Script für Dr. Schlote - NICHT von Ihm

1.     Reinzuchtprogramme beim Zweinutzungsrind                                               

 

1.1 Standardprogramm (/Diff. Programm)

 

 

Programmschritte

1. Trennung der Zuchtpopulation in aktiven und passiven bzw produktions-teil

aktiv = identifizierte, besamte und leistungsgeprüfte Kühe.

2. Auswahl von Bullenmüttern aufgrund von Milchleistung, Melkbarkeit, Typ,

 Formmerkmalen (Elitekühe).

3. Anpaarung : Elitekühe + Beste nachkommengeprüfte Leistungsvererber (Elitepaarung).

4. Aufzucht aller Elitebullenkälber mit anschl. Eigenleistungsprüfung auf

Gewichtszunahme + Futterverwertung (bei differenz. Zuchtprogramm auch Fleischansatz).

5. Auswahl der Testbullen aufgrund des Prüfungsergebnisses d. Eigenleistungsprüfung.

6. Mehrere Testanpaarungen an zufällige Stichprobe v. Kühen für die Nachkommenprüfung

 der Testbullen

7. Gewinnung von ausreichender Spermamenge (TG = Tiefgefrierlagerung)für eventuellen

vollen Besamungseinsatz und Schlachtung d. Testbullen unmittelbar danach –           oder Wartebullenhaltung

8. Nachkommenprüfung auf Milchleistung (bei diff. Zuchtprogramm auch Fleischleistung u.

 Fruchtbarkeit).

9. Auswahl der Bullenväter (= Elitebullen + geprüfte Altbullen) für vollen Besamungseinsatz.

 

Weshalb keine Färsen bei Testbesamung?

Weil sie noch keine Nachkommensprüfung hatten!

 

Wie viele Testbullen pro Jahr?

Standardprogramm : 100; Jungbullenprogramm 150

 

 

 

 

 

 

1.2 Jungbullenprogramm

Beibehaltung der Elitepaarungen mit nachkommengeprüften Bullenvätern u. Ausweitung d. Jungbulleneinsatzes (=Testbullen) auf alle übrigen Paarungen(sog. Jungbullen sind Kuhväter, nicht Bullenväter!)

Vorteile

1. Wegfall der Wartebullenhaltung und/oder Reduzierung der aufwendigen (teuren) Reservehaltung v. TG-Sperma

Außerdem keine nennenswerte Reduzierung im erwarteten Zuchtfortschritt (sonst nähme man keine ungetesteten Bullen als Kuhväter), denn:

            - die Überlegenheit d. geprüften Altbullen im gen. Fortschritt gegenüber den

Jungbullen relativiert sich durch ihr höheres Alter etwas (mehr Mutationen im Genom

 der Altbullen – schlecht!)

- Reduzierung des durchschnittlichen Generationsintervalls gegenüber

Standardprogramm um ca. 1 Jahr – je mehr Leistungsprüfungen, desto besser wird

Zuchtfortschritt, aber je länger das Generationsintervall, desto schlechter für den

Zuchtfortschritt (jeder Jungbulle repräsentiert gegenüber der Vorgängergeneration

potentiellen Zuchtfortschritt)

- größere Nachkommengruppen, dadurch züchterische Berücksichtigung v.

Eigenschaften mit geringerer Heritabilität (z.B. Fortpflanzungsleistung) möglich

(und Reduzierung des Prüfungsaufwandes in Zuchtwertschätzung auf

Milchleistungseigenschaften(?)).

 

 

Generationsintervall = mittleres Alter der Zuchttiere bei Geburt der Nachkommen, die sie später ersetzen.

Heritabilität = inwieweit ein Merkmal von den Genen abhängt.

 

 

 

 

 

 

 

1.3Halbgeschwisterprogramm

 

 

Es werden nicht die Nachkommen der Testbullen abgewartet, um diese dann zu prüfen, sondern es werden direkt die Halbgeschwister (derselbe Vater) der geprüften Altbullen für die Zucht verwendet; dadurch Verkürzung des Generationsintervalls um 2 Jahre.

 

Vater – Sohn – Pfad verkürzt sich um 3 – 3,5 Jahre.

- Nur unwesentlich geringere Zuchtfortschrittsraten durch ungenauere Halbgeschwisterprüfung, was aber durch größere Prüfungsgruppen ausgeglichen wird (viele Halbgeschwister)

- Verkürzung des Generationsintervalls um 2 Jahre!(s.o.)

 

Vorteile speziell gegenüber Jungbullenprogramm:

 

Schnellere Stabilisierung des jährlichen Zuchtfortschritts durch kleineres Generationsintervall

Geringerer Abfall des Züchtungsgewinns bei kleinen Populationen (geringere Einbußen, da man ja nicht wie bei Jungbullen ständig testen muß, sondern die Bullen gleich verpaaren kann (als Bullenväter ? ).

 

Anteile zum Zuchterfolg bei optimaler Zuchtstruktur (Vater-/Mutterweg):

 

Bullenväter            Bullenmütter                   Kuhväter               Kuhmütter

Vater-Sohn-Pfad                       Mutter-Sohn-Pfad                         Vater-Tochter-Pfad                           Mutter-Tochter-Pfad

    40-50 %                               20-30 %                                            20-30%                                 5-10%

 

            Bullennachkomme                                                       Kuhnachkomme

 

 

 

 

Selektion

 

Künstliche Selektion: Einteilung der fertilen Elterntiere in 2 Gruppen:

1. Die Selektierten (dürfen sich fortpflanzen)

2. Die Gemerzten (von Fortpflanzung ausgeschlossen)

 

Selektion ist die wichtigste züchterische Maßnahme zur Verbesserung der Leistung

 

Zuchtwertschätzung dient dem Zweck, die Rangfolge für die Selektion der Elterntiere der nächsten Generation festzulegen.

 

Positive Selektion = Verschiebung des Populationsmittelwertes in die gewünschte Richtung.

 

In Selektionsprogrammen ist natürliche Selektion nie ganz auszuschließen, da züchterisch interessante (gen. wertvolle) Tiere ja auch durch Krankheit und Tod verloren gehen können.

 

Selektion innerhalb von Populationen:

            Geschlossene Population :        Reinzucht, Inzucht.

            Offene Population :                  Einfuhr (Immigration) v. Genen; Veredelungskreuzung,

Kombinationskreuzung

 

Selektion zwischen Populationen:

Drei Formen d. Selektion:

 

1. Gerichtete Selektion: Auswahl d. Tiere, die in gewünschter Richtung herausragend sind.

 

2. Stabilisierende Selektion: Ausgrenzung d. extremen Genotypen zur Beibehaltung der Norm

 der Population.

