Obduktion-16 - Hund: chronische interstitielle Nephritis und Pyelonephritis

                                             Sektionsbericht

 

 

 

 

1.Aufnahme

 

a.) Nationale des Tieres

Gattung, Rasse : Hund, Briar

Geschlecht :       weiblich

Alter :                6 Jahre

Kennzeichen :    links auf der Bauchseite zwischen den beiden letzten schwanzwärts

                           gerichteten Zitzen eine blaue Tätowierung mit den Zahlen x

 

b.)

Besitzer :    c

 

c.) Ort und Zeit der Zerlegung

Das am 11.6.1996 um 15:00Uhr getötete Tier wurde am 13.6.1996 von 10:30 bis 12.30 Uhr im Sektionssaal des Institutes für Veterinärpathologie der FU Berlin

 

d.)

Untersucher:

Zeugen       :  x, x, x, x,

                      x

 

e.) Vorbericht

Das Tier zeigte seit dem 12.5.1996 Polyurie, Polydypsie sowie Inappetenz. Außerdem zeigte es einen klammen Gang und einen aufgekrümmten Rücken. Die Behandlung beim Haustier-arzt bezog sich auf eine Nephritis/Nephropathie.

In-der Klinik wurde das Tier erstmalig am 31.5.1996 vorgestellt. Bei den dort vorgenom-menen Untersuchungen wurden folgende Dinge festgestellt :  Azotämie, Kreatinin ~ 9, Hypo-

proteinämie, Proteinurie, Sonographie Abdomen o.b.B, Sonographie Niere beidseits struk-

turelle Veränderungen. Die Euthanasie wurde wegen Verschlechterung des Zustandes am 11.6.1996 um 16:00 Uhr mit Narcoren durchgeführt.

Die klinische Diagnose lautete Nephropathie, Nephrose.

 

 

2.) Beschreibung

 

a.) äußere Beschreibung

 

Das Tier ist vor ca. 45 Std. getötet worden und wird auf dem Rücken liegend vorgefunden. Der Rücken ist banenförmig gekrümmt und läßt sich nicht geradebiegen. Der Tierkörper ist vollständig erhalten und von gutem Ernärungszustand. Das Gewicht beträgt 37,8 kg.

Als Zeichen des Todes der verminderte Augeninnendruck und die getrübte Cornea zu erken-nen. Der Tierkörper ist kalt und alle Gelenke des Kopfes und der Gliedmaße sind beweglich.

 

Das dichte,schwarze Haarkleid ist ca. 22cm lang. Das Haar ist glänzend und leicht gewellt. An der rechten hinteren Gliedmaße befindet sich zwischen Knie- und Sprunggelenk eine ca. 6cm lange Stelle an der das Haar ca. 2cm lang ist und die mit schwarzen Auflagerungen ver-

sehen ist. Alle Krallen sind vorhanden, inetwa gleich lang und gleichmäßig abgelaufen.

An der Milchleiste sind beidseits fünf Drüsenkomplexe ausgebildet. Rechts ist an der vierten Zitze von vorne eine etwa erbsgroße, derbe Umfangsvermehrung unter der Haut zu ertasten.

 

Am rechten Auge ist die Lidbindehaut porzellanweiß mit einigen rötlichen Beziken. Das linke Auge ist geschlossen und mit einem gelblichen Sekret verklebt. Die Lidbindehaut sowiedas dritte Augenlid sind vollständig von roter Farbe. Das dritte Augenlid ist verdickt. In der Mitte des Oberlides befindet sich eine 2mm lange Zusammenhangstrennung der Haut und Lidbinde-haut von schmutzigrosaner Farbe.

Die Nasenschleimhaut ist dunkel pigmentiert von porzellanweißer Farbe und mäßig feucht.

Die Maulschleimhaut ist porzellanfarben mit roten Bezirken und unregelmäßig pigmentiert.

Die Zähne sind vollständig vorhanden und mit dünnen, harten, gelben, abkratzbaren Belägen überzogen.

Die Haut der Gehörgänge ist porzellanweiß und mit dünnen, braunen, abkratzba-ren Belägen überzogen.

Der After ist daumenstark geöffnet und mit einer breiigen, grün-gelben mit Fäden durchsetzten Masse versehen. Die Schleimhaut ist porzellanweiß, glatt und glänzend. Die Scheide ist geschlossen. Die Schleimhaut porzellanweiß, glatt, glänzend und mäßig feucht.

