Fleisch-07 - Schwein

                                   Schlachttier - und Fleischuntersuchung

 

 

                                          Untersuchungsbericht

 

 

 

 

Das Tier wurde gemäß § 5 FlHV nach Anlage 1 Kapitel I untersucht. Nach § 9 FlHG wurde die Schlachterlaubnis erteilt. Das Tier wurde unmittelbar danach ( innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Frist von 24 Stunden nach der Schlachttieruntersuchung ) am 06. 01. 98 einer Normalschlachtung auf dem Schlachthof x zugeführt.

 

 

Fleischuntersuchung:

 

 

Am 09. 01. 1998 wurde im Vieh- und Schlachthof x im Beisein von xdie im § 5 FlHV Anlage 1 Kapitel 2 begründete amtliche Fleischuntersuchung durch-

geführt.

 

 

1. Identifikation des Schlachttieres:

 

 

                        Tierart:Schwein, Masthybrid

                        Geschlecht:      Männlich, kastriert.

                                               Die Präputialausschnitte sind an beiden Körperhälften zu                                                         erkennen ebenso die Reste der Mm. Ischiocavernosus. Die

                                               Mm.Adductores sind zum Teil von Fettgewebe überzogen.Der                                               Leistenkanal ist nicht durchgängig, sondern mit Fett                                                     verschlossen.

                                               Die Hoden sind nicht vorhanden.

                        Alter:               6 Monate (es sind die Backenzähne P2, P3, P4 und M1 zu sehen)

                        Gewicht:          etwa 85 Kg für das Zweihälftengewicht und 120 Kg für das                                        Lebendgewicht.

                        Kennzeichnung: Der Schwanz ist kupiert.

                                               Monatsschlagnummer: x

                                               Ohrmarke: weiß, x

                        Besitzer:           x

 

2.Herrichtung und Zerlegung:

 

 

Die gesetzliche Grundlage hierfür stellt die Anlage 2 Kapitel III FlHV und Anhang 1 Kapitel VI EG - Richtlinie.

 

Der Schulter- und Kopfbereich des Schlachttieres zeigt eine tiefrote Färbung. Die Gefäßbahnen der Ohren und der Haut ( besonders Oberschenkel ) sind stark gefüllt. Auch die Zwischenrippengefäße sind gezeichnet. Anhand der Befunde ist der Entblutungsgrad des Tieres als mäßig bis schlecht zu beurteilen.

 

Das Brühen erfolgte.

 

Das Entborsten des Tierkörpers erfolgte unvollständig. Fellreste befinden sich an den Augen, Schwanz und an den Vordergliedmaßen.

 

Beide Augen sowie die inneren knorpeligen Anteile der äußeren Gehöhrgänge sind entfernt. Der rechte, vordere, innere Klauenschuh ist nicht abgezogen. Die Hintergliedmaßen sind am Tarsalgelenk abgetrennt.

 

Die Ausweidung des Tierkörpers erfolgte vollständig.

 

Die Geschlechtsteile sind abgetrennt.

 

Die Längsspaltung der Wirbelsäule erfolgte mit der Bandsäge. Das Rückenmark ist im Wirbelkanal sichtbar. Beide Gehirnhälften sind am Tierkörper nicht mehr vorhanden.

 

Sowohl beide Nieren wie auch das Flomenfett sind statt am Tierkörper auf dem Beistelltisch extra ausgelegt. Mit dem Flomenfett ist auch das Bauchfell mitentfernt.

 

Beide Mandeln sind nicht mehr vorhanden.

 

 

3. Kontrolle über das Vorliegen sämtlicher Organe / Körperteile:

 

 

Fehlend sind das Gehirn, die Mandeln, die Milz, das Brustfell der rechten Tierkörperhälfte und die Körperlymphknoten außer am Kopf, Geschlinge, Kniefalten und Kniekehlen.

 

 

4. Betrachtung des Schlachttierkörpers:

 

 

a) äußere Adspektion:

 

- Farbveränderungen der Haut und Unterhaut:

 

Die Haut ist hellrosa. Sie zeigt bevorzugt im Rückenbereich vereinzelt rote Striemen. Auf beiden Oberschenkeln erkennt man mehrere, etwa 2 cm im Durchmesser große, keine Umfangsvermehrung verursachende, oberflächlich liegende dunkelrote Verfärbungen der Haut.

