulterbinde,

                                  linke Kruppe, Unterbrust bzw. -bauch, alle vier Gliedmaß-

                                  en weiß.

Zahnalter:                 I1 und I2  gewechselt à 2½ bis 3¼ Jahre alt.

Geburtsdatum:          x

Gewicht:                   487 kg

 

Ohrmarke:               Rechts nur Klinikohrmarke, sonst keine.                                          

   

 

   

 

 

 

 

 

 

Sonstiges:              Am linken Ohr 3 cm lange Kerbe à ausgerissene Ohrmarke

                               mit, laut Vorbericht, der Nummer x

Besitzer:                x

 

III. Status praesens

 

A) Allgemeinuntersuchung vom 24.04.1999:

Die Kuh steht aufrecht und belastet alle vier Gliedmaßen gleichmäßig. Sie verhält sich ruhig, aufmerksam und nimmt an der Umgebung teil. Ihr Ernäh-rungszustand ist mäßig bis gut. Der Entwicklungzustand ist dem Alter ent-sprechend. Der Pflegezustand ist ebenso als gut einzustufen. Der Habitus ist nach oben genannten Beobachtungen als klinisch unauffällig zu beurteilen.

AF:                28 Züge/min

Puls:              66 Schläge/min

Temp. (inn.):  38,7 °C

           (äuß.): Stamm und Hals etwas wärmer als Akren

PK:                 3 ++/2 min

 

B) Spezielle Untersuchung vom 24.04.1999:

Haare/Haut/Unterhaut:

Das Haarkleid ist glatt, etwas matt, dicht, anliegend und geschlossen, abgesehen von zwei 3x4 cm großen Decubitusstellen cranial an beiden Carpalgelenken.

Ein etwa tellergroßer Bezirk lateral am rechten Tarsalgelenk ist rasiert. Der Schwanz und der kaudale Euterspiegel sind verschmutzt.

Die Haut ist elastisch, ohne Auflagerungen und riecht angenehm nach Kuh.

Weder spontaner noch auslösbarer Juckreiz ist vorhanden. Zwischen Euter und beiden Schenkeln sind exsudative Hautulcerationen zu finden.

Der Hautturgor ist normal, die Hautfalte hinter der letzten Rippe ist leicht zu ziehen und verstreicht unmittelbar.

 

Schleimhäute:  Die Konjunktival-/Scheidenschleimhäute sind blaßrosa, glatt, feucht-glänzend und ohne Auflagerungen. Die Maulschleimhaut erscheint etwas blasser.

 

Lymphknoten:

Alle von außen palpierbaren Lymphknoten sind von derb-elestischer Konsistenz, verschieblich, schmerzunempfindlich und nicht vermehrt warm.

Lnn. mandibulares: haselnußgroß

Lnn. parotidei: bohnengroß

Lnn. cervicales supff.: auffallend dünn, etwa bleistiftdick und 5 cm lang

Lnn. subiliaci: ebenfalls dünner, etwas zu lang, zigarillodick und ca.  6 cm lang

Lnn. mammarii: etwas verkleinert, platt-rund-oval Æ 4 cm

 

Kreislauf:

Ein regelmäßiger, gleichmäßiger, mittelgroßer bzw. -kräftiger Puls mit einer Frequenz von 66 Schläge/min ist an der A. maxillaris zu fühlen. Das Gefäß ist gut gefüllt und die Wandspannung ist gut.

Der KFZ ist mit ca. 3 sec etwas verlängert.

Die Episkleralgefäße sind gut gefüllt, scharf gezeichnet und gut abgesetzt.

Die V.jugularis ist leicht gestaut und ohne Stauprobe sichtbar, ein Venenpuls ist ebenfalls sichtbar. Die Vene ist anstaubar und die Stauprobe ergibt ein gut gefülltes Gefäß und das Blut fließt nach Loslassen ab. Es handelt sich um einen positiven Venenpuls, da er bei der Stauprobe herzwärts bestehen bleibt. Der Herzwandstoß ist schwach sichtbar und gut fühlbar. Das relative Herzdämpf-ungsfeld ist etwas 1 ½ handtellergroß und damit deutlich vergrößert.