 

3. Diversifizierende Selektion: Extreme werden untereinander gepaart → Entwicklung

 geht in zwei auseinanderlaufende Richtungen

 

Selektionserfolg

Remontierungsquote p = Anteil der für die Weiterzucht selektierten Elterntiere an der

Gesamtpopulation (ist umso größer, je höher die Reproduktionsrate)

Eine höhere Reproduktionsrate kann z.B. durch künstl. Besamung oder

Embryotransfer (ET) erreicht werden.

 

p =       Anzahl d. für die Weiterzucht benötigten bzw. selektierten Tiere

Anzahl d. geprüften, zuchtwertgeschätzten, zuchttaugl. Tiere (Gesamtpop.)

 

Die Selektion ist umso effizienter, je geringer die Remontierungsquote ist (je weniger Tiere

man für die Nachzucht benötigt) → es kann schärfer selektiert werden.

In Milchviehherden ist p bei weiblichen Tieren abhängig von der Zahl der für Nachersatz zur

Verfügung stehenden weibl. Kälber bzw. zuchttaugl. Kalbinnen.

p wird beeinflusst von der Nutzungsdauer ND und der Anzahl der überlebenden weibl. Kälber pro Jahr und Kuh AWKJ :

 

            p =           1          

                   ND · AWKJ

Je größer die Gesamtpopulation, desto kleiner ist p; also kann man schärfer selektieren.

 

i = Δp  = z                               h2 = Heritabilität    

       s      p

 

sp („Sigma pe“) = Standardabweichung

 

SD = Δp = Selektionsdifferenz : ist die phänotypische Überlegenheit der selektierten

Zuchttiere in dem betreffenden Merkmal  (SD = i · sp)   (1)

 

i = Selektionsintensität : je kleiner die Population der selektierten Tiere, desto größer wird Δp,

                                   desto größer die Selektionsintensität.

 

SE = Selektionserfolg (Zuchtfortschritt) : SE = h2 · SD(2) ;→    (1) in (2) : SE = h2 · i · sp

 

t = Generationsintervall = mittleres Alter der Zuchttiere bei Geburt der Nachkommen, die sie später ersetzen.

 

sA = Additive genetische Varianz, Varianz des allgemeinen Zuchtwerts

 

Die 3 Faktoren h2, i ,sp müssen optimal zusammenspielen, um guten SE zu bekommen.

Je größer die Heritabilität des Merkmals, also je weniger es von der Umwelt abhängt und je mehr im Genom gespeichert ist, desto größer ist der Selektionserfolg.

 

(1) u. (2)  beziehen sich auf den genetischen Fortschritt pro Generation;

SE (Zuchtfortschritt) ist dagegen pro Jahr für den Vergleich zw. verschiedenen Zuchtprogrammen wesentlich aussagekräftiger, (z.B. Bulle in Prüfstation, der noch keine Nachkommen hat.?!)

SE pro Jahr:                                                    Umformung:  da gilt:     h2 =    sA2

                        SE =   h2 · i · sp                                                                                               

                                                                                                                          sp2 

                                        t

                                                                                              folgt     h =    sA             (3)

 

 

                                                                                                                    sp                    

 

 

SE =   h2 · i · sp                              SE =   h · h · i · sp                      

           

                   t                                                t

 

(3)einsetzen u. sp  rauskürzen : SE =   h · i · sA

                                                                             

                                                                   t

(rÂA )= Genauigkeit der Zuchtwertschätzung bzw. Korrelation zw. wahrem u. geschätztem Zuchtwert

A = wahrer Zuchtwert

 = geschätzter Zuchtwert  („A-Dach“)

 

Da h = Korrelationskoeffizient zw. Phäno- u. Genotyp und (rÂA )= Genauigkeit der Zuchtwertschätzung gilt:

                                          SE =         i · rÂA · sA

                                                                             

                                                                   t

                                                                                              4 Faktoren!

 

                                                                                              

Beeinflussung der 4 Faktoren:

1.) t :    - Alter, in dem Geschlechts u. Zuchtreife erreicht wird

            - Alter, bei dem die Ergebnisse der Zuchtwertschätzung vorliegen

            - Alter bei der Durchführung der gezielten Paarung auf dem jeweiligen Selektionspfad

 

2.)sA :            - Je größer die add. gen. Varianz (also die Unterschiede zw. den Individuen), desto größer ist der Selektionserfolg → nach einseitiger Selektion ist nach längerer Zeit mit einem Selektionsplateau zu rechnen (z.B. in der Geflügelzucht nach einigen selektierten Generationen kaum noch Verbesserung der Legeleistung; in der Rinderzucht dagegen evtl. erst nach 100-500 Jahren, (in der Praxis also weniger bedeutsam), d.h. die Erbanlagen sind dann so stark angeglichen, dass  sA  zu gering ist, um noch einen nennenswerten Selektionserfolg zu erzielen.

            Dieser Verminderung der genet. Varianz kann man durch Einkreuzen v. Fremdtieren entgegenwirken (z.B. durch Einkreuzung von Brown-Swiss-Vieh aus USA in Württembergisches Braunvieh).

 

3.) i :    -Selektionsintensität; hängt ab von Remontierungsquote p :

            (i = Faktor, der in der Praxis am einfachsten zu beeinflussen ist !)

 

p   =     Anzahl d. für die Weiterzucht benötigten bzw. selektierten Tiere

Anzahl d. geprüften, zuchtwertgeschätzten, zuchttaugl. Tiere (Gesamtpop.)

 

Wenn p größer wird, wird Δp   kleiner; da  i = Δp  (s.o.) wird i auch kleiner

                                                                                       s

Verbesserung von i:

            - Verminderung d. Aufzuchtverluste

            - Verlängerung d. Nutzungsdauer

            - Erhöhung der Wurfgröße

            - Verringerung d. Zeitintervalls zw. den Geburten

dadurch wird der Nenner (also Anzahl d. Gesamtpopulation) größer; p wird kleiner, i größer.

 

4.) rÂA = Zuverlässigkeit der Zuchtwertschätzung; kann erheblich gesteigert werden (sogar


 

fast bis 1), wenn man Bullen einer Nachkommenprüfung unterzieht. Das verlängert dann aber wieder das Generationsintervall t (auf 7 Jahre), was natürlich SE verringert. Da r in der Eigenleistung direkt mit h2 zusammenhängt  (r = √h2  ), kann sich eine Steigerung der Heritabilität (Erhaltung gleicher Umweltbedingungen wie Fütterung und Haltungsbedingungen) positiv auswirken.