 

 

b.) innere Besichtigung

 

I. Zustand nach Eröffnen der Haut

 

Nach Eröffnen der Haut ist eine 7mm dicke, weiße Fettschicht sichtbar. Die Muskulatur ist rotbraun und mäßig feucht. Die Kreuzbänder sind 3mm, porzellanfarben und glänzend. Das Gelenk enthält wenig klare, fadenziehende Flüssigkeit. Am Bandansatz des rechten Kniegelenks ist die Knorpelober-fläche unregelmäßig aufgerauht. Ebenso an den lateralen Gelenkflächen. Die Innenauskleidung der Gelenkkapsel ist von rosaner Farbe. Das Knochenmark ist schmierig-pastös. Es wird ein Fettmark mit einem 1mm beiten Randsaum sichtbar. Die Knochenknackprobe ist positiv.

Die Buglymphknoten sind beidseits 1*1*1cm groß, rechts von brauner Farbe und in Mark und Rinde zu trennen. Der rechte Achsellymphknoten ist 1+1.5+0,5cm groß bernsteinfarben und in Mark und Rinde zu trennen. Der linke nur 0,2 mm dick.Die grossen Blutgefäße sind mäßig gefüllt, Das Blut ist mäßig geronnen.

Unter dem 4. Drüsenkomplex der rechten Milchleiste befindet sich eine 1+1+1cm große derbe Struktur.

 

II. Bauch- und Beckenhöhle.

 

Das Zwerchfell wölbt sich kopfwärts bis zur 5.Rippe und ist gespannt.

 

In der Bauchhöhle befinden sich im:

- ersten Drittel Leber, Netz und Gallenblase

- zweiten Drittel Darmschlingen und Netzanteile

- dritten Drittel Netzanteile und die Harnblase.

Das Bauchfell ist mäßig feucht, glatt, glänzend und durchscheinend. Das grosse Netz ist durchscheinend und von bis zu daumenstarken Fettsträngen durchzogen.

 

Die Milz ist 30+7+1.5cm groß und 155g schwer(= 0,41% relatives Organgewicht). Die Kapsel ist in verstreichbare Längsfalten gelegt, rotbraun gefärbt und von weicher Konsistenz.

Die Schnittfläche ist dunkelrot und ein Netzwerk ist erkennbar. Davon ist eine brombeerrote Masse abstreichbar.

 

Die Magenschleimhaut ist in Falten gelegt und feucht, glatt und glänzend.Die Farbe geht vom Mageneingang zum Magenausgang von grau über rote Bezirke in grau über. Die Schleim-häute von Zwölffingerdarm, Leerdarm, Hüftdarm, Blinddarm, Grimmdarm und Enddarm sind feucht, glatt, glänzend und von porzellanweißer bis beiger Farbe. Im Grimmdarm befinden sich in der Schleimhaut 2mm Breite schwarze Farbstränge, die in Richtung Enddarm verlau-fen. Im Leerdarm befindet sich eine gelb-grüne, schmierige Masse. Die Mesenterial-lymphknoten sind 1x0,6cm groß, von beiger Farbe und in Mark und Rinde zu unterteilen.

Die Bauchspeicheldrüse ist ca. 13cm lang und 1cm breit, gelb-rosa, hakenförmig und die Läppchenzeichnung ist deutlich zu erkennen. Die Leber wiegt 1,1kg(=2,9% relatives Organ-

gewicht).Die Farbe ist rotbraun und die Ränder sind scharfkantig. Ihre Konsistenz ist fest-elastisch. Die Gallenblase ist mäßig gefüllt. Ihre Schleimhaut ist samten und in Falten gelegt.

Der Ausführungsgang in den Zwölffingerdarm ist durchgängig.

 

Die rechte Niere wiegt 96g(= 0,25% relatives Organgewicht), die linke 92g(= 0,25% relatives

Organgewicht). Beide Nieren lassen sich ohne Substanzverlust aus ihrer Kapsel lösen. Die Oberfläche beider Nieren ist netzartig gezeichnet mit kleinen, stecknadelkopfgroßen Hohlräumen, die sich in Rinde und Mark als Streifen fortsetzen. Die Farbe der Oberfläche ist rötlich - bräunlich. Die Rinde ist von ähnlicher aber hellerer Farbe, die Im Mark wieder dunkler wird. Das Verhältnis Rinde:Mark beträgt 1:2. Das Nierenbecken ist beidseits ca.1cm weit geöffnet. Die Schleimhaut rötlich, feucht, glatt und glänzend. Beide Harnleiter sind nicht gefüllt und durchgänig. Die Schleimhaut ist glatt und porzellanweiss. Die Harnblase ist mit einigen Mililitern einer gelblich-trüben Flüssigkeit gefüllt. Die Schleimhaut ist in Längsfalten

gelegt, glänzend, glatt, mäßig feucht und porzellanweiß. Der Schleimhaut des Harnleiters ist leicht rötlich, mäßig feucht, glatt und glänzend. Die Durchgängigkeit des Harnleiters wurde mittels Sonde festgestellt.

