Fleisch-09 - Rind

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Fleischuntersuchungs-

            Beri7cht

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                                                                       Berlin, den 09.12.1999

 

 

 

 

Am 08.12.1999 wurde von den Unterzeichnenden x und x im Beisein von Frau x im Demonstrationsraum des Instituts für Fleischhygiene an einem Rind die Fleischuntersuchung durchgeführt. Das Tier war am 01.12.1999 nach Schlachterlaubnis regulär geschlachtet worden. Es handelt sich um eine Nachuntersuchung. Die Zugehörigkeit der Nebenprodukte zum Tierkörper ist anzunehmen.

 

 

 

I. Identifizierung des geschlachteten Tieres

 

Tierart:                         Rind

Geschlecht:                 Aufgrund von Größe, Bemuskelung und Körperbau des Schlachtkörpers schließen wir darauf, daß es sich um ein weibliches Tier handelt. Weiteres Anzeichen dafür ist die geringe Biegung des Beckens sowie das Fehlen des Musculus ischiocavernosus und des Samenstrangs.

Alter:                            Die angeschnittenen Wirbelkörper lassen auf ein Alter von 4 Jahren     schließen, da an den Knorpelenden Gefäßeinsprossung und beginnende Verknöcherung zu erkennen ist. Dem Zahnalter nach ist das Rind jedoch 3 ¼ Jahre alt, da I1 und I2 gewechselt sind, I3 befindet sich gerade im Schieben. Daraus läßt sich schließen, daß der Kopf nicht dem Schlachtkörper zugehört.

Gewicht:                       Das Zweihälftengewicht beträgt ca. 350 kg.

Kennzeichnung:           Sowohl auf dem rechten vorderen Viertel wie auf dem linken hinteren Viertel befindet sich je ein Stempel mit der Nummer 5001.

 

 

 

II. Herrichtung und Zerlegung

 

Das Rind wurde ordnungsgemäß betäubt und entblutet. Es ist vollständig enthäutet. Die Unterfüße wie auch der Kopf  sind abgetrennt. Augen, Ohren und Hörner sind entfernt. Das Tier wurde ausgeweidet, die Geschlechtsteile wurden abgetrennt. Die Wirbelsäule ist in der Länge gespalten. Beide Nieren wurden entfernt.

 

Für die Nachuntersuchung am Institut für Fleischhygiene wurden die Schlachthälften nochmals halbiert.

 

 

 


III. Kontrolle über das Vorliegen aller untersuchungspflichtigen Teile

 

Die Zugehörigkeit des Kopfes zum Schlachtkörper ist aufgrund von Aussehen und Zahnalter auszuschließen. Es fehlen diverse freiliegende Körperlymphknoten (Darmbein-, Lumbal- und Mediastinallymphknoten, Lnn. sternales, Lnn. cervicales caud. prof., Ln. costocervicalis, Ln. inguinalis) sowie die Tonsillen, die Speiseröhre, der gesamte Magen-Darmtrakt, die Blase und die Gebärmutter. Gehirn und Rückenmark nicht zur Untersuchung vor.

 

 

 

IV. Betrachtung des Schlachtkörpers

 

 

1. Außenteile

 

Die Muskulatur weist eine satt dunkelrote Farbe auf, das Fett ist gelblich. An der linken Schlachthälfte wurde seitlich ein ca. 15 cm x 20 cm großes Stück aus der Oberschenkelmuskulatur entfernt. Im Bereich des linken Hüfthöckers befindet sich eine etwa melonengroße Umfangsvermehrung von fester, derber Konsistenz. Das rechte Kniegelenk ist erheblich verdickt und weist eine weiche, fluktuierende Umfangsvermehrung auf, aus der Flüssigkeit austritt. Oberhalb des rechten Kniegelenks befindet sich an der Außenseite eine 10 cm x 4 cm und eine 20 cm x 6 cm große Stelle, an der die Muskulatur graubraun verfärbt ist. Diese Bezirke sind vermehrt feucht und jeweils von einem dunkelbraunen Rand umgeben. Weiterhin sind an der rechten Schlachthälfte schwartige Auflagerungen von rosa-grauer Farbe zu erkennen, die sich vom Kniegelenk bis zum Hüfthöcker erstrecken. Die Konsistenz dieser Auflagerungen ist derb-fest, beim Anschnitt tritt Flüssigkeit aus, die Anschnittsfläche erscheint schwammartig. An beiden Schlachthälften ist im Bereich der Unterbrust ebenfalls eine schwartig-narbige Veränderung der Muskulatur zu erkennen.

