Kaninchen-01 - Abzeß in der Mundhöhle

 

1. Signalement:

 

Es handelte sich bei dem vorgestellten Patienten um ein weibliches Zwergkaninchen (Wildtyp) mit dem Namen �x�. Das Gewicht belief sich auf 2300 g.

 

2. Anamnese:

 

�x� wurde am 19.04.1996 wegen einer Umfangsvermehrung unter dem Kinn in der Tierklinik vorgestellt. Dort vereinbarte man einen OP-Termin zwecks Spaltung für den 22.04.1996.

Während der klinischen Demonstrationen wurde uns das Kaninchen von Dr. x zugewiesen.

 

 

3. Status präsens:

 

Das Kaninchen besitzt einen guten Pflegezustand. Es weist einen schlanken Körperbau auf und zeigt reges Interesse für seine Umwelt, wirkt aber sehr nervös (wodurch die erhöhte Atemfrequenz bedingt ist).

 

Die klinische Allgemeinuntersuchung ergibt vor der OP folgende Werte:

 

Atemfrequenz: ca. 180/min

Herzfrequenz : ca. 300/min

Temperatur    : 39,1 Grad Celsius

Schleimhäute  : blaßrosarot, feucht, glatt, glänzend, ohne Auflagerungen

 

 

4. Spezielle Untersuchung:

 

Bei der näheren Untersuchung des Kopfes fanden wir eine 2-DM-Stück große Umfangsvermehrung unter dem Kinn mit einer Öffnung. Die Palpation ergab oberflächlich eine weiche Konsistenz, während der tiefergelegene Teil härter war.

 

Bei der Untersuchung der Maulhöhle stellten wir fest, daß ein weißlich rahmiges Sekret im Bereich der Unterkieferincisivi hervortrat. Ansonsten waren die Incisivi noch fest in ihrer Alveolarhöhle verankert und zeigten keine Stellungsanomalien, wodurch ein gleichmäßiger Abrieb gewährleistet war. Im Gegensatz dazu waren an den Unterkieferbackenzähnen nach lingual Spitzen vorhanden, die auf einen ungleichmäßigen Abrieb zurückzuführen waren.

 

Zur Abklärung der Mitbeteiligung des Knochens am Abszeß wurde am 22.04.1996 eine Röntgenaufnahme angefertigt, auf der  sich osteolytische Prozesse im Unterkieferbereich darstellten. Außerdem war eine deutliche Weichteilschwellung unter dem Kinn sichtbar. Die Backen- und Schneidezähne zeigten keine Stellungsanomalien.

Seite - 2 -

 

 

 

5. Diagnose:

 

Bei der hier vorliegenden Umfangsvermehrung handelte es sich um einen Abszeß mit Durchbruch sowohl nach außen als auch in die Mundhöhle.

 

 

6. Prognose:

 

Aufgrund der Möglichkeit der operativen Entferung des Abszesses sind die Heilungschancen als günstig einzustufen.

 

 

7. Therapie:

 

Zur Narkoseeinleitung wurde dem Kaninchen 0,1 ml Atropin, 50 mg Ketamin und 5 mg Xylazin subkutan injiziert. Als Infusionslösung wurden ihm 50 ml Sterofundin ebenfalls subkutan verabreicht. Da die verabreichte Dosis der Narkose aufgrund der Nervosität des Kaninchens nicht ausreichte, wurden ihm nochmals 30 mg Ketamin und 3 mg Xylazin injiziert.  Zur  Vertiefung wurde zusätzlich eine Inhalationsnarkose mit Isofluran vorgenommen.

 

Während der Operation wurde der Abszeß gespalten, der Eiter anfänglich manuell entfernt und verbliebene Reste mit einem scharfen Löffel ausgekratzt. Außerdem wurde überschießendes Granulationsgewebe entfernt. Zur antibakteriellen Behandlung erfolgte eine Braunol-Spülung, außerdem wurden drei Leukasekegel in die Wundhöhle verbracht.

Es wurden drei Supramid-Hefte zum Wundverschluß gesetzt, wobei eine kleine Öffnung für weitere Spülungen zurückblieb.

 

Anschließend raspelte der behandelnde Arzt die oben erwähnten Zahnspitzen ab. Als Antibiotikum wurde dem Kaninchen 0,11 mg Sobelin subkutan injiziert.

 

Der Besitzerin wurde zur Nachbehandlung eine Ampulle Sobelin 300 mitgegeben.

 

 

8. Epikrisis:

 

Das uns am 22.04.1996 vorgestellte Kaninchen wies am Unterkiefer einen 2-DM-Stück großen Abszeß auf, aus dem sich Eiter entleerte. Ursachen dieses Abszesses können sein:

 

- Hautverletzung im Unterkieferbereich

- iatrogen verursachte Verletzungen bei Zahnuntersuchungen mittels Maulsperrer

 

Da weder eine Hautverletzung durch den Besitzer beobachtet, noch eine Zahnbehandlung bei dem Kaninchen durchgeführt wurde, konnte die Ursache nicht eindeutig abgeklärt werden.

 

Durch operative Entfernung des Abszesses und Antibiotikabehandlung besitzt dieser Krankheitsverlauf eine günstige Prognose.

 

>