Beide Nebennieren sind 0,5x0,5x0,1cm groß, die Rinde weiß, das Mark braunrot, das Verhältnis Rinde:Mark:Rinde 1:2:1 und von derbelastischer Konsistenz.

 

Die Schleimhaut der Scheide ist in Falten gelegt und grauschwarz.

Die Schleimhaut der Gebärmutter ist in Falten gelegt, leicht rötlich, feucht, glatt und glänzend.

Die Eierstöcke sind beide ca.1x1x1cm groß und mit verschieden großen über die Oberfläche hinausragende Erhebungen versehen.

 

 

III. Brusthöhle

 

Bei der Eröffnung der Brusthöhle werden die Lunge und das Herz sichtbar. Die Brusthöhlen-

organe füllen den Brustkorb zu ca. 40% aus. Das Brustfell stellt sich feucht, glatt, glänzend und durchscheinend dar.

 

Das Herz ist im Herzbeutel frei verschieblich und der Herzbeutel enthält wenig klare Flüssigkeit. Er läßt sich leicht lösen.

Das Herz ist von stumpfkegeliger Form und wiegt 327g(= 0,9% relatives Herzgewicht). Auf dem Herzmuskel der rechten Herzkammer befindet sich unterhalb des Herzohres ein zehn-

pfennigstückgroßer weisser Fleck. Im eröffneten Herz befindet sich große Mengen geron-nenes Blut. Die Kammerwandverhältnisse betragen 1 : 5 : 2. Der Herzmuskel ist hellbraun-

grau und dei Schnittfläche ist trocken.Der Binnenraum der rechten Herzkammer ist nur geringfügig kleiner als der der linken Kammer.

Die zwei- und dreizipflige Segelklappe sind feucht, glatt, glänzend, pergamentpapierstark und aufspannbar. Die Taschenklappen sind feucht, glatt, glänzend, seidenpapierstark und auf-spannbar.

 

Die Lunge ist mäßig kollabiert und von puffiger Konsistenz. Bei Druckausübung entsteht ein leicht knirschendes Geräusch. Von der Schnittfläche fließt eine rosafarbene, schaumige Flüs-sigkeit ab. Diese Flüssigkeit befindet sch auch in den Luftröhrenästen. Die Lunge ist von hell-roter, teilweise dunkelroter Farbe. Die Schleimhaut ist feucht, glatt und glänzend.

Die Lungenlymphknoten sind beige, in Rinde und Mark zu trennen.

Der Brustbeinlymphknoten ist 1,5x1,0x0,8 cm groß, undeutlich in Rinde und Mark zu tren-nen, von rotbrauner Farbe mit grauweißen Punkten und körnigen Beschaffenheit.

 

 

IV. Maul- und Rachenhöhle, Halsorgane


Die Zunge ist zungenförmig, 20 cm lang, 6cm breit und weichelastisch.Die Maulschleimhaut ist von porzellanwisser Farbe mit rötlichen Bezirken, feucht, glatt und glänzend.

Die Mandeln sind hellbrsun, 2,0x1,0cm groß und vollständig in ihren Taschen.

Die Speiseröhre ist in Längsfalten gelegt. Die Schleimhaut ist feucht, glatt, glänzend und rosafarben.

Die beiden Stimmlippen des Kehlkopfes symetrisch, die Schleimhaut schimmert gelblich und ist feucht, glatt und glänzend.

In der Luftröhre befindet sich etwas rötliches, schaumiges Sekret. Die Schleimhaut ist feucht, glatt, glänzend und porzellanweiss.

 

 

V. Schädelhöhle und Rückenmarkskanal

 

Die Schädeldecke läßt sich vom Gehirn ohne Substanzverlust ablösen. Die Gehirnhäute erscheinen milchig getrübt und matt. Die Gehirnhälften sind symetrisch und die leicht verstrichenen Windungen sowie eine feine Gefäßzeichnung sind durch die milchigen Gehirn-

häute nur undeutlich zu erkennen. Die Oberfläche ist gering feucht.

