O B D U K T I O N S B E R I C H T
A. Nationale des Tieres
Bei dem zu untersuchenden Tier handelt es sich um ein verstorbenes, einwöchiges, männliches, schwarzbuntes Kälbchen. Am rechten Ohr trägt es eine gelbe Ohrmarke mit der Nummer x und einen Katheter, am linken Ohr ebenfalls eine gelbe Marke mit der Nummer x. Der Körperbau ist rassespezifisch für ein DSB-Kälbchen.
Besitzer, Einsender Auftraggeber
x
Ort und Zeitpunkt der Obduktion
Die Sektion des Rindes wird am 11.11.1996 im Rahmen der Obduktionsübungen zwischen 11.00 und 13.00 Uhr durchgeführt. Ort des Geschehens ist das Institut für Veterinärpathologie der FU Berlin
Untersucher
x
Zeugen
Als Zeugen sind anwesend x, x, x, x und x.
Vorbericht
Das Kälbchen zeigte sich apathisch und exsikkotisch. Es litt an Enteritis mit Durchfall. Es wieß eine Blutacidose (BE -22 bzw. -9) sowie Untertemperatur auf. Es bekam eine Bluttransfusion, parenterale Ernährung, Antibiotika und Diättränke verabreicht.
Nach Angaben des Besitzers sind respiratorische Erkrankungen in diesem Betrieb ein Bestandsproblem. Es wird der Verdacht auf BVD geäußert.
Am Freitag, 08.11.96, wird das Kalb gegen 19.00 tot aufgefunden.
B. Beschreibung
a) äußere Besichtigung
Todeszeitpunkt
Das Tier wird ungefähr 65 Stunden nach dem Tode zerlegt.
Lage und Zustand der Tierkörpers
Er liegt vollständig und in rechter Seitenlage vor.
Habitus
Das Kalb wiegt 39,0 kg, zeigt einen stabilen Körperbau, einen mäßigen Ernährungszustand und Zeichen von Austrockung.
Todeszeichen
Die Totenstarre ist eingetreten und hält, aufgrund der Temperatur im Kühlraum, immer noch an. Der Kiefer läßt sich nicht öffnen. Die Beine sind durch artifizielle Lösung bereits beweglich. Die Lidspalte ist ungefähr 1 cm auf beiden Seiten geöffnet. Die Augäpfel besitzen noch ihren Turgor. Die Pupille ist 0,5 cm weit geöffnet, die Regenbogenhaut ist sichtbar. Die Linse ist beiderseits getrübt und feucht.
Körperoberfläche
Die Haare sind ungefähr 3 cm lang. Das Haarkleid ist struppig und glanzlos, aber vollständig bis auf eine 1-DM-Stück große, kahle Fläche über dem Kehlkopf in der Drosselrinne. Dieses Stelle ist dunkelrot-schwarz gefärbt und mit krustösen Auflagen versehen. Im rechten Leistenspalt befinden sich einige, 1cm große, gelblich-weiße Maden.
Die Klauen sind alle vier unpigmentiert und zeigen ein hartes Horn. Das Eponychium ist bereits abgelaufen. Im Zwischenklauenspalt befinden sich Stroheinstreureste.
Der Hodensack ist noch leer. Die Hoden befinden sich in der Bauchhöhle. Vor dem Hodensack liegen die 4 Milchdrüsenanlagen als linsengroße Komplexe mit bläulich-roter bzw. hellroter Farbe.
Körperöffnungen
Am Flotzmaul ist die Schleimhaut mit stecknadelkopfgroßen schwarzen Pigmenten versehen. Sie ist feucht, glatt und glänzend. Um die Nasenlöcher herum befinden sich schleimige Auflagerungen. In den Nasenlöchern ist Schaumbildung zu sehen; die Schleimhäute sind feucht, glatt, glänzend.
Im Maul zeigt sich eine bläulich gefärbte Schleimhaut, ebenfalls feucht, glatt und glänzend. Die Schleimhaut ist um die Zahnfächer im Zahnfleisch ungefähr 2 mm breit gerötet.
Die Zunge liegt zwischen den Zahnreihen. Futterreste sind nicht vorhanden, abgesehen von 2 Strohhalmen.
