Hund-08 - Otitis externa parasitaria

 

 

Krankheitsbericht (Kleintier)

 

 

 

I.  Signalement

 

Rasse:                                       Yorkshire Terrier

Geschlecht:                              weiblich

Alter:                                        geb. 21.10.97

Kennzeichen:                          x

Rufname:                                  x                         

Besitzer :                                  x

                                                 

II.  Anamnese

 

Der Hund wurde vom Besitzer am 6.2.98 von seiner Besitzerin in der Klinik zwecks einer Schutzimpfung vorgestellt.

Die ersten Impfungen erfolgten bei einem anderen Tierarzt in folgender Reihenfolge:

18.12. Candur SHL - P

      VirbagenÒ-canis BP

21.12. Duphapind

8.1.          Candur P

Candur SHL/DML 

Der Hund wurde laut Angaben der Besitzerin regelmäßig entwurmt, die letzte Entwurmung erfolgte am 30.1 diesen Jahres.

Der Besitzerin fiel auf, daß sich der Hund in letzter Zeit vermehrt in der Ohrgegend kratzt und nach ihren Angaben war beidseitig ein schwarzer Belag in den Ohren zu sehen. Daraufhin wird der Patient seit drei Tagen mit der Ohrensalbe “OriselÒ” (Wirkstoffen Neomycinsulfat, Nystatin, Hexachlorcyclohexan und Triamcinolon) behandelt.

 

III.  Status praesens

 

Es wurden folgende Befunde erhoben:

 

Allgemeine Untersuchung:

 

Allgemeinzustand:            

 

Der Hund zeigt keine auffällige Haltungsveränderungen.

Alle Gliedmaßen werden gleichmäßig belastet.

 

Nähr- und Kräftezustand:

 

Der Ernährungszustand ist gut.

 

Gesamteindruck:

 

Der Hund ist aufmerksam und sehr lebhaft, was seinem Alter entspricht.

 

Spezielle Untersuchung:

 

·       Körperinnentemperatur:     39,0°C

·       Pulsfrequenz:                       140 Schläge / min.

·       Atemfrequenz:                     45 Atemzüge / min.      

                     

Haut, Haarkleid:

 

Die Elastizität der Haut ist erhalten, da die Haut sofort nach Abziehen einer Hautfalte wieder verstreicht. Das Haarkleid ist der Rasse und dem Alter entsprechend lang und struppig.

 

Lymphknoten:

 

Die Lnn. mandibulares, cervicales supff., und poplitei waren von physiologischer Konsistenz und Größe und leicht auffindbar.

 

Sichtbare Schleimhäute:

 

Die Konjunktiven sind blaßrot, glänzend und ohne Auflagerungen.

Die kapilläre Füllungszeit liegt unter 2 Sekunden

                      Die Ohren waren feucht aufgrund der eingegebenen Ohrsalbe. Bei der Otoskopie wurden im linken Ohr wenige schwarze Pünktchen gesichtet

 

Maulhöhle:

 

Die Schleimhaut ist rosa.

Schleimhautveränderungen sind nicht ersichtlich.

Die Zähne sind adspektorisch o. b. B und dem Alter von 15 Wo. entsprechend.

                      Das Maul ist bei der Palpation schmerzfrei.

 

Magen, Darm:    

 

Adspektorisch ist an der Bauchform nichts Auffälliges ersichtlich. Die Bauchdeckenspannung ist physiologisch. Die Palpation des Bauchraumes bereitet dem Hund keine Schmerzen. Der Magen-Darm-Trakt ist mäßig gefüllt.  

 

Atemapparat:

 

Die Atemfrequenz ist mit einer Frequenz von 45 Atemzügen / min. für einen Hund dieser Größe und bei Beachtung der Aufregung unauffällig. Die Atmung ist tief, regelmäßig und vom costoabdominalen Typ.

Bei der Auskultation waren keine auffälligen Geräusche hörbar.

 

Herz, Kreislauf:

 

Die Herzfrequenz ist mit 140 Schlägen / min. unauffällig. Der Puls ist fühlbar und als kräftig zu bezeichnen. Neben den physiologischen Herztönen waren keine Herzgeräusche feststellbar. 

 

Harnapparat:

                     

Bezüglich des Harnabsatzes und abgesetzter Menge liegen keine Angaben des Besitzers vor.

                      Die Blase war fühlbar, aber unauffällig.   

 

Geschlechtsorgane:

 

                      wurden nicht untersucht.