Die Herzauskultation ergibt eine Frequenz von 66 Schläge/min, die Herztöne sind kräftig, regelmässig, gleichmässig und abgesetzt.

Ein systolisches, rauhes Herzgeräusch ist unter Atemhemmung auskultierbar; dessen Punktum maximum liegt im etwa 3. Intercostalraum in der Höhe Rippen-knorpel / -knochengrenze.

 

Blutbild vom 20.04.1999: (von Klinikakten übernommen)

 

Mg (mmol/l)

 0,79

HKT (l/l)

0,36

Ca (mmol/l)

 2,34

Ery (T/l)

 7,58

P   (mmol/l)

 2,45

Leuko (G/l)

 10,8

K  (mmol/l)

 5,09

Eos (%)

 2

Cl (mmol/l)

 100,00

Neu (%)

 

Bilir.  (mmol/l)

 < 5

Jug.

 0

GOT    (U/l)           

 88

Stabk.

 6

GLDH (U/l)

 18,2

Seg.-K

 67

CK      (U/l)

122

Thromb.

 512

Harns.(mmol/l)

 5,2

Mono.

 0

ges. EW

 77,40

Basoph. (%)

 0

Hb (g/l)

 119

Lympho (%)

 25

 

 

Atmungsapparat:

Die Atmungstätigkeit erfolgt mit einer Frequenz von 42 Züge/min costoabdo-

minal, sie ist rhythmisch, regelmäßig und mäßig tief.

Der Luftstrom aus den Nasenöffnungen strömt gleichmäßig, ist handwarm und

riech leicht süßlich.Naseneingänge, Flotzmaul und Umgebung sind glänzend feucht. Aus dem rechten Naseneingang kommt seröses, durchsichtiges Sekret heraus und Futterpartikel kleben in der Umgebung von beiden Nasenöffnungen. Bei der Perkussion hören sich die Nasen-/Nasennebenhöhlen resonant und hohl an.

Die Phonendoskopie ergibt schwach hörbare, aber physiologische Atemgeräu-sche, d.h. an der Luftröhre à laryngotracheales Geräusch; kaudal des ventralen Schulterblatt-Drittels à tracheobronchales Geräusch; im dorsalen Lungenfeld à bronchobronchuläres Geräusch. Unter Atemhemmung intensivieren sich die Atemtätigkeit und die Atemgeräusche leicht, aber halten sich im physiologischen Bereich.

Der Hustenreflex ist nicht auslösbar.

Der Kehlkopf und die Luftröhre sind adspektorisch bzw. palpatorisch unauf-fällig. Die Luftröhre istverschieblich und nach palpatorischem Befund ohne fremden Inhalt.

Der Brustkorb ist symmetrisch und der Schmerzperkussionsbefund ist negativ.

 

 

Das Lungenperkussionsfeld erstreckt sich von der Stammuskulatur à kaudal des Schulterblattes à ventral etwa 4 cm oberhalb der  Ellenbogenlinie (rechts) à schräge Linie bis zur 10. Rippe. Der Klang ist über dem ganzen Bereich physiologisch (= voller Lungenschall).

 

Verdauungsapparat:

Die Kuh hat guten Appetit bzw. Durst und beide Aufnahmeweisen erfolgen physiologisch. Das Kauen, Abschlucken und Wiederkauen sind unproblema-tisch und arttypisch. Der Lippenschluß ist vollständig und die komplette Maul-höhle inkl. Zähne ist unauffällig. Der Geruch aus dem selben ist süßlich und aromatisch. Der Rachenraum ist ebenso ohne besonderen Befunde.

Die adspektorische bzw. palpatorische Untersuchung von Schlund bzw. -kopf ergibt das Fehlen von Fremdinhalt, Narben, Verlegung oder sonstigen patholo- gischen Befunden.