Die Augen sind geöffnet. In den inneren Augenwinkeln finden sich beiderseits graugelbliche, feste Auflagerungen, die kleinfingernagelgroß sind. Die Lidbindehäute sind feucht, glatt, glänzend und verwaschen rot. Die weiße Augenhaut gestaltet sich ebenfalls feucht, glatt, glänzend, jedoch grau-weißlich. Beide Häute tragen haarfeine Äderung.
Die Gehörgänge sind trocken. In ihnen befinden sich borkige Auflagerungen.
Die Nabelschnur ist auf einen 25 cm langen, schwarz-braunen, strohhalmdicken Strang eingetrocknet. Die Umgebung um den Nabel ist weich und sauber.
Der After ist geschlossen. Es liegen Verschmutzungen um den After vor, die bis eine Handbreit über das Tarsalgelenk reichen. Sie sind senffarben.
Das Präputium besitzt eine blaßrosarote, feuchte, glatte und glänzende Schleimhaut. Die Penisspitze läßt sich nicht vorlagern.
b) innere Besichtigung
I. Zustand nach Eröffnen der Haut
Unterhautgewebe
Das Unterhautgewebe ist klebrig, blaß-rosa gefärbt und durchscheinend.
Muskulatur, Sehnen
Die Muskulatur ist von rotbrauner Farbe, beim Anschneiden feucht und in der Konsistenz plastisch eindrückbar.
Gelenke und Bänder
Bei Eröffnung des rechten und linken Hüftgelenks fließt je 1 ml einer klaren, gelblichen und fadenziehenden Flüssigkeit ab. Die Gelenkoberfläche stellt sich zartrosa, feucht, glatt und glänzend dar. Das Band ist hellweiß und trägt eine haardünne Gefäßzeichnung.
Knochen
Die Knochen besitzen knochentypische Festigkeit und sind elfenbeinfarben.
Körperlymphknoten
Der Kniefaltenlymphknoten ist daumenstark, ungefähr 5 cm groß, derb-elastisch und besitzt 1 cm Durchmesser. Er hat eine feuchte und glatte Oberfläche. Mark und Rinde sind gut voneinander abgrenzbar.
Der Buglymphknoten ist zigarrenförmig, 5 cm lang, derb-elastisch und besitzt einen Durchmesser von 1,5 cm. Die Oberfläche ist auch hier feucht und glatt. Mark und Rinde sind gut abgrenzbar.
Der Mandibularlymphknoten ist kidneybohnen groß, dunkelviolett und derb-elastisch. Die Oberfläche ist feucht und glatt. Beim Anschnitt sind Mark und Rinde gut voneinander zu trennen.
Blutgerinnung
Die Blutgerinnung ist eingetreten. Beim Anschneiden der Gefäße quellen schwarzrote, geleeartige Massen mit gummiartiger Konsistenzen hervor. Der Füllungsgrad der Gefäße ist gut. Im Herzen sind rote Gerinnsel.
II. Bauch- und Beckenhöhle
Inhalt
Als erstes bei der Eröffnung der Bauchhöhle fließen ungefähr 50 ml einer kirschroten, leicht getrübten Flüssigkeit ab. Nach dem Auffangen wird die Flüssigkeit geschüttelt. Es bildet sich spontan ein Schaum auf der Oberfläche, der jedoch instabil ist und rasch wieder verschwindet.
Zwerchfell
Das Zwerchfell wölbt sich gespannt und kuppelförmig bis zur sechsten Rippe vor. Der muskuläre Anteil ist dunkelrot-bräunlich.
Lage der Organe
Die Bauchhöhle ist von den Magenabteilungen Pansen und Labmagen fast ganz ausgefüllt. Im kopfwärts liegenden Drittel der Bauchhöhle, sprich im rippengestützen Teil, befindet sich die Leber. Im mittleren Teil der Bauchhöhle fallen der Labmagen und der Blinddarm beim Öffnen nach rechts vor. Das Dünndarmkonvolut wird nun sichtbar. Im schwanzwärts gelegenen Drittel sind Dünndarmschlingen, Dickdarm und Harnblase erkennbar.
Bauchfell
Das Bauchfell ist feucht, glatt, glänzend und perlmuttfarben. Es ist frei von fremden Auflagerungen.
Netz, Milz
Das große Netz ist von haarfeinen, porzellanweißen Fettsträngen spinnennetzartig durchzogen. Es liegt im vorderen Drittel der Bauchhöhle. Die Gefäße sind zwirnfadenstark.
