Obduktion-03 - Katze: interstitielle Nephritis

 

 

 

Sektionsbericht

 

 

Ausführlicher Bericht über die Zerlegung einer Katze

 

 

 

A.

 

Das am 13.12.1999 getötete Tier, wurde am 15.12.1999, von 11 Uhr bis 12 Uhr und 30 Minuten im Sektionssaal der Freien  Universität Berlin, Institut für Veterinär-Pathologie, Königsweg 65, in 14163, zerlegt und untersucht..

Betreuer:                                             x

Untersucher des Tieres:                       x

Namen der anwesenden Zeugen:          ....

Sektionsnr.:                                         x

Einsendender Tierarzt:                          x

Besitzer des Tieres:                              x

 

 

 Signalement

 

Gattung, Rasse : Katze, Europäisch Kurzhaar

Geschlecht :       weiblich

Alter :                geschätzt 10 Jahre alt

Gewicht:           2,8 kg

Kennzeichen :   Das Haarkleid ist schwarz-braun mit weißen Abzeichen. Diese befinden sich an der Kehle, an der Brust, an allen vier Pfoten und im Beckenbereich.

 

 

 Vorbericht und Klinische Diagnose

 

Mattigkeit und Inappetenz seit einigen Tagen. Eine klinische Diagnose ist nicht angegeben.

 

B. Beschreibung

 

 

I. Äußere Besichtigung

 

Ernährungszustand

 

Der Ernährungszustand ist als gut zu bezeichnen. Das Unterhautfettgewebe ist im Beckenbereich bis zu 5mm dick ausgebildet, die Muskulatur ist am gesamten Körper gut entwickelt.

 

 Zeichen des Todes

 

Das Tier ist vor ca. 45 Std. getötet worden und wird auf der rechten Körperseite liegend vorgefunden. Der Tierkörper ist vollständig erhalten.

Als Zeichen des Todes sind der verminderte Augeninnendruck und die getrübte und in Falten gelegte Hornhaut zu erkennen. Der Tierkörper ist kälter als die Umgebungstemperatur und alle Gelenke des Kopfes und der Gliedmaße sind nicht beweglich, d.h. die Totenstarre ist vollständig eingetreten und durch die Lagerung im Kühlhaus erhalten geblieben.

 

 natürliche Körperöffnungen

 

Die Lider der Katze sind beide vollständig geschlossen. Nach Öffnen der Lider ergibt die  Betrachtung der Lidbindehaut, daß sie beidseitig porzellanweiß sind. Die Augäpfel sind beiderseits in die Augenhöhlen  zurückgefallen, die Hornhaut ist trüb und in Falten gelegt. Die Pupillen sind geöffnet. Beidseitig verdeckt das 3. Augenlid etwa die Hälfte der Augen, links ist es porzellanfarben, rechts ist es von rötlicher Farbe.

 

Die Nasenschleimhaut ist dunkel pigmentiert, mäßig feucht, glatt und glänzend. An beiden Nasenöffnungen ist eine geringe Menge einer klaren Flüssigkeit zu sehen.

Die Maulschleimhaut ist blaß-rosa, feucht, glatt, glänzend und unregelmäßig pigmentiert.

Die Zähne sind vollständig vorhanden und mit dünnen, harten, bräunlich-gräulichen, nicht abkratzbaren Belägen überzogen.

 

Die Haut der Gehörgänge ist porzellanweiß und mit dünnen, braunen, abkratzbaren Belägen überzogen. Im rechten Ohr befindet sich eine blaue Tätowierung. Die Zahlen 0 und 1 sind noch zu erkennen, der Rest ist unleserlich.

 

Der After ist geschlossen, die Umgebung ist trocken. Die Schleimhaut ist porzellanweiß, glatt und glänzend. Die Schamlippen sind ebenfalls geschlossen. Die Schleimhaut ist blaß-rosa, glatt und trocken.

 

Der Nabel ist mit Haaren bedeckt und geschlossen.

 

 Haut, Haarkleid, Krallen

 

Die Haut ist an den Stellen, an denen das Fell schwarz-braun ist, dunkel pigmentiert. An den Stellen an denen das Fell die weißen Abzeichen besitzt ist die Haut rosa.

Das Haarkleid ist geschlossen, trocken, dicht anliegend und glänzend. Die Fellänge beträgt etwa 1.5 cm. Die Haare an den Vorderpfoten sind bräunlich verfärbt.

