Krankheitsbericht
Kleintierklinik
I. Signalement
Bei dem vorgestellten Tier namens “x” von x handelt es sich um einen männlichen Hund der Rasse Mops. Das Tier ist 7 Jahre alt, schwarz und weist keine besonderen Abzeichen auf. Das aktuelle gewogene Gewicht beträgt 10,6 kg. Die Schulterhöhe beträgt etwa 28 cm.
II. Anamnese
Der Hund wurde am 22.11.1999 nach einem Autounfall in der Kleintierklinik im Notdienst vorgestellt und von x erstuntersucht und daraufhin zur stationären Behandlung in die Klinik aufgenommen. Initial wurde eine Schockbehandlung mit Sterofundineinfusion und eine Notversorgung des verletzten Auges durchgeführt. Als weiteres wurde der Hund wegen der Augenproblematik an x weitergeleitet.
III. Status praesens
Es wurden folgende Befunde erhoben
Allgemeine Untersuchung
Die Pulsfrequenz beträgt 96 Schläge/ min. Die Pulswellen sind regelmäßig, gleichmäßig und mäßig kräftig. Die Atemfrquenz beträgt 20 Atemzüge/ min, der Atemtyp ist costoabdominal. Die rektal gemessene Temperatur beträgt 38.6 °C. Die Körperoberflächentemperatur ist gleichmäßig warm und zu den Akren hin abnehmend. Der Entwicklungszustand ist dem Alter angemessen. Der Ernährungszustand sowie der Pflegezustand sind als gut zu bezeichnen.
Spezielle Untersuchung
Haut und Haarkleid
Die Elastizität der Haut ist erhalten, da die Haut sofort nach Abziehen einer Hautfalte wieder verstreicht. Das Haarkleid ist der Rasse und dem Alter entsprechend lang und leicht glänzend.
Lymphknoten
Die Lnn. mandibulares, cervicales supff., und poplitei waren von physiologischer Konsistenz und Größe und leicht auffindbar. Sie sind prallelastisch, unter der Haut verschieblich, nicht vermehrt warm, oder schmerzhaft und haben eine glatte Oberfläche.
Sichtbare Schleimhäute
Die Schleimhäute sind blaßrosa, feucht, glatt und glänzend, z.T. pigmentiert und frei von Auflagerungen.
Die Konjunktiven sind rosarot.
Maulhöhle
Die Schleimhaut ist blaßrosa, feucht, glatt, glänzend und ohne Auflagerungen.
Die Zähne sind adspektorisch ohne besonderen Befund und dem Alter entsprechend. Das Maul ist bei der Palpation schmerzfrei.
Magen- und Darmtrakt
Adspektorisch ist an der Bauchform nichts auffälliges ersichtlich. Die Bauchdeckenspannung ist physiologisch. Die Palpation des Abdomens bereitet dem Hund keine Schmerzen.
Atmungsapparat
Die Atemfrequenz ist mit einer Frequenz von 20 Atemzügen/min. für einen Hund dieser Größe und bei Beachtung der Aufregung unauffällig. Die Atmung ist tief, regelmäßig und vom costoabdominalen Typ.
Bei der Auskultation waren keine auffälligen Geräusche hörbar.
Herz- und Kreislaufsystem
Die Herzfrequenz ist mit 96 Schlägen min. unauffällig. Der Puls ist fühlbar und als kräftig zu bezeichnen. Neben den physiologischen Herztönen waren keine Herzgeräusche feststellbar.
Die kapilläre Füllungszeit beträgt ca. 2 Sekunden.
Die Episkleralgefäße des linken, nicht erkrankten Auges sind fein gezeichnet und deutlich voneinander abgegrenzt
Harnapparat
Harnabsatz wurde nicht beobachtet. Die Blase war fühlbar, aber unauffällig.
Geschlechtsorgane
Die Geschlechtsorgane sind ohne besonderen Befund.
Bewegungsapparat
Die Palpation der Knochen sowie passive Beugung und Streckung der Gliedmaßen bleiben unauffällig. Alle vier Gliedmaßen werden gleichmäßig belastet. In der Bewegung ist keine Lahmheit feststellbar.