Phänotypische Varianz (VP)

 

VP = VA + VD + VE + VUZ                                        h2 = additiv genetische Varianz

                                                                                  phänotypische Varianz

 

               VA = additiv genetische Varianz

                                               VD = Dominanzeffekt

Varianz d. Störeffekte VU        VE = Epistasieeffekte

    ( bzw. Umweltbed.)VUZ = zufällige Umweltfaktoren

 

Epistasie = Die Fähigkeit, ein anderes, nicht alleles Gen zu beeinflussen

 

Wenn Fütterung u. Haltung gleich bleiben , dann Varianz d. Umweltbedingungen kleiner und  VP auch kleiner → Heritabilität größer.

 

Selektionsdifferenz SD, Selektionsintensität i und Generationsintervall t sind für weibl. und männl. Zuchttiere unterschiedlich:

 

SDELTERN = ½  (SDm + SDw);                                    iELTERN = ½  (im + iw)  

 

tELTERN = ½  (tm + tw) 

 

Beim Rind sind jedoch die Verhältnisse komplexer→  4 Pfade Modell (s.o.)

Auf jedem dieser Pfade können Selektionsintensitäten, Generationsintervalle u. Genauigkeit d. Zuchtwertschätzung unterschiedlich sein.

 

Indirekter (korrelierter) Selektionserfolg:

z.B. Verbesserung der Futterverwertung bei Selektion auf Zuwachsleistung, da die Selektion des einen Merkmals die Veränderung des anderen bewirkt.

Unerwünscht: z.B. Zunahme d. Stressanfälligkeit beim Schwein durch Selektion auf Muskelfülle

Ursache: ein Gen beeinflusst direkt mehrere Merkmale bzw. wirkt sich modifizierend auf Expression anderer Gene aus.

 

Selektion auf mehrere Merkmale : 3 Möglichkeiten:

 

1.) Tandemselektion: nacheinander auf verschiedene Merkmale selektieren; in einer Periode

immer nur auf ein Merkmal selektieren, die anderen Merkmale dann in folgenden Generationen einzeln.

 

 

2.) Selektion nach unabhängigen Selektionsgrenzen : für jedes Merkmal wird Mindestwert

festgelegt, den Zuchttiere überschreiten müssen, um selektiert zu werden. Das Zuchttier muss alle Mindestwerte erfüllen, um nicht gemerzt zu werden. Kein Ausgleich v. nicht erreichtem Mindestwert durch extrem hohe Leistungsveranlagung in einem anderen Wert möglich!

 

3.) Selektion nach abhängigen Selektionsgrenzen : (= Indexselektion)

Effizienteste Form der gleichzeitigen Selektion auf mehrere Merkmale.

Einzelmerkmale werden nach ihrer Heritabilität und nach ihrer wirtschaftl. Bedeutung gewichtet.

Außerdem sind indirekte Selektionswirkungen mit einbezogen.

Einzelmerkmale werden aber in geringerem Maße verbessert, als bei alleiniger Selektion auf dieses Merkmal.

Es muß berücksichtigt werden, ob Selektion auf mehrere Merkmale wirklich sinnvoll bzw. möglich ist oder ob nicht etwa gewünschte Merkmale negativ korreliert sind.

 

Selektionsmethoden :

Für die Selektion können neben Infos, die vom Tier selbst vorliegen (z.B. Eigenleistungen) fast immer auch Infos von Verwandten genutzt werden, z.B. wenn man Stiere auf Milchleistung selektieren will (Eigenleistung gibt’s ja nicht!)

Außerdem wird die Genauigkeit der Zuchtwertschätzung durch Einbeziehung von Verwandteninfos verbessert.

 

1.) Individualselektion : Individuen werden nur aufgrund eigener phänotypischer Werte

selektiert.

2.) Massenselektion : Individualselektion, aber dann zufällige Verpaarung untereinander.

3.) Familienselektion : Selektionsentscheidung aufgrund von phänotyp. Familienmittelwerten.

Ganze Familien werden gemerzt oder selektiert. Günstig, wenn die Familie ausreichend groß und die Umweltkomponente für alle Fam.Mitglieder gleich klein ist.

Ist vorteilhaft bei kleiner Heritabilität, da sich die zufälligen Umweltabweichungen der einzelnen Fam.Mitglieder größtenteils aufheben.

4.) Intra-Familienselektion : aus jeder Familie werden die besten Tiere selektiert; bei großer

Umweltkomponente vorteilhaft, da so auch Tiere mit ungünstiger Umweltkomponente eine Chance haben und nicht nur zufällig diejenigen ausgewählt wurden, die günstige Umweltbedingungen hatten (wie in Familienselektion der Fall wäre, weshalb dort kleine Umweltkomponente nötig ist)

5.) Geschwisterselektion : Spezialfall der Familienselektion

6.) Selektion aufgrund einer Nachkommensprüfung : wichtig in der Zucht!

Kriterium ist der Mittelwert aller Nachkommen eines Tieres. Hohe Genauigkeit durch große Nachkommenzahl bei meist männl. Tieren. Nachteil: Generationsintervall steigt (man muß z.B. warten, bis Bullentöchter Milch geben, wenn man Bullen auf Milchleistung selektieren will).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heritabilität

 

h2 = additiv genetische Varianz (VA)

            phänotypische Varianz (VP)

 

Genotypischer Wert G  = Summe der additiv genetischen Effekte A (Durchschnittseffekte)

                                    +   Summe der Dominanzeffekte (D)

                                    +   Summe der Epistasieeffekte (E)

G = A + D + E

Phänotypische Leistung P = μ + G + U

 

 

                               Wahrer Mittelwert                 Umweltbedingter Wert

Additiv genetische Effekte = Durchschnittseffekte eines Gens.

Jedes Gen hat einen Effekt.

 

VP = VA + VD + VE + VUZ

 

                                      VU'(Varianz der Störeffekte)          (Us = fixe Effekte haben keine Variation)

 

 

Modell des Genoms

 

                                               δA

                        α1           A1                                                                   α2

                                                                   E

                        α3              B

 

                                   a

 

1.) α1 = Durchschnittseffekt des Gens A1 , →Additiv genetische Effekte

Individueller Beitrag jedes einzelnen Allels zu Merkmalsausprägung.

2.) Dominanzeffekte : bestehen zusätzlich zu Durchschnittseffekten an einem Genort;

unwichtiger als Durchschnittseffekte.

δP1A bezieht sich immer auf einen Genotyp an diesem Genort.