Die Ballen der Katze sind hell-rosa-weiß und sind mit ablösbaren braunen Auflagerungen versehen. Die Konsistenz der Ballen ist derb-elastisch. Alle Krallen sind vorhanden, etwa 1 cm lang und gleichmäßig abgelaufen.

 

 

II. Innere Besichtigung

 

 Zustand nach Eröffnen der Haut

 

Nach Eröffnen der Haut ist eine, im Beckenbereich bis zu 5mm dicke, weiße Fettschicht sichtbar. Die Unterhaut ist weiß-grau-grünlich und mäßig feucht bis klebrig. Die Gefäße sind fein gezeichnet. Die Kopflymphknoten und der rechte Buglymphknoten sind vergrößert. Im Anschnitt sind die Lymphknoten glänzend und feucht, der Rand quillt an der Schnittfläche vor, Mark und Rinde sind gut zu trennen. Das Mark ist hell-braun, die Rinde dunkel-braun. Die Muskulatur ist hell-rot bis dunkel-rot, mäßig feucht und mit wenig Fett bedeckt. Die Kreuzbänder sind porzellanfarben und glänzend. Die Bänder sind weiß, feucht, glatt und glänzend. Die Knochen sind porzellanfarben und brechen erst verzögert. Das Knochenmark ist außen rot, feucht, glatt, glänzend, die Konsistenz ist puddingartig. Im Inneren ist das Knochenmark fester als außen und von hellerer Farbe. Die Konsistenz ist gelatineartig und die Farbe gelb-rot.

 

Organe der  Bauch- und Beckenhöhle

 

Das Zwerchfell wölbt sich kopfwärts bis zur 9.Rippe und ist aufgespannt.

Die Bauchhöhle ist von vorne nach hinten betrachtet, im 1. Drittel mit Leber und Gallenblase, im 2. Drittel mit Netz und Dünndarm und im letzten Drittel mit Blase, Dünn- und Dickdarm gefüllt.

 

Das Bauchfell ist mäßig feucht, glatt, glänzend und durchscheinend. Das große Netz ist durchscheinend und von bis zu bleistift-starken Fettsträngen durchzogen. Die Gefäße sind fein gezeichnet. Das gesamte Netz ist mit kleinen, roten, fest anhaftenden Pünktchen übersät.

 

Die Milz ist 12 x 1,5x 0,4 cm groß und 5 g schwer (relatives Organgewicht: 0,18%). Die Kapsel ist in verstreichbare Längsfalten gelegt. Die Milz ist hellrot, mit dunklen Bezirken und schlaff von ihrer Konsistenz. Die Schnittfläche ist dunkelrot und ein Netzwerk ist erkennbar. Davon ist eine brombeer-rote Masse abstreichbar.

 

Die Magenschleimhaut ist in Falten gelegt und feucht, glatt, glänzend und von beige-grauer Farbe. Die Schleimhäute von Zwölffingerdarm, Leerdarm, Hüftdarm, Blinddarm, Grimmdarm und Enddarm sind feucht, glatt, glänzend und von porzellanweißer bis beiger Farbe. Der Dünndarm weist schlaffe und zusammengezogene Bezirke auf. Der Magen weist keinen Inhalt auf. Im Darm war eine milchig-weiße, schleimige Flüssigkeit zu sehen. Der Enddarm ist mit grün-braunem, geformtem Kot gefüllt.

 

Die Bauchspeicheldrüse ist alt-rosa, hakenförmig und die Läppchenzeichnung ist deutlich zu erkennen. Ihr freier Schenkel ist 10,5 cm lang, 1 cm breit und 0,1 cm dick, der dem Darm anliegende Schenkel ist 10 cm lang und ebenfalls 1 cm breit und 0,1 cm dick.

 

Die Leber wiegt 102 g. Das entspricht einem relativen Organgewicht von 7,28%. Die Maße der Leber sind: 13,5 x 8x 2 cm. Die Farbe ist rotbraun mit hellgrauen kleinen Pünktchen. Die Ränder sind stumpf. Ihre Konsistenz ist fest-elastisch. Die Gallenblase ist mit einer grünlich-gelben Flüssigkeit mäßig gefüllt. Ihre Schleimhaut ist samtartig und in Falten gelegt. Der Ausführungsgang in den Zwölffingerdarm ist durchgängig.