Nervensystem
Der Patient ist bei vollem Bewußtsein.
Die Fähigkeit zu hören und auf dem linken Auge zu sehen ist erhalten. Das rechte Auge ist verdickt und vorgewölbt. Es ist eine vermehrte Sekretion und Blutaustritt erkennbar, die Umgebung des Auges ist feucht und teilweise verklebt. Die Palpation des Bulbus ergibt eine prallelastische Konsistenz. Die Lidspalte ist durch zusammenkneifen des Auges geringgradig verkleinert. Das rechte Augenlid ist geschwollen. Die Bindehaut des rechten Auges ist deutlich sichtbar, stark geschwollen, blutig und rot. Die Hornhäute beider Augen sind bei Tageslicht mit bloßem Auge und im abgedunkelten Raum (Betrachtung mit Spaltlampe) unauffällig. Die rechte vordere Augenkammer ist blutgefüllt. Die Iris und die Pupille sind rechts nicht sichtbar, ebenso Linse, Glaskörper und der Augenhintergrund (Untersuchung bei Tageslicht und im abgedunkelten Raum mit Spaltlampe).
Das linke Auge ist ohne besonderen Befund.
Neurologische Ausfälle konnten nicht festgestellt werden.
IV. Weiterführende Untersuchungen
1. Beurteilung des Sehvermögens durch:
a) Hindernisparcours ® Das Tier war in der Lage allen Hindernissen aus dem Weg zu
gehen.
b) Wattetest ® Der Hund verfolgt den Wattebausch aufmerksam.
c) Positionierungsreflex ® Der Positionierungsreflex ist auslösbar.
2. Spezielle Augenuntersuchungen bei Tageshelligkeit (Umgebungslicht):
a) Schirmer –Tränentest ® links 20 mm
rechts 13 mm
Untersuchungen in Oberflächenanästhesie:
b) Begutachtung des dritten Augenlides ® Das dritte Augenlid ist ohne besonderen
Befund.
d) Instrumentelle Tonometrie ® links ® am 22.11.99 15 mmHg
am 23.11.99 19 mmHg
rechts ® am 22.11.99 9 mmHg
am 23.11.99 5 mmHg
e) Fluoreszeintest ® Links ist die Hornhaut ohne besonderen Befund.
Rechts ist eine zentrale, abgegrenzte, kleiner fingernagelgroße
Hornhautläsion erkennbar.
V. Diagnose
Posttraumatisches rechtsseitiges Hyphäma.
VI. Differentialdiagnose
1. Chronische hämorrhagische Uveitis infolge einer Leukose
2. Hyphäma bei chronischer Niereninsuffizienz und Urämie
3. Leukotische Pseudouveitis
4. Primäre und sekundäre intraokuläre Tumoren
Differentialdiagnostisch kommen die oben aufgeführten Krankheiten in Frage, die jedoch aufgrund des Vorberichtes auszuschließen sind, da der Unfall die eindeutige Ursache ist und vorher keine Beschwerden dieser Art bestanden.
VII. Ätiologie
Traumatisch bedingte Blutungen in die vordere Augenkammer. Durch diese vermehrte Flüssigkeistansammlung im Auge ist der Augeninnendruck erhöht. Die Schwellung des Auges bedingt eine unzureichende Tränenflüssigkeitsabgabe der Tränendrüse, wodurch das Ergebnis des Schirmer- Tränentestes zu erklären ist.
VIII. Therapie
Initial 3x tägl. Atropin- Augensalbe, kalte Kompressen, lokal und systemisch Prednisolon und Antibiotika.Hierauf Heparin- Augensalbe zur Resorptionsförderung 3-6x tägl., je nach Wirkung.
Reduktion der Atropindosis bei weiter Pupille.
IX. Prognose
Die Prognose für “x” ist gut.
X. Epikrise
Die Heilungschancen stehen gut, sofern weitere traumatische Einwirkungen auf das Auge vermieden werden und die Behandlung eingehalten wird.
Der Hund “x” sollte zur Nachkontrolle in der Klinik vorgestellt werden, um den Heilungsprozeß zu verfolgen und um gegebenenfalls bei Komplikationen einwirken zu können.