 

Der Rückenmarkskanal wurde nicht eröffnet.

 

 

IV. Sonstiges

 

Die Epithelkörperchen stellen sich als etwa linsengroße, weiße Gebilde dar.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3.) Pathologisch-anatomische Diagnosen

 

a.) Allgemeindiagnosen

 

- Anämie

 

b.) Organdiagnosen

 

- chronische interstitielle Nephritis und Pyelonephritis

- Urethritis chronica

- Myodegeneratio cordis

- Hypertrophia musculorum ventriculi sinistri

- Narbe im Myokard des rechten Ventrikels

- Dilatatio ventriculi dextri et sinistri

- Oedema pulmonorum

- Hyperplasia parathyreoidea dextri et sinistri

- Adenokarzinom der Mamma

- Gingivitis

- Zahnstein

- Gastritis

- Konjunctivis purulenta acuta

- Synovitis chronica der Kapsel des rechten Kniegelenkes

- Pannusbildung der Gelenkkapsel des rechten Kniegelenkes

- Leptomenningitis cerebri fibrinosa et purulenta

 

c.) Gesamtdiagnose

 

- chronische interstitielle Nephritis und Pyelonephritis mit Folgeerscheinungen

 

 

4.) Differentialdiagnosen

 

- chronische Glomerulonephritis                                                  

- chronische herdförmige eitrig-embolische interstitielle Nephritis

- Mammatumor anderer Neoplasieform, Umfangsvermehrungen nicht neoplastischer Genese        

  (z.B. Hämatom, Abszeß )

 

 

5.) postmortale Veränderungen

 

Die an verschiedenen Schleimhäuten erkennbare Graufärbung, nämlich im Bereich des Magenausgangs und im Bereich des Grimmdarms sind postmortale Veränderungen in Form einer Sulfmethämoglobinbildung.

 

 

 

 

6.) weiterführende Untersuchungen

 

- Bakteriologische Untersuchung der Niere

 

 

 

7.) Gutachten

 

Aufgrund der Untersuchungsergebnisse liegen mehrere voneinander unabhängige Krankhei-ten vor, in deren Vordergrund die chronische interstitielle Nephritis und Pyelonephritis und die daraus resultierenden Folgeerscheinungen stehen.

 

Die interstitielle Nephritis zeichnet sich durch das makroskopische Bild einer Niere mit ge-punkteter Oberfläche, die sich als radiäre Streifung in Rinde und Mark fortsetzt, aus. Da hier vom Erscheinungsbild her Nierenbecken und Interstitium betroffen sind, liegt auch eine Pyelonephritis vor.

Ursächlich entsteht diese Krankheit durch bakteriellen Erreger, die entweder über hämatogene oder urinogene Verbreitung in die Nieren gelangen. Da hier auch eine Urethritis vorliegt, liegt hier eine urinogene Infektion, inForm einer aufsteigenden Infektion der Harn-wege vor. Als Errerger kommen verschiedene Bakterien, wie z.B. E.coli, verschiedene Sta-

phylokokken und Streptokokken, Enterobacter oder Corynebacterium in Frage. Zur Abklä-

rung muß das Ergebnis der bakteriologischen Untersuchung abgewartet werden.

Im Verlauf der Krankheit kommt es zu einer Zerstörung von Nierenstrukturen, die über Gra-

nulationsgewebsbildung und nachfolgender Fibroblastenproliferation, Bildung von kolla-genem Bindegewebe, Rückgang der Entzündungszellen und letztlich Rückzug der Fibro-blasten unter Narbenbildung ausheilen. Diese Narben sind als Punkte auf der Nierenober-fläche und als radiäre Streifung im Nierenparenchym zu erkennen. Dieses sind die Anzeichen für die Chronizität des Krankheitsgeschehens an der Niere.

Der Ausschluß anderer Nierenerkrankungen fällt durch das typische Bild leicht. Akut Pro-zesse würden sich durch eine Vergrößerung der Niere mit Zunahme des relativen Organge-wichtes äußern. Hier liegt das relative Organgewicht beider Nieren bei 0,25% und damit schon geringfügig unterhalb der physiologischen Scwankungsbreite. Akute eitrige Prozeße würden sich durch das Vorhandensein eitriger Entzündungsprodukte oder auch durch Mikro-

abszeße auszeichnen. Die Erweiterung des Nierenbeckens könnte auch auf einer Verlegung der harnableitenden Organe beruhen. Hier wurde aber die Durchgängigkeit von Uretheren und Urethra festgestellt.