3.) Epistasieeffekte : Effekte zwischen zwei Allelen oder zw. zwei Dominanzeffekten.

 

Genotypischer Wert G = A + D + E

Wichtigste Funktion der Heritabilität : Sie schätzt, mit welcher Zuverlässigkeit man vom Phänotypwert auf den Zuchtwert schließen kann.

 

Je größer  h2, desto besser (man kann bei  h2  = 1 der Eltern 100%ig auf Eigenschaftender Nachkommen schließen.

Grad der Übereinstimmung zw. Phänoptyp und Zuchtwert ist für den Erfolg eines Selektionsprogramms ausschlaggebend.

 

ZW =h2 · (P- μ)          Je enger die Verwandtschaft und je größerdas Familienmaterial (Anzahl der Informanten), desto genauer die ZW-Schätzung.

 

 

 

 

Wirkung der Heritabilität auf den Zuchterfolg

 

 

 

 

 

                                                         h2=0                         h2=1

                                                               h2=0,25 

                                               Mittelwerte der Nachkommenpopulation

 

 

Bei h2 = 0 : keine genetische Verbesserung in Nachkommengeneration gegenüber der

Ausgangspopulation, da keine add. gen. Varianz vorhanden (also keine Abweichung

vom Mittelwert).

Bei h2 = 1 : Mittelwert der Nachkommenpopulation mit selektierter Elternpopulation

identisch (gibt’s eigentlich nicht).

Beispiel : ZW =h2 · (P- μ);  z.B.  ZW = 0,25 · (6000-5000kg) = +250 kg 250 kg Milch sind erblich bedingt.

 

Beeinflussung der Heritabilität:

h2 kann nur Werte zw. 0 u. 1 annehmen und ist genau genommen ausschließlich für Populationen gültig, in denen sie geschätzt wurde. Die Heritabilität kann sich innerhalb der Population verändern, da Varianzverhältnisse im Laufe der Generation durch Selektion, Migration etc ständig wechseln.

 

Bedeutung der Heritabilität:

 

1.)  = Regression zw. A u. P (in Zuchtwertschätzung)

 

y (A)

Zuchtwert

 

                                                                                                              Wenn z.B. P um 1kg erhöht, ist A= allg. Zuchtwert

                                                                                                              Um 0.24 erhöht

 

 

 

                                                      h2

 

 

 

                                                                                 x (P) Phänotyp

 

2.) h = Zuverlässigkeit der Zuchtwertschatzung durch Korrelation zw. wahrem Zuchtwert A

und geschätztem Zuchtwert  = rÂA

rÂA = √h2   für Eigenleistung

Wenn h2 = 1, dann wäre Zuverlässigkeit 100 %

Wenn h2 = 0,25, dann wäre Zuverlässigkeit 50 %

 

3.) h2 ist direkt proportional zum Zuchterfolg

            wenn h2 größer (also Umwelteinfluss geringer) wird, dann wird der Zuchterfolg größer

            ( ZW =h2 · (P- μ) )

 

Niedrige h2  (0,01 – 0,15) zeigen Fitnessmerkmale wie Fruchtbarkeit, Vitalität,

Krankheitsresistenz

 

Mittlere h2 (0,2 – 0,4) zeigen Wachstums- und Leistungsmerkmale (Fleisch, Wolle, Milch)

 

Hohe h2 (0,45 – 0,7) zeigen Merkmale der Körperform und der Qualität von Produkten

(z.B. Eiweißgehalt von Milch)

 

h2 ist auch im Selektionserfolg wiederzufinden (s. u.)

 

 

 

 

 

In welchen Formeln kommt h2 vor?

 

rÂA = √h2                      ZW = h2 · (P- μ)          h2 = additiv genetische Varianz (VA)

            phänotypische Varianz (VP)

SE =   h2 · i · sp

                        t

Wichtig für richtiges Einschätzen von h2  ist Wiederholbarkeit r

Hohe r bedeutet, dass Umwelteinflüsse gering sind (Nur Us = fixe Effekte)?!?

 

 

Epistasie = Interaktion zw. 2 Allelen unterschiedlicher Genorte.

Epistatische Wirkungen können auch einen Leistungsrückgang zur Folge haben, wenn Genkombinationen durch Rekombination voneinander getrennt werden, v.a. in fortgeschrittenen Kreuzungsgenerationen.

Rekombinationsverluste = Verluste von günstigen Epistasieeffekten

 

Kombinationseffekte :

Beruhen auf der Kombination der Eigenschaften bzw. Leistungen von genetisch versch. Ausgangslinien durch deren Kreuzung.

- Allgemeine Kombinationseffekte (additive Genwirkungen)

-Spezifische Kombinationseffekte (nicht additive Genwirkungen)

Zur Nutzung d. Kombinationseffekte werden an Vater- und Mutterlinien unterschiedliche Leistungsanforderungen gestellt.

Unterscheidung der Heterosiseffekte zw. paternaler, maternaler und individueller Heterosis.

Heterosis (s. SkriptenAG Skript S. 43):

-geringe Bedeutung für Qualitätseigenschaften, z.B. Eiqualität

-mittlere Bedeutung für Wachstumseigenschaften

-hohe Bedeutung für Fruchtbarkeit

 

 

→ Kreuzungszucht dann, wenn Eigenschaften mit deutlichem Heterosiseinfluß gewünscht

sind, z.B. wenn Leistung der F1 Generation stark von der der Elterngeneration abweicht. Man kann durch Kreuzungszucht z.B. eine höhere Legeleistung von Hühnern erzielen.

 

 

Kreuzung

 

= Paarung von Individuen verschiedener Populationen, wobei es sich um verschiedene Linien, Rassen oder sogar Arten handeln kann (Maultier).

Kreuzung ist nach Selektion (die innerhalb von Populationen stattfindet) die zweitwichtigste Methode zur Nutzung genet. Variation.

 

Heterosis

= Abweichung der Leistung der F1 Nachkommen von der mittleren Leistung der homozygoten Elternlinien:

 Es gibt positive wie negative Heterosis

Kreuzungsprodukte sind i.A. widerstandsfähiger!                                (Skript S. 41)

 

XN = XP1 + XP2                       Heterosiszuwachs H = PAB - ½ (PA + PB)

    2                                                                     F1                       Eltern

 F1           Eltern

 

Heterosis kann als Gegenteil der Inzuchtdepression aufgefasst werden.