 

 

- Füllungszustand der Gefäße:

 

Eine deutliche Gefäßzeichnung ist an den Ohren, Oberschenkel und Intercostalgefäße zu sehen.

 

- Umfangsvermehrungen:

 

Es sind keine festzustellen.

 

- Substantielle Veränderungen an Haut und Unterhaut:

 

Es sind keine festzustellen.

 

 

b) Adspektion der Körperinnenfläche:

 

- Muskulatur:

 

Die „weiße“ Muskulatur, z. B. der M. Semimembranosus, ist hellbraunrot. Die „rote“ Muskulatur, z. B. die Muskulatur des Nackens, ist dunkelbraunrot. Die gesamte Muskulatur erscheint trocken und feinfaserig.

 

- Fettgewebe:

 

Das Fettgewebe ist porzelanweiß und erscheint fest und trocken in der Konsistenz. Es hat eine Dicke von etwa 2 cm. im Rücken und Schinkenbereich.

 

- Seröse Häute und Schleimhäute:

 

Sowohl die weißrosa farbene Schleimhäute wie auch die nur zum Teil vorhandenen parietalen durchscheinenden seröse Häute sind trocken, glatt, glänzend und ohne Auflagerungen.

 

- Bindegewebe, Fascien und Gefäßintima:

 

Sie stellen sich porzellanfarben und trocken dar.

 

- Knochen:

 

Die Spongiosa der Knochen ist wabig und rot.

 

- Freiliegende Körperlymphknoten:

 

Sie sind nicht mehr vorhanden.

 

- Ernährungszustand:

 

Der Ernährungszustand ist als gut zu bewerten.

 

- Ausblutungsgrad:

 

Wie schon unter 2. beschrieben ist er mäßig bis schlecht. Die Stichstelle ist sauber ausgeputzt. Die Färbung der Muskulatur am hängenden Schweinekörper wird Richtung Kopf stärker rotbraun.

5. Untersuchung im Einzelnen:

 

 

a) Einzeluntersuchung am Tierkörper:

 

Das Zwerchfell ist rotbraun, feucht, festelastisch und ohne Einschlüsse. Es zeigt Verklebungen mit der Leber.

 

Die Mandeln sind unter 2. erläutert.

 

Die gelbbraunen Nieren sind aus ihrer Kapsel ohne Substanzverlust gelöst und glatt. Nach Anschnitt der Nierengewebe läßt sich aus beiden Blut abdrücken.

 

Die Kopflymphknoten, Lnn. mandibulares et mandibulares accessorii, retropharingeales medd. et latt. sind haselnußgroß, hellbraun und im Anschnitt feucht. Ein schmaler Rindensaum ist erkennbar.

 

 

b) Einzeluntersuchung der Nebenprodukte:

 

Das Geschlinge liegt vollständig und zusammenhängend vor.

 

Die Zunge ist graurot, trocken und derbelastisch. Sie ist etwa 25 cm lang.

 

Der Kehldeckel ist glatt und porzellanfarben. Der Kehlkopfknorpel ist elastisch. Seine Schleimhaut ist blaßrosa, glatt und trocken.

 

Der Schlund ist rotbraun, trocken, weich und ohne Inhalt. Seine Schleimhaut ist in Falten gelegt, porzellanfarben und ohne Auflagerungen.

 

Die Luftröhre und die großen Bronchien sind ohne fremden Inhalt, von gelbrosa Farbe, feucht und glatt.

 

Die Lunge ist inklusive ihrer Lymphknoten vollständig vorhanden. Sie ist rot, scharfrandig und beinhaltet wenig Luft. Die Spitzenlappen haben beidseitig eine unregelmäßige Oberfläche, sind rot - weiß marmoriert und induriert. Die einzelnen Lungenlappen sind miteinander verwachsen. Beim Anschneiden der Lungengewebe läßt sich beidseitig eine gelbgrüne, zähflüssige Flüssigkeit abdrucken. Alle Lymphknoten des Geschlinges sind verändert. Die Lnn. bifur-

kationes dexter und sinister sind etwa 1,5 x 0,5 cm und 1 x 0,5 cm groß, hellbraun, blutig induriert und an der Schnittfläche speckig, feucht. Aus ihrer Mitte läßt sich eine zähflüssige gelbgrüne Flüssigkeit abdrücken. Mark und Rinde sind wie bei allen mediastinalen und tracheobronchialen Lymphknoten nicht zu unterscheiden. Alle anderen Lymphknoten ( Lnn.

bifurkationes med., tracheobronchialis, mediastinalis crann., dorss., caudd. ) sind ebenfalls speckig und feucht.