Die Milz liegt im mittleren Drittel und fällt durch ihre zungenförmige Gestalt auf. Sie ist ungefähr 21,5 x 7 x 1 cm, weich-plastisch und wiegt 81 Gramm. Die Ränder sind scharf. Die Milzkapsel ist feucht, glatt, glänzend, von bläulich-grauer Farbe.Von der Anschnittstelle fließt eine brombeerfarbende, dünnflüssige Masse ab. Es werden Trabekel sichtbar.
Magen, Darm
Der Pansen ist medizinballgroß. Die Schleimhaut ist gelblich-weiß und und weist nur millimetergroße Zotten auf. Die Pansenschleimhaut läßt sich ablösen. Darunter kommen rötliche Veränderungen zum Vorschein. Er ist zu einem Drittel mit grau-weißlicher Flüssigkeit und einigen Strohhälmen gefüllt. Die äußere Schleimhaut trägt Totenflecken.
Die Schleimhaut des sich anschließenden Blättermagens ist von rötlicher Farbe und mit Hornzapfen besetzt. Er ist zweimal faustgroß. Zwischen den einzelnen Blätter liegen geronnene, ausgewrungene Milcheiweißklumpen. Auch hier löst sich die Schleimhaut ab.
Die Netzmagenschleimhaut ist bienenwabenartig und von bräunlich-roter Farbe. Auch hier besteht der Inhalt aus geronnener Milch und etwas Rohfaseranteil.
Der Labmagen besitzt ebenfalls Medizinballgröße. Die Schleimhaut ist feucht, glatt, glänzend, von gräulich-bläulicher Farbe und trägt wollfadenstarke Gefäßzeichnung. Der Inhalt ist von hellbrauner bis gelblicher Farbe, flüssiger Konsistenz und teilweise mit Strohhälmen durchsetzt.
Der Zwölffingerdarm zeigt beim Aufschneiden eine feuchte, glatte, glänzende und bräunlich-graue Schleimhautoberfläche. Sie ist in Falten gelegt. Der Inhalt ist gelblich und breiig.
Der Leerdarm zeigt den gleichen Inhalt und die gleiche Schleimhautoberflächenbeschaffenheit.
Im Hüftdarm stellten sich Inhalt und Schleimhaut ebenso dar.
Beim Anschnitt des Blinddarms entströmt ein übelriechendes Gas und ein weißlich-gelblich breiiger Inhalt ergießt sich auf den Sektionstisch. Die Schleimhaut ist feucht, glatt, glänzend und von weißlich-grauer Farbe.
Im Dickdarm findet sich auch dieser gelblich-breiige Inhalt. Die Schleimhaut ist gefältelt und grau-weiß.
Der Enddarm weist eine blaß-rosarote, in Falten gelegte Schleimhaut auf. Sein Inhalt ist von der gleichen Konsistenz und Farbe.
Gekröse
Das Gekröe ist feucht, glatt, glänzend und durchscheinden rosa. Die Gefäße sind zwirnfadenstark. Die Gekröselymphknoten sind bräunlich-grau, 6 mm dick, bleistiftstark und prall-elastisch. Das rötlich verwaschene Mark steht im Verhältnis 3:1 zur hellbraunene Rinde.
Leber
Die Leber hat ein Gewicht von 1156 Gramm (= 2,96% vom KG, normal 1,9%), ist 20 x 15 x 4 cm groß und liegt im vorderen Drittel der Bauchhöhle dirket hinter dem Zwerch-
fell. Die durchsichtige Leberkapsel umgibt das prall-elastische, dunkelrotbraune Organ. Die Leberränder sind scharf.
Beim Anschnitt wird die Läppchenzeichnung erkennbar. Die Anschnittstelle ist feucht und wölbt sich nur leicht über. Es fließt wenig Blut ab.
Gallenblase und -gänge
Der ungefähr 100 ml olivgrüne Inhalt ist dickflüssigen und entleert sich bei manuellem Druck in den Zölffingerdarm über die dafür vorgesehene Papillenöffnung. Die Schleimhaut der Gallenblase ist feucht, fältelig und samtartig, von blaßrosa Farbe.