 

 

2. Innenteile

 

Die Muskulatur ist oberflächlich angetrocknet und von dunkelroter Farbe. Das Fettgewebe ist weiß bis gelblich. Die serösen Häute sind glatt, durchscheinend und frei von Auflagerungen. Die Faszien sind silber-spiegelnd, das Bindegewebe hellweiß, die Innenwand der großen Gefäße elfenbeinfarben. Die Knochen der gespaltenen Wirbelsäule sind im Anschnitt grau-rot. Freiliegende Körperlymphknoten waren an beiden Schlachthälften nicht auffindbar, es ist davon auszugehen, daß sie bereits entfernt wurden.

 

 

3. Ernährungszustand

 

Der Ernährungszustand ist dem Alter des Tieres entsprechend als sehr gut zu bezeichnen, da sich sowohl in der Beckenhöhle als auch auf den Rippen und der Bauchdecke große Mengen an Fett finden.

 

 


4. Ausblutungsgrad

 

Die Stichstelle wurde ordnungsgemäß entfernt. Die Intercostalgefäße sind nicht gefüllt und auch die Farbe der Muskulatur weist auf einen guten Ausblutungsgrad hin.

 

 

 

V. Untersuchung im Einzelnen

 

 

1. Einzeluntersuchung am Tierkörper

 

Das Zwerchfell ist rotbraun und unauffällig, beim durchgeführten Finnenschnitt sind keine Finnen erkennbar. Die Nieren sind nicht vollständig aus der Kapsel gelöst, die Kapsel läßt sich aber ohne Substanzverlust abziehen. Die Oberfläche der Nieren ist feucht, glatt, glänzend und ohne Auflagerungen. Die Farbe der Nieren ist rotbraun, im Anschnitt stellt sich eine hellbraune Rinde und ein rotbraunes Mark dar. Die Tonsillen lagen nicht zur Untersuchung vor. Die Kaumuskulatur ist dunkelrot und unauffällig. Es wurden an den äußeren Kaumuskeln zwei Finnenschnitte parallel zum Unterkiefer, an der inneren Kaumuskulatur ein Finnenschnitt parallel zum Unterkiefer durchgeführt. Alle Anschnittsflächen weisen keine Finnen auf. Die Lnn. retropharyngeales und Lnn. mandibulares sind ca. walnußgroß, die Lnn. parotidei sind ca. pflaumengroß. Alle Lymphknoten sind von derbelastischer Konsistenz und haben eine graubraune Farbe. Im Anschnitt erscheint die Schnittfläche gleichmäßig und glatt.

 

 

2. Nebenprodukte

 

Geschlinge

Die Zunge ist rotbraun, derbelastisch und frei von Futterauflagerungen. Bei dem längs an der Unterseite der Zunge durchgeführten Finnenschnitt konnten keine Finnen festgestellt werden. Der Kehlkopf ist symmetrisch, seine Schleimhaut glatt und elfenbeinfarben. Die Schleimhaut der Luftröhre und der Bronchien ist gleichmäßig glatt, feucht und elfenbeinfarben. Sowohl die Luftröhre als auch die Bronchien sind frei von fremden Inhalt. Die Oberfläche der Lunge ist feucht, glatt, glänzend, durchscheinend und frei von Auflagerungen oder Verwachsungen. Die Lungenränder sind scharfkantig, die Lunge selbst ist von lachsrosa bis roter Grundfarbe und von puffiger Konsistenz. Die Anschnittsfläche erscheint altrosa und unauffällig. Die Ln. tracheobronchialis und Ln. bifurcationis dexter sind erbsengroß, der Ln. bifurcationis med. ist haselnußgroß, der Ln. bifurcationis sin. ist walnußgroß. Alle Lymphknoten sind von derbelastischer Konsistenz und graubrauner Farbe. Beim Anschnitt sind im Zentrum Pigmenteinlagerungen in Form von schwarzen Punkten erkennbar. Der Herzbeutel ist durchscheinend, glatt, glänzend und frei von Auflagerungen oder Verwachsungen. Das Herzkranzfett ist gut ausgeprägt. Das Herz ist im Herzbeutel frei beweglich. Die Herzmuskulatur weist eine rotbraune Farbe auf, die Herzklappen sind durchscheinend, feucht, glatt, glänzend und frei von Auflagerungen. Die Innenauskleidung des Herzens erscheint feucht, glatt und glänzend. In den Herzkammern befindet sich dunkelrotes, geronnenes Blut, das frei von fremden Beimengungen ist.

