Obduktion-02 - Kalb: enzootischePneumonie

 

 

 

         Obduktionsbericht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ausgegeben von

x

x

 

 

Es folgt ein ausführlicher Bericht über die Zerlegung eines zweiwochenalten Kalbes. Die Zerlegung wurde in dem Sektionssaal des Instituts für Pathologie der Freien Universität Berlin, durchgeführt. Die Sektion fand am Montag den 3.1.00 von 11:00 bis 13:00 im Rahmen der Obduktionsübungen statt.

 

Der Bericht wurde von x ausgegeben.

 

Als Zeugen waren x, x, x und x anwesend.

 

Das zur Sektion vorliegende Tier wurde von der Klinik für Klauentiere der FU Berlin eingesandt. Der Besitzer ist im Vorbericht nicht benannt.

 

Das Kalb ist am 2.1.00 gegen 10 Uhr gestorben.

 

 

II. Vorbericht und klinische Diagnose

 

Das Kalb ist hochgradig abgemagert und leidet unter einer starken Dyspnoe. Beim Abhören sind reibende Lungengeräusche zu vernehemen. Die Herztöne sind kaum hörbar, da sie von den extrem starken Lungengeräuschen überlagert sind.

Die klinische Diagnose ist eine chronische Bronchopneumonie.

 

 

III. Äußere Besichtigung

 

Signalement:

Das zu Untersuchende Tier ist ein ca. 14 Tage altes Rinderkalb. Es ist ein weibliches, DSB-Mix Tier. Das Gewicht des Kalbs beträgt 41 kg.

Es hat am linken Ohr eine Ohrmarke mit der Nummer: x

Am rechten Ohr ist eine Ohrmarke der Klauentierklinik der FU Berlin befestigt mit der Nummer: x

 

Ernährungszustand:

Der Ernährungszustand ist sehr schlecht. Die Hüfthöcker, das Schulterblatt und die Dornfortsätze sind gut fühlbar.

 

Zeichen des Todes

Die Totenstarre war eingetreten und hat sich bereits wieder gelöst. Bug- und Kniegelenk sind gut beweglich. Der Kiefer ließ sich nur schwer öffnen.

Die Oberflächentemperatur des Tieres ist deutlich unterhalb der Raumtemperatur.

Die Hornhäute sind getrübt, glatt und glänzend. Der natürliche Augeninnendruck ist fast vollständig erhalten.

 

Natürliche Körperöffnungen

Flotzmaul:

Die Nase ist schwarz pigmentiert, feucht, glänzend und glatt. An der rechten Nasenöffnung befinden sich einige gelbliche Flocken von etwa 1,5 mm Æ.

Maul:

Die Maulschleimhaut ist blaßrosa, glatt, glänzend und teilweise schwarz pigmentiert. Es befindet sich ein roter Fleck mit gelben Zentrum von 1 mm Ø am linkem Unterkiefer. Die Zahnhälse sind sichtbar und das sie umgebende Zahnfleisch ist dunkelrot.

Ohren:

Das linke Ohr ist trocken, die Haut ist blaßgrau mit schwarzen Krümmeln.

Das rechte Ohr ist ebenfalls trocken, die Haut graurosa mit rotschwarzen, leicht schwierig-festen Auflagerungen.

Augen:

Die Lidspalte ist auf beiden Seiten ungefähr 1cm weit geöffnet. Die Pupille ist 0,5 cm weit geöffnet, die Regenbogenhaut ist sichtbar. Die Hornhaut beider Augen ist feucht glatt, glänzend und  getrübt. Die Schleimhaut und das 3. Augenlid des linken Auges sind blaßrosa. Die Schleimhaut des rechten Auges ist rosarot. Das rechte Auge war erst nach lösen von gelblichgrauen fädigen Verklebungen ganz zu öffnen. Die Umgebung beider Augen ist mit graugelber, krümmeliger Substanz  verklebt.

After:

Der After ist geschlossen. Die Schleimhaut ist rosarot. Die gesamte Umgebung des Afters ist bis einschließlich 2/3 des Schwanzes ist mit Kot und Einstreu verklebt.

Scham:

Die Scham ist fest geschlossen, und die Schleimhaut ist blaßrosa. Die Ränder sind ziegelrot. 

