Krankheitsbericht
Klinik für kleine Haustiere
Ausgegeben am XXX
von XXX
XXX
XXX
I. Anamnese :
Der Patient wurde am 14. 11. 01 um 11.00 Uhr von der Praxis x in die Klinik für kleine Haustiere überwiesen. Aufnehmender Tierarzt war Herr x.
Laut Angabe des Besitzers wurde der Hund 1 Stunde zuvor von einem Auto erfasst und mehrere Meter durch die Luft geschleudert.
In der Tierarztpraxis x wurde der Hund mit 200 ml Sterofundin und 150 mg Solu- Decortin vorbehandelt. Außerdem wurden Thorax- und Abdomenröntgenaufnahmen angefertigt.
BesitzerXXX
Tierart: Hund
Rufname: x
Rasse: Beagle, tricolor
Alter: geb. 23. 10. 2000
Geschlecht: männlich, nicht kastriert
Tg/ Nr.: x
Rö.- Nr.:x
II. Allgemein Untersuchung:
Das Tier ist matt und liegt in Seitenlage. Die Körpertemperatur beträgt 37,9 °C. Der Puls ist regelmäßig und kräftig, die Pulsfrequenz beträgt 160 /min.
Die Atmung ist verstärkt, mit einer Frequenz von 40 AZ/ min.
Die Kapilläre Füllungszeit beträgt ca. drei Sekunden. Die Schleimhäute sind blaß- rosa.
Der Hund zeigt Schocksymptome wie Mattigkeit, verlangsamte KFZ, Tachypnoe und Tachykardie.
1. Haut/Haarkleid:
Die Haut zeigt bis auf eine kleine Schürfwunde am linken Karpalgelenk (Dorsalfläche)
keine Auffälligkeiten.
Das Haarkleid ist vollständig geschlossen, dicht anliegend und glänzend.
2. Lymphknoten:
Die Palpation sämtlicher tastbaren Lymphknoten bleibt ohne besonderen Befund.
3. Herz/Kreislauf:
Die sichtbaren Schleimhäute sind blaß-rosa, feucht, glatt und glänzend.
Die Herzfrequenz beträgt 160 /min. Der Puls ist regelmäßig und kräftig.
4. Atmungsapparat:
Die Atemfrequenz ist erhöht (40/ min). Ansonsten bleibt die Untersuchung des Atmungsapparats ohne Befunde.
5. Verdauungsapparat:
Die Palpation des Abdomens ist schmerzhaft. Harnabsatz kann beobachtet werden (blutig), Kotabsatz jedoch nicht.
6. Bewegungsapparat:
Der Patient wurde in Seitenlage vorgestellt, zeigt aber bei der weiteren adspektorischen und palpatorischen Untersuchung des Bewegungsapparates keine Auffälligkeiten.
7. Nervensystem:
Der Patient zeigt während der Untersuchung, abgesehen von der Seitenlage, keine Auffälligkeiten, die auf eine Störung des Nervensystems hindeuten könnten.
III. Spezielle Untersuchung:
1. Blutwerte:
Datum | 14.11.2001 | 15.11.2001 |
Hb (g/dl) | | 17,0 |
Ery (Mill/ml) | 5,4 | 7,31 |
Leuko (/ml) | 16,3 | 21,1 |
Hkt(Vol%) | 12 Uhr 36,1; 13 Uhr 26,1 | 48,7 |
MCV | | 66,6 |
MCH | | 23,2 |
MCHC | | 34,8 |
Thrombo | 283000 | 189000 |
K (mval/l) | 3,1 | |
Harnstoff (mg/dl) | 43 | |
Kreatinin (mg/dl) | 0,9 | |
BZ (mg/dl) | 182 | |
GPT (U/ l) | 1242 | |
AP (U/ l) | 47 | |
GE (g/dl) | 4,5 | |
Albumin (g/dl) | 2,5 | |
2. Röntgenbefunde:
Thorax: Die vom vorbehandelnden Tierarzt aufgenommene Thoraxaufnahme, zeigt keine Auffälligkeiten , ebenso wie das um 12.00 Uhr in der Klinik aufgenommene Röntgenbild.
Abdomen: Das Abdomen erscheint auf der Röntgenaufnahme leicht verwaschen und strukturarm. Die Harnblase erscheint teilweise luftgefüllt. Knochenverletzungen sind nicht erkennbar.
3. Ultraschallbefunde:
1. Ultraschalluntersuchung, 14.11.01 um 11.00 Uhr:
Bei der Ultraschalluntersuchung wurde eine vermehrte Flüssigkeitsansammlung im Abdomen festgestellt. Die Milz zeigt eine bohnengroße schalldichte Stelle, die auf eine Milzruptur mit Blutung hindeutet. An der Harnblase sind keine Auffällig-keiten oder Verletzungen feststellbar.
2. Ultraschalluntersuchung, 14.11.01 um 15.00 Uhr:
Bei der Kontrolluntersuchung um 15.00 Uhr scheint sich die Flüssigkeitsansamm-lung im Abdomen vermehrt zu haben. Die Blase zeigt weiterhin keine Auffällig-keiten oder Verletzungen.