 

Blut

Eine Untersuchung des Blutes ist nicht möglich, da sich beim Herzanschnitt nur eine geringe Menge geronnenen Blutes gewinnen läßt.

Leber

Die Oberfläche der Leber ist feucht, glatt, glänzend und frei von Auflagerungen, ihre Ränder sind etwas stumpf. Sie ist von dunkler, rotbrauner Farbe und derbelastischer Konsistenz. Beim Anschnitt an der Basis des “Spiegelschen Lappens” läuft Flüssigkeit ab, was auf eine verstärkte Blutfülle hinweist. Die im Anschnitt sichtbaren Gallengänge sind dünnwandig, silbrig-glänzend und glatt. Die Gallenblase lag nicht zur Untersuchung vor.

 

Magen-Darmtrakt

Der Magen-Darmtrakt lag nicht zur Untersuchung vor.

 

Milz

Die Milz ist zungenförmig, von rotbrauner Farbe und weichelastischer Konsistenz. Sie ist mäßig gefüllt. Ihre Oberfläche ist feucht, glatt, glänzend und zum Teil von nicht ablösbaren Auflagerungen überzogen. Die Ränder sind scharfkantig.

 

Harn- und Geschlechtsorgane

Die Gebärmutter sowie die Harnblase lagen nicht zur Untersuchung vor. Das Euter ist nicht ordnungsgemäß hergerichtet, da es nicht vollständig enthäutet wurde. Die Euterlymphknoten sind unauffällig.

 

 

 

VI. weiterführende Untersuchungen

 

Aufgrund der massiven entzündlichen Veränderungen der Unterhaut und Muskulatur empfehlen wir eine bakteriologische Untersuchung. Über eine durchgeführte Rückstandsuntersuchung ist uns nichts bekannt.

 

 

 

VII. pathologisch-anatomische Befunde

 

1. narbig-schwartige Veränderung der Unterbrustmuskulatur

2. derbelastische, schwartige Auflagerungen auf Höhe des linken Hüfthöckers sowie auf der rechten Körperseite vom Kniegelenk bis zum Hüfthöcker reichend

3. weich-fluktuierende Umfangsvermehrung des rechten Kniegelenks mit oberflächlich nässenden, verfärbten Muskelbezirken

4. vermehrte Blutfülle in der Leber

5. faserige, nicht ablösbare Auflagerungen auf der Milz

 

 

 

VIII. Diagnosen und Differentialdiagnosen

 

1. Decubitus an der Unterbrust

2. flegmonöse Veränderungen am rechten Oberschenkel und linken Hüfthöcker

3. feuchtes Gangrän oberhalb des rechten Kniegelenks

4. Congestio hepatis subacuta

5. Peritonitis diphteroidea subacuta circumscripta

 

 

IX. Beurteilung

 

Der Schlachtkörper sowie die zugehörigen Nebenprodukte sind nach FIHV Anlage 1, Kapitel IV, Nr. 7.3 als untauglich zu bewerten.

 

 

 

X. Maßnahmen

 

Hinweise auf das Vorliegen einer Zoonose fehlen, somit entfallen Maßnahmen nach dem Tierseuchenrecht. Der Schlachtkörper sowie die Nebenprodukte müssen nach Vorschrift des Tierkörperbeseitigungsgesetzes unschädlich beseitigt werden.

 

 

 

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