Nabel:

Der Nabel ist lediglich als ein roter, ca. 1-pfenniggroßer Fleck mit weißen Zentrum erkennbar.

 

Haut- und Haarkleid

Die Grundfarbe des Fells ist weiß, die Fleckung des Tieres ist dunkelbraun. Es befindet sich ein haarloser Bezirk im Kieferwinkel, der sich bis zum Mundwinkel erstreckt. Das rechte Ohr ist rasiert und von außen mit schwarz- roten folienartigen Auflagerungen bedeckt. Die Haut am übrigen Tierkörper ist hell, trocken und frei von Auflagerungen.

Auf der Stirn und zwischen den Schulterblättern befinden sich je ein violetter Fleck von ca. 6 cm Ø.

 

Milchdrüse

Die Milchdrüsen haben 4 Zitzen von jeweils 6 mm Länge.

 

Klauen

Die Klauen sind ca.6 cm lang. Das Klauenhorn ist fest und von gelbbräunlicher Farbe und weist Auflagerungen von Kot auf.

 

Symmetrie der sichtbaren Gelenke, Knochen und Muskeln:

Nach Adspektion und Palpation ergibt sich eine Symmetrie der Knochen, Muskeln und Gelenke.

Die Bauchdecke ist eingefallen und in der Palpation weich.

 

 

IV. Innere Besichtigung

 

Zustand nach Eröffnen der Haut

 

Unterhaut

Die Unterhaut ist klebrig, d.h. trocken, blaßrosa gefärbt und durchscheinend.

Im Halsbereich ist beidseitig etwa in der Mitte des Halses das umliegende Gewebe der Hohlvene mit einer roten Flüssigkeit durchtränkt.

Außerdem befindet sich im Halsbereich unterhalb des Kehlkopfes ein 15 cm x 7 cm großes, grasgrünes Areal.

   

Muskeln und Sehnen

Die Muskulatur ist blaßrot, leicht glänzend und trocken. Sichtbare Sehnen sind weiß und haben eine glatte Oberfläche.

 

 

Organe der Bauchhöhle

 

Die Eröffnung der Bauchhöhle erfolgt in stabiler Rückenlage.

 

Inhalt

Bei Eröffnung der Bauchhöhle wird festestellt, daß sich ungefähr 3-4 ml einer gelblich- ockerfarbenen Flüssigkeit dort befinden.

 

Lage der Organe

Die Bauchhöhle ist von den Magenabteilungen Pansen und Labmagen fast ganz ausgefüllt. Im kopfwärts liegenden Drittel der Bauchhöhle, sprich im rippengestützen Teil, befindet sich die Leber. Im mittleren Teil der Bauchhöhle fallen der Labmagen und der Blinddarm beim Öffnen nach rechts vor. Das Dünndarmkonvolut wird nun sichtbar. Im schwanzwärts gelegenen Drittel sind Dünndarmschlingen, Dickdarm und Harnblase erkennbar.bis 15 cm in die Bauchhöhle hinein. Die verödete Nabelvene zieht gut sichtbar vom Nabel bis zur Leber.

 

Bauchfell

Das Bauchfell ist feucht, glatt, glänzend und perlmuttfarben.

 

Zwerchfell

Das Zwerchfell wölbt sich gespannt und kuppelförmig bis zur sechsten Rippe vor. Der muskuläre Anteil ist dunkelrot-bräunlich.

 

Großes Netz und Milz

Im großen Netz befinden sich fast keine Fetteinlagerungen. Am Ansatz ist Das Gewebe ist galertartig und erscheint blaurot. Es liegt im vorderen Drittel der Bauchhöhle. Die Gefäße sind zwirnfadenstark.

Die Milz liegt im mittleren Drittel und weist eine zungenförmige Gestalt auf. Sie ist 24,5 cm lang, 6 cm breit, weich-plastisch und wiegt 70 Gramm. Das relative Gewicht beträgt 0,17 %. Die Ränder sind scharf. Die Milzkapsel ist feucht, glatt, glänzend, von bläulich-grauer Farbe. Der Anschnitt erscheint braun.

