Obduktion-11 - Hund: Akutes Herzversagen mit kardiogenem Schock

Sektionsbericht

 

 

 

Angaben zur Sektion

 

 

Die Sektion wurde am 06.01.2000 zwischen 1100 und 1300 im Obduktionssaal des Instituts für Veterinärpathologie der FU-Berlin, Straße 518 Nr. 15, 14163 Berlin, durchgeführt. Anwesende Zeugen waren x, x, x und x. Der Bericht wurde von ausgegeben.

 

 

Berichterstatter:                   x

                                               x

                                               x

 

einsendender Tierarzt:        x

 

 

Besitzer:                               x

 

 

 

 

Vorbericht

 

 

Der Hund verstarb am 05.01.2000 nach blutigem Durchfall beim Besitzer. Er wurde nicht tierärztlich vorbehandelt. Der Impfstatus ist unbekannt. Die klinische Diagnose lautet “Verdacht auf Darmtumor”.


Äußere Besichtigung

 

 

Signalement:

 

Bei dem zu sezierenden Tier handelt es sich um einen ca. 16 Jahre alten unkastrierten Mischlingsrüden. Tätowierungen und Chips sind nicht vorhanden. Das Haarkleid des Hundes ist weiß-beige und geht am Hinterkopf in einen rot-braunen Farbton über.

 

 

Ernährungszustand:


Der Tierkörper ist vollständig erhalten und liegt auf der rechten Seite. Das Körpergewicht des Tieres beträgt 5,2 kg, der Ernährungszustand ist mäßig.

 

 

Zeichen des Todes:

 

Die Körperoberflächentemperatur liegt deutlich unter der Raumtemperatur. Die Totenstarre ist vollständig eingetreten; das Kiefergelenk sowie die Schulter-, Hüft- und Kniegelenke sind unbeweglich. Es sind keinerlei Reflexe auslösbar. Die Augen sind beiderseits geöffnet, beide Augäpfel sind eindrückbar und in die Augenhöhlen eingesunken. Die Hornhäute sind getrübt und eingefallen. Die Nickhäute sind beiderseits vorgefallen.

 

 

natürliche Körperöffnungen:

 

Beide Augäpfel sind in die Augenhöhlen eingesunken. Die Lidbindehäute sind feucht, glatt, glänzend und rosagrau, mit Ausnahme des dritten Augenlides des rechten Auges, welches von roter Farbe ist. An beiden Augen ist der freie Rand des dritten Augenlides ca. 0,3 cm dunkel pigmentiert.

 

Der Nasenspiegel ist schwarz pigmentiert, trocken und matt. Die Nasenöffnungen haben beiderseits einen Durchmesser von ca. 0,5 cm, die Nasenschleimhaut ist feucht, glatt und glänzend.

 

Der äußere Gehörgang beider Ohren ist ca. 0,5 x 1 cm geöffnet. Die Haut ist grau-rosa, matt, trocken und spärlich behaart.

 

Die Mundspalte ist geschlossen, die Schleimhaut ist grau und weitgehend unpigmentiert. Auf den Zähnen befindet sich eine gelbe, derbe Substanz, die zum Teil abstreifbar ist. Über dem linken oberen Eckzahn ist eine etwa 0,1 x 0,2 cm große Zusammenhangstrennung des Zahnfleischs sichtbar.

 

Der After ist geschlossen. After und Umgebung des Afters sind mit rot-brauner, schleimiger Flüssigkeit verklebt.

 

Die Vorhaut ist ca. 0,5 cm geöffnet. Die Schleimhaut der Vorhaut und des Penis sind porzellanfarben, feucht, glatt und glänzend. Beim Ausschachten des Penis tritt eine schleimige Flüssigkeit von grau-gelber Farbe aus.

 

Der Nabel ist unbehaart, unpigmentiert und hat eine Größe von ca. 3 x 2 cm.

 

 

Haut- und Haarkleid:

 

Die Haut ist nur im Bereicht der Hoden dunkel pigmentiert, ansonsten ist sie von hellbeiger Farbe. Das Haarkleid ist matt glänzend, vollständig geschlossen und ca. 5-10 cm lang. Es sind 10 Zitzen mit einem Durchmesser von 0,1 cm vorhanden, alle Zitzen sind weich, elastisch und unpigmentiert. Die Krallen sind braun bis schwarz pigmentiert und ca. 2,5 cm lang. Die Ballen sind schwarz pigmentiert.

