Hund-16 - Rückenmarkskompression

Krankheitsbericht

 

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I.Signalement:

Rasse:                    Rauhhaarteckel

Geschlecht:           männlich, nicht kastriert

Geb. am:28.08.94

Gewicht:8 kg

Farbe:                     schwarz

Rufname:               "x"

 

Besitzer:x

Adresse:                x

 

II.Anamnese:

Der Patient leidet seit einiger Zeit -nach Aussage des Besitzers- an einer Schwäche der Nachhand; dies äußert sich u.a. darin, daß er Schwierigkeiten beim Treppensteigen zeigt.

 

Aufgrund dessen erfolgte eine Vorbehandlung mit Cortison und Vitamin B durch den behandelnden Haustierarzt in Blankenfelde.

Nach drei Tagen schleift das Tier beide Hintergliedmaßen hinter sich her.

Freß- und Trinkverhalten sind normal, Harn- und Kotabsatz erfolgen hingegen -seit dem Auftreten der Ausfallserscheinungen- nicht mehr selbständig.

 

Nach Aussage des Besitzers wird der Hund seit zwei Jahren mit Lepinaletten (2 x 1/2 /d), Delix 1,25mg 

(1 x 1/d), Rekawan und Furosemid (1/2 /d) wegen eines Herz-/Anfallsleiden behandelt.

 

Die Impfungen wurden regelmäßig vorgenommen.

 

 

III.Status praesens:

 

Allgemeinzustand:

Der Hund macht einen sehr ruhigen, aber aufmerksamen Eindruck.

Der Ernährungs- und Pflegezustand sind als gut zu beurteilen.

Zum Zeitpunkt der Untersuchung ist er nicht in der Lage seine Hinterbeine zu belasten.

Bei  leichtem Druck auf die Bauchregion wird passiv Harn abgesetzt.

 

 

 

 

1.)Allgemeinuntersuchung:

 

Körpertemperatur:                39,7 °C

Herzfrequenz:                        100 Schläge/min; kräftig, regelmäßig, gut abgesetzt, keine Nebengeräusche

Puls:                                       100 Schläge/min; beidseitig, regelmäßig, gleichmäßig, kräftig

Schleimhäute:                       rosa, feucht, glatt und glänzend

KFZ:                                       2 sec.

Atemfrequenz:                      25/min

palpable Lymphknoten:      o.b.B.

 

2.)Spezielle neurologische Untersuchung:

 

a)Bewußtsein:                                                       vorhanden

b)Verhalten:                                                          siehe oben

c)Haltung:                                                             siehe oben

d)Gang:                                                                  Hund läuft mit hinterherschleifenden Hintergliedmaßen

 

e)Stellreaktionen:

 

Korrekturreaktion:                                                auf Überköten der Hinterpfoten zeigt                                                                                                                                               der Hund beiderseits keine Reaktion,

                                                                                während an den Vorderpfoten eine Korrektur erfolgt

 

Unterstützungsreaktion:                                     es erfolgt weder eine Streckung der Hintergliedmaßen bei                                                                                                           Bodenkontakt, noch eine kurze Schrittfolge bei                                                                                                                             Verlagerung des Schwerpunktes nach hinten

               

f)spinale Reflexe:

 

Kniescheibensehnenreflex(L4-L6):    beiderseits vorhanden, Reflexintensität normal

 

Flexorreflex (L4-S3):                                             beiderseits vorhanden, Reflexintensität normal

 

Perinealreflex (S1-S3):                                          vorhanden, Reflexintensität normal

               

Panniculusreflex:                                                  bei Prüfung von hinten beginnend, Reflexantwort ab                                                                                                                   L1 vorhanden

 

g)Schmerzempfinden:

 

per Klemme im Zwischenzehenspalt:                hinten beiderseits Schmerzempfinden vorhanden

 

 

 

Verdachtsdiagnose infolge der bisher erhobenen klinischen Untersuchungsbefunde:

Die Lokalisation des Schadens muß cranial von L1 sein.

Bei dem Schaden handelt es sich wahrscheinlich um eine Rückenmarkskompression.

 

 

 

 

 

 

 

 

3.)Spezielle, weiterführende Untersuchungen:

 

a)Röntgenuntersuchung (Röntgennr x)

Zur weiteren Klärung des Krankheitsbildes wird eine röntgenologische Untersuchung vorgenommen.

 

Folgende Befunde können erhoben werden:

-im Bauchraum fällt die sehr  stark gefüllte Blase (füllt zum Zeitpunkt der Untersuchung fast die Hälfte der Bauchhöhle aus) und die Kotansammlung im Enddarm auf.

-knochendichte, etwa erbsengroße Verschattung zwischen 13. Brustwirbel und 1. Lendenwirbel im Bandscheibenbereich auf der laterolateralen Röntgenaufnahme.

 

Da anhand der Röntgenaufnahmen nicht eindeutig zu klären ist, inwieweit und wo genau das Rückenmark beeinträchtigt ist, wird eine Myelographie durchgeführt.

