Fortpflanzung-15 - Kuh: Mastitis paralytica

Bericht über die Untersuchung einer Kuh

 

Untersuchungsauftrag

 

Kuh liegt 4 Tage p.p. fest

 

 

Nationale

 

 

 

Vorbericht

 

Allgemeines / Spezielles zum Patienten:

-         Kuh liegt 4 Tage p.p. seit spätestens in der Früh des 4. Tages fest

-         Geburt mit starker Zughilfe (3 Mann + Geburtshelfer); Bullenkalb (lebend)

-         Nachgeburt 2 Tage p.p. abgegangen

-         Kuh ließ sich bis zum Vorabend normal melken

-         keine Futteraufnahme mehr

 

 

Allgemeine Untersuchung

 

-         Ernährungszustand: gut

-         Pflegezustand: gut

-         Habitus: festliegende, hgr. akut erkrankte Kuh

-         Verhalten: ruhig, aufmerksam

-         Temperatur: 41°C

-         Puls: 95 / Min.

-         Atmung: oberflächlich

-         Pansenmotorik: Pansenatonie

 

 

Spezielle Untersuchung

 

Rektale/Vaginale Untersuchung:

-         keine Hinweise auf Gebutstverletzungen

-         Nachgeburt abgegangen

 

Untersuchung des Euters:

-         Umfangsvermehrung des rechten Hinterviertels, vermehrt warm, schmerzhaft, teigige Konsistenz

-         am rechten Hinterviertel Haut nicht von der Unterhaut abhebbar

-         Zitzen ohne besonderen Befund

-         Lnn. mamarii vergrößert

 

Sekretprüfung:

-         B: vermehrte Schlierenbildung im Schalmtest

-         B / D: Milchcharakter nicht mehr erhalten, Sekret wäßrig-serös mit leichter Gelbfärbung, ausgeflocktes Fibrin enthalten (schlierig-schleimige Flocken)

-         A / C: ohne besonderen Befund

-         Bakteriologische Untersuchung des Sekretes: E. coli-Keime

 

 

Diagnose

 

Mastitis paralytica als spätes Stadium der Mastitis phlegmonosa (Koli-Mastitis)

 

 

Differentialdiagnosen

 

-         Hypokalzämische Gebärparese (Milchfieber)

-         Mastitiden anderer Genese (Mastitis catarrhalis, Mastitis apostematosa)

 

 

Ätiologie / Pathogenese

 

-         Erreger der Mastitis phlegmonosa sind vorwiegend koliforme Keime (E. coli, Klebsiellen, Enterobacter)

-         im Gegensatz zur Mastitis catarrhalis selten galaktogene, sondern hämatogene / lymphogene Besiedlung des Euters mit Keimen

-         möglicherweise unsachgemäße Geburtshilfe / Schwergeburt als prädisponierende Faktoren

-         Mastitis phlegmonosa entwickelt sich innerhalb weniger Stunden als Folge eines primär im Körper vorhandenen Infekts

-         bakterielle  Toxine schädigen Gefäßwände und Zellmembranen der Milchdrüse; daraufhin kommt es zum Euterödem und / oder Absterben des Drüsengewebes

 

 

Prognose

 

-         quo ad vitam: gut bei rechtzeitiger Behandlung

-         quo ad restitutionem: vorsichtig, die Heilungschancen liegen bei 70%, selbst wenn Genesung eintritt, kann die Kuh erheblich in der Milchleistung zurückbleiben

 

 

Therapie

 

1.)   Infusion 2x 1Ltr. NaCl 9% mit 50ml Amynin und 17ml Romefen i.v.

2.)   30ml Borgal 24 % Lsg. i.v.

 

Wartezeiten

 

Milch

Essb. Gewebe

Borgal

4 Tg.

8 Tg.

Amynin

1 Tg.

1.Tg

Romefen

0 Tg.

1 Tg.

 

 

 

Prophylaxe

 

Möglichst Reduzierung der prädisponierenden Faktoren einer Mastitis phlegmonosa

-         Vermeiden von invasiven Geburtseingriffen, durch die Läsionen im Geburtsweg entstehen können

-         Vermeidung von Euter- / Zitzenwunden

-         Fütterungsmängel beheben

-         ungünstiges Stallklima und andere Stressfaktoren beseitigen

-         Behebung evtl. vorhandener Mängel der Melktechnik (Ansiedlung von Keimen in ungenügend gereinigten Melkzeugen; unvollständiges Ausmelken des Euters)

 

 

Beurteilung

 

Siehe Prognose; der Landwirt möchte auf eine kostspielige Therapie verzichten.

Weil nicht sicherzustellen ist, dass die Kuh auch in wirtschaftlicher Hinsicht wieder herzustellen ist, entschied sich der Tierhalter für eine alsbaldige Verwertung der Kuh.

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