 

Dominanzeffekt :

Nach dem Dominanzmodell führt ein Heterozygotiezuwachs zu einer zunehmenden Heterosis, d.h. bei Kreuzungstieren ist der Heterozygotiegrad gegenüber Elterntieren erhöht; homozygote Genorte werden heterozygot;

Homozygot negative (schlechte) Genorte werden durch die Dominanz der positiven (guten) Allele gegenüber den negativen Allelen zu heterozygot positiven Genorten

→ die Kreuzungstiere verfügen über mehr Genorte, die zumindest ein günstiges Allel tragen.

Wenn an einzelnen Genorten Überdominanz auftritt, wird der Heterosiseffekt (= Ausmaß der Heterosis) bei Kreuzungsnachkommen noch verstärkt.

 

Überdominanz: AA Aa aa

Das heterozygote Individuum ist den anderen deshalb überlegen, weil es durch Mutation möglich ist, dass die beiden verschiedenen Allele am Genort gleichzeitig ihre günstige Wirkung entfalten, also sowohl A als auch a für das Merkmal förderlich sind und beide zum Tragen kommen. Dann hat die Kombination A mit a einen zusätzlich positiven Effekt.

 

 

Kreuzungszuchtverfahren

 

1.)Gebrauchskreuzungen

            a) diskontinuierliche Kreuzungsverfahren = Terminalkreuzungen

            b) kontinuierliche Kreuzungsverfahren

 

 

 

 

a) Terminalkreuzungen

-Kreuzung aus 2 oder mehr Populationen, bei denen das Produkt aus der letzten Kreuzung ein Endprodukt darstellt (also keine weitere Zucht), das zwar für Produktion, aber nicht für Weiterzucht verwendet wird.

 

Einfachkreuzungen (Zweilinien/ Zweirassenkreuzung): man nutzt neben den additiv genetischen Effekten der Eltern auch die jeweiligen maternalen und paternalen Effekte sowie individuelle Heterosiseffekte

(z.B. fruchtbare Mutterlinie(DL-Sau) + stark bemuskelte Vaterlinie(Pietrain Eber))

 

 

B

A

 

 

                                                                       F1-Tiere haben bessere Leistung als

Reinzuchttiere durch Heterosiseffekt

ABB

            Heterozygot !                             (i.A. ist F1– Generation

widerstandsfähiger)

 

 

            Reziproke Rekurrente Selektion (RRS)

            Aufwendigstes Kreuzungsverfahren, v.a. wird die nicht-additiv gen. Varianz genutzt

            (add.-gen. Effekte= Durchschnittseffekte eines Gens,

nicht-add.-gen. Effekte = Dominanz- u. Epistasieeffekte)

 

AA

BB

 

 

Reinzuchtelterntiere

 

BA

ABB

                            Reziproke Testkreuzungen

 

                                                                                  Bei Legehennenzucht !

AA

BB

 

 

                                                                                             

BA

ABB

 

 

                                                                                             

BB

AA

                                                                                             

                                                                                             

 

 

Rückkreuzungen : Zweirassenkreuzung, aber im Gegensatz zur Einfachkreuzung werden hier weibliche F1 Tiere an männl. Tiere einer der beiden Elternrassen zurückgekreuzt.

A

B

                                                                      

                                                                       Vorteil : trotz Beteiligung von nur 2 Rassen

                                                                       können auf weibl. Seite maternale Heterosis -

AB

A

A x AB

                                                                                              effekte bei Muttertier (AB) genutzt werden.

  m                                         w         F1

 

                                                           F2

 

Individueller Heterosiseffekt ist reduziert, da wieder homozygote neg. Gene vorhanden sein können. (= Rekombinationsverlust ?)

 

 

 

Dreirassenkreuzung

 

C x AB

AB

B

A

C

                                                           Maternale u. paternale Effekte +

                                                           maternale u. individuelle Heterosis werden genutzt.

                                                          

Mutter ist bereits Kreuzungstier und kann so die

m         w                                 w         Nachkommen besser beeinflussen (maternaler Effekt –

bessere Leistung)

                                  

                                               Durch 3. Rasse C wird Heterosis verstärkt

 

Vierrassenkreuzung

A

B

AB

CD

C

D

 

 

 

 

 

                  m                                                          w

 

CD x AB

                                                                                  Maternale, paternale u. individuelle

Heterosis genutzt

 

Mehrfachgebrauchskreuzungen : Hohe Ausnutzung der Heterosiseffekte + Nutzung komplementärer Populationsdifferenzen

Nutzung der Heterosiseffekte der Muttertiere bei Fruchtbarkeit u. Aufzuchtleistung

Bei Vierrassenkreuzung wird auch paternale Heterosis in Merkmalen, die für Vatertiere typisch sind (z.B. Spermamenge), genutzt.

Besondere Bedeutung in Schweinezucht, Hühnerzucht, Fleischrinderzucht.

 

b) Kontinuierliche Kreuzungsverfahren

 

Hierbei wird mit dem jeweiligen Kreuzungsprodukt nach Programm weitergezüchtet, (nur mit den weiblichen Tieren).

Vorteil: geringerer Aufwand, da keine reinrassigen weiblichen Tiere mehr gezüchtet werden müssen, sobald man einmal angefangen hat.

 

1.)    Wechselkreuzung (Criss-Cross)

A

 

m

B

 

 

                                Vorteil: weibl. Tiere müssen nicht gekauft

                                                                                              werden.

 

B

 

                                                           m                     Nachteil: in jeder Population andere

                                                                                              Genteile, d.h. unterschiedl.

                                                                                              Phänotyp u. Leistung.

A

 

                                                                       m

 

 

 

 

 

 

 

 

2.)    Rotationskreuzung

 

Auf männl. Seite werden 3 oder mehr verschiedene Rassen genutzt, dabei wird immer die Vaterrasse eingesetzt , deren Genanteil in den Müttern gerade am geringsten ist.

 

3.)    Terminalrotation

AB

B

B x AB

B x AB

B

A

C

A

Marktprodukt

Züchtung (Bestandsergänzung)

m                                      w

 

 

 

 

                   m                                                                                       m

 

 

 

 

 

 

Immer dieselbe Rasse (m) zur Erzeugung der Marktprodukte. Die anderen zwei Rassen (A + B) werden zur Erzeugung der weiblichen Kreuzungstiere im Rahmen einer Wechsel-Rotationskreuzung verwendet.

 

 

 

Spezielle Tierzucht

 

1.)    Broileraufzucht

-sind weibl. und männl. Schlachttiere mit einer Lebendmasse bis1650 g

Poularde : > 1650g

-wachsen wesentlich schneller als Legehennen und müssen intensiver ernährt werden, wobei männl. Tiere am meisten fressen und am schnellsten wachsen

 

Haltung :überwiegend Bodenhaltung : 20 – 25 Küken / m2 Bodenfläche.