 

Die rechte Niere wiegt 15 g (relatives Organgewicht: 0,54%) und ist 4 x 1,8 x 1 cm groß, die linke wiegt 14 g (relatives Organgewicht: 0,5%) und hat eine Größe von 2,3 x 1,3 x 0,8 cm. Beide Nieren sind zu einem Drittel mit einer 2 mm dicken Fettschicht überzogen. Beide Nieren lassen sich ohne Substanzverlust leicht aus ihrer Kapsel lösen. Die Oberfläche beider Nieren ist netzartig gezeichnet mit kleinen, stecknadelkopfgroßen Hohlräumen, die sich in Rinde und Mark als Streifen fortsetzen. Auf der Nierenoberfläche sind stecknadelkopf-große, körnige, abstreifbare Auflagerungen, im Kapselbereich deutliche Einziehungen zu sehen. Die Farbe der Oberfläche ist rot-braun. Die Rinde ist hellrotbraun, das Mark dunkelrotbraun. Das Mark weist eine helle radiäre Streifung auf. Das Verhältnis Rinde : Mark beträgt 1:2. Das Nierenbecken ist beidseits ca.0.5 cm weit geöffnet. Die Schleimhaut ist blaß-rosa, feucht, glatt und glänzend. Beide Harnleiter sind nicht gefüllt und durchgängig. Die Schleimhaut ist glatt und porzellan-weiß.

 

Die Harnblase ist nicht gefüllt. Die Schleimhaut ist in Längsfalten gelegt, glatt, glänzend, mäßig feucht und porzellan-weiß. Der Schleimhaut des Harnröhre ist rosa-weiß, mäßig feucht, glatt und glänzend.

 

Die rechte Nebenniere ist 1 x 0,5 x 0,1 cm, die linke 1,3 x 0,6 x 0,1 cm groß. Im Anschnitt sind Rinde und Mark gut voneinander zu trennen. Die Rinde ist gelb, das Mark dunkel-rot.

 

Die Katze ist kastriert.

 

 Organe der Brusthöhle

 

Bei der Eröffnung der Brusthöhle werden die Lungen und das Herz sichtbar. Die Brusthöhlenorgane füllen den Brustkorb zu ca. 60% aus. Aufgefangen wurden 20-30 ml einer klaren, leicht gelblichen, wäßrigen Flüssigkeit. Das Brustfell stellt sich feucht, glatt, glänzend und durchscheinend dar.

 

Das Herz ist im Herzbeutel frei verschieblich. Der Herzbeutel läßt sich leicht lösen.

Das Herz ist von spitzkegeliger Form, die Herzspitze wird von der linken Herzkammer gebildet. Das Herzgewicht beträgt 36 g. Das entspricht einem relativen Organgewicht von 1,29%. Die Herzmaße sind: 4,5 x 3,8 x 2,7 cm. Der Abstand von der Herzspitze zur Kranzfurche beträgt 3,4 cm. Die Herzkranzgefäße sind deutlich zu erkennen. Die rechte Kammer ist 1,5 cm weit geöffnet, die linke ist 3 cm weit geöffnet. Das Verhältnis rechte Kammerwand : Scheidewand : linke Kammerwand beträgt 1 : 5 : 4 .In der linken Kammer treten die Papillarmuskeln deutlich in den Binnenraum ein. Beide Kammern sind blutgefüllt, die Gerinnungsfähigkeit und Färbekraft sind erhalten geblieben. Zusätzlich war in der rechten Kammer ein Speckgerinnsel von 2 x 1 x 0,5 cm, in der linken Kammer eines von 3 x 2 x 1 cm Ausmaß. Die zweizipflige Segelklappe der linken Kammer und die beiden Taschenklappen sind durchscheinend, glatt, glänzend, seidenpapierstark und frei aufspannbar. Die dreizipflige Segelklappe der rechten Herzkammer ist 0,1 cm dick und nicht durchscheinend. Der Herzmuskel ist hellbraun-grau , die Schnittfläche ist trocken.

 

Die Lungen sind nicht zusammengefallen und an den Rändern von puffiger, ansonsten eher von derber Konsistenz. Die Lungen sind von hell-roter, teilweise dunkelroter Farbe. Im Anschnitt zeigt sich, daß die rechte Lunge eine stärkere Rotfärbung aufweist als die linke.

In der Luftröhre befindet sich eine durchsichtige, blasige, dünnflüssige Substanz, welche sich bis in die Bronchien fortsetzt. Die Schleimhaut ist blaß-rosa, feucht, glatt und glänzend.

