7. Semester
Matr.Nr.: x
Krankheitsbericht
1. Anamnese
Das Pferd x wurde am 21.06.1999 mit dem Verdacht auf ein Lymphadenom in die Pferdeklinik eingewiesen. An der linken Vorderbrust befand sich eine subcutane, derb-teigige, kinderfaustgroße (15 x 20 cm), verschiebliche, nicht schmerzhafte Umfangsvermehrung.
2.Signalement
Name: x
Tierart: Pferd
Rasse: Haflinger
Geschlecht: Wallach
Zahnalter: 6 Jahre
Farbe: Isabell
Abzeichen: durchgehend weiße Blesse
unregelmäßig weißer Fleck lateral an linker Ober- & Unterlippe
linke Hinterhand Fuß unregelmäßig tief weiß
linke Hinterhand Fuß unregelmäßig halbhoch weiß
3. Status Praesens
allgemeine Untersuchung
Die Körperinnentemperatur beträgt 38,1 °C. Die Körperoberflächentemperatur fühlt sich mit Ausnahme der physiologischen Warm- und Kaltzonen gleichmäßig warm an. Der Patient macht 17 Atemzüge pro Minute, die Pulsfrequenz beträgt 43 Schläge pro Minute (ermittelt an der A. maxillaris externa). Der Puls ist gleichmäßig, regelmäßig und kräftig zu fühlen.
relevante klinische Befunde aus dem Status Praesens
Das Pferd nimmt aufmerksam an der Umgebung teil und belastet alle vie Gliedmaßen gleichmäßig.
Nach seiner adipösen Konstitution zu urteilen scheint sein Appetit ausgezeichnet zu sein. Nahrungsaufnahme sowie Kot- und Harnabsatz wurden im Untersuchungszeitraum nicht beobachtet.
Die sichtbaren Schleimhäute sind blaßrosa, feucht, glatt und glänzend. Abweichend stellen sich nur die Conjunctiven dar, diese sind leicht gerötet mit gut injiziierten Episkleralgefäßen. Die kapilläre Füllungszeit beträgt weniger als drei Sekunden.
Das Haarkleid ist bis auf die umschriebene Stelle an der Vorderbrust geschlossen, dicht, glatt anliegend und glänzend. Die Haut ist glatt und fest, eine aufgezogene Hautfalte verstreicht zügig und vollständig.
Die Untersuchung der Lymphknoten zeigt, daß sämtliche palpierbare Lymphknoten vergrößert sind. Sie sind unter der Haut verschieblich, haben eine glatte Oberfläche, sind von prallelastischer Konsistenz und nicht schmerzhaft.
spezielle klinische Befunde im Rahmen des Krankheitsbildes unter Einbeziehung von klinischen Hilfsuntersuchungen
1. Anfertigung eines Differentialblutbilds, Abweichungen wurden bei folgenden Parametern festgestellt:
ermittelter Wert Normwert
Gesamteiweiß 7,6 g/dl ca. 6 g/dl
Albumin 3,94 3 - 3,5
g-Globulin 1,67 0,9 - 1,15
2. Entnahme und Einsendung eines Bioptats zur pathologisch-histologischen Untersuchung
4. Diagnose
Equines Sarkom vom fibroblastischen Typ
5. Ätiologie
Beim equinen Sarkom handelt es sich um eine semimaligne Geschwulst, die durch ein Rinderpapillomvirus hervorgerufen wird. Der natürliche Übertragungsweg dieser Viren ist noch nicht vollständig geklärt, vermutlich fungieren Insekten als Vektoren. Equine Sarkoide treten solität oder multipel auf und zeichnen sich durch invasives Wachstum und durch häufige Rezidivbildung aus, Metastasen in andere Organe werden nie beobachtet, jedoch gelingt die Übertragung von einem Tumor auf eine vorher geschädigte Hautgegend. Man teilt die klinischen Erscheinungsformen in vier Typen ein:
a) verruköser Typ sehr selten
b) fibroblastischer Typ sehr häufig
c) gemischt verrukös-fibroblastischer Typ selten
d) flacher Typ
Sarkoide können praktisch überall am Körper auftreten, Prädilektionsstellen sind u.a. der Kopf und wie in diesem Fall die Vorderbrust.
6. Differentialdiagnose
Papillomatose
Fibrom
Plattenepithelkarzinom
Botryomykose
Dermatomykose
Pyodermie
Leukose
chronische schwere granulomatöse Entzündung
Amyloid
Alle oben genannten Differentialdiagnosen können auf Grund der histologischen Untersuchung des Bioptats ausgeschlossen werden.
7. Therapie / Therapiekonzept
Das equine Sarkom wurde auf konventionell-chirurgischem Weg mit senkrechter Schnittführung entfernt. Im ventralen Bereich wurde bei der Naht auf das letzte Einzelheft zur weiteren Wundversorgung verzichtet. Die Wunde wurde an dieser Stelle mit einer Klemme gespreizt und wiederholt, durch eine gelegte Drainage, mit verdünnter Braunolâ-Lösung gespült.
8. Prognose
Die Prognose ist wegen der häufig auftretenden Rezidive vorsichtig zu stellen. Es ist nicht auszuschließen, daß das Virus hämatogen oder lymphogen verschleppt wurde. Die konventionell-chirurgische Therapie ist auch nur dann erfolgversprechend, wenn gesichert im gesunden Gewebe geschnitten wurde.
Durch das ungestörte Allgemeinbefinden ist, nach dem Abheilen der Operationswunde, der weiteren Nutzung des Tieres als Freizeitpferd nichts entgegenzusetzen.
9. Epikrise
Bei einer möglichen verzögerten Wundheilung (per secundam intentionem) ist es wichtig, auf besondere Wundhygiene zu achten, um einer eventuellen Wundinfektion vorzubeugen. Daher ist empfehlenswert, den Patienten solange stationär zu behandeln, bis die Epithelisierung vollständig vollzogen ist.