 

Der Herzbeutel ist etwa 4 mm dick, milchigtrüb und hat eine rauhe Oberfläche. Er läßt sich vom Epikard nicht abziehen und ist selbst mit dem Lungenfell verwachsen. Der noch nicht komplett verwachsener Teil des Herzbeutels ist mit einer gelbweißen, zähflüssig - käsigen und fadenziehenden Masse gefüllt.

 

Das Mediastinum ist an vielen Stellen mit dem Lungenfell und mit dem Herzbeutel verwachsen.

Es hat auch gelbliche Auflagerungen und ist etwa 1 mm dick.

Die Oberfläche des Herzes läßt sich nicht beurteilen, da sie durchgehend mit dem Herzbeutel verwachsen ist. Die Innenauskleidung ist glatt, feucht, glänzend und ohne Auflagerungen. Die Herzklappen sind papierdick. Die Herzmuskulatur ist rotbraun und festelastisch. Die Herzspitze ist kugelig. Das Wanddickenverhältnis beträgt 1 : 3 : 3.

 

Das vorhandene Blut ist dunkelrotbraun, ohne Beimengungen und zähflüssig.

 

Die Leberränder sind abgerundet, die Kapsel ist straff, die Schnittfläche ist dunkelrot und sie wölbt sich hervor. Es sind relativ gleichförmige, diffus die ganze Leber ergreifende Binde-

gewebszubildungen sichtbar. Sie ist außerdem schwer schneidbar. Die Leberkapsel ist rauh und unregelmäßig mit gräulichen, teilweise nicht mehr ablösbaren Fibrinbelägen überzogen. Die Leber ist teilweise und nicht mehr ablösbar mit dem Zwerchfell verwachsen. Die Lnn. hepatici sind speckig feucht und blutig induriert. Mark und Rinde lassen sich nicht unterscheiden.

 

Die Gallenblase besitzt eine grünliche Farbe, eine weich - elastische Konsistenz und sie ist mäßig gefüllt.

 

Der Magen - Darm - Trakt ist gut gefüllt. Die angeschnittenen Lymphknoten ( Lnn. jejunales und colici ) sind hellbraun und haben eine schmale dunkle Rinde. Die serösen Oberflächen des Blind- und Dickdarmes sind rauh und miteinander verklebt. Der Zwölffingerdarm ist leicht gerötet und beinhaltet eine große Anzahl von Spulwürmern. Sowohl der Magen wie auch der gesamte Darm ist nicht entleert.

 

Das feuchte, glatte, große Netz ist spinnennetzartig von gelbweißen, bis zu bleistiftstarken Fettgewebssträngen durchzogen.

 

Die Milz ist unter 3. erläutert.

 

Die Harnblase ist blaßrosafarben und ihre Wand ist elastisch. Sie beinhaltet ein wenig Urin.

 

 

6. Weitergehende Untersuchungen:

 

 

Sie wird gemäß Anlage 1 Kapitel III FlHV ausgeführt.

 

Eine Untersuchung auf Trichinen wird im Rahmen einer Nachuntersuchung nicht mehr ausgeführt.

 

Auf Grund der Chronizität der Befunde sind keine Erreger in der Muskulatur zu erwarten, deshalb ist in diesem Fall auf eine bakteriologische Untersuchung zu verzichten

 

 

7. Pathologisch - anatomische Befunde:

 

 

1. Haut:

- oberflächliche Hämatome an beiden Oberschenkeln

- vereinzelt rote Striemen im Rückenbereich

 

2. Zwerchfell:

- fibrinöse Verklebungen mit der Leber

3. Lunge:

- Verwachsungen von Pleura parietalis und Pleura visceralis

- marmoriertes, z. T. leberähnlich verändertes, im Anschnitt eitriges Lungenbild

- alle Lymphknoten sind verändert, speckig, feucht, zum Teil eitrig, Rinde und Mark sind nicht zu trennen

 

4. Herz, Herzbeutel:

- Verwachsungen von Epikard, Pericard und Pleura pulmonalis

- fibrinös - eitrige Auflagerungen an Epicard und Pericard

 