Nieren
Die Nieren liegen als 120 bzw. 116 Gramm schwere, handflächen große, bohnenförmig aussehende und traubenartig gelappte Organe im mittleren Teil der Bauchhöhle. Ihre Konsistenz ist weich-elastisch. Ihr Fettgewebe ist sulzig abgebaut. Die Nierenkapsel ist feucht, glatt und glänzend und läßt sich ohne Substanzverlust von der Nierenoberfläche lösen.
Beim Aufschneiden der Rinde in paramedianer Richtung sind Rinde, Mark und Nierenbecken gut voneinander zu trennen. Der Anschnitt ist feucht und blutleer.
Die Rinde zeigt hellrotbraune Farbe und das Mark besitzt dunkelbraunrote Farbe und stellt sich mit einer radiärer Streifung dar. Die Nierenbecken sind spaltförmig geöffnet, porzellanweiß, feucht, glatt, glänzend und frei von fremden Inhalt.
Harnblase
Die Schleimhaut der Harnblase ist feucht, in verstreichbare Falten gelegt, glänzend, durchscheinend und zweimal faustgroß. Es werden haarfeine Gefäßzeichnungen sichtbar. Ihr Inhalt beläuft sich auf etwa 350 ml einer strohgelben, wässrigen Flüssigkeit.
Nebenniere
Die Nebennieren kommen ungefähr 2 cm von der Niere entfernt zu liegen. Sie sind zeigefingerstark, 4 cm lang, bohnenförmig und derb-elastisch. Die Schleimhautoberfläche ist feucht, glatt und glänzend. Das rötliche Mark und die bräunliche Rinde lassen sich im Verhältniss 2:1 gut voneinander unterscheiden.
Männliche Geschlechtsorgane
Die Kontinuität der männlichen Geschlechtsorgane ist gegeben. Sie sind vollständig vorhanden.
Die Hoden befinden sich noch in der Bauchhöhle und ungefähr Wachtelei groß. Von der Konsistenz sind sie derb-elastisch und von der Farbe dunkelrot.
Der Hodensack ist als leeres, weiches Gebilde, von 10 x 8 cm Größe außen tastbar.
Die Samenstränge sind durchgängig, drehrund und ungefähr 1mm stark.
Der Penis ist bleistiftstark und derb-elastisch. Seine Schleimhaut ist blaß-rosa-rot, feucht, glatt und glänzend. Er läßt sich nicht vorlagern.
III. Brusthöhle
Inhalt
In der Brusthöhle wird ungefähr 300 ml einer kirschroten, leicht getrübten Flüssigkeit aufgefangen. Nach dem Auffangen wird die Flüssigkeit geschüttelt. Es bildet sich spontan ein Schaum auf der Oberfläche, der jedoch stabil bleibt.
Brustfell
Das Brustfell ist feucht, rosa und zeigt auf der rechten Seite eine Verklebung mit dem Herzbeutel.
Mediastinum
Im Mediastinum befinden sich sulzige, johannisbeerfarbende, geleeartige Massen.
Herzbeutel
Das Herz ist im Herzbeutel frei verschieblich. Seine Oberfläche ist feucht, glatt, glänzend und an einigen Stellen durchscheinend mit haarfeiner Gefäßzeichnung. An den anderen Stellen befinden sich auf dem Herzbeutel gelbliche, abziehbare Auflagerungen. Beim Anschnitt laufen ungefähr 20 ml einer klaren, nicht schaumbildenenden, kirschroten Flüssigkeit ab.
Herz
Das Herzgewicht beträgt 336 Gramm (=0,86% vom KG; normal 0,4 - 0,87%) und besitzt eine stumpfkegelige Form. Es ist dunkelrot und von derb-elastischer Konsistenz. Beim Anschnitt sind in den Hauptkammern rote, geleeartige Massen zu finden. Die fetale Öffnung zwischen den beiden Vorkammern ist geschlossen.
Die Innenauskleidung des Herzens ist feucht, glatt und glänzend. Die Klappen sind aufspannbar, feucht, glatt, glänzend und seidenpapierstark.
Die Innenauskleidung der Lungen- und Hauptschlagader schimmert verwaschen-rötlich, ist ansonsten feucht, glatt und glänzend.