 

 

Unterhaut:

 

Das Unterhautgewebe ist rosa-gelb, feucht und gleichmäßig ausgebildet, die maximale Dicke beträgt weniger als 1 mm, es ist weiß-gelbes, festes Fett eingelagert.

 

Die Kehlgangslymphknoten sind ca. 1,5 x 0,5 x 0,8 cm groß und von derb-elastischer Konsistenz. Im Anschnitt sind dunkelbraunes Mark und hellbeige Rinde deutlich voneinander zu trennen, die Anschnittsfläche ist mäßig feucht.

 

Die Achsellymphknoten sind nicht auffindbar.

 

Die Buglymphknoten sind ca. 1 x 0,5 x 0,2 cm groß, beige-braun und von derb-elastischer Konsistenz. Im Anschnitt sind Mark und Rinde zu trennen, die Anschnittsfläche ist glatt und feucht.

 

 

Symmetrie:

 

Die Symmetrie der sichtbaren Gelenke, Knochen und Muskeln ist gegeben. Es sind keine auffälligen Abweichungen erkennbar. Die Aufhängung der Hoden ist asymmetrisch.

 

 

 

 


Innere Besichtigung

 

 

Organe der Bauch- und Beckenhöhle:

 

Nach der Eröffnung der Bauchhöhle sind im ersten Drittel der Bauchhöhle die Leber, der Magen und Anteile des großen Netzes sichtbar. Im zweiten Drittel sind Anteile des großen Netzes und Darmschlingen sichtbar. Im letzten Drittel sind Anteile des großen Netzes, Darmschlingen und die Harnblase zu sehen.

 

Das Bauchfell ist durchscheinend, pergamentpapier-stark, feucht, glatt und glänzend. Darauf befinden sich rötliche, rauhe, nicht abstreifbare Auflagerungen.

 

Das Zwerchfell wölbt sich kuppelförmig bis zur 6. Rippe in den Brustraum vor, es ist straff und gespannt.

 

Das große Netz bedeckt vollständig die Darmschlingen. Es ist durchscheinend, pergamentpapier-stark, von bis zu ca. 1 cm breiten, gelblich-grauen Strängen durchzogen, aufspannbar, feucht, glatt und glänzend.

 

Die Milz ist zungenförmig, von dunkelroter Farbe, ca. 13,5 cm lang, ca. 2,5 cm breit und ca. 0,5 cm dick. Sie wiegt 9 g (relatives Organgewicht 0,2 %), ihre Ränder sind scharf. Die Konsistenz des Milzgewebes ist weich-elastisch. Die Milzkapsel ist in Falten gelegt. Im Anschnitt ist die Milz brombeerfarben, feucht, glatt und glänzend, es läßt sich eine geringe Menge brombeerfarbene Flüssigkeit von der Schnittfläche abstreifen. Die Anschnittsfläche erscheint flach.

 

Der Magen ist äußerlich rosa-braun, hat eine Größe von ca. 14 x 5 x 3 cm und eine Wanddicke von ca. 0,4 cm. Die Schleimhaut ist von einer hellgrauen, dickflüssigen Masse überzogen. Die grau-beige Schleimhaut ist in deutliche Längsfalten gelegt, die sich nur schwer verstreichen lassen. Im hinteren Bereich des Magens und im Bereich des Pförtners ist die Schleimhaut von roter Farbe und vermehrt feucht. Die Wanddicke beträgt hier 0,6 cm.

 

Der Zwölffingerdarm ist oberflächlich grau-rosa, hat einen Durchmesser von ca. 2 cm und weist an der Oberfläche feine rote Linien auf. Die Darmwand ist ca. 0,2 cm dick. Die Schleimhaut ist beige-grau, feucht, glatt und glänzend und diffus mit roten, zum Teil harten Erhabenheiten durchzogen. Der Zwölffingerdarm ist mäßig mit einem grau-gelben schleimig-pastösen Inhalt gefüllt.

 

Der Leerdarm ist äußerlich grau-rosa und hat einen Durchmesser von ca. 1,5 cm. Die Wand ist im Anfangsteil ca. 0,3 cm, im restlichen Bereich ca. 0,2 cm dick. Der Inhalt des Leerdarmes ist graugelb und zäh-schleimig. Die Schleimhaut ist im Anfangsbereich rot, ansonsten beige-grau, feucht, glatt und glänzend.