 

Bewegungsapparat:

 

Die Palpation der Knochen sowie passive Beugung und Streckung der Gliedmaßen bleiben unauffällig. Alle vier Gliedmaßen werden gleichmäßig belastet. In der Bewegung ist keine Lahmheit feststellbar.

 

 

 

Nervensystem:

 

Der Patient ist bei vollem Bewußtsein. Sein Sensorium ist unauffällig.

Die Reflexe wurden nicht geprüft.

 

IV. Diagnose 

 

1.     Otitis externa parasitaria.

Erreger: Ohrmilben (Otodectes cynotis), welche einen schwarzen, sandigen oder bröckligen Inhalt der Ohren verursachen und weiterhin noch Juckreiz auslösen.

Für den Milbennachweis wird bei der Otoskopie die Lupe zugeschaltet. Dann sind die schwärzlichen, runden Punkte von 0,5mm Größe mit ihrer starken Beweglichkeit gut zu erkennen. Die Milben selber sind eigentlich weiß, doch sie färben sich schwarz durch angeklebten Dreck und Staub.

Durch das vermehrt gebildete Cerumen bleibt eingedrungener Dreck und Staub in den Ohren schneller kleben.

2.   Es sind weiterhin keine systhemischen Erkrankungen nachweisbar, wir beurteilen den Hund als gesund und hiermit geeignet für die vorgesehene Schutzimpfung .

 

V.  Differentialdiagnose

 

Wir betrachten hier vor allem die verschiedenen Ursachen einer Otitis extera:

 

1.     Otitis externa nonparasitaria

 

·       Otitis externa erythematosa sqoamosa

Die Innenflächen der Ohren sind warm und verdickt, sowie gerötet und mit grauschwarzen Schuppen belegt.

·       Otitis externa erythematosa ceruminosa

             Vermehrte Produktion von Cerumen. Bei Liegenbleiben oft Krusten und Pfropfenbildung, später oft bakterielle Besiedlung.

·       Otitis externa sqoamosa - crustosa

Deutliche Entzündungszeichen sind im äußeren Gehörgang und in der Innenfläche der Ohrmuschel zu finden. Der Patient schüttelt und kratzt sich häufig und gibt dabei Schmerzlaute von sich.

·       Otitis externa purulenta sive ulcerosa

             Schmierig-eitriges Sekret , welches oft übel riecht und sich aus den vorgenannten Ohrerkrankungen ergibt. Bei längerer Dauer bilden sich Schleimhautulzerationen, welche sehr schmerzhaft sind, wobei die Gefahr einer Trommelfellperforation besteht. Der Juckreiz unterbleibt häufig aufgrund der Schmerzhaftigkeit

·       Otitis verrucosa chronica sive proliferans

             Endstadium der Otitis externa mit Verdickung der Ohrmuschel, warzenartigen Verdickungen im Gehörgang und damit Behinderung der Hörfähigkeit.

·       Otitis externa ausgelöst durch einen Fremdkörper

             Häufig treten die Symptome einer Otitis dann nur einseitig auf. Ursachen sind meistens eingestochene Grassamen oder -spelzen. Daher tritt diese Erkrankung auch am häufigsten im Spätsommer oder im Herbst auf. Aber auch andere Fremdkörper können die Ursache sein.

 

2.     Otitis externa parasitaria

 

Im Vergleich mit der Otitis externa nonparasitaria eine eher selten auftretende Erkrankung. Sie zeichnet sich durch vermehrte Cerumenbildung und starkem Juckreiz aus. Weitere Veränderungen des Ohres sind selten. Der Erreger ist die Ohrmilbe (Otodectes cynotis). Katzen erkranken häufiger als Hunde.

 

VI.  Prognose

 

Mit Einhaltung der Therapie stellt sich die Prognose sehr günstig dar. Innerhalb von einer Woche sollten die Parasiten bekämpft sein, dadurch entfällt auch der Juckreiz und die vermehrte Cerumenbildung.

 

 

 

 

VII.  Therapie

 

1.     Otitis externa parasitaria ist mit Phosphosäure - Estern z.B. GalesanÒ 2 (Veterinaria) einfach zu behandeln, sofern noch keine mikrobiellen Komplikationen aufgetreten sind. In unserem Fall wurde mit Orisel® vorbehandelt, und wir empfehlen diese Behandlung fortzusetzen.