 

Magen- und Darmtrakt

Der Pansen hat einen Durchmesser von ca. 20 cm. Die Schleimhaut ist rot gefärbt und weist nur 2 millimetergroße Zotten auf. Er ist zu einem Drittel mit einem zusammengedrillten Gebilde aus Futterresten gefüllt.

Die Schleimhaut des sich anschließenden Blättermagens ist von rötlicher Farbe und mit Hornzapfen besetzt. Er ist faustgroß. Die Netzmagenschleimhaut ist bienenwabenartig und von bräunlich-roter Farbe.

Der Labmagen ist von ca. 20 cm Durchmesser. Die Schleimhaut ist galertartig und von roter Farbe. Der Inhalt ist von hellbrauner bis gelblicher  Farbe, flüssiger Konsistenz.

Der Zwölffingerdarm zeigt beim Aufschneiden eine feuchte, glatte, glänzende und  rosafarbende Schleimhautoberfläche. Sie ist in Falten gelegt die verstreichbar sind. Der Inhalt ist gelborange und breiig.

Der Leerdarm zeigt einen gelbroten schleimigen Inhalt. Die Schleimhaut ist diffus rot. Im Hüftdarm ist ein gelbgrüner schleimiger Inhalt. Die Schleimhaut ist ebenfalls diffus rot.

Die Schleimhaut des Blinddarms ist feucht, glatt, glänzend und von weißlich-grauer Farbe.

Im Dickdarm befindet sich ein grüner Brei. Die Schleimhaut ist gefältelt, aber verstreichbar und rosa gefärbt.

Der Inhalt des Enddarms ist ebenfalls ein grüner Brei. Er weist eine rosa, in Falten gelegte Schleimhaut auf.

 

Gekröse

Das Gekröse ist feucht, glatt, glänzend und durchscheinend rosa. Die Gefäße sind zwirnfadenstark. Die Gekröselymphknoten sind bräunlich-grau, 6 mm dick, bleistiftstark und prall-elastisch. Das rötlich verwaschene Mark steht im Verhältnis 3:1 zur hellbraunen Rinde.

 

Leber

Die Leber hat - inklusive Gallenblase - ein Gewicht von 1590 Gramm, das entspricht 3,9 % des KG. Sie ist 20 cm x 15 cm x 4 cm groß und liegt im vorderen Drittel der Bauchhöhle direkt hinter dem Zwerchfell. Die durchsichtige Leberkapsel umgibt das prallelastische, blaurot bis gelbrot gefleckte Organ. Die Leberränder sind bis auf den (caudalen) Rand, der leicht geschwollen ist, scharf.

Beim Anschnitt wird die Läppchenzeichnung erkennbar. Die Anschnittstelle ist feucht und wölbt sich nur leicht vor. Es fließt wenig Blut ab.

 

Gallenblase und -gänge

Der ungefähr 100 ml dunkelgrüne Inhalt ist gallertig und entleert sich bei manuellem Druck in den Zölffingerdarm über die dafür vorgesehene Papillenöffnung. Die Schleimhaut der Gallenblase ist feucht, fältelig und samtartig, von blaßrosa Farbe.

 

Bauchspeicheldrüse 

Die Bauchspeicheldrüse liegt dem Zwölffingerdarm direkt an. Sie ist 12 cm lang,  3 cm breit und 0,3 cm hoch. Die Bauchespeicheldrüse ist altrosa, weich-elastisch und weist eine läppchenartige Struktur auf.

 

Nieren

Die Nieren liegen als 5 cm x 7 cm x 3 cm große, bohnenförmig aussehende und traubenartig gelappte Organe im mittleren Teil der Bauchhöhle. Ihre Konsistenz ist weich- elastisch. Umgebendes Fettgewebe ist nicht vorhanden. Die Nierenkapseln sind feucht, glatt und glänzend und lassen sich gut von der Nierenoberfläche ablösen. Die Oberfläche der rechten Niere ist rotbraun mit 1-2 mm großen, hellroten Flecken. Links ist die Oberfläche rotblau. 