 

Der Hüftdarm ist äußerlich rosa-rot und hat einen Durchmesser von ca. 1,5 cm. Die Wand ist ca. 0,2 cm dick. Der Inhalt ist braun-rötlich und pastös. Die Schleimhaut ist rosagrau, feucht, glatt und glänzend; es sind punktförmige, rote Flecken zu sehen.

 

Der Blinddarm ist äußerlich grün-grau und hat eine Größe von ca. 4,5 x 3 x 2 cm. Der Inhalt ist grün-schwarz und von breiiger Konsistenz. Die Schleimhaut ist gelb-rosa, feucht, glatt und glänzend.

 

Der Grimmdarm ist äußerlich beige-rosa und hat einen Durchmesser von ca. 2 cm. Der Inhalt ist grau-rot und von breiiger Konsistenz. Die Schleimhaut ist grau-rosa, feucht, glatt und glänzend und in manuell verstreichbare Falten gelegt, deren Saum von roter Farbe ist.

 

Der Enddarm ist äußerlich beige-rosa und hat einen Durchmesser von ca. 2,5 cm. Der Inhalt ist braun-rot und pastös. Die Schleimhaut ist beige-rosa, feucht, glatt und glänzend und in manuell verstreichbare Querfalten gelegt.

 

Das Darmgekröse ist durchscheinend, feucht, glatt, glänzend und von ca. 1 cm breiten weißlichen Strängen durchzogen. Die Darmlymphknoten sind erbsengroß, beigegrau und von derb-elastischer Konsistenz.

 

Die Leber wiegt 212 g (rel. Organgewicht: 4 %), sie ist ca. 14 cm lang, ca. 16,5 cm breit und ca. 2 cm hoch. Die Kapsel ist glatt, glänzend und durchscheinend, die Farbe ist dunkelrot-braun. Auf der Oberfläche sind zahlreiche stecknadelkopfgroße, hellbeige Pünktchen zu erkennen. Die Ränder der Leber sind stumpf, die Einschnitte der Leberlappen sind vergrößert. Die Konsistenz des Lebergewebes ist fest. Beim Anschneiden des Lebergewebes ist ein Widerstand zu spüren, das Lebergewebe ist im Anschnitt grau-braun und es tritt an der Schnittfläche hellrote, wäßrige Flüssigkeit aus.

 

Die Gallenblase ist olivgrün, hat eine Größe von ca. 4 x 2 x 1 cm und ist mäßig gefüllt. Die Gallengänge sind durchgängig.

 

Der dünndarmseitige Schenkel der hakenförmigen Bauchspeicheldrüse ist ca. 12 cm, der magenseitige Schenkel ca. 8 cm lang. Beide Schenkel sind ca. 1 cm breit und ca. 3 mm dick. Die Bauchspeicheldrüse ist rosa-grau, feingelappt, ihre Oberfläche ist glatt, glänzend und weich-elastisch.

 

Die Nieren wiegen je 16 g (rel. Organgewicht: 0,3 %) und haben eine Größe von ca. 5,4 x 4 x 3 cm. Sie sind bohnenförmig und von dunkelrot-violetter Farbe, ihre Oberfläche ist feucht, glatt und glänzend. Die Kapsel ist durchscheinend und läßt sich bei beiden Nieren leicht ablösen. Auf der rechten Niere befindet sich darmseitig eine kreisrunde, grünbraune Verfärbung von etwa 1 cm Durchmesser.

Auf der Anschnittsfläche der Nieren sind Mark und Rinde gut voneinander trennbar, die rotbraune Rinde ist ca. 0,8 cm breit, der äußere dunkelrot-braune Bereich des Markes ist ca. 0,2 cm, der innere beige Bereich des Markes ca. 0,5 cm breit. Die Nierenbecken sind ca 2 mm geöffnet, die Schleimhaut ist von beiger Farbe, feucht, glatt und glänzend.