Orisel enthält als Wirkstoffe: Neomycinsulfat als Antibiotikum, Nystatin als Antimykotikum, Hexachlorcyclohexan als organischer Phosphosäureester gegen Ektoparasiten  und Triamcinolon als nicht-fluorirtes Glukokortikoid, welche die Entzündungssymptome abschwächen soll. Die Wirkung des Triamcinolon ist gleichzusetzen mit der Wirkung von Methylprednisolon und damit deutlich geringer als andere Glukokortikoide.

Die Behandlung sollte nach einer Woche beendet sein, sofern jeden zweiten Tag eine etwa erbsengroße Menge in das betroffene Ohr eingebracht wird und diese dann einmassiert wurde.

Impfzeitpunkt

8.-11.Wo.

12.-15.Wo.

16.-18.Wo.

5.-6.Mo.

nach 1 Jahr

nach 3 Jahren

Staupe

+ 1. GI

+ 2. GI

 

 

+

+

Hepatitis

+ 1. GI

+ 2. GI

 

 

+

+

Leptospirose

+ 1. GI

+ 2. GI

 

 

±

+

Zwinger-husten

± 1. GI

± 2. GI

 

 

±

±

Parvovirose

 

+ 1. GI

+ 2. GI

 

±

±

Tollwut

 

 

 

+

+

 

 

2.                  

     

      GI = Grundimmunisierung

      + = zwingend erforderlich

      ± = empfohlene Impfung

     

VIII. Verlauf

 

Der Verlauf ist zu dem jetzigem Zeitpunkt noch nicht zu bewerten.

 

IX. Epikrise

 

Abschließend noch einige Ausführungen zu dem Impfplan bzw. zu Impfungen allgemein:

 

Die Impfungen werden unterteilt in

1.     aktive Schutzimpfungen

2.     passive Schutzimpfungen

 

zu 1.)      Bei der aktiven Schutzimpfung (im Folgenden SI bezeichnet) werden Antigene (im Folgenden AG bezeichnet) appliziert. D. h., daß der Erreger oder Teile des Erregers (sogenannte Epitope)  in die Blutbahn des Patienten gelangen. Der Körper produziert daraufhin selbständig Antikörper (AK). Bei dieser Art der SI können folgende AG-Arten appliziert werden:

1.     Der gesamte Erreger wird gespritzt, entweder in Form von Lebendimpfstoff oder in Form von Totimpfstoff

2.     AG werden in die Blutbahn eingebracht (Toxoide, Antiideotypen, isolierte Immunogene)

                Vorteile bestehen darin, daß eine stärkere, vom eigenen Körper produzierte Immunität aufgebaut wird. Der Körper bildet Gedächtniszellen, die bei einem erneutem Eindringen von Erregern die spezifischen Abwehr schneller einleiten. Dieses erneute Eindringen von Erregern oder Erregeranteilen wird bei den Wiederholungsimpfungen durchgeführt, sogenannte Boosterung. Diese Form der Immunisierung ist billiger, da die Industrie eher darauf eingestellt ist, diese Impfstoffe in Mengen herzustellen.

                Nachteile bestehen darin, daß es zu Erregerausscheidungen kommen kann und nicht geimpfte Tiere erkranken können. Auch immunschwache Tiere sind gefährdet, daher sollte vor jeder Impfung die Gesundheit des Probanden geprüft werden.

 

zu 2.)      Bei der passiven SI werden Antikörper (AK) geimpft. Dies kann über zwei Wege erfolgen: entweder gelangen die AK diaplazentar über den fötalen Kreislauf in den ungeborenen Fötus oder ein Tierarzt spritzt die AK in die Blutbahn.

                Vorteilesind darin zu sehen, daß der Körper direkt einen Schutz erhält und Zeit bis zur Bildung der eigenen AK überbrückt werden kann. Welpen sind weiterhin noch nicht in der Lage eigene AK zu produzieren.

                Nachteile liegen darin, daß gegen die Immunseren AK gebildet werden können. Auch kann es zu allergischen Reaktionen kommen und somit zu lebensbedrohlichen Situationen. Ein weiterer Nachteil liegt in der Haltbarkeit der Immunität, die passive SI ist bei Weitem nicht so lange von Wirkung, wie die aktive SI.

 

Weiterhin möchten wir hier noch die sogenannten Paraimmunitätsinducer erwähnen, welche allgemein und unspezifisch das Immunsystem stimulieren sollen. Bewirkt werden soll: Aktivierung des Komplimentsystems, Steigerung der Phagozytoseaktivität, Lymphozytenproliferation und Interferonproduktion.

 

 

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