 

Im weiteren Verlauf kommt es zu einer renalen Hypertonie. Einerseits kommt es durch den Verlust funktionellen Filtrationsgewebes zu einer Abnahme der Filtrationsleistung und somit zu einer relativen Hypervolämie und damit zu einem Anstieg des Blutdruckes.

Durch diesen erhöhten Blutdruck kommt es zu Reaktionen des Herzens die im Gesamtbild der Myodegeneratio cordis münden. Das Herz muß gegen den erhöhten Blutdruck vermehrt Arbeit leisten. Insbesondere die Muskulatur des linken Ventrikels muß vermehrt Kraft aufwenden, um das Blut durch den großen Kreislauf zu pumpen. Dadurch kommt es zu einer Zunahme der Herzmuskelfibrillen und zu einer Zunahme des Querschnittes der Herzmuskel-

zellen. Dieses äußert sich in der hier zu erkennenden Hypertrophie der Muskulatur des linken Ventrikels. Im nachfolgenden schafft es das Herz nicht mehr das Blut mit ausreichender Kraft durch den großen Kreislauf zu pumpen, da die Zunahme der Myofibrillen des Herzmuskels begrenzt ist. Ist diese Grenze erreicht, wird nicht mehr als Blut aus dem linken Ventrikel ausgestossen und es kommt zu einer Dilatation des linken Ventrikels mit nachfolgendem Rückstau des Blutes in den kleinen Kreislauf. In der Lunge kommt es zur Blutstauung. Der Druck innerhalb der Gefäße nimmt zu und sobald er über dem äußeren Druck liegt kommt es zum Austritt von Blutflüssigkeit aus den Gefäßen. Also kam es hier zum Lungenödem, das hier ein Stauungsödem ist. Der nächste Schritt ist ein Rückstau des Blutes in den rechten Ventrikel, der dem zunehmenden Druck nicht standhalten kann und es so auch hier zur Dilatation des Ventrikels kommt.

 

Als weitere Folge der Chronischen Nierenerkrankung stellt sich eine Anämie ein.

Diese Anämie ist eine aplastische Anämie, da die Niere bei der Bildung des Erythropoetins eine entscheidende Rolle spielt. Durch den Verlust von funktionellem Nierengewebe kommt es zu einer verminderten Bildung von Erythropoetin, was nachfolgend eine mangelhafte Erythropoese und damit eine Anämie bedeutet.

 

Auch die Hyperplasie der Epithelkörperchen ist durch die interstitielle Nephritis und Pyelo-

nephritis bedingt. Durch die chronische Nephritis nimmt die Fähigkeit zur tubulären Calcium-

rückresorption ab. Dies führt zu einer vermehrten Parathormonausschüttung durch die Epi-thelkörperchen, um so den Calciumhaushalt zu regulieren. Da die Calciumrückresorption fortgesetzt gestört ist, kommt es zu einer fortgesetzten Parathormomauschüttung und somit zu einer Hyperplasie der Epithelkörperchen, einem sekundären Hyperparathyreodismus.

 

Auch die im Myokard des rechten Ventrikels vorhandene Narbe könnte auf die Nierenerkran-kung zurückzuführen sein. Durch die Anämie und die damit verbundene Minderversorgung des Herzmuskels könnte es hier zum Infarkt mit nachfolgender Narbenbildung, die als weißer Fleck erkenntlich ist, gekommmen sein. Fraglich ist diese Diagnose allerdings, da diese Veränderung eher im Myokard des linken Ventrikels zu erwarten gewesen wäre. Denn hier ist durch die Anämie und vor allem die Hypertrophie des Herzmuskels die Versorgungslage als ungünstiger einzuschätzen. Durch die Hypertrophie kommt es einerseits zu einer Verlängerung der Versorgungsstrecke und andererseits zu einer Kompression der hier liegenden Gefäße und somit zu einer Minderung der Muskelversorgung.

 

 

Die eitrig-fibrinöse Entzündung der weichen Gehirnhäute wird deutlich durch die Trübung der Gehirnhäute und die Verstreichung der Gehirnfurchen angezeigt. Auch hier stehen als Ursachen bakterielle Erreger im Vordergrund, wie z.B. Streptokokken und E.coli. Diese können über verschiedene Wege, nämlich hämatogen, neurogen, otogen oder rhinogen, an den Entzündungsherd gelangen. Hier ist der hämatogene Weg anzunehmen, da im Körper schon ein Infektionsherd vorhanden ist. Auch die krumme Haltung des Rückens kann hiermit im Zusammenhang stehen, da eine Entzündung der Gehirnhäute mit einer Entzündung der Rückenmarkshäute einhergehen kann. Hier könnte der Entzündungsprozeß schon Neurone in Mitleidenschaft gezogen haben.