 

Die Harnblase ist ca. 5 x 3,5 x 2,5 cm groß und tropfenförmig. Ihre Oberfläche ist feucht, in Falten gelegt, glänzend und von stecknadeldicken, roten Linien durchsetzt. Die Schleimhaut der Harnblase erscheint aufgequollen, sie ist in Längsfalten gelegt, die sich kaum verstreichen lassen. Die Schleimhaut ist von roten, punktartigen Hervorhebungen überzogen.

 

Die Schleimhaut der Harnröhre ist blaurot, feucht, glänzend und in Längsfalten gelegt.

 

Die Hoden sind ca. 3 x 2 x 2,5 cm groß. Ihre Aufhängung ist asymmetrisch. Die Anschnittsfläche erscheint grau-braun, mäßig feucht und wölbt sich über den Schnittrand.

 

Die Vorsteherdrüse ist walnußgroß und grau-rosa. Im Anschnitt werden kleine knotige Hervorhebungen sichtbar, die in die Harnröhre ragen. Das Drüsengewebe ist von Hohlräumen durchsetzt, die mit grün-schwarzer Flüssigkeit gefüllt sind.

 

Die rechte Nebenniere ist ca. 1,5 x 0,7 x 0,7 cm groß, gelblich-beige, weich-elastisch und im Anschnitt mäßig feucht. Nach dem Anschnitt sind ockerfarbenes Mark und gelbliche Rinde deutlich voneinander zu trennen (Verhältnis Mark : Rinde ® 1,5 : 1). Die linke Nebenniere ist ca. 1,3 x 0,6 x 0,7 cm groß und entspricht in Farbe, Konsistenz und Verhältnis Mark : Rinde der rechten. Im Zentrum des ockerfarbenen Marks beider Nebennieren ist eine grau-braune kreisrunde Fläche zu sehen, deren Durchmesser ca. 0,2 cm beträgt.

 

 

Organe der Brusthöhle:

 

Die inneren Organe füllen zu ca. 40% die Brusthöhle aus.

 

Das Brustfell ist durchscheinend, feucht, glatt und glänzend.

 

Die Lunge ist zusammengefallen. Die Zwerchfellslappen und Spitzenlappen sind altrosa und von weich-elastischer, puffiger Konsistenz.  Auf den Spitzenlappen befinden sich zudem dunkelrote fleckige Bezirke, deren Konsistenz teigig ist. Ein Anschnitt der Lungenlappen erfolgte nicht.

 

Das Herz ist im Herzbeutel frei beweglich. Der Herzbeutel ist durchscheinend, feucht, glatt und glänzend und mit weißen Fetteinlagerungen versehen. Beim Eröffnen des Herzbeutels tritt keine Flüssigkeit aus.

 

Das Herz ist stumpfkegelig und die Herzspitze wird nur von der linken Kammer gebildet. Das Herz ist ca. 5 x 6 x 7 cm groß und äußerlich rot-braun. Im Bereich der Kreuzung von Lungenarterie und Hauptschlagader ist ein ca. 8 x 2 x 2 cm großes, violettes, speckiges Gebilde sichtbar, das stielartig mit der Herzbasis verbunden ist. Der Überzug des Herzen ist durchscheinend, feucht, glatt und glänzend. Das Verhältnis von rechter Kammerwand zu Kammerscheidewand zu linker Kammerwand beträgt 1 : 6 : 4. Die rechte Herzkammer ist im Durchmesser ca. 2 cm, die linke ca. 0,5 cm geöffnet. Beide Kammern sind mit einer zähflüssigen, dunkelroten Masse gefüllt. Im rechten Herzohr befindet sich eine ca. 3,5 cm lange und 1 cm breite, gallertartige Masse von elastischer Konstistenz, die im Zentrum weiß-gelblich, zu den spitz zulaufenden Enden hin von dunkelroter Farbe ist. Die Herzmuskulatur ist im Anschnitt grau-braun, trocken und brüchig. Die Herzinnenauskleidung ist durchscheinend, feucht, glatt und glänzend. Die rechte Taschen- und Segelklappen sind seidenpapierstark, durchscheinend, feucht, glatt und glänzend und frei aufspannbar. Die Taschenklappe der Hauptschlagader sowie die linke Segelklappe sind papierstark und mit bis zu 1 mm großen Knötchen behaftet. Die Papillarmuskeln sind an ihren oberen Enden mit zwirnfadenstarken, grauen, festen, fädigen Strukturen an den freien Rändern der Segelklappen befestigt.