Beim Aufschneiden der Niere in Längsrichtung sind Rinde, Mark und Nierenbecken gut voneinander zu trennen. Die linke Nierenrinde zeigt eine hellrotbraune Farbe und das Mark besitzt eine dunkelbraunrote Farbe und eine helle radiäre Streifung. Die rechte Niere hat eine hellgraue Rindenfarbe mit dunklen, radiären Streifen. Die Nierenbecken sind spaltförmig geöffnet, porzellanweiß, feucht, glatt, glänzend. Der Anschnitt ist feucht und blutleer.

 

Harnblase

Die Schleimhaut der Harnblase ist feucht, in verstreichbare Falten gelegt, glänzend und grauweiß und zweimal faustgroß. Es werden haarfeine Gefäßzeichnungen sichtbar. Ihr Inhalt beläuft sich auf etwa 350 ml einer strohgelben, wässrigen Flüssigkeit.

 

Nebenniere

Die Nebennieren sind ungefähr 2 cm von der jeweiligen Niere entfernt auffindbar. Sie sind zeigefingerstark, 4 cm lang, bohnenförmig und derb-elastisch. Die Oberfläche ist feucht, glatt und glänzend. Das dunkelrote Mark und die hellbraune Rinde lassen sich im Verhältnis 3:2 gut voneinander unterscheiden.

 

Die Weiblichen Geschlechtsorgane wurden nicht untersucht.

 

 

Organe der Brusthöhle

 

Inhalt

Bei der Eröffnung der Brusthöhle werden die Lunge und das Herz sichtbar. In ihr befinden sich etwa 50 ml einer rotgelblichen Flüssigkeit. Die Brusthöhlenorgane füllen den Brustkorb zu ca. 70% aus. Eine Rippe ließ sich mit deutlichem Knacken brechen.

 

Lage der Organe

Das Herz liegt im Herzbeutel auf Höhe des 3.-6. Zwischenrippenraumes. Die Lunge hat eine Ausdehnung vom Brusteingang bis zum Zwerchfell.

 

Brust-, Mittel- und Rippenfell

Brustfell, Mittelfell und Rippenfell sind durchsichtig, feucht, glatt, glänzend. Das Brustfell weist mehrfache Verklebungen mit der Lunge auf.

 

Lunge

Alle Lungenlappen sind vorhanden. Das Lungenfell ist mäßig gespannt, im Bereich der Spitzenlappen leicht eingesunken und getrübt. Es ist feucht, uneben, glänzend und zeigt eine deutliche Gefäßzeichnung. An einigen Stellen ist es rauh, und es zeigen sich rötliche, fädige Auflagerungen, die nicht ablösbar sind. Weiterhin ist das Lungenfell vor allem auf der linken Seite stark mit dem Brustfell verwachsen. Der rechte Spitzenlappen der Lunge ist eingesunken, blaurot, derb und fest. Die restlichen rechten Lungenlappen sind voluminös, von lachsrosa bis grauer Farbe und puffig. Die linke Lunge ist ebenfalls eingesunken, beigegrün, derb und fest. Eine durchgeführte Schwimmprobe ist negativ. Bei dem Anschneiden der Lunge quillt linksseitig an mehreren Stellen eine grüngelbliche, breiige Masse heraus. Es befinden sich weiterhin Bindegewebszubildungen und blasige Aushöhlungen verschiedener Größe in der Lunge, aus denen eine gelbgrüne krümelige stinkende Masse hervorquillt. Angeschnittene Bronchien sind weiß und derbelastisch.

Das Herausnehmen der Lunge gestaltet sich insofern schwierig als die Lunge mit dem Brustkorb verwachsen ist.

 

Herzbeutel

Der Herzbeutel ist frei über dem Herzen verschieblich. Im Herzbeutel befinden sich ca. 2 ml einer trüben, roten Flüssigkeit, die mit fädigen Einlagerungen durchsetzt ist. Die Herzbeutelwand ist weiß, sehnenartig, feucht, glatt und glänzend.