Der Umriß des Abdomens ist nahezu symmetrisch, die linke Hälfe ist etwas vorgewölbt. Die Bauchdecke fühlt sich locker und weich an. Die Kuh reagiert nicht schmerzhaft bei der Überprüfung. 

Ruktus ist vorhanden. Rechte und linke Hungergrube sind mässig konkav.

Der Pansen fühlt sich äußerlich (von oben nach unten) fest àteigig àfluktuierend an. Die Perkussion ergibt (von oben nach unten) tympanisch àsubtympanisch à gedämpft.

Die Schmerzperkussion des gesamten Abdomens sowie der Rückengriff erweisen sich als negativ.

 

Pansensaft-US vom 18.04.1999 (von Klinikakten übernommen)

 

Farbe

milchig, olivgrün

Geruch

leicht stechend

Viskosität

wäßrig

Sed./Flot.

+++ / +

pH

8,0

Methyl.-Red.

3 min

Infusorien

+

 

 

Das Leberperkussionsfeld und der Lebergriff sind o.b.B.

Der Afterbereich ist unauffällig, die Kotbeschaffenheit ist dunkelbraun und mässig fest bis breiig.

 

Die Rektaluntersuchung ergibt folgende Befunde: Die Lympfknoten o.b.B, der kaud. Pol der rechten Niere ebenso. Der Pansen ist gut eindrückbar und das Bauchfell fühlt sich glatt an.  

 

Harnapparat:

Die Kuh hat während der Untersuchung einmal ca. 5 dl hellgelben Harn auf physiologische Weise abgesetzt.

 

Harnprobe vom 18.04.1999 (von Klinikakten übernommen)

 

Farbe

Bernstein

Gluk.

neg.

pH

7,8

Sed.

neg.

Spez. Gew.

1010

Ac.

neg.

EW

neg.

GaFa

neg.

Hb

neg.

 

 

 

Geschlechtsapparat:

Die Schamlippen sind etwa 8 cm lang und stehen fast senkrecht zur Körper-achse. Der Schluß der Schamspalte ist vollständig. Eine deutliche Gefäßzeich-

nung an der Schleimhaut ist zu sehen.

 

Rektale Exploration: Der Uterus läßt sich unter der Hand versammeln, ist schlaff und wenig kontraktril. Seine Hörner sind ca. zweifingerbreit und symmetrisch. (G II, s, K I)

Das linke Ovar ist hühnereigroß und keine Follikel sind palpatorisch festzu-

stellen.

Das rechte Ovar ist walnußgroß und ein erbesengroßer Follikel ist fühlbar.

 

           li.                                       re.      

 

 

Euter:

Ungleichmäßig groß, wenig behaart, unpigmentiert. Die beiden hinteren Viertel sind etwa handballgroß, während die vorderen fast fußballgroß sindà Stufen-euter. Die Eutervene ist stark gefüllt. Der Drüsenkörper fühlt sich handwarm an. Die Zitzenkuppen VL, HL und HR fühlen sich kalt an und VR ist die Kuppe  vermehrt warm. Die Euterhaut läßt sich leicht abheben bzw. verschieben und ist überwiegend unauffällig, abgesehen von beidseitigen eitrigen Hautulcerationen im Zwischen-Schenkelbereich. Palpatorisch fällt auf, daß die vorderen Viertel derbe, senkrechte Stränge aufweisen, während die hinteren sich grobkörnig und derb anfühlen. Weder die Milchdrüsenkörper noch die Zitzen sind schmerzhaft, die letzteren auch nicht beim Melken. Es fällt jedoch eine gewisse Schwer-melkigkeit auf.

 

 

 

Der Übergang von Drüsengewebe zur Zitzenzisterne ist bei allen Vierteln mit dem kleinen Finger passierbar. Die Zitzenwände VR und HL sind 2 mm dick, die Wände VL und VH sind 1 mm dick. Die Strichkanäle sind derb, reiskorn-groß und schmerzunempfindlich.

 

Sekret-US: Die Milch scheint makroskopisch aus allen Vierteln gleich beschaf-

fen zu sein à milchige, etwas wäßrige Konsistenz, ohne Flocken.