 

Die Innenauskleidung der Hauptschlagader ist elfenbeinfarben, feucht, glatt und glänzend, im herznahen Bereich ist die Oberfläche der Hauptschlagader feinkörnig strukturiert.

 

Die Speiseröhre hat einen Durchmesser von ca. 1,2 cm. Die Schleimhaut ist hellrosa, feucht, glatt, glänzend und in verstreichbare Längsfalten gelegt.

 

Die Luftröhre ist abgeflacht, die Knorpelspangen weichen auf der dem Rücken zugewandten Seite ca. 1 cm auseinander. Die Schleimhaut ist blaßrosa-beige, mit haarfeinen roten Linien durchzogen, feucht, glatt und glänzend.

 

 

Kopf- und Halsorgane:

 

Die Schleimhaut der Mund- und Rachenhöhle ist blaßrosa, trocken und matt. Der harte Gaumen ist trocken, seine Oberfläche weist Querfalten auf.

 

Die Zunge ist ca. 13 cm lang, ca. 3,5 cm breit und ca. 1,8 cm dick. Ihre Oberfläche ist rauh, die Konsistenz weich-elastisch und die Farbe grau-rot.

 

Die Rachenmandeln sind ca. 2 x 0,3 x 0,3 cm groß, zigarrenförmig und liegen nicht in ihren Taschen. Ihre Oberfläche ist feinkörnig. Die linke Mandel ist von roter Farbe, die rechte ist im vorderen Bereich altrosa, im hinteren Bereich rot.

 

Der Kehlkopf ist symmetrisch, der Kehldeckel ist dreieckig, scharfrandig, fest, ca. 0,2 cm dick und elfenbeinfarben. Die Oberfläche des Kehldeckels ist feucht, glatt und glänzend.

 

Die rechte Schilddrüse ist ca. 1 x 0,5 x 0,3 cm groß und hellbraun. Die linke Schilddrüse ist ca. 2 x 0,5 x 0,3 cm groß und hellbraun.

 

Die Nebenschilddrüsen haben einen Durchmesser von ca. 0,3 cm und sind von beiger Farbe.

 

 

Zentralnervensystem:

 

Die harte Hirnhaut liegt den Schädelknochen fest auf, die weiche bedeckt das Gehirn. Die Gehirnhäute sind von hellgrauer Farbe, feucht, glatt, glänzend und durchscheinend.

 

Das Gehirn ist symmetrisch, auf der Oberfläche sind deutlich hellrote, fein verästelte Linien zu erkennen. Beim Anschnitt ist die graue von der weißen Substanz deutlich zu unterscheiden. Die Konsistenz des Gehirns ist breiig, die Hirnkammern sind spaltweit geöffnet. Die Gehirnwindungen und –furchen sind scharf voneinander abgegrenzt.

 

 


Bewegungsapparat:

 

Die Muskulatur ist symmetrisch ausgebildet, dunkelrot, glänzend, trocken und von weich-elastischer Konsistenz.

 

Die Knochen sind grauweiß, glatt und von einer dünnen Knochenhaut überzogen. Der Oberschenkelknochen splittert beim Aufbrechen. Die Rippe biegt sich bei Krafteinwirkung, bevor sie unter einem Knacken zerbricht.

 

Bei der Eröffnung beider Hüftgelenke werden die Oberschenkelkopfbänder sichtbar, in den Gelenken befindet sich eine geringe Menge bernsteinfarbener, fadenziehender Flüssigkeit. Die Oberschenkelköpfe sind dünn mit Knorpel besetzt, der elfenbeinfarben, feucht, glatt und glänzend erscheint. Auch der Knorpel beider Hüftgelenkspfannen ist elfenbeinfarben, feucht, glatt und glänzend. Die Hüftgelenkspfannen umschließen die Oberschenkelköpfe vollständig.

 

Bei der Eröffnung der Kniegelenke sind die Kreuzbänder intakt, weiß und derb. Es tritt eine geringe Menge bernsteinfarbene, fadenziehende Flüssigkeit aus. Der Knorpel des Kniescheibengelenkes ist beige, glatt und glänzend.

 

 

Blut:

 

Das Blut ist dunkelrot bis rot-schwarz. Es ist überwiegend zähflüssig, zum Teil finden sich vereinzelte gallertige Gefäßausgüsse.