 

Herz

Das Herz ist von der Basis bis zur Herzkranzfurche 10 cm hoch. Das Herz hat an seiner breitesten Stelle einen Durchmesser von 7,5 cm. Es hat eine stumpfkegelförmige Gestalt. Die Oberfläche des Herzens ist hellbraun, feucht, glatt und glänzend. Die Herzkranzfurche ist mit einer homogenen, bläulichweißen, galertartigen Substanz gleichmäßig ausgefüllt. Das Wandstärkeverhälnis von rechter Hauptkammer zu linker Hauptkammer zu  Kammerseptum beträgt 2 : 3 : 3. Die Lumina der rechten und linken Hauptkammern sind erweitert. In beiden Herzkammern befinden sich etwa 2 bis 3 g einer dunkelroten, homogenen, geleeartigen Substanz. Die Muskulatur des Herzens ist  homogen, rotbraun und trocken. Die Innenauskleidung  aller Herzkammern ist feucht, glatt und glänzend.

Die Semilunarklappen der Aorta und des Truncus pulmonalis sind durchsichtig, feucht, glatt und glänzend. Die Innenauskleidung der Aorta ist glatt, elfenbeinfarbend und matt glänzend. Die Segelklappen beider Seiten sind durchsichtig, feucht, glatt und glänzend.

 

 

Maul-, Rachen- und Halsorgane

 

Zunge

Die Zunge ist ca. 12 cm lang, 3,5 cm breit und 1,5 cm dick. Die Zungenoberfläche ist rauh und blaßrosa.

 

Maulschleimhaut

Die Maulschleimhaut ist weitgehend pigmentiert, ansonsten blaßrosa, feucht, glatt und glänzend. Der Harte Gaumen weist mehrere, parallel verlaufende, feste Querfalten auf und ist feuerrot. Der weiche Gaumen ist rot.

 

Speicheldrüsen

Die Speicheldrüsen sind in Größe und Lage unverändert. Ihre Oberflächen sind feucht, glatt und glänzend. Die Anschnittflächen sind hellbraun, feucht und glatt.

 

Nasennebenhöhlen

DieNebenhöhlen sind feuerrot und mit weißlichen Auflagerungen bedeckt

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Rachenmandeln

Die Rachenmandeln liegen im Bereich der engsten Stelle des Rachens. Die rechte und die linke Rachenmandel sind 2cm lang, halbrund und etwa 0,5 cm breit.

 

Kehlkopf

Der Kehldeckel ist rot, feucht, glatt und mit weißen Schlieren bedeckt.

 

Luftröhre

Die Luftröhre hat einen Durchmesser von ca. 2 cm. Die Wand ist gleichmäßig dick. Die Schleimhaut der Luftröhre ist rot und aufgerauht. Die Luftröhre enthält schaumig-flockigen weißlichgelben Inhalt.

 

Speiseröhre

Die Speiseröhre ist fleischfarben und hat eine einheitliche Wanddicke. Die Schleimhaut ist blaßblaurosa, feucht, glatt und glänzend.

 

Schilddrüse

Die rechte Schilddrüse ist 4 cm lang und 2,5 cm breit. Die linke Schilddrüse ist 3,2 cm lang und ebenfalls 2,5 cm breit.  Ihre Oberflächen sind blaurot, feucht, glatt und glänzend.

 

 

 

Zentralnervensystem

 

Gehirn

Das Gehirn weist auf der linken Gehirnhälfte eine deutliche Gefäßzeichnung. Die Gehirnwindungen sind tief und dick.

 

Hirnhaut

Die harte Hirnhaut liegt den Schädelknochen fest auf, die weiche bedeckt das Gehirn. Die Gehirnhäute sind von hellgrauer Farbe, feucht, glatt, glänzend und durchscheinend.

 

 

Bewegungsapparat

 

Muskulatur

Die Muskulatur ist symmetrisch ausgebildet, hellrot, glänzend, trocken und von weich-elastischer Konsistenz.

 

Knochen

Die Knochen sind grauweiß, glatt und von einer dünnen Knochenhaut überzogen. Der Oberschenkelknochen splittert beim Aufbrechen. Die Rippe biegt sich bei Krafteinwirkung, bevor sie unter einem Knacken zerbricht.

 

Gelenke

Die Auskleidung beider Hüftgelenke, sowie beider Kniegeleke ist porzellanfarben. Sie enthalten alle, bis auf das linke Kniegelenk, ca.1-2 ml einer gelblichen, fadenziehenden Flüssigkeit. 

Im rechten Hüftgelenk ist eine 3,5 cm lange und1,5 cm breite, weiße und von der Konsistents feste Substanz.