                  Maximum : 30 kg Tiere / m2 Bodenfläche .

                  anfängl. Wärmebedarf :

1. Tag 35 °C

- 7. Tag 32 °C

- 21. Tag schrittweise auf 26 °C senken

- 42. Tag 21 °C

 

Während gesamter Mast entweder       -Boden mit Einstreu oder

                                                           -einstreulos (Käfige, Lattenroste; seltener)

Einphasenhaltung (während gesamter Mast gleiche Haltung, d.h. keine Umstallung

evtl. Bodenhaltung mit Auslauf (Freilandbroiler)

Keine geschlechtsspezifische Haltung erforderlich, weil sie vor erreichen der Geschlechtsreife sowieso dran glauben müssen.

 

Beleuchtung : anfangs ganztägig, da dann max. Futteraufnahme

Mit zunehmendem Alter Intensität senken, da dann Ruhe und kein Federfressen

 

Futter : ab dem 1. Tag pelletiertes Mastfutter (1. Woche Starterfutter)

Erst Mastfutter I, später Mastfutter II.

Während der letzten 5 Tage keine Kokzidiostatika (Endmastfutter)

Fütterung : Rundtrog, Rohrfutteranlage, Futterkette

Tränke : Rundtränke Nippeltränke

Fütterungspraxis unterscheidet :            -Kurz- oder Grillmast, bis 33 Tage (1,5 kg)

                                                                       -verlängerte Mast : bis 43 Tage (bis 1,9 kg)

                                                                       -Mast schwerer Hähne : bis 63 Tage (3kg)

2.) Hühnerhaltung

            Bodenhaltung, Käfighaltung, Batterie, Freilandhaltung, Voliere (=Vogelhaus)

            Merke : bei Freilandhaltung hohe Verluste (ca. 30 %, v.a. durch Raubvögel)

            Stimmt nicht, dass er Batterien so toll findet, aber man muß abwägen.

            Weiteres siehe SUPPLEMENTE ab S. 267

 

3.) Ferkelaufzucht / Schweinehaltung

 Nach der Rinderhaltung ist Schweinehaltung bedeutendste Veredelungswirtschaft in BRD

 

Produktionsformen:

a) Zucht (Veredeln)

b) Sauenvermehrung

c) Ferkelerzeugung

d) Mast

 

zu a) Zucht:      Zuchtbetrieb liefert für die Landeszucht Jungeber, Zucht- und Jungsauen

                        Hoher Arbeitsaufwand, nicht standortgebunden

 

zu b) Sauenvermehrung: produzieren Sauen für Ferkelerzeuger; gezielte

Kreuzungszuchtprogramme, Mehrrassenkreuzung + Hybridzucht

 

zu c) Ferkelerzeugung : dort, wo Ferkel gut verkauft werden können (Region) oder

Selbermästen von Ferkeln

 

zu d) Mast : mit zugekauften oder selbsterzeugten Ferkeln

 

Sauenhaltung

 

Wirtschaftlichkeit der Ferkelerzeugung wird von Aufzuchtleistung der Sau bestimmt, d.h.

von der Zahl der je Sau und Jahr aufgezogenen Ferkel :

 

Je kürzer die Säugezeit (z.B. bei Frühabsetzern), desto kürzer der Wurfabstand, desto mehr Würfe pro Sau und Jahr, desto weniger Ferkel pro Wurf, desto geringer die Aufzuchtverluste, desto mehr Ferkel pro Wurf aufgezogen, desto höher die Aufzuchtleistung.

 

Aufzuchtleistung : Ziel : 20 und mehr Ferkel / Sau +Jahr (ca 2,2 Würfe)

Nutzungsdauer der Sau : mind. 6 Würfe / Sau im Durchschnitt

Verkaufsgewicht der Ferkel > 25 kg

 

Jungsauenhaltung

= Läufer  (30-120 kg weibl. Zuchtläufer)

Am besten in Gruppen; wenn einstreulose Haltung, dann sollten zugekaufte Jungsauen aus gleicher Haltungsform stammen

1 Fressplatz / Sau, da rationierte Fütterung

 

Leere + tragende Sauen

(Hoch und niedertragende Sauen)

geringe Ansprüche an den Stall

heute meist Einzelhaltung; wenn Gruppenhaltung, dann muss man auf richtige und gute Gruppenzusammenstellung und genügend Ausweichmöglichkeiten achten.

 

Haltungssysteme :

a) Kastenstände                                  b) Anbindung

c) dänische Aufstallung             d) Tiefstall

e) Laufstall mit Abruffütterung  f) Weidehaltung

 

zu a) Kastenstände:      aus Metallrohren, Teilspalten- oder Vollspaltenboden, darunter Mistkanal

zu b) Anbindung :         billiger + platzsparender; kürzer + schmaler als Kastenstände (evtl. kann man eine       Sau mehr anbinden) Schulter- oder Halsgurt (verboten?!?)

zu c) dän. Aufstallung:Liegeplatz von Mistplatz zu         ⅔ durch Trennwand abgesetzt

 

zu d) Tiefstall :              Futterplatz gegenüber Liegeplatz (Stroh) erhöht; Voraussetzung: große Strohmengen; Einsparung v. Stroh durch Entmistung auf Futterplatz

Pflegemaßnahmen :

für hohe Leistung : tragende Sau 1-2 Tage vor Umstallen in Abferkelbucht entwurmen + Räudebehandlung

 

Ferkelführende (laktierende) Sau :

höhere Anforderungen als tragende Sau.

Ferkel brauchen Wärme, diese kann Sau nicht aufbringen, daher Heizung 16 – 20 °C.

Haltungssysteme :

a) Abferkelbucht mit Ferkelschutzkorb

b) Anhänge – Abferkelbucht

zu a)  Sau von Käfig umgeben in Mitte der Bucht, Ferkel laufen frei, können von einer auf die

 andere Seite gelangen

zu b) wie a, aber kein Käfig, sondern beweglicher Rahmen

 

Futter :

Zeit des Deckens : „Flushing“ (viel Energie – Ovulationsrate steigt)

Trächtigkeit : Superretention und Auffüllung der in der Laktation verbrauchten Reserven

            = Trächtigkeitsanabolismus

-niedertragend (- 3 Monate) Nährstoffbedarf liegt minimal über Erhaltungsbedarf

-hochtragend (3 Wochen, 3 Tage) : Föten stärker ausgebildet, dadurch Steigerung des

Nährstoffansatzes; also Energie erhöhen, sonst verringertes Wachstum d. Föten.