 

Schalmtest:

VL

+ +

VR

+ + +

HL

+ +

HR

+ +

 

 

Bewegungsapparat: (nur in Ruhestellung untersucht)

Die Kuh steht aufrecht und belastet alle vier Gliedmaßen gleichmäßig.

Bein- bzw. Klauenstellung sind unauffällig soweit feststellbar, da die Kuh an der rechten Hinterklaue einen Klauenverband hat. Eine von außen derb-gummi-artige, eindrückbare, ovale, etwa mangogroße Umfangsvermehrung ist lateral am rechten Tarsalgelenk zu sehen und zu fühlen.

Decubitusstellen: s. Haut.

 

 

Nervensystem:

Der Kuh zeigt keine Verhaltensstörungen und eine Sensibilität der Haut ist vorhanden.

Die Cornea-, Pupillar-, Schwanz- und Analreflexe sind alle auszulösen und werden physiologisch beantwortet.

Die Sinnesorgane sind aufgrund der Beobachtungen im Laufe der Untersuchung als physiologisch funktionsfähig zu bewerten.

 

 

Weitere Untersuchungen des Respirations-, Verdauungs-, Harn-, Bewegungs-apparates sowie des Nervensystemes wurden aufgrund des Vorberichtes nicht durchgeführt.

 

 

IV. Diagnosen

A. Symptomatische Diagnosen:

1. Endocarditis valvularis

2. Mastitis catarrhalis chronica

 

Nebenbefund: Euter-Schenkel-Dermatitis

B. Ätiologische Diagnosen:

1. Endokarditis valvularis tritt beim Rind ausschließlich als Sekundärleiden auf durch hämatogen verschleppte Entzündungserreger nach Primärinfektion. Diese ist meist hervorgerufen durch Eitererreger wie Acanobacterium (früher Actino-myces) pyogenes, Streptococcus sp., Staphylococcus sp., seltener von E.coli oder Pilzen.

Die Primärerregerherde können sich in jeder eitrigen Entzündung befinden, aber bevorzugt sind Mastitis, Endometritis, Klauengeschwüre, Peritonitis, Pleuritis, Arthritiden, Pneumonie, Bauchhöhlen- bzw. Leberabzesse, Sehnen- und Sehenscheidenentzündungen.  

 

2. Mastitis catarrhalis chronica gehört zu den unspezifischen Euterentzündun-gen und kann eine Folge der akuten katarrhalische Mastitis sein oder ein schleichendes Geschehen. Allgemein als euterpathogene Erreger kommen hauptsächlich grampositive Bakterien wie z.B Streptococcus sp. (agalactiae, dysgalactiae, uberis), Staphylococcus aureus, Corynebacterium pyogenes in Frage, aber auch gramnegative Keime z.B. E.coli, Enterobacter aerogenes können verschieden verlaufende Mastitiden hervorrufen.

Dazu kommen mehrere mastitisbegünstigende Faktoren, die Mitwirkung an einem Infektionsausbruch haben können, wie z.B fehlerhafte Melktechnik oder unsachgemäßes Melken sowie traumatische, klimatische, alimentäre und chemisch-toxische Einwirkungen. Genetische Faktoren sind auch zu berück-sichtigen. 

Vermutlich handelt es sich in diesem Fall um eine Streptokokken-Mastitis, da die chronische katarrhalische Mastitis die typische Form der Sc. agalactiae-

Infektion (sog. „Gelber Galt“) darstellt. Es ist aber erforderlich, eine labor-diagnostische Untersuchung von Milchproben durchzuführen, um eine end-gültige ätiologische Abklärung bzw. einen Behandlungsplan machen zu können.

    

V. Differentialdiagnosen

A. aus ätiologischer Sicht:

 

  Endocarditis valvularis

      

 Streptokokken-Mastitis

1. Endocarditis traumatica

2. Mastitiden hervorge-

 

rufen von anderen Keim-     arten. S. o. IV. Diagnosen                       

 

Zu 1. Eine traumatische Ursache für die Endokarditis ist wegen negativer Schmerzperkussionsbefunde des Abdomens bzw. der Herzgegend auszuschlie-ßen. Weitere Abklärung wären pathologisch-anatomische Befunde.