 

 

Blut

 

Das Blut ist dunkelrot bis rot-schwarz. Es ist überwiegend zähflüssig, zum Teil finden sich vereinzelte gallertige Gefäßausgüsse.

 

 

Knochenmark

 

DasKnochenmarkfüllt die Knochenmarkshöhle des Oberschenkelknochens vollständig aus, es ist gallertartig, weißlich und feucht. Es ist von einem weniger als 1 mm dünnen, roten Rand umgeben.

 

 

VI. Pathologisch-anatomische Diagnosen

 

Allgemeindiagnosen

-Kachexie

-Anämie

-Diarrhoe

-Aszites

-Hydrothorax

-Hydropericard

 

Organdiagnosen

1.   Pneumonia necrotica et cavernosa chronica diffusa

2.   Pneumonia catarrhalia et purulenta subacuta diffusa

3.   Pneumonia catarrhalia acuta diffusa 

4.   Bronchitis catarrhalis et purulenta subacuta diffusa

5.   Atelectasis chronica circumscripta

6.   Pleuritis fibroblastica adhaesiva chronica

7.   Emphysema pulmonum dextri et sinistri acutum diffusum

 

8.   Rhinitis fibrinosa acuta diffusa

9.      Sinusitis fibrinosa acuta diffusa

10.  Pharyngitis fibrinosa acuta diffusa

11.  Laryngitis fibrinosa acuta diffusa

12.  Tracheitis fibrinosa acuta diffusa

 

13.  Dilatatio cordis dextra et sinistra chronica diffusa

14.  Hypertrophia cordis dextra et sinistra chronica diffusa

 

15. Gastritis catarrhalis acuta diffusa

16. Enteritis catarrhalis acuta multiplex

17. Proctitis acuta diffusa

 

18. Tumor vesicea felea

19. Congestio hepatis chronica diffusa

20. Perinephritis subacuta circumscripta multiplex dextra

 

21. Gingivitis katarrhalis acuta circumscripta

22. Gingivitis subacuta multiplex

 

23. Synovitis fibrinosa acuta diffusa multiplex

 

24. Cataracta lentis dextra et sinistra

25. Conjunctivitis fibrinosa acuta diffusa dextra

 

26. Dermatitis oedematosa subacuta cicumscripta et alopezia circumscripta

27. Haematoma acuta circumscirpta

 

Gesamtdiagnose

Das Kalb ist an einer chronischen Bronchopneumonie erkrankt.

(EnzootischeBronchopneumonie; viraler als auch bakterieller Ursachen)

 

 

VII. Weiterführende Untersuchungen

 

Es wurden eine bakteriologische Untersuchung sowie mehrere histologische Untersuchungen durchgeführt.

Zum Zeitpunkt dieses Berichts lagen die Ergebnisse allerdings noch nicht vor.

 

 

VIII. Postmortale Veränderungen

 

Postmortal traten Totenkälte und -starre ein, wobei die Totenkälte bis zum Zeitpunkt der Sektion anhielt, die Totenstarre jedoch schon wieder gelöst war. Der Turgor bulbi hielt noch an. Die Linsen waren beiderseits getrübt. Roter Cruor in Herz und Gefäßen war nachweisbar. Die Schwere der Lunge und die tiefrote Farbe der rechten Lungenhälfte läßt sich anhand der Hypostase erklären, da das Kalb auch auf der rechten Seite gelag

 

 

IX. Gutachten

 

Das untersuchte Kalb litt primär unter einer chronischen Bronchopneumonie.

Hinzukommend konnte eine Gastritis, eine Enteritis wie auch eine Reihe weiterer Organerkrankungen (siehe Organdiagnosen) diagnostiziert werden.

Ursächlich kommen vor allem bakterielle Infektionen in Betracht (Streptokokken, Staphylokokken, Actinomyces pyogenes, E. coli, Bordatella bronchiseptica, Salmonellen u.a.). Meist handelt es sich jedoch um bakterielle Sekundärinfektionen im Anschluß an eine primäre Virusinfektion der Lunge.