 

Aber : zu starke Verfettung der Sau führt zu schweren Geburten, Metritis, erhöhter Ferkelsterblichkeit, Fruchtbarkeitsstörungen (Supplemente)

Laktation :        erhöhter Nährstoffbedarf der Sau – kein Grundfutter mehr, da zu energiearm

und Ferkel von Grundfutter Durchfall bekommen. Zu große Lebendmasse- verluste werden in folgender Gravidität nicht vollständig ausgeglichen →„Dünne Sauen Syndrom“ (Progesteron aus Lipolysefett führt zu Sterilitäten)

Ferkelaufzucht

nur Ferkel mit normaler Entwicklung sind Qualitätsferkel:

            Ende 3. Woche :          5 kg       (Frühabsetzen)

            Ende 4. Woche :          7-8 kg

            Ende 5. Woche :          9-10 kg

            Ende 6. Woche :          11-12 kg (konventionelles Absetzen)

-Spätestens am 3. Tag Eisenpräparat spritzen

-Schwänze kupieren

-Eberferkel vollst. kastrieren

-rechtzeitige Futterumstellung auf Futter in zukünftigen Mastbetrieben

 

Haltung :

-Saugferkel : hohe Anforderungen an Klima (die ersten Tage 25 – 30 °C, danach 20 – 25 °C)

            Wärmelampen (Fußbodenheizung); „Ferkelkisten“

-Absatzferkel : Muttersau v. Ferkeln absetzen, nicht umgekehrt, da so weniger Streß für

Ferkel

-Tiefstall mit Stroh :      Schonung d. Gliedmaßen + Stroh als Beschäftigung, aber schlechte

Hygiene

-Flatdecks (von 5- 25 kg) :      Lochblechböden oder Spaltenböden, Vorteil : übersichtlich, gute

 Aufzuchtleistung

-Ferkelveranden (von Veranda) : einfach herzustellen, erfordern keine Heizung, kein

 Einstreuen der Liegefläche, kalter Vorraum zum Fressen und Abkoten.

 

 

 

Dieser Teil überdacht                                                                        Kalter Vorraum mit Spaltenboden

 

           

Nachteil : geringe Übersicht und erhöhter Flächenbedarf.

 

-Kombinierte Abferkel- und Aufzuchtbuchten : besonders in kleinen Betrieben;

Ferkelschutzvorrichtungen werden nach Absetzen der Mutter v. Ferkeln herausgenommen (wenig Streß für Ferkel).

 

Hygiene (Pflege) der Absatzferkel

-ganzen Stall jährlich reinigen und desinfizieren

-nach jeder Belegung Reinigung und Desinfektion der Buchten

-Räude- und Wurmbehandlung

-Quarantäne zugekaufter Tiere

 

Pflegemaßnahmen

-Ferkeleckzähne nach Geburt abschleifen (abkneifen schlecht – splittert – Infektionen d.

Pulpahöhle)

-Schwanz kupieren

-Eisenversorgung – Spritze

- Kastration (1. – 2. Woche)

-Ohrtätowierung der für Mast vorgesehenen Ferkel

 

Fütterung

-Ferkelaufzucht erstreckt sich über Zeitraum von 10 Wochen

-Mastbeginn frühestens bei 20 kg und 8 - 10 Wochen alten Ferkeln

-tägliche Zunahme in Aufzucht 300 – 350 g

-zu intensive oder mangelhafte Ernährung sind ungünstig für späteren Mastverlauf

 

Mastschweine

-Größe der Mastgruppe wirkt sich auf Masterfolg aus

-Mit steigender Gruppengröße + gleichzeitiger Verringerung der Nutzfläche (Platzangebot)

verschlechtert sich tägliche Zunahme und Futterverwertung

-Optimale Gruppengröße ist 10 – 15 Schweine / Bucht

-Häufiges Umbuchten wirkt sich negativ auf die Mastleistung aus, da sich die Tiere erst

eingewöhnen müssen, am besten „Rein-Raus-Methode“

-Schweine gedeihen am besten bei 16 – 18 °C (Eigenwärme reicht aus)

 

Haltungsform:

-dänische Aufstallung

-dänische Aufstallung mit Teilspaltenboden des Mistgangs

-dänische Aufstallung mit Vollspaltenboden (also Auslauf u. Fressplatz)

 

Geflügelhaltung : siehe SUPPLEMENTE ab S. 267

 

 

Schweinerassen

 

a) Deutsche Landrasse (DL)

 

-Mutterrasse : fruchtbar, widerstandsfähig, hohe Aufzuchtleistung, sehr gute Mastleistung, sehr gute Fleischbeschaffenheit, ausreichender Muskelfleischanteil

Geschichte: Landschläge und Einkreuzung von Yorkshire-Ebern Anfang d. 20. Jahrhunderts

                        Ende d. 50er Jahre : Zuchtziel stark auf Fleischanteil ausgerichtet

-Als fruchtbares, fleischreiches Universalschwein gezüchtet

-Züchtung auf Stressstabilität rückte in den Vordergrund.

Aussehen : Haut u. Haare weiß, Schlappohren, langer, edler Typ.

 

Zuchtziel: fruchtbar, konstitutionsstark, hohe Aufzuchtleistung

Rahmig, sehr gute Mast- u. Fleischleistung

Im Typ der Sauenlinie (DLS) zusätzlich gute Stressstabilität + Fleischqualität

Höchste Aufzuchtleistung der 5 Rassen : 20,1 aufgezogene Ferkel / Sau u. Jahr

 

b) Deutsches Edelschwein (DE)

auch Mutterrasse

Aussehen wie DL, aber Stehohren

höher, weniger breit, kürzer, weniger gut ausgebildete Schinken, aber sehr gute Fleischqualität.

Zuchtziel : hervorragende Fruchtbarkeit, beste Mastleistung,+ Fleischqualität, mittlere

 Fleischleistung

-zur Reinzucht und zur Erzeugung von Kreuzungssauen mit DL

 

c) Pietrain (PI)

Vaterrasse

gute Mastleistung, hervorragende Fleischleistung bei ausgeprägten

Muskelpartien (Fruchtbarkeit unwichtig)

-große Bedeutung in Mastschweineproduktion

-gegen Stressanfälligkeit + schlechte Fleischbeschaffenheit wird selektiert

Aussehen : gräulich-weiss mit Flecken

            kurz, tiefrumpfig, breit; kurze, zur Seite aufgerichtete Ohren

Zuchtziel : hervorragende Fleischleistung, beste Schinken, gute Mastleistung

Nachteil : hohe Stressanfälligkeit, schlechte Fleischqualität (PSE),

für Gebrauchskreuzungen mit DL und DE oder als Vaterlinie in Mehrrassenkreuzungsprogramm.