Da aber der Wirbelkanal nicht eröffnet wurde und somit keine Befunde erhoben werden konnten, bleibt alles hier zu diesem Thema genannte Spekulation.

 

 

Desweiteren wurde am 4. Mammarkomplex von kaudal eine Neoplasie festgestellt, die hier als Adenokarzinom der Mamma diagnostiziert wird. Die Diagnose der Neoplasie als Adenokarzinom bleibt eine Verdachtsdiagnose, die auf dem häufigen Vorkommen von Neoplasien dieser Art bei Hündinnen beruht. Eine Klärung würde eine histologische Unter-suchung  erbringen. Auf diesem Befund beruht auch die Veränderung der axilliaren Lymphknoten, denn die Mamma gehört zum Einzugsgebiet dieser Lymphknoten.

Differentialdiagnostisch sind hier einige andere Gründe für eine Umfangsvermehrung in diesem Bereich auszuschließen. Ein Abszeß wäre durch eine fluktuierende Konsistenz, ebenso wie ein frisches Hämatom charakterisiert gewesen. Im Anschnitt wäre entweder Eiter oder Blut sichtbar geworden und hätte ein deutliches Unterscheidungsmerkmal zu einer Neo-

plasie gegeben. Dieses war nicht der Fall.

 

 

Die Gingivitis ist eine Folge der Zahnsteinbildung. Hierdurch kann es zu einem festsetzen von Erregern im Zahnstein kommen oder aber auch zu mechanischen Verletzungen der Schleimhaut, die eine Entzündung des Zahnfleisches nach sich zieht.

 

 

Die hier vorliegende Gastritis ist auch eine Folge der Nierenerkrankung. Hier kommt es durch die verminderte Leistungsfähigkeit der Niere  zu einer Urämie. Durch diese Urämie kommt es zu einer Schädigung der Lamina propria, von wo die Gastritis ihren Ausgang nahm.

 

 

Die Konjunktivits des rechten Auges dürfte durch die Verletzung des oberen Augenlides ent-standen, die die Lidbindehaut miterfasste. Hierdurch ist es entweder zu einem Eintritt von Staubpartikeln oder bakkteriellen Erregern gekommen, die dann zu dieser eritrigen Erkrankung führten.

 

 

Die Pathogenese der Erkrankung des Kniegelenkes kann hier nicht mehr erhoben werden.

Anzeichen für eine traumatische Einwirkung liegen nicht vor, könnten aber, da es sich hier um eine chronische Erkrankung handelt wieder verheilt sein. Anzeichen für eine Überbeanspruchung des Gelenkes sind nicht vorhanden, aber auch nicht auszuschließen, da es sich um eine chronische Erkrankung handelt.

Die Pannusbildung ist eine Folge der chronischen Entzündung, da es in der Folge zu einer Proliferation der Zellen des Stratum synoviale kommt, die dann als Verdickungen sichtbar werden.

 

 

Abschließend kann man sagen, daß das Hauptkrankheitsgeschehen von der chronischen inter-

stitiellen Nephritis und Pyelonephritis ausgeht. In deren Folge kommt es zur Erkrankung verschiedener Organe, nämlich des Herzens, der Lunge und zu einer aplastischen Anämie. Die Schwere der hier vorliegenden Erscheinungen läßt eine Genesung unwahrscheinlich erscheinen, da insbesondere die Nierenfunktion schon sehr stark eingeschränkt ist. Dafür spricht auch der in der Klinik erhobene Kreatininwert von 9mg/dl. Dieser Wert spricht für eine weit fortgeschrittene Nierendegeneration.

Von dem Krankheitsbild der Nierenerkrankung und ihren Folgen sind einige Befunde auszu-

grenzen und als eigenständige Krankheiten anzusehen, die allerdings insgesamt eine noch ungünstigere Prognose stellen ließen.

Als eigenständige Erkrankungen sind hier in jedem Fall das Adenokarzinom der Mamma, das Krankheitsgeschehen am rechten Kniegelenk, sowie Konjunktivitis und Gingivitis zu nennen.

Die Entzündung der weichen Hirnhäute ist nicht klar abzugrenzen. Dazu wäre eine weitere bakteriologische Untersuchung notwendig.

 

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