Die Enzootische Bronchopneumonie (Viruspneumonie oder auch “Rindergrippe”) tritt vor allem während der Stallhaltungsperiode auf und betrifft vor allem Kälber. Ursächlich kommen aerogene Infektionen (häufig Mischinfektionen) mit verschiedenen Viren in Betracht. Das Bovine Respiratory Synticytial Virus (BRSV) ist am häufigsten beteiligt. Weiterhin spielen Parainfluenza-3-Virus, verschiedene Serotypen von Adeno- und Reoviren und seltener auch Rhinoviren eine ursächliche Rolle. Mucosal Disease (Pestivirus), die Infektiöse Bovine Rhinotracheitis (IBR; Bovines Herpesvirus-1) und Parasitosen begünstigen ebenfalls die Entstehung der Enzootischen Bronchopneumonie. Durch die häufigen Sekundärinfektionen (mit Streptokokken, Actinomyces pyogenes und Pastereullen) kommt es zur Komplikationen des Krankheitsbildes, so daß aus der ursprünglichen primären interstitiellen meist eine eitrige, absezesdierende oder fibrinöse Bronchopneumonie entsteht. Nicht selten treten neben den Lungenveränderungen auch Dünndarmentzündungen mit Durchfall auf, weshalb man auch von einerm respiratorischen-enteralen Syndrom spricht.

 

Am wahrscheinlichsten ist bei diesem Tier eine Erkrankung an IBR mit einer anschließenden bakteriellen Sekundärinfektion. Dies läßt sich anhand der gestellten Organdiagnosen leicht erklären:

Bei oronasaler Infektion erfolgt die primäre Virusvermehrung in den Tonsillen. Die “leichte Form” ist durch Hyperämie des Flotzmauls, serösschleimigen Nasenausfluß, katarrhalische Rhinitis und Konjunctivitis gekennzeichnet. Die “schwere Form” ist eine durch Bakterien (Pasteurellen, Pseudomonaden, Mycoplasma bovis u.a.) verkomplizierte Verlaufsform. Sie geht mit eitrig-fibrinösen, teils diphteroiden Entzündungsprozessen in der Nasen-, Kehlkopf-, und Trachealschleimhaut einher, wobei sich über eine nekrotisierende Bronchitis häufig auch eine Bronchopneumonie entwickelt. Thrombosen großer Lungenvenenäste können sich anschließen und über eine Embolie zu Infarkten in den Nieren führen. Seltener sind Erosionen und Ulzera in den Schleimhäuten der oberen Verdaungswege, katarrhalische Enteritis, nichteitrige Meningoencephalitis, sowie Herdnekrosen in Milz, Niere, Nebenniere und Leber.

Bedingt durch die Pneumonie muß das Herz gegen einen erhöhten Widerstand anpumpen. Dadurch kommt es zu einer Hypertrophie des rechten Herzens mit anschließender Degeneration und Dilatation. Die nun vorliegende Rechtsherzschwäche bewirkt einen Rückstau in der Leber, was zu einer Hypoxie des Lebergewebes führt. Insgesamt kommt es zu einer allgemeinen Hypoxämie sowie zu einer respiratorischen Azidose.

Die Tod ist durch Erstickung und allgemeine Schwäche eingetreten.

 

Abschließend wäre dem Besitzer zu raten, die Bakteriologische Untersuchung abzuwarten und dann im Fall einer Viruserkrankung ein Impfprogramm mit dem Haustierarzt aufzustellen. Im Fall einer bakteriologischen Ursache wäre es ratsam, die Stallbegebenheiten auf die folgenden Schwachstellen hin zu untersuchen:

Eine Infektion mit mikrobiellen Erregern kann durch eine Reihe von nichtmikrobiellen Faktoren begünstigt werden. Die Kälber können schon in den ersten 24 Lebensstunden durch mangelnde Kollustrumgabe zu wenig maternale Antikörper aufgenommen haben und somit zu einem geschwächten Immunsystem gelangt sein. In diesem Fall können die im Stall vorhandenen Keime sofort angreifen und die Kälber erkranken. Weitere immer wieder beobachtete Probleme sind das Stallklima und die Überbelegung (Crowding). Zugluft und/oder herabfallende Kaltluft oder auch nicht genügende Lüftung sind die weitere häufige Krankheitsursachen. 

 

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