3. Ultraschalluntersuchung, 16.11.01 um 12.15 Uhr:
Die dritte Ultraschalluntersuchund fand während den klinischen Demonstrationen statt.
Die Flüssigkeitansammlung im Bauchraum ist deutlich zurückgegangen. An der Milz sind nur noch kleine Veränderungen feststellbar, die auf eine Milzruptur hindeuten.
Die Harnblase ist mäßig gefüllt und weist in ihrem Inneren kleine schalldichte Koagula auf.
IV. Diagnose:
Kreislaufschock
Milzruptur
Hämaskos
V. Differentialdiagnosen:
Harnblasenruptur:
Harnblasenrupturen treten häufig nach stumpfen Traumata in Erscheinung. Der Schweregrad der Verletzung ist hierbei abhängig vom Füllungszustand der Harnblase.
Zur Ruptur kommt es fast ausschließlich bei starkem Füllungszustand der Blase, Hauptsymptom wäre hierbei erfolgloses Drängen auf Harn. Nach längerem Bestehen der Verletzung würde eine deutliche Verschlechterung des Allgemeinbefindens sichtbar.
Bei geringgradig gefüllter Blase kommt es eher zu Quetschungen der Blasenwand wo-durch Blutungen in das Lumen der Blase hervorgerufen werden können. Häufigstes Symptom ist hierbei Hämaturie.
Aufgrund der Ultraschalluntersuchung kann eine Blasenruptur ausgeschlossen werden, ebenfalls spricht der Blutharnstoffwert gegen diese Diagnose. Letzterer wäre stark erhöht.
Rupturen oder Blutungen anderer Bauchhöhlenorgane
Unfälle, Stürze o. ä. haben häufig multiple Traumata zur Folge. Durch massive mechanische Gewalteinwirkung kommt es zu Verletzungen verschiedener Organe mit verschieden hohem Schweregrad.
Im Bauchraum können Leber, Magen und Darm, Milz, Netz, Harnblase oder Nieren von Verletzungen betroffen sein. Je mehr Organe betroffen und je schwerwiegender die Verletzungen sind, desto schlechter sind die Aussichten auf Genesung.
In diesem Fall konnten mit den durchgeführten Röntgen- und Ultraschalluntersuchung-en außer einer Verletzung der Milz keine weiteren Verletzungen in der Bauchhöhle ausgemacht werden.
Diaphragmaruptur
Eine Zwerchfellruptur ist ebenfalls eine häufige Folge von Unfalltraumen. Diese führen zu auffälligen klinischen Erscheinungen, die um so ausgeprägter sind, je mehr Abdo-minalinhalt ( Leber, Magen, Milz, Darm) in den Thoraxraum vorgefallen ist.
Hauptsymptom ist eine deutliche Dyspnoe bei vorwiegend costaler Atmung, außerdem ist das Abdomen stark aufgeschürzt. Bei der Palpation ist der Bauchraum unausgefüllt und verbliebene Organe sind als strangförmige Anteile zu ertasten.
Aufgrund der palpatorischen, sonographischen und röntgenologischen Befunde kann diese Differentialdiagnose jedoch ausgeschlossen werden.
VI. Therapie:
Zur Kreislaufstabilisierung wurden dem Hund am 14. 11. 2001 um 12 Uhr 300 ml und um 13 Uhr erneut 500 ml Sterofundin verabreicht.
Unter wiederholter Kreislaufkontrolle wurde ferner eine Blutkonserve (Erythrozyten-konzentrat) verabreicht.
Der Hund wurde am 14., 15.und 16.11.01 mit 4,2 ml Augmentan (2x tgl.) und am 14. und 15.11.01 mit 0,5 ml Temgesic ( 3x tgl.) behandelt. Ferner erhielt er am 15. 11. 01
500 ml Sterofundin.
Unter laufender Kontrolle von Blutwerten und Kreislauf wurde vorerst auf eine Splenektomie verzichtet.
VII. Prognose:
Falls sich der Hämatokritwerte nicht deutlich verringert, kann auf eine Splenektomie verzichtet werden.
Sollte er sich zusehens verschlechtern, muß die Milz entfernt werden, um weitere Blutung ins Abdomen zu verhindern.
Die Prognose bezüglich der Heilung, der Wiederherstellung und der Genesung sind als günstig einzustufen.
VIII. Epikrise:
Der Patient wurde am 14.11.01 nach einem Autounfall in der Klinik für kleine Haustiere vorgestellt.
Die Untersuchungen ergaben die Diagnose eines Kreislaufschocks, einer geringgradigen Milzruptur und eines Hämaskos.
Unter Kontrolle des Kreislaufs und der Blutwerte wurde auf eine Splenektomie verzichtet, weil nur geringgradige Blutungen in das Abdomen stattgefunden hatten. Diese konnten durch Volumen- und Erythrozytensubstitution ausgeglichen werden.
Der Patient erholte sich relativ schnell und kann heute (16. 11. 2001) entlassen werden.