5. Mediastinum:

- Verwachsungen mit Pericard und Pleura pulmonalis

 

6. Leber:

- Verwachsungen mit Diaphragma

- fibrinöse Auflagerungen

- Bindegewebszubildungen

- Lnn. hepatici sind speckig, feucht, Rinde und Mark sind nicht zu trennen

 

7. Darm:

- Verklebungen des Colon und Coecum

- Serosa dieser Darmabschnitte ist rauh, fibrinös

- Duodenum beinhaltet Ascaris suum

 

 

8. Diagnose:

 

 

- Bronchopneumonia purulenta et fibrinosa chronica

- Pericarditis exsudativa et fibrinosa et fibroplastica chronica

- Pleuritis pulmonalis et mediastinalis fibrinosa et adhaesiva chronica

- Zirrhosis hepatis

- Serositis hepatis fibrinosa et adhaesiva chronica

- Serositis coecalis et colica fibrinosa et adhaesiva chronica

- Duodenitis parasitaria

 

 

9. Ätiologie:

 

 

zu 1. : Die roten Striemen sind beim Treiben des Tieres zur Lebenduntersuchung oder Schlachtung durch Schlageinwirkung entstanden. Die Hämatome stellen eine Reaktion des Körpers auf ein früher eingewirktes stumpfes Trauma dar.

zu 2,3,4,5,6,7. : Beim hier vorliegenden Fall handelt es sich um eine fibrinöse bis fibroplastische, chronische Poliserositis. Sie umfaßt die Serosaanteile von Lunge, Herz, Herz-

beutel, Mittelfell, Zwerchfell, Leber und Blind- und Dickdarm. Der Ursprung der Erkrankung dürfte in einer bakteriellen Infektion der Lunge z. B. mit Mycoplasmen und sekundärer Komplikation ( z. B. mit Hämophilus, Bordatella, Pasteurella usw. ) mit nachfolgender hämatogener Streuung liegen.

zu 6. : Durch die kapillarschädigende Wirkung der Erreger kommt es zur vermehrten Abgabe von Toxinen ( durch Erreger oder endogen durch Gewebsnekrosen entstanden ) ins Blut und so zur Schädigung des Lebergewebes bis hin zur Degeneration und Zirrhose.

Der schlechte Entblutungsgrad des Tierkörpers und der Organe läßt sich durch eine Herz-

insuffizienz, bedingt durch die Verwachsungen und Füllung des Perikards, erklären.

 

 

10. Differentialdiagnosen:

 

 

Eine katarrhalische oder interstitielle Pneumonie läßt sich anhand des Eiters und der Erkrankung aller Lungenbezirke ausschließen. Auch eine seröse Perikarditis läßt sich wegen den Synechien und des Eiters verneinen. Bei einer Polyserositis des Schweines könnte auch die Glässersche Krankheit vorliegen. Sie wird durch Haemophilus parasuis verursacht. Bei dieser Krankheit sind aber an den Gliedmaßengelenken entzündliche Umfangsvermehrungen und Fluktuation palpierbar. All dies ist bei diesem Tierkörper nicht vorhanden. Auch eine Mycoplasma - Polyserositis geht mit Gelenksveränderungen einher.

 

 

11. Beurteilung:

 

 

Die Fleischuntersuchung hat für den Tierkörper gemäß § 11 FlHG eine Beurteilung als untaugliches Fleisch ergeben. Dies ist begründet gemäß § 6 FlHV und Anlage 1 Kapitel IV

Nr. : 11.11, da hier mäßige Abweichungen hinsichtlich des Entblutungsgrades vorliegen. Damit ist der Tierkörper als nicht geeignet zum Genuß für Menschen zu erklären. Einer Verwendung des Fleisches als Futtermittel für Tiere steht aber nichts im Wege, da eine Ansteckungsgefahr mit Krankheitserreger nicht vorhanden ist.

Die Nebenprodukte der Schlachtung sind ebenfalls untauglich gemäß Anlage 1 Kapitel IV

Nr. : 7.3 und 10.8 FlHV, da sie entzündliche Veränderungen zeigen und nicht entleert worden sind.

 

 

12. Maßnahmen nach Tierseuchenrecht:

 

 

Das Ergebnis der Fleischuntersuchung hat keinen Hinweis auf Notwendigkeit von Maßnahmen nach dem Tierseuchenrecht geliefert.

>