Lunge
Der Lungenüberzug ist feucht, gefältet und glänzend. Auf ihr befinden sich gelbliche, abziehbare Auflagerungen. Es fällt auf, daß neben dem Brustfell auch der rechte Lungenspitzenlappen mit dem Herzbeutel verwachsen ist. Er ist verhärtet und trägt eine hellrote Marmorierung.
Die Lungen befinden sich in einem einigermaßen kolabierten Zustand. Die Lungenflügel sind von dunkelrot-bläulicher Farbe und von weich-elastischer, puffiger Konsistenz. Es wird eine deutliche Gefäß- und Läppchenzeichnung sichtbar, die auf der rechten Seite stärker ausgeprägt ist. Beim Anschnitt zeigt sich weißer, flüssiger Schaum, der von der Luftröhre bis in die Bronchien reicht. Bei der Schwimmprobe taucht das Lungengewebe teilweise über die Hälfte in das Wasser ein (“schwimmt wie ein Eisberg”).
Luftröhrenäste und -gefäße
Die Schleimhaut der großen Bronchien ist feucht, glatt und glänzend. In den großen Bronchien ist weißer, flüssige Schaum zu finden, der sich ohne Substanzverlust abstreifen läßt.
III. Maul- und Rachenhöhle
Die Maulschleimhaut ist bläulich gefärbte, feucht, glatt und glänzend. Die Schleimhaut ist um die Zahnfächer im Zahnfleisch 2 mm gerötet. Die Mundhöhle ist frei von Futterbestandteilen.
Zunge, Speiseröhre
Die Zunge ist feucht, weich-elastisch, bläulich-rot und bildet einen muskulösen 17 cm langen Strang. Sie zeigt schwanzwärts weißliche Auflagerungen. Die Seiten sind glatt.
Die Speiseröhre ist feucht, in Falten gelegt und von blaß-beiger Farbe. Ihr Durchmesser beläuft sich auf ca. drei Zentimeter. Sie zeigt gummiartige, teilweise grün-gelblich verfärbte Auflagerungen.
Zähne
Bei diesem Kalb sind die Schneide- und Backenzähne alle durchgebrochen.
Kehlkopf, Luftröhre
Die Epiglottis ist rötlich gefärbt und feucht, trägt stecknadelkopfgroße, rote Punkten und feine Gefäßzeichnung. Die Ränder sind stumpf. Im Kehlkopfbereich ist schaumiger Inhalt zu finden.
Die Luftröhre ist 40 cm lang. Die Schleimhaut ist rötlich, feucht, glatt, glänzend und durchscheinend mit haarfeiner Gefäßzeichnung. Durchweg ist dieser weiße, flüssige Schaum zu finden, der sich ohne Substanzverlust abstreifen läßt.
Schädelhöhle
Die Schädelhöhle wurde eröffnet. An den Riechschleimhäuten zeigt sich eine starke Rötung und ein gelbliches, dickflüssiges Sekret befindet sich in den Riechgängen.
Beim Gehirns ist die Symmetrie gegeben.
C. Pathologisch-anatomische Diagnosen
Allgemeindiagnosen
- Kachexie
- Exsikkose
- Diarrhoe
- Myiasis
Organdiagnosen
- Bronchopneumonia fibrinosa acuta circumscripta
- Pleuritis fibrinosa
- Oedema pulmonum alveolares et bronchiales acutum diffusum
- Hydrothorax
- Ascites
- Hydropericard
- Pericarditis et Pleuritis fibrinosa adhaesiva
- Tumor lymphonodorum mesenterialium
- Rhinitis purulenta
- Laryngitis et Pharyngitis et Tonsilitis et Tracheitis catharralis acuta diffusa
- Gingivitis haemorrhagica acuta circumscripta
- Konjunktivitis
Gesamtdiagnose
Nach der Histiologie und Bakteriologie werden im Magen-Darm-Trakt E. coli (Coliruhr) und im Lungentrakt Pasteurella-ähnliche Keime für das klinische Bild verantwortlich gemacht.
D. Differentialdiagnosen
a) morphologisch
1., Das in Bauchhöhle und Herzbeutel gefundene Transsudat kann wegen der Instabilität des Schaumbildes von dem in der Brusthöhle gefundenen Exsudat abgegrenzt werden (äthiologisch auch durch den Eiweißgehalt: Exsudat weist mehr Proteine als Transsudat).