 

d) Duroc (DU)

Spezialrasse

entstand in den USA

Aussehen : einfarbig rot + Hängeohren

Zuchtziel : großrahmig, robust, hohe Tageszunahmen, sehr gute Fleischqualität

Nachteile : flachere Schinkenbemuskelung + höherer Verfettungsgrad als DL oder DE

Zur Produktion von Kreuzungssauen

 

e) Sattelschwein (Anglersattelschwein)

Lokalrasse

Aussehen : Schwarz - weiß gefleckt, mittellang, Schlappohren, weißer Gürtel (Sattel)

Zuchtziel : hohe Fruchtbarkeit, große Widerstandsfähigkeit, gute Mast-, mittlere

                        Fleischleistung. Sehr gute Fleischbeschaffenheit.

 

Aufzuchtleistung (Ferkel / Sau u. Jahr)

DL > DE > PI + AS > DU

 

Mastleistung (tägl. Zunahme)

DL > DE > DU > PI > AS

 

 

Fleischqualität (PSE)

DU > DL > DE > AS > PI                              (PI : PSE - pH 5,72)

pH < 5,8 = PSE Fleisch : zu schnelle Fleischreifung, schlechtes Wasserbindungsvermögen, dadurch Wasserverlust beim Braten.

pH > 6,8 = DFD Fleisch (dark, firm, dry), keine oder wenig Fleischreifung, schlecht haltbar weil hoher End pH = gute Wachstumsbedingungen für MO

 

Fruchtbarkeit

DE > AS > DL > DU > PI      (?)

Rinderrassen

 

Siehe im Kurs gekauftes, offizielles Skript (Atlas der Nutztierrassen veraltet!):

 

Einnutzungsrinder:

 

Milch : Menge : Holstein-Frisian

                        Inhaltsstoffe : Jersey

Fleisch :           Charolais, Limousin

Mast :              Hereford, Angus, Shorthorn

 

 

 

 

Zweinutzungsrinder:

 

Milchbetont :    Schwarzbunte, Angler, Braunvieh, Rotbunte, Fleckvieh

 

Fleischbetont : Pinzgauer, Gelbvieh

 

1.) Schwarzbunte

Aussehen : schwarz-weiß gefleckt, fest aufliegendes, gut melkbares Euter (über viele

Laktationen gleichbleibend); Größe : > 145 cm; Gewicht : 750 kg

Milchleistung : über 8000 l /Jahr; Fettgehalt 4%; Eiweiß 3,5%

Fleischleistung wird in der Zucht nur solange berücksichtigt, wie sie den gen. Milchleistungs - fortschritt nicht negativ beeinflusst.

Vorkommen : Schleswig – Holstein, NRW, Niedersachsen, Hessen

 

2.) Deutsche Rotbunte

Aus Schwarzbunten entstanden

Aussehen :       Kreuzhöhe : 142 – 145 cm; Gewicht : 750 kg

                        Euter : fest ansitzend, leicht melkbar

Milchleistung :mind. 7000 l /Jahr          Fett 4%; Eiweiß 3,5%

Fleischleistung : Tageszunahmen v. 1300 g

                        Schlachtkörper : höchste Schlachtausbeute (60%), geringe Verfettung,

vorzügliche Fleischqualität

Vorkommen : SH, NS, NRW, HE, RPF, SA

 

3.) Deutsches Fleckvieh

Zweinutzungsrind mit hoher Milch- und Fleischleistung

Aussehen :       m: Größe : 155 cm       Gewicht 1200 kg

                        w: Größe : 140 cm       Gewicht 750 kg

Straffe, leicht melkbare Euter

Milchleistung : > 7000 l / Jahr; Fett 3,9%,       Eiweiß 3,7%

Fleischleistung :            tägl. Zunahme 1100g

                                   Hervorragender Schlachtkörperwert durch :

                                               -hohe Schlachtausbeute (60%)

                                               -hohen Fleischanteil

                                               -vorzügl. Fleischqualität

Für Mutterkuhhaltung geeignet :           frohwüchsige Tiere mit guter Bemuskelung und

regelmäßiger Fruchtbarkeit.

Vorkommen : BY, BW, HE, RPF, SA

 

4.) Deutsche Charolais

Fleischrind, aus Frankreich stammend

Aussehen :       gelblich bis fast weiß, helles Flotzmaul, Klauen, Horn

                        Größe: m 140 cm w 130(Widerrist),    Gewicht: m 1100kg, w 730 kg

 

Fleischleistung :            Tageszunahmen 1400g; hohe Mastgewichte ohne Verfettung

                                   Bemuskelung v.a. an Schulter, Rücken, Lende;

Becken, Keule sehr gut entwickelt, fest

 

 

 

 

Mutterkuhhaltung :       gute Muttereigenschaften, hohe Aufzuchtleistungen, Gutmütigkeit,

Weidefähigkeit.

Guter Geburtsverlauf + regelmäßige Abkalbung wichtig, da es früher oft Geburtsschwierigkeiten wegen zu größer Köpfe u. zu engem Becken gab.

Vorkommen :   kein einheitliches Zuchtgebiet, vorwiegend in Nord-West Deutschland

 

5.) Deutsche Jersey

Einnutzungsrind – Milch

Einfarbig gelbbraun bis hellrot

Aussehen : Größe 125 cm (Kreuzbeinhöhe)     Gewicht > 400kg

Euter : gut melkbar, ermöglicht hohe Tagesleistungen über viele Laktationen

Milchleistung : Spitzenleistung bis zu max. 8000 l (!), meist aber  5-6000 l

                        Fett 8%, Eiweiß 5% - höchster Milcheiweißgehalt aller Rinderrassen

                        Hoher Anteil an wünschenswertem Kappa-Casein des Genotyps BB

                        Höchster Auszahlungspreis pro kg Milch

                        Vorzüglich zur Käseherstellung

Besondere Rassemerkmale : Langlebigkeit, hohe Fruchtbarkeit, gute Anpassungsfähigkeit (Boden, Klima), Frühreife; leichte Geburten ohne tierärztliche Hilfe.

Vorkommen : kein einheitl. Zuchtgebiet, ursprünglich von der Kanalinsel Jersey stammend, heute von Nordsee bis Alpen verbreitet.

 

Das war’s schon ! (Haha)

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