 

Das Knochenmark füllt die Knochenmarkshöhle des Oberschenkelknochens vollständig aus, es ist gallertartig, weißlich und feucht. Es ist von einem weniger als 1 mm dünnen, roten Rand umgeben.

 

 

 

 


Pathologisch-anatomische Diagnosen

 

 

Organdiagnosen:

 

  1.         Neoplasia basis cordis chronica circumscripta

  2.         Hypertrophia cordis ventriculi dextri et sinistri chronica diffusa

  3.         Dilatatio cordis ventriculi dextri et sinistri chronica diffusa

  4.         Myodegeneratio cordis chronica diffusa

  5.         Endocarditis fibromatosa valvularis semilunaris aortae chronica multiplex

  6.         Endocarditis fibromatosa valvularis bicuspidalis chronica multiplex

  7.         Arteriosklerosis aortae chronica circumscripta

 

  8.         Dilatatio tracheae chronica diffusa

  9.         Congestio pulmonum chronica circumscripta

 

10.         Hyperplasia parathyreoidea chronica diffusa

 

11.         Congestio hepatis chronica diffusa

12.         Degeneratio centolobularis hepatis chronica diffusa

 

13.         Tumor pyloris gastrica subacuta circumscripta

14.         Gastritis catarrhalis acuta circumscripta

15.         Enteritis haemorrhagica acuta diffusa

16.         Peritonitis granulomatosa acuta multiplex

 

17.         Dilatatio pelvis renalis subacuta diffusa

18.         Cystitis haemorrhagica subacuta diffusa

19.         Urethritis haemorrhagica subacuta diffusa

20.         Neoplasia medullae glandulae adrenalis chronica diffusa

21.         Prostatitis follikularis chronica diffusa

22.         Cystis prostatae subacuta multiplex

23.         Balanoposthitis catarrhalis chronica diffusa

 

24.         Calca dentes chronica diffusa 

25.         Tonsillitis follikularis chronica diffusa

 

26.         reaktiviertes Knochenmark

 

 

Gesamtdiagnose:

 

Akutes Herzversagen mit kardiogenem Schock

 

 

 

 


Differentialdiagnosen

 

1.           Chemodektom                                    ® Schilddrüsenadenokarzinom

                                                                         ® Nebenschilddrüsenadenokarzinom

                                                                         ® malignes Lymphom

 

10.         Schilddrüsenhyperplasie                       ® Schilddrüsenadenom

 

13.         Schwellung des Magenpförtners           ® Adenokarzinom des Pförtners

 

14.         Gastritis                                               ® Leukose

 

15.         Enteritis                                               ® Leukose

 

20.         Phäochromozytom                               ® Phäochromoblastom

                                                                         ® Sympathoblastom

                                                                         ® Ganglioneurozytom

 

 

 

 

Postmortale Veränderungen

 

Bei den Herzkammerinhalten sowie bei dem Speckgerinnsel im rechten Herzohr handelt es sich um postmortale Blutagglutinate. Ebenso ist die Rötung des rechten 3. Augenlids und die Verfärbung der rechten Niere eine postmortale Veränderung, die durch die rechte Seitenlage des Tieres hervorgerufen wurde.

 

 

 

 

Weiterführende Untersuchungen

 

Zur genaueren Differenzierung sollte eine histologische Untersuchung des Herzbasistumors, der Geschwulst des Nebennierenmarks, des Magenpförtners sowie der Nebenschilddrüse vorgenommen werden.

 

 

 

 


Gutachten

 