 

b)Myelographie:

Die Myelographie wird im hinteren Bereich mit Solutrast (4 ml) vorgenommen;  die Punktion erfolgt zwischen dem fünften und sechsten Lendenwirbel.

 

Hier kann folgender Befund erhoben werden:

 

Aus der linksseitig verkippten Röntgenaufnahme ist ersichtlich, daß die Kontrastmittellinie im Bereich zwischen dem 12. und 13. Brustwirbel unterbrochen ist.

 

c)Laboruntersuchung als Routinemaßnahme zur Anästhesievorsorge:

siehe Anlage: Laborkarte (20.11.00)

 

IV.Diagnose:

Aufgrund der oben genannten Befunde, handelt es sich um eine Rückenmarkskompression infolge eines linksseitigen Discusprolaps zwischen Th12 und Th13.

Intra operationem stellt sich heraus, daß das Rückenmark keine pathologischen Veränderungen aufweist.

Zwischen 13. Brust- und 1. Lendenwirbel besteht zusätzlich eine Verkalkung des Nucleus pulposus.

 

V.Differentialdiagnose:

Eine Wirbelfraktur und -luxation, ein Tumor im Bereich der Wirbelsäule sowie eine mögliche Wirbelmißbildung sind aufgrund des Röntgenbefundes auszuschließen.

 

 

 

 

VI.Therapie:

Operative Entfernung der vorgefallenen Bandscheibe mittels Hemilaminektomie Th12-Th13.

Spülung des Rückenmarkkanals mit physiologischer Natriumchloridlösung unter stetigem Absaugen der losgelösten Partikel.

Wundverschluß per Schichtnaht.

 

Nachbehandlung:

Gegen die postoperativen Schmerzen wird Buprenorphin (Temgesic 0,3 ml s.c.) verabreicht.

Zur forcierten Diurese (Nachschlafverkürzung und Unterstützung der Herztätigkeit) wird des weiteren Furosemid (8mg s.c.) appliziert.

Zwecks Antibiose wird das Breitspektrumpenicillin Amoxicillin mit ß-Lactamaseinhibitor Clavulansäure (Augmentan 2,4 ml s.c.) gegeben.

Dies ist insbesondere im Hinblick auf die Blasenlähmung und die daraus resultierende Gefahr einer Harnwegsinfektion sowie als allgemeine Infektionsprophylaxe post operationem sinnvoll.

Auf regelmäßige Blasenentleerung - nötigenfalls durch Ausdrücken der Blase - ist unbedingt zu achten.

Des weiteren sollten physiotherapeutische Laufübungen vorgenommen werden, um den Heilungsverlauf zu unterstützen und die Motorik der Hintergliedmaße zu fördern.

 

 

VII.Prognose:

Die Prognose ist aufgrund des noch vorhandenen Schmerzempfindens, der noch nicht allzu lang bestehenden Symptomatik mit rechtzeitig eingeleiteter Therapie sowie des noch nicht veränderten Rückenmarkes als relativ günstig anzusehen.

Trotzdem sollte man bis zur Feststellung der endgültigen Prognose zunächst den weiteren Krankheitsverlauf beobachten; insbesondere ob sich Kot- und Harnabsatz normalisieren und das Tier Versuche unternehmen wird, die Hinterhand wieder normal zu bewegen.

 

VIII.Epikrise:

Der Rauhhaarteckelrüde "x" wird am 20.11.2000 in der klinischen Demonstartionsübung von Herrn x vorgestellt.

Zur Anamnese gibt der Besitzer eine Nachhandschwäche an, die sich trotz Cortison- und Vitamin B-Behandlung des Haustierarztes verschlechterte (jetzt auch Harn- und Kotabsatzprobleme).

Nach eingehender allgemeiner und spezieller neurologischer Untersuchung, einer anschließenden Röntgenuntersuchung sowie Myelographie, lassen die erhobenen Befunde auf eine Rückenmarkskompression infolge eines Discusprolapses zwischen dem 12. und 13. Brustwirbel schließen.

Als Therapie wird von links eine Hemilaminektomie Th12 - Th13 durchgeführt; mit entsprechender medikamenteller Nachbehandlung (Buprenorphin, Furosemid, Amoxicillin mit Clavulansäure).

Die Prognose für den Hund ist als günstig zu bewerten, da er bei der Untersuchung auf die Schmerzproben reagiert und intra operationem keine Rückenmarksschädigung zu erkennen ist.

 

Anmerkung:

Bei stationärer Behandlung des Patienten zeichnet sich schon vier Tage post operationem eine Besserung der Nachhandschwäche ab, die sich darin äußert, daß er nach anfänglicher Hilfe hinten bereits bis zu vier Sekunden selbständig stehen kann; wobei die Motorik rechtsseitig stärker ausgeprägt ist als auf der linken Seite.

Des weiteren ist am 25.11.2000 - also fünf Tage nach der Hemilaminektomie - selbständiger Harnabsatz zu beobachten.

 

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