 

B. aus symptomatischer Sicht:

Zu 1. Nebengeräusche hervorgerufen von einem Foramen interventriculare persistens hätten den gleichen Klangcharakter wie eine Endokarditis, ließen sich jedoch beidseitig auskultieren.

 

Zu 2. Die Einteilung der Euterentzündungen nach Renk berücksichtigt den Krankheitsverlauf und die vorherrschenden Entzündungsmerkmale, nicht die Ätiologie durch die Erreger. Hiernach unterscheidet man die:

- Akute katharralisch-eitrige Galaktophoritis und Mastitis:

Euter vermehrt warm, leicht gerötet, entzündliches Unterhautödem meist auf distalen Drüsenbereich begrenzt, Sekret mit molkeartigem Aussehen und erheb-lichen Eiterflocken

 

- Chronische katharralisch-eitrige Galaktophoritis und Mastitis (Gelber Galt):

häufig ohne klinische Veränderungen, herdförmige, eitrige Entzündung der Drüsenendstücke, milchartiges Sekret mit vermehrter Zellzahl

 

- Akute bösartige Mastitis:

hochgradige, schmerzhafte Schwellung des Euters, nach ein bis zwei Tagen schwere Parenchymnekrosen und multiple       Gefäßthrombosierung, führt bald zum Tod oder zur Abstoßung ganzer Mammarkomplexe

 

- Chronische eitrig-abszedierende Mastitis:

selten Allgemeinstörungen, grobknotige Abszeßbildung oder diffuse Verhärt-ungen im gesammten Drüsenkomplex, Rückbildung der Drüsenendstücke, falls Sekret vorhanden, ist es von typischem jauchigem Geruch

 

- Interstitielle nichteitrige Mastits:

nur histologisch erkennbare herdförmige Ansammlung von Lymphozyten, Histiozyten, Plasma- und Mastzellen

 

- Granulomatöse Mastitis:

* Eutertuberkulose: chronische, protrahierte, disseminiert Miliartuberkulose mit gleichmäßig über das Gewebe verteilten, verkästen und verkalkten Tuberkeln

* Aktinomykose: erbsen- bis faustgroße Knoten, die die Haut vorwölben und im Anschnitt weißliches, mit kleinen Abszessen durchsetztes Granulationsgewebe zeigen

* Kryptokokken-Mastitis: Gewebe von derber Konsistenz, in den Milchgängen weiß-gelbes Sekret

 

 

 

 

VI. Prognose

Hier liegen zwei schwerwiegende chronische Krankheiten gleichzeitig vor und eine Wiederherstellung der vollen Funktionstüchtigkeit der betroffenen Organe ist aussichtslos. Dazu kommt die Tatsache, daß es sich um ein Herdenproblem handelt und die Tiere sich gegenseitig anstecken. Abgesehen von dem unheil-baren Leiden dieser Kuh (Endokarditis), ist die Einzeltherapie der Mastitis als  nicht sinnvoll zu erachten.

 

VII. Therapie

1. Eine Endokarditis valvularis in einem fortgeschrittenen Stadium (wenn Herz-

geräusche vorhanden sind) sollte nicht therapiert werden. Ein Therapieversuch hat keinerlei Aussicht auf Erfolg und führt nur zur Wertminderung des Schlachtkörpers.

 

2. Bei einer Galtmastitis, aber auch bei den meisten anderen Streptokokken-Mastitiden, ist Penicillin G (1-3 Mio. U.E. pro Euterviertel je Behandlung) das Mittel der Wahl. Das Anlegen eines Antibiogramms empfiehlt sich, um die Therapie bei einer Infektion mit anderen Erregern umstellen zu können. Penicilllinasebildenden Kokken werden erfolgreich mit Isoxazolylpenicillinen oder Makrolidantibiotika behandelt.

Bsp. Isoxazolylpenicilline:

- Oxacillin 400-1000 mg pro Euterviertel je Behandlung i.z.

