Befundbericht über das Organ Lunge

Herkunft:         Schwein

 

Beschaffenheit:     ein unfixierter rechter Lungenflügel, ohne Lymphknoten                     

 

Gewicht:         ca. 1000 g

 

Größe:         Länge ca. 40 cm, Breite ca. 20 cm, Tiefe ca. 10 cm

 

Konsistenz und Geruch:         

 

nicht kollabiert, weich-elastisch, puffig, unauffälliger Geruch

 

Oberfläche:         

 

rosafarben, mit rötlich-heller marmorierter Zeichnung und verbreiterten Septen, am cranialen Lungenlappen hellrosafarbene Ränder; der gesamte caudale Teil des cranialen Lungenlappens ist an der ventralen Seite dunkelrot verfärbt, am caudalen Lungenlappen befindet sich eine ca. 15 x 10 cm dunkelrote Verfärbung mit unregelmäßigem Rand; die Pleura ist feucht-glänzend und milchig durchscheinend, zwischen caudalem Teil des cranialen Lungenlappens und dem caudalen Lungenlappens bestehen mehrere nicht ablösbare Verwachsungen der Pleura

 

Schnittfläche und Schnittränder:     

 

Anschnitt feucht, aber ohne abpressbare Flüssigkeit, die dunkelroten Verfärbungen setzen sich in der Tiefe durch den gesamten Anteil des caudalen Lungenlappens fort

 

Pathologisch-anatomische Diagnosen:    

 

hochgradiges, akutes, diffuses, alveoläres Emphysem und

 

mittelgradige, chronische, multifokale, fibroplastische Pleuritis

 

Epikrise:

 

Ein Emphysem ist eine reversible oder irreversible Erweiterung der luftführenden Räume distal der terminalen Bronchien, die meist eine Zerstörung der Alveolarwände zur Folge hat. Sofern die auslösende Stenose oder Obstruktion vorübergehend ist, kann das akute Emphysem reversibel sein.

 

Beim Schwein ist das Lungenemphysem im Gegensatz zum Menschen keine primäre Erkrankung, sondern als Folge von Obstruktionen der Luftwege oder durch

 

Agonie bei der Schlachtung entstanden. Obstruktive Ursachen können eine Bronchitis oder Peribronchitis mit Einengung oder Verlegung der Luftwege durch Schleim oder Exsudate sein, ein chronischer Bronchospasmus, allergische Prozesse oder toxische Einflüsse sein.

 

Das Tier kann mit angestrengter Inspiration Luft an der Obstruktion vorbei in die dahinter gelegenen Alveolen drücken, die dann bei der Expiration nicht mehr vollständig ausgeatmet werden kann, weil der exspiratorische Druck geringer ist. Aufgrund dieser Ventilstenose werden die Alveolarsepten überdehnt und rupturieren. Durch diesen Parenchymschwund bleibt die Schädigung irreversibel.

 

Das akute universelle alveoläre Emphysem entsteht beim Erstickungs- oder Ertrinkungstod z.B. als „Brühwasserlunge“ beim Schwein, wenn das betäubte Tier im nicht optimalen schlachttechnologischen Ablauf Brühwasser aspiriert.

 

Als weitere Ursachen für ein akutes universelles alveoläres Emphysem können Aspiration von Erbrochenem (bei Neonaten auch Fruchtwasser) oder auch ein Anaphylaktischer Schock infolge eines Bronchusverschlusses genannt werden.

 

Die rötlichen Verfärbungen sind im vorliegenden Fall auf Blutaspiration während des Schlachtvorgangs zurückzuführen. In den ventralen Bereichen können sie auch

 

durch Austritt von Blutkörperchen aus den Gefäßen und postmortale Versackung als Imbibitionsflecken entstanden sein.

 

Die fibroplastischen Adhäsionen der Pleura im Bereich der Fissura interlobaris caudalis sind vermutlich in Folge einer chronischen Entzündung der Pleura entstanden. Eine solche Pleuritis kann die Lungenfunktion stark beeinträchtigen und sehr schmerzhaft sein. Häufigste Ursache sind Bakterien, die eine Polyserositis hervorrufen oder hämatogen oder durch Übergreifen einer bestehenden Pneumonie in die Pleura gelangen.

 

Erreger, die für das vorliegende Krankheitsbild beim Schwein häufig verantwortlich sind, sind vor allem Actinobacillus pleuropneumoniae (kontagiöse Pleuropneumonie) und Haemophilus parasuis (Erreger der Glässerschen Krankheit), sowie ausserdem oft auch Streptokokken (vor allem Streptokokkus suis TypII), Pasteurella multocida, Bordetella bronchiseptica oder Clamydien und Mycoplasmen.