Das Phäochromozytom des Nebennierenmarks ist im weiteren Sinne den toxischen Adenomen zuzuorden, d.h. es kommt zu einer Überproduktion von Adrenalin und Noradrenalin im Nebennierenmark, was letztendlich eine permanent gesteigerte Catecholaminkonzentration im Blut zur Folge hat. Dadurch kommt es zu einer gesteigerten Herzfrequenz (b1-Rezeptoren), zu einer Erweiterung der Herzkranzgefäße (b2-Rezeptoren), einer Verengung der Gefäße der Kreislaufperipherie (a1-Rezeptoren), einer Relaxation der glatten Muskulatur der inneren Organe (b2-Rezeptoren) sowie zu einer gesteigerten Drüsensekretion (a1-Rezeptoren). Die adrenal verursachte Hypertonie führt dazu, daß der linke Ventrikel des Herzens gegen einen erhöhten peripheren Widerstand arbeiten muß, es kommt zu einer Linksherzhypertrophie mit anschließender Degeneration und Dilatation. Durch die daraus resultierende mangelnde Auswurfleistung des linken Ventrikels entsteht ein venöser Rückstau im Lungenkreislauf, der wiederum zu einer erhöhten Belastung des rechten Herzens führt. Die Folge ist eine Rechtsherzhypertrophie mit anschließender Degeneration und Dilatation. Die nun zusätzlich vorliegende Rechtsherzschwäche bewirkt einen Rückstau in der Leber, was zu einer Hypoxie des ohnehin schlechter versorgten Leberläppchenzentrums führt, die eine (zentrolobuläre) Degeneration zur Folge hat. Insgesamt kommt es zu einer allgemeinen Hypoxämie sowie zu einer respiratorischen Azidose.

 

Herzbasistumoren treten vornehmlich bei brachiocephalen Rassen (z.B. Boxer) auf. In diesem Fall ist jedoch anzunehmen, daß die Bildung dieser Geschwulst durch den erhöhten Sympathikustonus und die daraus resultierende permanente Überbelastung des Herzens begünstigt wurde. Durch die Lage im Bereich der Kreuzung von Aorta und Pulmonalarterie werden große Gefäßstämme und das Herz komprimiert, es kommt zu Atembeschwerden durch raumfordernde Prozesse im Brustkorb sowie durch Kompression und Verlagerung der Trachea. Somit wurde die ohnehin schon bestehende Hypoxämie durch den Herzbasistumor noch verstärkt.

 

Die Entzündungen von Magen, Darm, Blase, Harnleiter, Prostata und Bauchfell sind Folge bakterieller Infektionen durch fakultativ pathogene Keime (z.B. E. coli, Cl. perfringens), die durch die generelle Kreislaufschwäche und die daraus resultierende allgemeine Hypoxämie begünstigt wurden.

 

Die regulative Hyperplasie der Nebenschilddrüsen hat ihre Ursache in der respiratorischen Azidose. Sie reagiert mit der Ausschüttung von Parathormon, das eine Aktivierung und längerfristig auch eine Neubildung von Osteoklasten im Knochen bewirkt. Dies führt zur Mobilisierung von Calzium und Phosphat aus dem Hydroxylapatit des Knochens und zum Anstieg des Ca-P-Konzentration im Blut. Da organisches Phosphat ein Puffersystem des Blutes ist, wird so die respiratorische Azidose kurzzeitig kompensiert. Längerfristig kommt es zu einer Hypercalcämie und Hypophosphatämie, da Parathormon gleichzeitig in der Niere die Rückresorption von Calzium steigert und die Rückresorption von Phosphat senkt. Der Calziumüberschuß führt sekundär zu metastatischen Verkalkungen von Blutgefäßen und elastischen Fasern, wodurch die Verkalkungen im Aortenbogen zu erklären sind.

 


Bei einer Hyperplasie der Nebenschilddrüse sind primärer, sekundärer und tertiärer Hyperparathyreoidismus voneinander zu unterscheiden. Bei der primären Form handelt es sich um Eigenerkrankungen der Nebenschilddrüse, meist endokrin aktive toxische Adenome. Der sekundäre Hyperparathyreoidismus ist eine funktionelle Hyperplasie, die meist durch renal bedingte Störungen nach chronischen Nephropathien verursacht wird und längerfristig in einen tertiären Hyperparathyreoidismus übergehen kann. Bei dieser Form erlangt die Nebenschilddrüse eine gewisse Autonomie, d.h. die überschüssige Hormonproduktion bleibt auch nach Beseitigung der Ursache bestehen. Somit handelt es sich bei diesem Tier um einen sekundären bzw. tertiären Hyperparathyreoidismus.

 

 

Es ist anzunehmen, daß der Herzbasistumor letztendlich durch raumfordernde Prozesse die Herzkranzgefäße komprimiert und somit zu einer Minderdurchblutung der ohnehin schon ermüdeten Herzmuskulatur geführt hat. Demzufolge führte ein akutes Herzversagen und der dadurch bedingte kardiogene Schock zum Verenden des Tieres.

 

 

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