2., Petechiale Blutungen kommen auch bei zahlreichen Infektionskrankheiten, Intoxikationen und hämorrhagischen Diathese vor. Beispiele sind Enterotoxämien, Salmonellose, Dicumarolvergiftungen. Die letzten beiden sind vom Vorbericht und vom Krankheitsverlauf her auszuschließen.
3., Eine Bronchopneumonia catarrhalis et purulenta chronica diffusa tritt vorwiegend durch aerogene Infektion auf und dann bevorzugt in den kranioventralen Bereichen der Lunge. Man findet dann multiple, unregelmäßig verteilte, rötliche Herde, die immer zentral eitrig oder nekrotisch sind. So tritt dann auf den Schnittflächen unter mäßigem Druck ein schleimiges, mehr oder weniger zähes, auch eitriges Exsudat aus, was bei diesem Tier jedoch nicht der Fall war. Es zeigte sich eine seröse, weiße Flüssigkeit.
4., Für die Verbindungstellen der Pericarditis et Pleuritis fibrinosa adhaesiva kann eine Verwachsung, eine Mißbildung während der Gravidität oder eine Verklebung im Rahmen eines entzündlichen Geschehens verantwortlich sein. Da sich der Zusammenhang noch mit einfacher Zugwirkung lösen ließ, spricht es eher für die letztgenannte Ursache.
5., Die Pleuritis purulenta stellt sich makroskopisch mit einer trüben Serosa dar, die eine rauhe Oberfläche bei unreglmäßiger Rötung und häufig zahlreichen Blutungen besitzt. Die Eiterkonsistenz ist je nach Tierart unterschiedlich. Beim Rind sind sehr häufig Übergangsformen zur fibrinösen Entzündung festzustellen, dennoch können beide durch die Histologie eindeutig voneinander abgegrenzt werden.
b) ätiologisch
1., Das Oedema pulmonum alveolaris et bronchialis acuta diffusa kann intra vitam entstanden sein, oder infolge einer Euthanasie. Da dieses Kälbchen verstorben ist, kann nun sowohl auf einen erhöhten hydrostatischen Druck und / oder eine Erhöhung der Kapillarpermeabilität geschlossen werden. Als Ursachen für die Verminderung des kol-
loidosmotischen Druckes kann die mangelnde Nahrungsaufnahme in Frage kommen (Da das Kälbchen erst 8 Tage alt war, sah man noch nichts von einer seröse Atrophie (Oede-ma ex vacuo)). Dadurch bilden sich Ödeme infolge eines verminderten Gehaltes an Plasmaproteinen, die den kolloidosmotischen Druck regulieren.
Als Ursache für die Permeabilitätsstörungen kommen Schädigungen der Endstrombahn in Frage. Sie führen zum Austritt von Flüssigkeit oder Blutbestandteilen. Hervorgerufen wird dies durch allergische Reaktionen und hormonelle Dysregulation, was hier nicht zutrifft, sowie Entzündungsgeschehen und toxische Schädigung, z.B. bakterieller Art, was bei diesem Kalb denkbar ist.
2., Die Pleuritis fibrinosa kann sich infolge von Pasteurellen- und Mykoplasmeninfektionen entwickeln. Welche Infektion hier vorliegt, muß durch eine bakteriologische Untersuchung abgegrenzt werden.
3., Die Flüssigkeitsansammlungen in der serösen Höhlen sind kirschrot. Man muß sie von einem Hämothorax, Hämopericard und Hämoperitoneum abgrenzen. Sie kommen durch Austritt von Blut aus Gefäßen zustande. Er kann Folge einer Zusammenhangstrennung der Gefäßwand sein (Haemorraghia per rhexin) oder eines Blutaustrittes durch die Wand kleinerer Gefäße bzw. Kapillaren (Haemorrhagia per diapedesin). Hier ist die Rotfärbung der Flüssigkeit im Zuge der Verwesung als postmortales Kennzeichen zu beurteilen. Die Kapillaren werden durch Fäulnisbakterien brüchig und durchlässig und geben den Farbstoff ab.
4., Die Gingivitis kann durch Zahnstein oder durch bakterielle Prozesse im Mund-Rachenbereich hervorgerufen werden. Da das Kalb erst 8 Tage alt ist, zu Zahnsteinbildung also keine Gelegenheit hatte, wird die dortige Entzündung, die bis zur Trachea reicht, durch Bakterien verursacht sein.