Die Lungenlymphknoten sind beige und im Anschnitt sind Rinde und Mark zu trennen.

Der Brustbeinlymphknoten ist 1 x 0,2 x 0,1 cm groß und deutlich dunkel-rot. Das helle Mark und die dunkle Rinde sind deutlich voneinander abgesetzt.

 

Die Speiseröhre einschließlich ihres Halsteils hat eine beige-rosafarbende, feucht, glatt und glänzende Schleimhaut, ihre Längsfalten sind verstreichbar.

 

 Maul- und Rachenhöhle, Halsorgane

 

Die Zunge ist zungenförmig, 7,5 cm lang, 2,5cm breit,1 cm dick und weich-elastisch.

 

Die Maulschleimhaut ist blaß-rosa, zum Teil pigmentiert, feucht, glatt und glänzend.

 

Die Mandeln sind hellbraun, 0,8 x 0,2 x 0,2 cm und treten aus ihren Taschen deutlich hervor.

 

Der Kehlkopf und die beiden Stimmlippen sind symmetrisch, die Schleimhaut schimmert gelblich und ist feucht, glatt und glänzend.

 

Die Epithelkörperchen der Schilddrüse sind beiderseits als 1 x 1 x 1 mm große, weiße Pünktchen sichtbar.

 

 Zentrales Nervensystem

 

Der Schädel und der Rückenmarkskanal wurden nicht eröffnet.

 

 

C. Pathologisch-anatomische Befunde

 

I. Allgemeindiagnosen

 

- keine

 

II. Organdiagnosen

 

- Disseminierte intravasale Koagulation

- Nephritis interstitialis renalis sinister et dexter chronica diffusa

- Hypertrophia cordis ventriculi sinistri chronica diffusa

- Dilatatio cordis ventriculi dextri et sinistri chronica diffusa

- Myodegeneratio cordis chronica diffusa

- Oedema pulmonum chronica diffusa

- Hydrothorax

- Congestio hepatis chronica diffusa

- Degeneratio hepatis centrolobularis subacuta diffusa

- Hypertrophia parathyreoidea dextri et sinistri subacuta diffusa

- Osteorenales Syndrom

- beginnende Osteodystrophia fibrosa generalisata

- Tonsillitis follicularis chronica diffusa

- Rhinitis catarrhalis subacuta diffusa 

- Calca dentes chronica multiplex

 

III. Gesamtdiagnose

 

- chronische interstitielle Nephritis mit daraus resultierender Herzinsuffizienz

 

 

D. Differentialdiagnosen

 

interstitielle Nephritis    - chronische Glomerulonephritis                                                  

- chronische herdförmige eitrig-embolische interstitielle Nephritis.

DIC                             - Hämangiosarkom

 

 

E. Postmortale Veränderungen

 

Abgesehen von den unter “Anzeichen des Todes” erwähnten Befunden handelt es sich in den in beiden Herzkammern vorgefundenen Speckgerinseln um postmortale Blutagglutinate. Die stärkere Rötung der rechten Konjunktiva und der rechten Lunge resultiert aus der rechten Seitenlage.

 

F. weiterführende Untersuchungen

 

keine

 

 

G. Gutachten

 

Die interstitielle Nephritis zeichnet sich durch das makroskopische Bild einer Niere mit ge-punkteter Oberfläche, die sich als radiäre Streifung in Rinde und Mark fortsetzt, aus.

Ursächlich handelt es sich bei dieser Erkrankung um eine Mischinfektion mit wenig virulenten Erregern, die entweder über hämatogene oder urinogene Verbreitung in die Nieren gelangen. Da die harnableitenden Wege keine Veränderungen aufweisen, ist anzunehmen, daß die Bakterien auf hämatogenem Wege beide Nieren besiedelt haben. Als Errerger kommen verschiedene Bakterien, wie z.B. E.coli, verschiedene Staphylokokken und Streptokokken, Enterobacter oder Corynebacterium in Frage.

Im Verlauf der Krankheit kommt es zu einer Zerstörung von Nierenstrukturen, die über Gra-

nulationsgewebsbildung und nachfolgender Fibroblastenproliferation, Bildung von kollagenem Bindegewebe, Rückgang der Entzündungszellen und letztlich Rückzug der Fibroblasten unter Narbenbildung ausheilen. Diese Narben sind als Punkte auf der Nierenoberfläche und als radiäre Streifung im Nierenparenchym zu erkennen. Wenn die interstitielle Nephritis nicht ausheilt, zerstören die Bakterien so viel Nierenparenchym, daß die Narben konfluieren und das Bild der Schrumpfniere entsteht. Eine chronische Nephritis kann in ihrer Endphase in eine Niereninsuffizienz einmünden.