- Cloxacillin 400-1000 mg pro Euterviertel je Behandlung i.z.

Bsp. Makrolidantibiotika:

- Spiramycin 300-500 mg i.z.

- Rifamycin 200-300 mg i.z. (sollte immer zusammen mit einem anderen Anti-

biotikum gegeben werden, wegen der raschen Resistenzbildung bei alleiniger Verabreichung von Rifamycin)

Sc. agalactiae ist weiterhin sehr empfindlich gegenüber Tetracyclin und Erythromycin.

Die zu therapierenden Euterviertel sollten vor jeder Applikation, möglichst mit Hilfe einer Oxytocingabe (20 U.E i.v.), ausgemolken werden. 12-24 Stunden nach der Applikation ist das Euter gründlich auszumelken und im Anschluß daran, nochmals mit dem gleichen Antibiotikum in gleicher Dosis zu behandeln.

Erfordelich ist, daß während der Laktation der wirksame Antibiotikum-Spiegel zumindest vier Tage erhalten bleibt, beim Trockenstehen möglichst über die ganze Periode der Laktationsruhe.

Mit parenteraler Behandlung ist bei chronisch-katarrhalischen Mastitiden kein besonderer Erfolg zu erzielen.

Unterstützung der Behandlung mit hyperämisierender Salben (z.B. Kampfer) oder mit heißen Breiumschlägen ist anzuraten.

Ist nach wiederholter und gezielter Behandlung eine Heilung nicht erreicht, sollte das Tier geschlachtet werden. Sonst stellt es nämlich eine Infektionquelle in der Herde dar.

 

Eine Herdensanierung und eine Überprüfung der mastitisbegünstigenden Faktoren ist durchzuführen. Die gesunden Kühe sind vor die Infektion zu schützen, also zu isolieren. Bei den erkrankten behandlungswürdigen Tieren sollte man eine intensive gruppenbezogene Therapie und Hygiene vornehmen. Die behandlungsunwürdigen Tiere sind auszumerzen. Die Haltungsbeding-ungen müssen überprüft werden, sowie Stallklima, Streßfaktoren, Verletzungs-gefahren, etc.

Fütterung, Melkmaschinentechnik und Melkhygiene müssen auch kontrolliert werden, um eine erfolgreiche Bestandssanierung zu erzielen und um euterge-sunde Tiere zu erhalten.

Nach Erfolg muß Prophylaxe betrieben werden à regelmäßige Überprüfung von Melkanlage, Melkhygiene und Melkarbeit; frühzeitiges Erkennen und sofortige Behandlung von klinischen Mastitiden; sorgfältiges Trockenstellen

(nur klinisch gesunde Euter, Antibiotikaschutz); leistungs- und bedarfsgerechte

Fütterung; Stallgebäude verbessern oder in gutem Zustand erhalten.

   

VIII. Weiterer Verlauf

Der Zustand der Kuh war am 27.04.1999 unverändert. Überraschenderweise ergab sich trotz der schlechten Prognose ein positives Behandlungsergebnis, wie ich am 11.05.1999 von einem Mitarbeiter der Klinik für Klauentiere erfahren habe. Die Kuh sei ohne Herzgeräusche und klinisch gesund wieder in den Herkunftsbetrieb zurückgekehrt. 

 

IV. Epikrise

Die DSB-Kuh mit der Patienten-Nr. x stammt aus einem Betrieb mit Mastitidenproblem in der Herde. Sie wurde seit Nov.´98 mehrmals wegen Mastitis behandelt, aber immer wieder erneut erkrankt. Am 19.04.1999 ist sie in der Klinik für Klauentiere eingestellt und am 24.04.1999 eingehend untersucht worden. Diagnostiziert wurden eine Endocarditis valvuaris und eine Mastitis catarrhalis chronica, wobei die letztere zu der ersten geführt haben kann.

Es wurde ein Therapieversuch eingeleitet, obwohl die Erfolgsaussichten und die Wirtschaftlichkeit dagegen sprachen.        


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