5., Auch die Konjunktivitis kann verschiedene Ursachen haben, wie Zugluft, Verletzungen oder Bakterien. Da die ganzen Schleimhäute, vom Mund bis in die Lunge, Entzündungen aufzeigen, wird hierfür wohl die letztgenannte Möglichkeit der Grund sein.
E. Postmortale Veränderungen
Postmortal traten Totenkälte und -starre ein, die zum Zeitpunkt der Sektion noch anhielten. Sulfmethhämoglobinbildung zeigte sich an der äußeren Pansenschleimhaut. Der Turgor bulbi hielt noch an. Die Linsen waren beiderseits getrübt. Roter Cruor in Herz und Gefäßen war nachweisbar. Die Ergüsse in den serösen Höhlen waren kirschrot gefärbt, weil im Zuge der Verwesung roter Blutfarbstoff ausgetreten ist und die dort bereits vorliegende klare Flüssigkeit rot färbte. Die Schwere der Lunge und die tiefrote Farbe der rechten Lungenhälfte läßt sich anhand der Hypostase erklären, da das Kalb auch auf der rechten Seite gelagert war.
F. Weiterführende Untersuchungen
Um sicherzustellen, welche Bakterien Urheber von Diarrhoe und Pleuropneumonia sind, wurde die Histologie als auch Bakteriologie zu Rate gezogen werden.
Die bakteriologische Untersuchung ergab E.coli im Dünndarm, sowie pasteurellenähnliche Keime im Lungenbereich. Die Histologie bestätigte die bereits oben beschriebenen Gewebebefunde.
G. Gutachten
Bei diesem Kalb liegt eine durch E. coli hervorgerufene enterotoxische Enteropathie und eine durch Pasteurellen hervorgerufene, noch am Anfang befindliche enzootische Bronchopneumonie vor.
Die enterotoxische Enteropathie, auch Colidiarrhoe ode Kälberruhr genannt, tritt auf bei Kälbern im Alter von 2-14 Tagen. Bei jüngeren Tieren erreicht sie eine Mortalität von
6 - 50 % und tritt vornehmlich in Großbetrieben auf. Die Erkrankung ist eine infektiöse Faktorenerkrankung, der mehrere endogene und exogene Ursachen zugrunde liegen. Neben E. coli kommen auch Viren (Rota-, Corona- und Parvoviren) sowie Cryptosporidien als Durchfallerreger in Frage. Mischinfektionen mit diesen Keimen sind jedoch sehr häufig, vermutlich werden die schweren Formen immer durch Mischinfektionen verursacht.
Die als Erreger in Frage kommenden E.coli - Stämme (EPEC-Stämme) bilden das K99-Antigen und eine thermostabiles Enterotoxin. Die Infektion erfolgt in erster Linie oral. Die Fäces erkrankter Tiere (Mutter, Geschwister) stellen die wichtigste Infektionsquelle dar, aber auch verunreinigtes Futter und Trinkwasser, Tränkeeimer und verschmutzte Zitzen sind für die Ausbreitung verantwortlich.
Die unmittelbar nach der Geburt in den Darm gelangten enteropathogenen E. coli - Stämme haften an den Epithelzellen im hinteren und mittleren Dünndarm und erzeugen hitzestabiles Enterotoxin. Die Fähigkeit zur Anheftung an das Dünndarmepithel ermöglicht den enteropahthogenen E. coli - Stämmen die massenhafte Vermehrung im Dünndarm auf das über 1000-fache und verhindert ihre Weiterbeförderung und Ausschwemmung mit dem Darminhalt. Das auf diese Weise mit den Epithelzellen in Kontakt gelangte Enterotoxin verursacht eine überaus starke Absonderung von Flüssigkeit in das Darmlumen, wodurch das klinische Bild des Durchfalles resultiert. Die Darmepithelzellen werden dabei nicht oder nur wenig beschädigt. Durch den bakteriellen Befall schwellen die Gekröselymphknoten als Zeichen einer Abwehrreaktion an.
Der klinische Verlauf ist akut, die Tiere setzen übelriechenden, wäßrigen, grau-weißlichen bis gelben Kot ab. Durch den starken Flüssigkeitsverlust kommt es zur Exsikkose und bei fehlender Behandlung tritt der Tod innerhalb von 3-6 Tagen ein.