Die insuffiziente Niere scheidet nicht mehr genügend Phosphat aus, die Folge ist eine Hyperphosphatämie, die eine Erhöhung der Ca-P-Konzentration im Blut zur Folge hat. Da Ca-Phosphat extrem schlecht löslich ist, kommt es zu einer Ausfällung dieser Verbindung und somit zu einer zu geringen freien Ca-Konzentration im Blut.

Diese Hypocalcämie wird zu dem durch die mangelhafte Synthese von 1,25-Dihydroxycholecalciferol in der insuffizienten Niere verstärkt. Hierauf reagiert die Nebenschilddrüse mit einer regulativen Hyperplasie. Das von ihr abgegebene Parathormon führt zu einer verstärkten Freisetzung von Hydroxylappatit aus dem Knochen, welches im finalen Stadium zu einer Osteodystrophia fibrosa generalisata führt.

Aufgrund der mangelhaften Perfusion der Nieren kommt es zur scheinbaren Hyponatriämie und somit zur Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems. Im Bereich der Macula densa wird eine zu geringe Na-Konzentration bzw. eine Hypotonie registriert, woraufhin es im Bereich dieser Zellen zur Ausschüttung von Renin kommt. Dieses Enzym wird in die Blutbahn abgegeben und führt dort zur Abspaltung des Peptids Angiotensin I aus dem Vorläufermolekül Angiotensinogen, welches in der Leber synthetisiert wird. Das Angiotensin I wird nun durch das Angiotensin-Converting-Enzym (ACE), welches in der Lunge und anderen Geweben vorkommt, durch Abspaltung eines Dipeptids in Angiotensin II überführt, welches selbst eine vasokonstriktorische Wirkung hat und zur Erhöhung des Blutdrucks führt. Angiotensin II bewirkt außerdem an der Nebennierenrinde eine gesteigerte Synthese von Mineralokortikoiden (Aldosteron). Aldosteron führt in der Niere zur einer gesteigerten Synthese von Na+-H+-ATPasen, woraus eine verstärkte Rückresorption von Natrium und Wasser und somit eine renale Hypertonie resultiert.

Die renale Hypertonie führt dazu, daß das Herz permanent gegen einen erhöhten peripheren Widerstand arbeiten muß, wodurch es zunächst zur Linksherzhypertrophie mit anschließender Degeneration und Dilatation kommt. Aus der Linksherzschwäche resultiert ein venöser Rückstau in die Lungen, welches in Form eines Lungenödems zeigt und zu einer Belastung des rechten Herzens führt. Die Folge ist wiederum eine Rechtsherzhypertrophie mit anschließender Degeneration und Dilatation. Aus der Rechtsherzschwäche resultiert ein Blutrückstau in die Leber, wodurch es zu einer Hypoxie des ohnehin schlechter versorgten Läppchenzentrums kommt, die eine Degeneration zur Folge hat (zentrolobuläre Degeneration).

Die generelle Kreislaufschwäche führt zu einer allgemeinen Hypoxämie, wodurch bakterielle Infektionen begünstigt werden. Dies könnte die Ursache für die Rhinitis und Tonsillitis sein.

Im Rahmen dieser zahlreichen bakteriellen Infektionen kommt es zu einer übermäßigen Endotoxinbelastung des Organismus. Die Bakterien können bei ihrem Zerfall zur Aktivierung des Hagemann führen und dadurch den Gerinnungsprozeß auslösen. Im chronischen Falle kommt es zu einer Verbrauchskoagulopathie, diese resultiert aus einer Erschöpfung der MPS-Clearance-Kapazität und des fibrinolytischen Systems und führt zur Verstopfung von Kapillaren, Venolen und Arteriolen mit Mikrothromben. Man spricht in derartigen Fällen von “disseminierter intravasaler Koagulation” (DIC). Eine verstärkte Bildung der DIC´s wird in diesem Falle durch die chronische Stauungsleber bewirkt.

Durch die zahlreichen Koagulate kommt es zu einer allgemeinen Behinderung des Blutflusses und damit in zahlreichen Organen zu Infarkten und Infarzierungen und somit zur Verendung des Tieres.

 

 

>