E. coli ist ein fakultativ pathogener Keim. Die Infektion führt nur bei gleichzeitigem Vorhandensein resistenzmindernder Faktoren zur Krankheit. Die wichtigsten dieser Faktoren sind bei Jungtieren: frühzeitige und massive Infektion aus dem Kot oder der Umgebung schon während der Geburt oder unmittelbar danach, zu niedrige oder fehlende Versorgung mit maternalen Antikörpern, Vitamin-(v.a. Vit. A) Mangel und schlechte Stall- und Fütterungshygiene, sowie Erkältung.
Auch die Veränderungen in der Lunge können zu einer Faktorenkrankheit gerechnet werden. Sie sind, laut Laborbefund, auf Pasteurella-ähnliche Keime zurückzuführen (Nähres lag bei Abgabe noch nicht vor). An der Enstehung der enzootischen Bronchopneumonie, auch Rindergrippe oder Shipping fever genannnt, sind sowohl mikrobielle Erreger als auch nichtmikrobielle Faktoren beteiligt. Neben bestimmten Virusarten (Reo-, Adeno-, Parainfluenza 3 und anderen) sind vor allem auch Pasteurella multocida und P. haemolytica für den Übergang der primären Virusinfektion in Krankheiten verantwortlich.
Der Verlauf ist perakut oder akut und meist seuchenhaft. Bereits 5 Tage nach diesem verstorbenem 8 Tage alten Kalb lag ein einige (ca. 8) Wochen altes Kälbchen mit noch schwereren Lungenveränderungen just aus diesem Betrieb auf dem Sektionstisch. Bei ihm hatte der Virus länger Zeit, sich auszubreiten und dementsprechend tiefgreifendere Schäden hervorzurufen.
Die Rindergrippe zeigt sich bei Jungkälbern im Alter von 4 bis 6 Wochen, die meistens aerogen vom Muttertier oder von erkrankten Kälbern durch Tröpfcheninfektion weitergegeben wird. In der Regel geht der Pasteurelleninfektion eine Virusinfektion voraus. Die Viren vermehren sich unter anderem in den Epithelzellen der oberen Atemwege und zerstören diese. Es kommt zur einer meist leichten katarrhalischen Entzündung der Schleimhaut des Respirationstraktes. Dies erleichtert nun den Pasteurellen das Eindringen in Schleimhaut oder Lungengewebe. Durch die Tätigkeit der Bakterien in der Lunge kommt es zur einer erhöhten Ansammlung von Blut und somit auch von Fibrinogen, welches zu Fibrin polymerisiert und eine Vernetzung hervorruft, so daß das Atmen erschwert wird. Husten tritt hinzu. So sind auch die gummiartigen Fibrinbeläge in der Speiseröhre zu erklären: das Kalb hustet Fibrin aus der Lunge hoch und schluckt es ab. Durch das Fibrin
kann es leicht, wie es auch hier der Fall war, zu Verklebungen der serösen Häute kommen: Herzbeutel mit der Lunge, Lunge mit dem Brustfell.
Ursachen für das Ausbrechen der Krankheit sind das Zusammenbringen vieler Tiere auf engem Raum (Crowding), Transport, Futterumstellung oder ungünstiges Klima.
Wegen der Komplexität der Erreger ist eine kausale Therapie oft unbefriedigend. Die Prognose ist besonders bei jungen Tieren meistens ungünstig.
Das Kalb ist am 08.11.1996 an den Folgen der Koliruhr verstorben. Eingehende und genauste Untersuchungen der an dem Krankheitsgeschehen beteiligten Viren und Bakterien würden dem Betrieb helfen, die Todesrate seiner Kälber zu senken. Z.B. durch Erstellen stalleigener Impfprogramme (v.a Impfen der Muttertiere vor der Geburt senkt die Erkrankungshäufigkeit der Kälber), Verbesserung der Futterkomponenten (Spurenelemente und Vitamine), Schaffung besserer Stall- und Geburtshygiene, Trennung kranker und gesunder Tiere, etc. p.p.. Da aber weitere Angaben zur Vorgeschichte fehlen, ist nicht bekannt, inwieweit bereits Schritte in Richtung Prophylaxe einleitet worden sind.